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Eine Fortsetzung-Geschichte
Die Geschichte vom wildgewordenen Weihnachtsmann
"Morgen, Kinder, wird's nichts geben,
denn der Weihnachtsmann macht zu!" stand auf dem Plakat, das zwei Weihnachtsmänner mitten in der dicksten Einkaufsmeile ausgebreitet hatten. Und nun kamen sie von allen Seiten: Weihnachtsmänner! Die meisten sahen ziemlich wie Weihnachtsmänner aus, aber einige waren auch viel zu jung, viel zu dunkel oder gar Quotenfrauen.
Aber, das ist ja das Ende! "Wie hat diese Geschichte denn angefangen?" fragst du.
Den Anfang kann ich dir nicht erzählen, weil du ja nicht an den Weihnachtsmann glaubst. Also an den echten Weihnachtsmann, der einen Bart hat, den man nicht abreißen kann und der wirklich ein leicht adipöser, freundlicher alter Mann ist, der gern lacht und eine laute Stimme hat. Er unterscheidet sich von dem Weihnachtsmann in deinem Kopf eigentlich nur dadurch, dass er existiert - und das macht einen riesen Unterschied! Es bedeutet zum Beispiel, dass er unter seiner Weihnachtsmannmontur genauso nackt ist wie andere Leute auch, dass er auch mal krank werden kann (aber nie zu Weihnachten!), und dass er seine Hobbies hat und sich so seine Gedanken macht. Eben alles: Wie andere Leute auch.
Aber eins ist anders beim Weihnachtsmann: Er ist bisher noch nicht gestorben. Äh, nein, das ist bei uns natürlich ganz genauso wie beim Weihnachtsmann. Was ich meine ist: Er ist schon sehr, sehr alt und wird nicht älter. Hm, auch falsch! Aber komm, du weißt genau, was ich meine! Er begann seine Existenz vor... niemand weiß genau, wie viel Jahren - in genau dem Alter, in dem er jetzt ist, und ein Ende ist nicht absehbar. Nur was er dieses Jahr zu Weihnachten macht, das weiß man noch nicht so genau. Und man kann sich auch fragen, ob er denn noch der Weihnachtsmann wäre, wenn er womöglich auf den Bahamas seinen Bauch in die Sonne reckt, statt hier Geschenke zu verteilen.
Wobei, der Weihnachtsmann hat die meisten Geschenke ja schon lange nicht mehr persönlich ausgetragen. Das war einfach nicht mehr zu schaffen, auch nicht mit einem Schlitten. Was übrigens eh Quatsch ist, weil nunmal selten Schnee liegt zu Weihnachten. Tatsächlich sind die meisten Weihnachtsmänner und -frauen mit Kleinbussen unterwegs, wie die Paketboten. Und der Weihnachtsmann ist das ganze ganze Frühjahr über damit beschäftigt, den Treibstoff dafür aus Wasser herzustellen. Jepp, die Weihnachtsmobile fahren mit Brennstoffzelle! Da kommen dann statt stinkender Abgase die allerschönsten Schneeflocken aus dem Auspuff, und weil sie wegen der Energierückgewinnung aus Abwärme extrem kalt sind, halten sie eine Weile, sogar bei Regen! Aber ich will dich hier nicht mit technischen Details nerven... Du willst wissen, was mit dem Weihnachtsmann ist, aber das Problem ist - ich weiß ja selbst noch nicht, was er zu Weihnachten anstellen wird...
Klar ist nur... Er hat in eure Stuben geschaut. Er hat ja den Durchblick. Durch den Kamin krabbeln kann er nicht, das ist ein Märchen. Wie würde er denn da aussehen, wenn er den ganzen Abend durch Schornsteine rauscht? Da wäre nichts mit weißer Bart, und in den meisten Schornsteinen würde er auch steckenbleiben. Aber die Menschen suchen halt immer Erklärungen für das, was sie nicht verstehen, und manchmal sind diese Erklärungen ziemlich absurd. Nein, der Weihnachtsmann kommt natürlich nicht durch den Schornstein, sondern durch die Wand, und er kann auch durch Wände sehen. Das macht er übrigens immer noch persönlich, bei jedem Einzelnen. Denn das können seine Paketboten nicht. Die sind ja ganz normale Menschen, also, in jeder Hinsicht normal, außer dass sie für den Weihnachtsmann arbeiten.
