Trauma als Antreiber

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03.04.2023 23:24
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Zitat von Baffy5555 im Beitrag #33
vielleicht ist Trauma in jungen Jahren ein Antrieb, im Alter wohl eher lästig

nein, so habe ich das nicht gemeint.
Trauma ist die Motivation für ein sehr persönliches und spezielles Ziel, das erreicht werden will.
Dieses Ziel ist für jeden anders. Vielleicht sind es auch mehrere Ziele.
Wenn Trauma im Alter lästig wird, kann es dennoch sein, dass die Ziele erhalten bleiben, wenn mensch sein trauma losw*erden möchte.

Zitat von Baffy5555 im Beitrag #35
IBI hats geschrieben.
In jungen Jahren ist alles besser zu ertragen als im Alter


In jungen Jahren verkraftet der Organismus mehr als im Alter.
Weiss gar nicht mehr genau, wo ich das Bild mit den Schalen und Wippen beschrieben habe. Ich glaube schon weiter vorne in diesem Thread.

Ein Baby hat eine kleine Schale, die wachsen kann, wenn sie von aussen einen sicheren Halt vermittelt bekommt während die neugierigen Entdeckungsreisen Teil dessen sind. Selber etwas erleben dürfen und wenn es weniger gut verläuft, wissen, dass mir jemand Halt gibt, selbst wenn ich den Fehler selber korrigieren darf.
Die Schale vergrössert sich im Rahmen dieser Entwicklungsphasen.

Wenn es allerdings nicht so ideal verläuft mit den Menschen, die Halt geben können, dann kann die Schale sozusagen nicht mitwachsen. In einem gewissen Stadium verharrt die Grösse der Schale, weil das Trauma erstarrend wirkt.

Es geht so lange gut, wie die Schale nicht überläuft. Wenn sie beginnt vor lauter unangenehmen stressigen Ereignissen im Dauerlauf zu überlaufen, dann überlaufen die Emotionen, dann gelingt Erholung kaum noch und Dauerstress ist an der Tagesordnung bis hin zum Zusammenbruch. All diese Ereignisse finden in der relativ klein gebliebenen Schale keinen Platz - Messies fehlt oft der Platz. Dann bekommt jeder Trigger von Aussen die MACHT und das Nervensystem spult seine Notprogramme ab, die es in dieser Schale in "jungen" Jahren vorteilhaft nutzen konnte.
Diese Programme lassen sich nicht mal eben so verändern, sie sind dennoch nicht unveränderbar, auch wenn viele den Eindruck haben, es sei so.

Ja, die Schale kann vergrössert werden, indem die fehlenden "halt gebenden" und "halt bekommenden" Erfahrungen in Begleitung von gut regulierten und in sich ruhenden Menschen nachgeholt werden bis mensch selber in der Lage ist, sich den Halt zu geben, der ihm als Kind fehlte.

Dann wird es im Alter erträglicher bis hin zu entspannt angenehm.

Die Phasen zwischen einer kleinen Schale und der nächst grösseren Schale sind sehr chaotisch. Da können Sybille und ich einige "Lieder" zu trällern.


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01.05.2023 21:37
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@Gitta
Ich ziehe meine Antwort auf deine Philosophie-Fragen hierher.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Ich philosophiere mal wieder so vor mich hin, ob ich etwas machen darf, was (nur) mich glücklich macht? Ob ich überhaupt Dinge in meinem Leben so ausrichten darf, dass es hauptsächlich und in erster Linie (nur) mich glücklich macht?


Ich erlebe, dass die meisten ihr Leben in erster Linie an anderen und für andere ausrichten.
Mein Leben war lange so ausgerichtet....mich am Aussen orientieren und nur für andere da sein wollen.
Selten habe ich mich um mich gekümmert und hatte auch keine innere Erlaubnis dazu.
Es hat gedauert, bis ich mir die Erlaubnis geben konnte, mich um mich zu kümmern und jetzt bin ich in der vielleicht etwas narzisstisch angehauchten Phase, mich sehr um mich zu kümmern.
Ja, deine Fragen sind berechtigt und du darfst dir die Erlaubnis geben, dir Zeitinseln für dich zu schaffen und zu nehmen und dir angenehmes tun.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Aber bin ich für diese Leute verantwortlich, die ihr Fehlverhalten damit verteidigen, ihre Opfer wären selbst daran schuld?

