Haushaltsplan Nummer...

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06.07.2024 16:49
avatar  Sybille
#201
Sy

Zitat von IBI im Beitrag #200

Ich vermute, die innere Haltung, mit der du die Frage stellst und wie du sie formulierst, trägt dazu bei, dass du im "richtig und falsch" Modus anstelle vom stimmig/angenehm bzw. unangenehm Modus verweilst. Du versuchst die Antwort auf diese Frage gedanklich zu lösen, doch sie will vom Körper von unten nach oben her gelöst werden...


Ich hingegen vermute, dass ich ne Überdosis von diesen "Wir müssen es nur hübsch formulieren schon passt es" Ansätzen hatte. Wenn's durch schöne Reden zu lösen wäre, wäre ich der stabilste Mensch dieser Welt, DAVON bin ich so dermaßen überzeugt.

Fakt:
Ich glaube da ist was grundsätzliches nicht in Ordnung, was von schönen Reden, Synonymen und politisch-korrekten Formulierungen auch nicht besser wird. Und deshalb hab ich irgendwann die Freude an diesen ganzen Phrasen verloren. Ich stelle nicht in Abrede, dass es Menschen gibt, denen diese schönen Formulierungen helfen. Allerdings bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass *ich* da nicht zugehöre. (Das Patenkind meiner Freundin hat das Down-Syndrom. Ich bin *gerne* bereit nicht "F*** ist behindert" zu sagen, wenn sich die Eltern davon besser fühlen. Gar kein Problem, sag ich nie wieder , fest versprochen. Aber ob ich das nun *sage* oder *nicht-sage*. Dieses Kind hat besondere Bedürfnisse, besondere Probleme und benötigt besondere Unterstützung. Und nur weil ich das Wort "behindert" nicht verwende, ist KEIN EINZIGES dieser speziellen Probleme gelöst. Wäre es MEIN Kind. Ich denke, ich liefe herum und sagte "F*** ist behindert, wie können wir ihm helfen, was gibt es für Angebote, was können Sie tun?" statt "Sagen Sie nicht 'behindert' zu meinem Sohn". Mir doch ***egal, was die Formulierung ist, kann jemand helfen oder nicht???)

Wer hat Game of Thrones gesehen? "I am Not a cripple" "Then I am not a dwarf" Ob man nun "Krüppel " "Zwerg" oder sonstwas sagen darf oder nicht. Davon dass man solche Worte nicht verwendet , wird der eine nicht laufen und der andere nicht wachsen. So sieht's aus.

Und davon, dass ich mir die Erlaubnis gebe etwas zu empfinden, was ich nicht empfinde, werde ich es nicht empfinden. Ich wünschte es wäre anders und ich habe es wirklich versucht. Es hat nicht funktioniert.

Da ist was kaputt und solange ich dafür keine Lösung finde, werde ich so empfinden. Mit oder ohne Erlaubnis dazu.


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06.07.2024 17:57
avatar  IBI
#202
IB
IBI

Zitat von Sybille im Beitrag #201
Und davon, dass ich mir die Erlaubnis gebe etwas zu empfinden, was ich nicht empfinde, werde ich es nicht empfinden.

Ui, diese Aussage versteht mein Kopf nicht, sondern verwirrt mich.
Wie geht das: empfinden können, nichts zu empfinden?

Was ich bemerken kann, dass ich einiges empfinde. Manche Empfindungen, wie andere Menschen mir ihre persönlichen Empfindungen schildern, kann ich nicht auf diese Weise empfinden. Ich merke, dass ich es nicht kann, weil die Empfindung bei mir fehlt.
Wenn mir jemand beschreibt, mein Gesicht sieht ruhig und entspannt aus, höre ich die Beschreibung, bin leider nicht in der LAGE die beschriebene Entspannung bei mir im Gesicht zu spüren und empfinden.
Mich stresst es, wenn meinem Körper etwas gelingt, das ich nicht in der LAGE zu spüren und empfinden bin, weil ich es nicht kann.

Empfinden können, das ich nichts empfinde, so würde ich diese Erfahrungen nicht beschreiben.