Wenn der Weihnachtsmann so etwa im Mai damit fertig ist, den Wasserstoff zu produzieren, fängt er an, unsere Stuben und Schränke zu inspizieren. Er muss ja für jede und jeden das richtige Geschenk aussuchen - oder sogar... Wie viele Geschenke hast du eigentlich letztes Jahr zu Weihnachten bekommen?
Eben. Das ist für den Weihnachtsmann gar nicht so einfach. Stell dir einfach mal vor, die Vorweihnachtszeit würde schon im Mai anfangen und du müsstest alle Geschenke auswählen, für alle, die in deiner Stadt Weihnachten feiern! Da kann man doch froh sein, dass es auf Erden auch Menschen gibt, die andere Feste feiern... Ja, ist der Weihnachtsmann auch!
Jedenfalls, dieses Jahr hatte der Weihnachtsmann im November wohl sowas wie einen Burnout, muss man sagen. Irgendwo zwischen "Steinbach, Tante Else, Geschenk Nummer 7" und "Tasseltopf, Ludwig, Geschenk Nummer 12" kamen ihm die Tränen. Oh Gott, dachte der Weihnachtsmann, es ist halb 5 morgens, und wann habe ich eigentlich heute angefangen zu arbeiten? Ich habe nicht mal gemerkt, dass ich wach bin, so viel hatte ich zu tun! Er hatte solche Kopfschmerzen! Er konnte einfach nicht mehr denken! Und nicht nur nicht klar denken, sondern überhaupt nicht mehr denken! Es tat einfach zu weh. Und auch ohne Nachdenken war ihm klar, dass ein kaputtes Gehirn eine ganz blöde Sache ist, besonders für einen Kopfarbeiter wie ihn.
Da ist der Weihnachtsmann aus dem Bett gestiegen - da liegt er ja gewöhnlich, wenn er über unsere Geschenke nachdenkt - und ist erstmal spazieren gegangen. Ganz ohne Nachdenken. Konnte er ja nicht mehr. Also was sollte er denn sonst machen, außer sich irgendwie zu beschäftigen?
Als er zurückkam, war es schon ziemlich spät und er wunderte sich ein bisschen, dass es ihm mittlerweile recht gut ging. Eigentlich - sehr gut sogar! Das Licht war ein bisschen grell, und er war müde von all den Eindrücken und vom Wandern, also legte er sich ins Bett. Er konnte noch immer nicht denken, aber alle Sinne waren quietschlebendig. Und vielleicht hat er ein bisschen geträumt, obwohl er wach war.
Jedenfalls wird es Weihnachten irgendein Desaster geben, denn der Weihnachtsmann hat seitdem keinen Kopfschlag mehr getan. Er hat sich nicht mal eine Krankschreibung geholt. Stattdessen hat er offenbar seine Paketboten instruiert, mit diesen geheimnisvollen Plakaten in den Innenstädten aufzutauchen... Wir dürfen gespannt sein, was an den Weihnachtstagen geschieht!
Der Besuch der Knusperhexe
Als der Weihnachtsmann am nächsten Tag erwachte, hatte er keine Kopfschmerzen mehr. Seinem Gehirn schien die Pause gut getan zu haben - aber, das Nichtstun schien ihm zu gefallen... Der Weihnachtsmann stand auf und ging in die Küche, um sich einen Kaffee zu kochen, und sein Gehirn hockte im Kopf wie ein kleiner Vogel im Käfig und schaute mit großen Augen in die Welt. Und die Welt war wunderschön! So leuchtende Farben, so verschnörkelte Formen, hatte der Weihnachtsmann noch nie gesehen. Und - die Krippenfiguren, die auf seiner Fensterbank standen, hatten so ein strahlendes Grinsen im Gesicht, als seien sie lebendig!