Nein, bist du nicht.
Da Messies ihre Themen mit Grenzen haben, ist es oft so, dass wir mehr Verantwortung übernehmen als nötig. Diese Grenzen kennenlernen, finde ich nicht ganz einfach.
Da bin ich immer wieder dran.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Habe ich denn alles getan, damit ich es verdient hätte, mich nun mal zurückzulehnen und mein Glück in den Vordergrund zu stellen?

Ebenfalls eine Frage, die zeigt, dass Grenzen fehlen.
Was braucht es, um etwas zu verdienen?
Leistung?
Bedingungslosigkeit?
Ich kenne die Antwort auf die Frage ebenfalls nicht, weiss aber, dass ich oft weit mehr mache und an einem Thema dran bleibe, während andere schon lange akzeptieren, dass sie etwas nicht leisten mögen oder zu etwas nicht fähig sind.
Ich kann dir die Frage nicht beantworten und ich vermute, die Antwort ist nicht kognitiv, sondern befindet sich irgendwo auf der Körperebene.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Ich habe nur einen Job, zahle meine Steuern und unterstütze Sozialprojekte hier oder in der dritten Welt mit Spenden. Mehr geht nicht.

Dann machst du mehr als ich.....ich spende in der Regel nicht.
Wer sagt, dass mehr nötig wäre.
Die Grenze bestimmst du, denn sie hat mit Freiwilligkeit zu tun.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Mir fehlen sowohl die Zeit und Energie als auch die Ideen, wie ich mich in einen motivierteren, energiegeladeneren Zustand versetzen könnte, um etwas Größeres zu stemmen.

Du hast aus welchen Gründen auch immer einen sehr vollen Haushalt, der viel von dir fordert.
Und die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass dir als Kind entsprechend schlimmes geschehen ist.
Hat ein Kind derartig schlimme Ereignisse verdient?
Und die aus den alten Fehlern resultierenden Konsequenzen, nehmen die Verantwortlichen dir nicht ab.
Damit musst du umgehen.
Mich beschäftigt dieses Fehler- Schuld-Verantwortungs-Gefüge sehr. Was ich brauche, neben dem Fakt, dass ich nicht verantwortlich für die Fehler war und dennoch einen Teil (unwissentlich) als Reaktion in mein Leben gekommen ist, weiss nicht (noch) nicht.
Diese Traumaenergien sind noch nicht integriert oder geerdet.
Was ich weiss: die Chancen sind hoch, dass hier ein transgenarationales Gefüge aktiv ist.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Das Einzige, was ich bisher an mir beobachten konnte, ist, dass ich durch mehr auf mich achtgeben auch etwas mehr Energie habe. Also durch bewusstes Nichtstun oder etwas nur für mich tun.

Klingt eigenartig, doch im Nichtstun oder für dich Gutes tun, tust du mehr als du ahnst.
Denn wenn du mehr Energie hast, kannst du anderen wieder mehr zur Verfügung stehen.
Burnoutprävention ist durchaus erlaubt.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Das entspannt und gibt somit etwas mehr Energie frei, die man sonst mit Sorgen und Vermutungen verdenkt. Oder sich mit Ängsten beschäftigt und Rechtfertigungen ausdenkt. Somit ein kleiner Erfolg.

ich würde sagen: Ein grosser Erfolg, wenn du die gewonnen Energie in andere Richtungen als Ängste und Sorgen lenken kannst.
Vielleicht fällt das Aufräumen leichter seitdem.

Ich erlaube dir, dir ohne schlechtes Gewissen die Erlaubnis zu geben, dir angenehme Pausen mit Nichtstun, Spazieren gehen, Freunde treffen oder was auch immer zu gönnen und zu geniessen.
Dir selber die Erlaubnis geben zu dürfen, hat mit Selbstermächtigung zu tun.


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04.05.2023 12:09
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Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Ich werde wohl noch etwas mehr in mich gehen müssen, um der Ursache auf den Grund zu gehen, warum ich so denke.

Nein, das brauchst du nicht @Gitta .
Klingt ungewohnt, doch die Suche nach dem Grund oder der Ursache ist zweitrangig.
Sie kann helfen, weil die Bewusstheit zu etwas unterstützen kann, um es verändern zu können.
Die Alternative: Du beobachtest, WIE du zu diesen Gedanken kommst, welches die Auslöser sind unabhängig von der möglichen Ursache.