Meinst du, Erfahrungen dieser Art mit deiner verwirrenden Beschreibung?

Manchmal hilft mir der Umweg über ein Foto oder ein Spiegel. Ich lassen den entspannten, weichen Gesichtsausdruck fotografieren bzw. sehe ihn mir im Spiegel an, dann empfinde/spüre ich das beschriebene zwar immer noch nicht, aber der Stress in mir beruhigt sich trotzdem bei dem Anblick von aussen - durch den Spiegel oder das Foto.


Es gibt Stellen im Körper, die nehme ich sehr gut wahr - meistens die schmerzbelasteten und andere in denen sich in mir wenig bis nichts bewegt, die still sind. Das kommt mir wie nichts vor. Emotionen kann ich daraus oft nicht eindeutig ableiteten. Es entstehen manchmal Vermutungen, Deutungen in mir, selten klare Worte, weil ich eben diese "Sprache" nicht gescheit gelernt hatte.
HEUTE frage ich mich, ob ich vielleicht auf diese WEISE das Gefühl der inneren LEERE beschreibe.

Zitat von Sybille im Beitrag #201
Ich wünschte es wäre anders und ich habe es wirklich versucht. Es hat nicht funktioniert.


Das glaube ich dir Sybille. Ich versuchte es auch sehr lang und oft und habe immer wieder das Gefühl...es funktioniert nicht. Seitdem ich die ein oder andere Co-Regulation erhalte (persönliche Begegnung), funktioniert das ein oder andere besser und anderes leider nicht, obwohl es nach soooo viel Bemühung theoretisch lange hätte funktionieren dürfen und praktisch ist es noch nicht der Fall....

Mir fällt ein Beispiel ein: Jemand hat mich vor 10 Jahren hypnotisiert und mir geholfen ein inneres Bild meiner Wohlfühlinsel zu erschaffen, die ich körperlich mit einer Handgeste verbunden hatte. Trainiere das Bild und die Geste und im Stress wirst du dich beruhigen können, indem du die Geste auslöst, war die Aussage und ich habe sehr viel trainiert und trainiere es immer noch.
Hat nicht auf die beschriebene Weise funktioniert.

Dennoch hat etwas funktioniert. Als ich im Stress war, hat mein Nervensystem die GESTE mich unbewusst machen lassen, leider fehlte das beruhigende Bild dazu. Das ist ein Teil, der bei mir sehr häufig fehlt....Ein Bild zu dem, was ich fühle. Ich hatte etwas positives durch regelmässiges Training verkörpert, während es gleichzeitig unvollständig (=kaputt) geblieben ist. (Ergebnis: funktioniert nicht, unvollständig, "kaputt")
Ich nehme an, dass mein Hirn diesen Teil nicht gescheit verbinden konnte/kann. Inzwischen klappt es in seltenen Fällen, die ich gerne feiere, weil sie zeigen, das die Neuroplastizität gegeben ist. Wie geschrieben, bei mir äussert sich diese Hirnveränderungen mit Kopfschmerz, was nicht bedeutet, das es bei dir genauso sein wird.

Zitat von Sybille im Beitrag #201
Da ist was kaputt und solange ich dafür keine Lösung finde, werde ich so empfinden. Mit oder ohne Erlaubnis dazu.

Ja, kaputt. Erlaubst du dir zu glauben, dass das kaputte repariert werden kann? (Lösung)
Ja, kaputt. Verbietest du dir mit aller Macht an die Möglichkeit zu glauben, dass das kaputte wieder mit "Sybille-eigenem-Spezialleim" geklebt werden kann? (keine Lösung)
Mag sein, dass jemand helfen dürfte, die ein oder andere Scherbe (sofern ein Stück "kaputt" in deinem Bild eine Scherbe wäre) zu halten, damit der "Sybille-eigener-Spezialkleber" haften bleibt und die Verbindung wieder hergestellt werden könnte.
Ja, kaputt. Verbietest du dir zu glauben, dass es kaputt bleiben wird? (keine Lösung)
Ja, kaputt. Erlaubst du dir zu glauben, dass es kaputt bleiben wird? (keine Lösung)
Ja, kaputt. Verbietest du dir zu glauben, dass du eine Lösung finden kannst?
Ja, kaputt. Erlaubst du dir zu glauben, dass du eine Lösung finden kannst?

