Gefühlschaos, Muster, Trigger und (zu-/ein-) ordnende Aspekte

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07.01.2024 11:11
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#201
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Gitta, ich nehme einige Auszüge aus deinem Thread hierher.
Welches Buch über Trauma liest du?

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Erwähnenswert finde ich, dass so zur Einleitung gesagt wird, dass sich schlechte Gewohnheiten, die mit einem Trauma zusammenhängen, mit der üblichen Methode, es einfach hundert mal anders einzuüben, nicht abstellen lassen.

Ja, das ist auch mein Erleben, drum habe ich aufgehört, diese Vorgehensweisen klassisch zu verfolgen.
Wir überfordern mit jedem Augenblick dabei unser Nervensystem und bemerken es nicht einmal, weil wir in einer Dauerüberforderungsschleife stecken. Unser Nervensystem macht zu und dicht und lässt sich auf nichts NEUES ein, sobald wir es überfordern....

Ich habe gerade ein Buch über den Vagus Nerv gelesen, in dem es dargestellt wird als TEIL der Biologie des Nervensystems.

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Inklusive, dass ich mich seit Jahrzehnten trotzt Unwillens fünf Tage die Woche aus dem Bett quäle. Also an der Übung kann es nicht liegen.

Der UNWILLEN überfordert dein Nervensystem.....die Frage ist, wie kannst du nach und nach kleine NEUE Elemente willig und freudig in diese extrem grosse UNWiLLENSmodell einbringen?

Zitat von Gitta im Beitrag #200
ist Disziplin immer dann nötig, wenn wir zu etwas keine Lust haben.

Deswegen funktioniert es mit Disziplin bei den wenigsten von uns.....unser Nervensystem reagiert auf diese überforderung des Unwillens...
...wenn wir also die Disziplin nutzen wollen, dann so, dass wir darin etwas freudiges und spielerisches einladen, um unserem NERVENSYSTEM einen riesigen Gefallen zu erweisen.

Vielleicht gehört dazu, dass wir uns die Definition klassischer Begriffe für eine Weile so "zurechtbiegen oder rücken", dass wir sie benutzen können, indem wir dem Begriff die enthaltene "UNLUST" wegnehmen und durch etwas "lustvolles" ersetzen.

Wir können aufhören, das Wort zu verwenden und uns andere Begrifflichkeiten ausdenken, die uns vermitteln, dass es eine "Lustvolle Disziplin" geben kann....ich habe gerade keine Idee, was ein neuer Begriff sein könnte, den wir nach und nach in die Sprache integrieren können.....


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07.01.2024 17:32
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Zitat von IBI im Beitrag #201
Der UNWILLEN überfordert dein Nervensystem.....die Frage ist, wie kannst du nach und nach kleine NEUE Elemente willig und freudig in diese extrem grosse UNWiLLENSmodell einbringen?

Ich würde es nun nicht extrem groß nennen. Es war im Laufe der Zeit mal größer und mal kleiner. Auch mal extrem groß. Ich bringe eigentlich immer mal wieder neue Ideen oder Elemente ein. Aber das hat noch nicht zum Durchbruch geführt.

Heute Morgen habe ich gemerkt, was mir wieder für schlechte Gedanken dann so durch den Kopf gehen. Es waren Gedanken an Fehler. Aber bei näherem Hinsehen waren es eigentlich keine Fehler meinerseits, sondern Kritik von anderen an mir. Also aus deren Sicht war etwas an mir fehlerhaft.

Nur, wenn jemand nicht einverstanden mit mir und meinen Werten und meinem Verhalten ist, und das aus seiner/ihrer Sicht als fehlerhaft bezeichnet, heißt das ja noch lange nicht, das es tatsächlich so ist. Deren Werte oder Ansinnen mögen ganz anders sein, oder sie haben einfach egoistische Forderungen, denen ich gar nicht nachkommen will. Oder, oder, …

Vielleicht verbessert diese Einsicht das Problem schon ein Schrittchen.


