Die tüchtige Hausfrau

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06.10.2024 18:52 (zuletzt bearbeitet: 06.10.2024 18:53)
#11
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Lese-Bücher -Messie

Schon meine Urgroßeltern hatten in ihrer recht kleinen Wohnstube eine Wand voller Bücher. Bei meinen Großeltern gab es schon zwei Wände voller Bücher und bei meinen Eltern gab es ein großes Zimmer Bücher (quasi wie eine Bibliothek - wir lebten in einer großen Altbauwohnung).

Nur meine eine Oma die schlug etwas aus der Art. Sie las keine Bücher, sondern - meine Eltern nannten es - "Schundromane". Bei ihr gab es Kartons voller Arztromane, Hedwig-Courts-Mahler, Gaslichtromane, "Die rote Laterne.." (und auf ihrem Dachboden: alle Nesthäkchen- und Pucki-Bände, aber das ist eine andere Geschichte...nur so viel, diese landeten auch später in meinen Bücherschränken).

Natürlich war es mir, als ein nach antroposophischen Richtlinien erzogenen Kind, strengstens verboten "Schundromane" zu lesen. Bei meinen Eltern aus den Bücherschränken dürfte ich alles lesen, so ab 10 Jahren. Ich habe schon mit 5 mir das Lesen selbst beigebracht vor der Schule. Sie konnten das sowieso nicht verhindern, dass ich mich in ihrem Bücherschrank bediente. Aber sie hatten ihrer Meinung auch nur hochwertige Litertur.

Aber natürlich alles was verboten ist/war zog/zieht mich immer magisch an.

Ich las sie heimlich bei Oma, Schundromane. Besonders liebte ich die Gaslicht-Romane. Auch wenn sie zu Besuch bei uns war, wusste ich, wo in ihrer Nachttischschublade sich die verbotenen Heftchen befanden.

Natürlich wurde ich erwischt irgendwann. Es gab Schimpfe und eine Woche keine Süssigkeiten. (Wir bekamen rationiert jeden Tag ein paar Gummibären o.a. Schokolade mochte ich damals wie heute nicht). Aber ich wollte auf mein Vergnügen ab und an einmal einen "Schundroman" zu lesen nicht verzichten. Also, setzte ich mich eines Nachmittags, als meine Mutter an einem Teppich knüpfte (bei uns gab' es in der Bibliothek einen großen Tisch, wo immer ein Puzzle, Malen nach Zahlen oder ein Teppich zum knüpfen lag und jeder der grade Zeit hatte, machte weiter daran. Zur Entspannung). Ich las ihr einen Gaslicht-Roman vor mit den Argumenten, dass in diesem Heftchen nicht "Schlimmeres" stand als in einem Wilkie Collins oder Daphne de Maurier Roman.

Damit überzeugte ich sie. Fortan dürfte ich Gaslichts und Hedwig-Courts-Mahler lesen. "Die roten Laternen" aber nicht.

Als meine Oma gestorben war, schmiss meine Mutter die Kartons mit den "Schundromanen" nicht weg. Und als ihr Haushalt aufgelöst wurde, landeten sie wo? Natürlich bei mir.

Ja, und jetzt heute lese ich ab und zu mit großem Vergnügen so ein Heftchen. Besonders die Rote Laternen (Pretty Woman absolut Old School), die hatte Oma ja dann immer weg geschlossen. Ich weiss nicht, ob ich sie jemals entsorgen werde.

Auch wenn es E-Reader gibt, so ein richtiges Buch zu lesen bringt mir ein bisschen mehr Genuss. Letztens muss ich gestehen, habe ich einen Judith Lennox Roman (Ein Tag im Winter, den kannte ich noch nicht) doch aus dem Bücherschrank bei meiner Entsorgung mitgenommen und den geniesse ich momentan.

Letztens schrieb @Anna1111 das Bücher, ihre Freunde sind. Meine sind das auch, meine besten Freunde. Ich lebe in den Geschichten und beschäftige mich gedanklich damit und kann mich auch wie @Ricca freuen, wenn eine Freundin von Wallander ihre Wohnung aufgeräumt hat.

So...Sonntag 19.00 Uhr....jetzt geht's an meinen "straffen To-do-Plan", Putzen, in 2 Stunden dürfte ich fertig sein.

Achja RS-Feed-Zeitungs-Reaktionen:

🥱🥱🥱🙉🤣🎅👎👎😡🤪


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06.10.2024 20:59 (zuletzt bearbeitet: 06.10.2024 21:00)
avatar  Rica
#12
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Schöne biografische Lesegeschichte.♡♡♡

Ich durfte auch alles aus dem Bücherschrank der Eltern lesen. Inklusive der beiden pornografischen Romane "Fanny Hill" und "King Ping Meh". Letztere waren der Form halber ganz oben hinten im Regal und wurden von allen Beteiligten nur heimlich gelesen.