Was geschähe mit dem Kaputten, gäbe es eine Lösung dafür, Sybille?

Ich wette, ich habe eine Möglichkeit vergessen zu erwähnen, die GENAU für dich so ist wie sie ist, Sybille.
Schliesslich habe ich den ersten Satz nicht verstanden und mir meine möglichen Erklärungen dazu gebaut, um ihn vielleicht doch zu verstehen, weil ich es anders mache als du.


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07.07.2024 19:32 (zuletzt bearbeitet: 07.07.2024 19:34)
avatar  Robin
#203
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@Sybille

Zitat von Sybille im Beitrag #187
Wenn die Tatsache, dass ich etwas hinbekomme, die Anforderungen anhebt. Also etwa "10 Minuten aufräumen am Tag läuft? - Dann steigern wir auf 20 Minuten" �� na herzlichen Dank, hätte ich Mal gesagt"10 Minuten läuft NICHT" ...

Die Frage ist demnach, wie sich sowas vermeiden lässt. Wie die Tatsache, dass ich etwas *erledige* dazu führt, dass es hier *besser* wird, statt zu #und-das-nächste #und-das-übernächste zu führen.


Das war hier die Frage, und das ist m.E. keine Frage nach Emotionen, sondern nach fairen Spielregeln. Wenn die Regeln unfair sind, ist es kein Wunder, wenn man keine positiven Emotionen dabei empfindet. Und wenn einem jedesmal einfach das Pensum erhöht wird, wenn man etwas schafft, dann ist das unfair. Dann hat man nämlich keine Chance, jemals gut genug zu sein.

Ich frage mich nun, warum ich nicht so empfinde. Oder ob ich so empfinde und es mir bloß noch nicht bewusst ist.

Das eine ist, dass ich eine vage Vorstellung davon hab, wie es hier aussehen würde, wenn es gut genug wäre. Und das ist keine völlig überkandidelte Idee, und es ist auch nicht in allen Details festgelegt, aber halt sowas wie ein normal sauberer, gemütlicher und eher etwas leerer Bereich. Sowas, wo es schon was zu kucken gibt, aber das sollten eher schöne Bilder an der Wand sein als abgetragene Schuhe voller Spinnweben und solches Zeugs. Auf dem Weg dahin kann ich mir aber auch die blöden Schuhe ankucken, ohne daraus irgendeine Aussage über mich abzuleiten. Auf jeden Fall: Durch diese vage Vorstellung von einem Gesamtergebnis sehe ich mich nicht betrogen, wenn eine Sache klappt und ich mir dann die Anforderungen erhöhe. Ich freue mich, dieses neue Level erreicht zu haben.

Zweitens: Ich jage eigentlich gar nicht diesem oder jenem Ergebnis hinterher, sondern ich jage sozusagen, um zu jagen. Das hat sich für mich als die einzig funktionierende Motivation rausgestellt.

Drittens: Ich habe das Gefühl, dass ich mich noch gar nicht richtig anstrenge. Das ist wohl auch ganz gut so, denn wenn ich mich überanstrenge, halte ich nicht lange durch. Deshalb finde ich es aber auch ganz okay, die Anforderungen zu erhöhen. Auf der anderen Seite ist Anstrengung etwas sehr Subjektives, und es kann durchaus auch mal anstrengend sein, ein paar Teller in die Küche zu schleppen. Was ich eigentlich anstrengend finde, ist, dass es so viele Kleinigkeiten sind! Aber... ist eigentlich auch nicht so schlimm, weil ich muss die ja nicht alle auf einmal erledigen.

Zitat von Sybille im Beitrag #201
Und davon, dass ich mir die Erlaubnis gebe etwas zu empfinden, was ich nicht empfinde, werde ich es nicht empfinden.