Zitat
...wenn wir also die Disziplin nutzen wollen, dann so, dass wir darin etwas freudiges und spielerisches einladen


Nun ja, mir liegt es irgendwie näher, die Disziplin in ihrer Bedeutung so zu belassen. Und sonst zu versuchen, mehr Spaß an Tätigkeiten zu finden oder zu haben. Also am Putzen zum Beispiel. Aber das kann jede so auslegen, wie sie will.


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07.01.2024 18:35 (zuletzt bearbeitet: 07.01.2024 18:42)
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Danke für deine PN zum Buchtitel.
Ja, das Buch habe ich letztes Jahr gelesen und ich habe den Newsletter abonniert, um ab und an die ein oder andere Podcastfolge zu hören.
Sehr vieles probiert VK zu differenzieren und das hilft ungemein, wie ich finde.

Dir gelingt es kleine Veränderungen und neue Elemente in etwas vorhandenes einzubringen. Gratuliere.
Bemerkst und spürst du in deinem Inneren, was diese "Neuerungen" in dir bewirken?

Ich bin mir nicht sicher, wie häufig du ab und an so etwas wie einen Body-Scan machst oder dich anders spüren kannst, doch diese Elemente mit einzubeziehen, haben bei mir den WIRKSAMEN Unterschied geschaffen....und dabei auf Personen mit Nervensystemen zu treffen, die sehr viel regulierter waren als ich, um all das "unregulierte" nachholen zu lernen, um mich selber besser regulieren zu lernen.

Wie kann ich mich "empathisch" entwickeln, wenn die Selbst-Regulation und die Selbst-Empathie einen "Total-Ausfall" in den ersten Lebensmonaten erleiden??? Und sich die Eltern über ein DAUER-SCHREIENDES KIND nerven, weil es genau das nicht bekommt, was es als Basisbedürfnis braucht???

Wenn Kinder keine Bezugspersonen mit einem regulierten Nervensystem hatten, führt es bei den Kindern zu extrem grossen Schwierigkeiten, denn sie verlieren die Möglichkeiten zu lernen, sich selbst zu trösten und sich selbst zu beruhigen.....

Ich vermute, dass viele Messies auf extrem unregulierte Nervensysteme gestossen sind als auf regulierte, daher bleibe ich dabei, dass wir alle Begleitpersonen benötigen, die EXTREM gut reguliert sind und wissen, dass wir die Co-Regulation benötigen....
Ich gebe zu, es ist nicht einfach, diese Menschen im Therapeuten-Umfeld zu finden, denn viele Therapeuten sind sich über diese Wichtigkeit nicht bewusst.

Ja, du kannst den Begriff der Disziplin belassen wie er ist, Gitta.
Erlaube dir einfach undiszipliniert deine neuen Elemente zu testen.
Auf die Aussagen anderer hast du wenig Einfluss, klar triggert dich das, wenn Menschen dir mitteilen: es sei falsch, was du machst.....dummerweise haben dir in deiner Kindheit einige Menschen auch einiges "falsch" vorgelebt bzw. sie wussten nicht, wie überlebenswichtig es für Säuglinge und Kleinkinder es ist, auf ein reguliertes Nervensystem zu treffen....ihre eigene Nervensysteme wurden nicht reguliert....

...da vermutlich von vielen hier, die Eltern die Kriege erlebt haben oder in den Kriegsjahren geboren wurden, konnten viele unter den extremen lebensbedrohlichen Umständen nicht lernen, wie mensch sich reguliert, sich tröstet und sich beruhigen kann und das hat sich transgenerational weiter gezogen.....

Tut mir leid, wenn die schlechten Nachrichten sind wie sie sind....und es muss nicht auf jeden hier zutreffen, dass es die Kriegsumstände waren, die zu den "unregulierten" Situationen geführt haben.
Jeder hier kann für sich selbst verantwortlich sorgen und sich probieren, eine Hilfe in Form von regulierten Menschen, zu organisieren....und diese Personen werden tendenziell selten von den Krankenkassen finanziert, weil diese Systeme in dieser Hinsicht, weit hinter dem "Mond" agieren aus meiner Sicht und das Krankenkassensystem als solches bereits recht unreguliert ist.