An Heftchenromane kam ich als Kind in den österreichischen Fremdenpensionen, in denen wir während der Skiurlaube wohnten: Schubladen voller Bergromane und die von dir genannten Serien.

Lesen habe ich mir zwar nicht selbst beigebracht. Doch ich konnte und tat es nach wenigen Wochen Grundschule, und habe nie wieder damit aufgehört.


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06.10.2024 22:10 (zuletzt bearbeitet: 06.10.2024 22:13)
#13
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@Ricca

Ja, die Kartons mit den Heften waren in einer der Kommodenschubladen, die ich gestern aufgeräumt habe. Die Schublade ist durch die Last kaputt gegangen ist. Eigentlich bräuchte ich eine neue Kommode, aber lohnt sich nicht mehr. Leichte Sachen gehen ja noch.

Auf jeden Fall kann ich die Heftchen noch nicht verkaufen oder weg geben, da schmöker ich noch in den nächsten Jahren drin. Momentan stehen sie oben auf dem stabilen Schrank im Flur, wobei ich sie in dekorative Kartons von einem schwedischen Möbelhaus umgeschichtet habe. Das gefällt mir so erst einmal gut.


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07.10.2024 15:31
#14
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Das gehört mit hierher, um darzustellen, dass ICH die heutigen Diagnosen über Messietum nicht akzeptiere und MIR nicht zuschreibe und letztendlich auch anderen so nicht begegne, die sich als Messie wahrnehmen.

Zitat von charlotta im Beitrag Du bist Messie, wenn ... :)
Ansonsten bin ich hier wohl eine "Foren-Oma" (also, älter als die meisten Teilnehmer ), und mein Ansatz, was Messie sein bedeutet, ist ein anderer als von den jüngeren "Messies". Ich habe gelernt, dass Messie-Sein mit Alkoholismus vergleichbar ist. Oder mit einer Suchterkrankung. Also, einmal Messie, immer Messie.

Wenn meine Bude aufgeräumt ist, bin ich ein "trockener Messie". Das kann wieder kippen, wie ich es selbst erlebe, wenn traumatische Ereignisse in meinem Leben passieren.

Von daher, sehe ich das nicht so, wie Du, dass ich irgendwann selbst in einem "Zustand" bin, der normal ist. Mein Verhalten sicherlich und meine Bude auch. Aber ich bin trotzdem weiterhin Messie, weil es, davon bin ich mittlerweile überzeugt, ein gehirnorganisches Phänomen ist, deren Auswirkungen auf mein Leben, vielleicht Therapie helfen kann. Aber an der Gehirnkonstallaltion eher nicht.

Messie sein, heisst jeden Tag harte Arbeit in Achtsamkeit sein. Jeden Tag auf's Neue. Genau, wie ein Alkoholiker oder sonstwie Suchtkranker jeden Tag wieder rückfällig werden kann.

Und zu dieser Gruppe Menschen gehöre ich dazu, ob ich es will oder nicht.

Darum bin ich in diesem Forum.


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07.10.2024 19:39
#15
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@IBI

Ich erlaube es mir Dich hierher aus Goofys Thread holen. Weil es wohl ein ernsteres Thema ist.

Zitat von IBI im Beitrag Du bist Messie, wenn ... :)
Jeder Normalo, der sagt: diese kleinen Fehler passieren jedem und sind nichts besonderes in Bezug auf ein Messieverhalten, kann den Stressunterschied nicht nachvollziehen.
Du bist diejenige, die sich für einen harmlosen Fehler abertausende Vorwürfe innerlich macht und damit deinen Stresspegel erhöhst....wieso sollte ein Normalo dieses Folgeverhalten für einen "das kommt vor-Fehler" verstehen...

Ich hätte das Argument vor Jahren nicht hervorbringen können, weil mir damals die WORTE für Stress im Hals stecken geblieben sind, weil ich meinen EXTREMEN Stresspegel für normal hielt und nicht verstand, wieso andere damit "kein" Problem haben.


Ja, das verstehe ich. Das ist dann auch nicht lustig.

Mir war es von Kindheit an bewusst - auch durch die Reaktionen meiner Umwelt, die über meine Schusseligkeit lachten - dass viele Dinge für mich schwieriger waren, als für andere Kinder. Irgendwie habe ich mich damit arrangiert. Die Rolle des Clowns kann/konnte ich gut.

Tut mir leid, dass ich Deinen Beitrag missverstanden habe und davon ausgegangen bin, dass Du mich ausschliessen wolltest.

Das mit den Selbstvorwürfen tut nicht gut und erhöht den Stresspegel, da gebe ich Dir recht.

Ich mache mir nicht direkt Selbstvorwürfe, sondern ärgere mich darüber, dass ich durch solche Sachen meinen Tagesplan nicht einhalten kann oder sich alles verspätet. Die Lösung ist es, besser immer Zeit mit einzuplanen für Schusseligkeiten. Aber das vergesse ich oft.


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