Ich habe lange nach ursächlichen Ereignissen gesucht, doch am Ende haben mir die wenigsten geholfen, weil mir MEINE persönlichen Handlungskonsequenzen, auf die ich durch das Ereignis zu meinem Schutz reagiert und verinnerlicht habe, wenig bewusst sind und waren.

In dich gehen, finde ich gut. Den Blickwinkel, mit dem du in dich gehst, kannst du erweitern, verändern.


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04.05.2023 21:14
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@IBI
Ja, danke, ich meine auch eigentlich beides mit Ursache. So in dem Sinne, was steckt dahinter. Welche Angst oder welche Sorge habe ich dabei? Was male ich mir hier unbewusst aus, so dass ich davor zurückschrecke? Ein paar Ansätze oder Erklärungsversuche hatte ich ja aufgeführt. Und eure Antworten zeigen mir, dass sie so richtig vernünftig nicht sind.


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05.05.2023 08:59
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Gitta,
die Ängste identifizieren ist wichtig, sofern du die Portion Energie, die mit der Angst verbunden ist, zu (er-)tragen vermagst.
Wenn du es nicht kannst, wirst du intuitiv in die Vermeidung gehen. Voll in Ordnung. Kein Grund zu Vorwürfen gegen dich.
Ich habe Unterstützung benötigt, um mich an die Grenze des Erträglichen zu begeben und konnte es nicht alleine. Die Co-Regulation war wichtig.

Was ich früher ausser Acht gelassen habe, mich aus heutiger Sicht weiter bringt: Wie reagiert mein Körper, wenn ich Angst habe? Wie reagiert mein Körper, wenn ich mich wehre und verteidige gehen Angst? Wie reagiert mein Körper, wenn ich weglaufen will?
Welche Muskeln sind beteiligt?
Mit extrem langsamen Bewegungen (Slow Motion) kann ich die ein oder andere Reaktion auf die o.g. Fragen entdecken.

Mein Trauma ist sehr mit Emotionen verbunden, weswegen es für mich eine Herausforderung ist. Und jede Emotion, die für mich überwältigend wirken könnte, davor schützt mein Nervensystem mich und "blendet" intuitiv aus, was dahinter auftauchen könnte.
Ich lerne immer mehr, dass in Ordnung zu finden, wenn ich mit mir alleine bin und mitzubekommen, wann mein Körper mir bestimmte "Themen" verwehrt. Ich vermag sie wahrscheinlich nicht zu (er-)tragen.
Das merke ich und das nehme ich mit und bearbeite es mit einer Begleitperson.

Abgesehen davon merke ich, an welchen Stellen mein Körper Nachholbedarf hat, bestimmte Muskeln zu entwickeln. Sportprogramm der anderen Art. Da brauche ich Geduld und immer wieder kurze Momente, in denen ich diese Muskelgruppen trainiere. 30 - 90 Sekunden mehrmals am Tag.

Den Frust der Anstrengung und des Versagens wieder und wieder aufbauen, indem ich lang andauernde Trainingseinheiten mache, ist für mich mit Emotion verbunden. Da gehe ich derzeit aktiv in die Vermeidung. Oft gelingt es nicht, weil manche Aufgabe relativ lang dauert und mich zur Verzweiflung und in den Frust trägt.....so kreisen die Traumatrigger um mich herum. Die einen vermag ich kontrollieren, die anderen (leider noch) nicht.

Was seine eigene Zeit benötigte: zu lernen, die Trigger benennen zu können.
Viele meiner alten Trigger kann ich nicht bezeichnen, denn sie sind in frühen Stadien entstanden als ich noch nicht sprechen konnte. Sprache ohne Worte...
ich merke oft, dass ich für vieles keine Worte habe, weil sie mir nicht beigebracht worden sind.
Ich weiss meine "Mangelerfahrungen" mehrheitlich zu benennen, manchmal auch die Sehnsucht nach dem, was ich stattdessen gerne gehabt hätte und dann gibt es Wortbeschreibungen, die zwischen dem Mangel und der Sehnsucht liegen, die mir fehlen.
Ich werde sie nicht alleine finden....dabei benötige ich Menschen, die mir Angebote für Begriffe machen, die stimmig für mich sind.


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