Solange ich ein unreguliertes Nervensystem habe, fällt es mir schwer, die Aussage: Du bist o.k. wie du bist, anzunehmen.
Seitdem ich die wichtige Co-Regulation intensiv nachhole, gelingt es mir besser, die Aussage anzunehmen....ich bin o.k, wie ich bin....(und weiss, dass es noch ein paar unregulierte Anteile gibt, die noch Nachholbedarf haben)


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07.01.2024 21:43
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Nun, bei mir ist es eher so, dass mir wohlwollende Menschen sagen, ich solle weniger zurückhaltend sein und nicht so vorsichtig bedacht auf die Meinung anderer Menschen. Also die Therapeuten sagen das auch.

Und darum geht es ja schlussendlich. Selbstbewusst das machen und sagen, was man selbst (fachlich, moralisch, ethisch, politisch) für richtig hält. Und sich eben nicht von irgendwelchen Unken, Kritikastern oder Neidern Zweifel sähen und Angst machen lassen.

Ich bin eben so erzogen worden, dass alles an mir falsch wäre und ich ständig meine Eltern um Rat, Anweisung oder Segen bitten sollte, bevor ich auch nur einen Finger krumm mache. Denn sonst würde ich unweigerlich untergehen.

Und ehrlich, IBI, manchen Leuten passe ich nicht in den Kram, weil sie neidisch sind (auf was auch immer), selbst verunsichert oder ihnen meine Ausdrucksweise nicht gefällt. Oder sie haben einen anderen Hintergrund, andere Interessen, usw. Und wollen oder können nicht angepasst reagieren.
Anna hat das ja auch mal geschrieben. Wenn jemand nie etwas anderes als Hinter-Feldbach kennengelernt hat, dann hat er/sie einen anderen Blick auf die Welt als jemand, der schon an verschiedenen Orten gelebt hat. Es mag ja sein, dass in Hinter-Feldbach alle wissen, dass ein rotes Auto die Bedeutung X hat, aber sonst eben niemand auf der Welt. So kommt es eben zu Missverständnissen, die der Fremde aber keine Chance hat, zu vermeiden.

Und das kann man auch auf andere Hintergründe übertragen.


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08.01.2024 09:09
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Zitat von Gitta im Beitrag #204
Ich bin eben so erzogen worden, dass alles an mir falsch wäre und ich ständig meine Eltern um Rat, Anweisung oder Segen bitten sollte, bevor ich auch nur einen Finger krumm mache. Denn sonst würde ich unweigerlich untergehen.

Gitta, eine sehr unregulierte Version deiner Eltern, die ihrer Tochter nicht dazu erzogen haben, sich etwas zutrauen zu dürfen...

nun bis du altersmässig erwachsen und darfst dir die Erlaubnis geben, dir etwas zuzutrauen und auch andere Orte kennen lernen, indem du "Hinter-Feldbach" verlässt.
Ja, ich weiss, leichter geschrieben als umgesetzt. Auch mir fehlt häufig die innere eigene Erlaubnis für vieles, bei dem ich durchs Aussen sehr verunsichert werde, was nun stimmig ist oder nicht und ich deswegen vieles nicht ausprobiere, doch jeder der mir etwas zutraut, hilft mir einen Schritt weiter.
Die Unsicherheit rührt aus der frühen Unreguliertheit meines Nervensystems, daher bin ich im "Daueralarmzustand = Dauerstress", statt auch mal relaxed sein zu können.
Das bessert sich in den letzten Wochen....ich bin inzwischen zeitweise trotz stressigen Momenten eher relaxed.
Erstaunlicherweise zeigen sich unerwartet bestimmte Grenzen, die ich definieren kann, was ich mir bisher nicht gestattet habe, weil mich diese Grenzen gleichzeitig in einen Zwangsmodus versetzt hatten, den ich natürlich vermeiden und nicht spüren wollte und verdrängt habe.
Allmählich komme ich dazu, PUNKTE und PAUSEN einzubringen, die ich mir häufig nicht gönnen konnte.


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