Ja, das stimmt. Du musst ja auch nichts empfinden, was du nicht empfindest. Eigentlich musst du nur gelegentlich ein bisschen Hausarbeit machen. Und das ist fair, weil es unfair wäre, wenn dein Partner die allein machen muss.

Zitat von Sybille im Beitrag #201
Davon dass man solche Worte nicht verwendet , wird der eine nicht laufen und der andere nicht wachsen. So sieht's aus.


Ich freue mich, dass das außer mir noch jemandem auffällt. Ja, was gebraucht wird, ist nicht immer neue Euphemismen, sondern reale Verbesserungen!


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08.07.2024 06:54
avatar  Sybille
#204
Sy

Zitat von Robin im Beitrag #203
Du musst ja auch nichts empfinden, was du nicht empfindest. Eigentlich musst du nur gelegentlich ein bisschen Hausarbeit machen. Und das ist fair, weil es unfair wäre, wenn dein Partner die allein machen muss.

!


Da hast Du natürlich vollkommen recht @Robin und ich bin auch w-i-r-k-l-i-c-h nicht der Meinung, dass die Lösung ist, dass mein Mann den Haushalt macht, während ich damenhaft herumsitze und "Hach, *ich* würde mir dabei sicherlich die Fingernägel abbrechen" sage.

Ich fände es bei dieser Betrachtungsweise allerdings fair, wenn es eine Möglichkeit gäbe es so zu tun, dass die Folge aus "Abwasch gemacht" "Bad geputzt" oder weiß der Himmel was. Nicht: "Ich bin mit dem Fußboden/ den Spinnweben/ den Fenstern im Verzug" sondern "fertig."✅ "Für heute ist kein Haushalt mehr dran" lautete. Aber *das* habe ich *nie*. Und wenn ich das so betrachte, finde ich es auch einleuchtend, dass mir das jegliche Motivation raubt.
Weil ich das zB. bei der Arbeit nicht habe:
Da kommt auch jeden Tag neue Arbeit dazu. *Weg* ist die Arbeit nicht zu bekommen (wofür würde ich schließlich sonst bezahlt) Und ich muss an Sachen weiterarbeiten, die selbstverständlich noch da, bloß gerade verfristet sind. Und ich muss ...
Trotzdem mag ich es, wenn es mir gelingt den (virtuellen) Schreibtisch ganz leer zu haben. Keine blöden alten Sachen in meinem Nacken. Alles auf Stand 😁.

An dieser Stelle sagte jetzt der virtuelle Psychologe, ich solle in einem Kraftakt den Haushalt in Ordnung bringen, *dann* werde ich das ab jetzt immer so empfinden. usw usw usw...


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08.07.2024 08:13
avatar  Sybille
#205
Sy

Zitat von Rica im Beitrag #199

Ich gehe pragmatisch damit um. Wenn ich auf dem einen Gebiet nicht fähig bin, Freude über meine Leistungen zu empfinden, hole ich mir mein Dopamin durch andere Aktionen in anderen Bereichen.

Trotzdem arbeite ich im Rahmen meiner Möglichkeiten weiter auf dem freudlosen Gebiet, wenn ich das für wichtig und sinnvoll halte. Egal, ob ich dafür mit einem Gefühl der Selbstwirksamkeit (und Freude und Stolz) belohnt werde oder nicht.

Wenns keine Freude bereitet, achte ich aber darauf, mich nicht bis zur Erschöpfung reinzuhängen. Langsam und stetig kommt genauso ans Ziel.


Smart @Rica 👍🏼👍🏼👍🏼 Und ich hab dazu direkt noch ne richtig dumme Frage (und die sind ja bekanntlich die hilfreichsten, denn wenn etwas nicht klar ist, was eigentlich *jedem* klar sein sollte...) :

Woran misst Du den Rahmen deiner Möglichkeiten und wie legst Du fest, was wichtig und sinnvoll ist? Welches Limit hast Du gegen "Bis zur Erschöpfung reinhängen" und wo ist die Grenze zwischen "bisschen müde" und "Erschöpfung"?

Ich vermute ich sollte das wissen, aber ganz ehrlich? Ich hab keinen blassen Schimmer...


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