Sein Herz wurde vor Freude und Liebe ganz warm und da war ein Lied... Ja, das Gehirn hatte das Radio angemacht! Und dieses Lied war genau, was er empfand, eine Explosion von Glück. Das Gehirn heulte im Kopf mit wie ein kleiner Wolf, aber der Weihnachtsmann blieb lieber still, denn er befürchtete, mit den schrägen Tönen, die ihm immer so aus dem Mund kamen, alles zu versauen.
"Ja," dachte der Weihnachtsmann, "das ist es. Das kriegen die Menschen zu Weihnachten dieses Jahr. Alle nur ein Geschenk: dieses! Mehr braucht man auch gar nicht, außer dem Lebensnotwendigsten. Aber wie verschenke ich das?"
An diesem Punkt hätte natürlich das Kopfzerbrechen wieder einsetzen können. Aber es geschah etwas anderes: Es klopfte an der Tür.
" Herein" sagte der Weihnachtsmann.
Eine alte Frau steckte vorsichtig den Kopf durch die Tür, dann trat sie lächelnd ein. Sie war mindestens 80 Jahre alt und elegant gekleidet. Als der Weihnachtsmann viele Jahre später versuchte, sich daran zu erinnern, weil er dachte, dass es vielleicht eine Bedeutung gehabt hatte, sah er sie in schwarz. Aber war das wirklich die Farbe ihrer Kleidung gewesen, und war es überhaupt von Bedeutung? Sicher war: Sie war da gewesen, und sie war echt! Keine Show, kein Märchen.
"Hallo," sagte die Hexe, "ich wohne hier in der Nachbarschaft und da wollte ich mal reinschauen. Sie haben so eine wunderschöne Lampe. Darf ich mich setzen?" Und schwupps - schon saß sie auf seinem gemütlichsten Küchensessel.
Verwirrt schaute der Weihnachtsmann auf seine Küchenlampe. Ja, sie war wirklich wunderschön! Besonders das goldene Licht, das unten und oben rausstrahlte, aber auch das Licht, das durch den dunkelroten Papierschirm glühte.
Oben an der Decke erhellte das Licht eine, hm, recht unprofessionelle Befestigung. Da hatte der Weihnachtsmann die Lampe nämlich einfach an die Lüsterklemme gehängt. Die Plastikkappe, die darüber gehörte, hing ein paar Zentimeter tiefer. Das war nicht etwa innovatives Design, sondern der Kabelwust war zu dick, das Kabel zu rutschig und nachdem die Kappe nicht hatte da bleiben wollen, wo sie hingehörte, hatte der Weihnachtsmann sie schließlich dort gelassen, wo sie nun schief in der Gegend hing.
"Wissen Sie, ich war früher Lehrerin." sagte die Hexe und machte eine kleine Pause.
"*Kunst*lehrerin." sagte sie und sah den Weihnachtsmann dabei scharf an. Sehr scharf.
Dem Weihnachtsmann war nun etwas unbehaglich zumute. Er dachte an das riesige Regal mit unordentlich bis zur Decke gestapelten Geschenke in seinem Rücken und die mit buntem Papier, Schleifen, Scheren und Klebzeug überhäufte Werkbank. Da war so einiges im Argen, aber wie sollte die Bude nicht ein wenig chaotisch sein, bei seinem Beruf? Jedenfalls: Gewiss war diese Frau nicht wegen seiner schönen Lampe gekommen!
"Ich habe den Kindern beigebracht, immer ganz genau hinzuschauen. Zum Beispiel hier, dieses Bild. Das habe ich den Kindern gezeigt. Kennen Sie es?" Sie zog eine kleine, gedruckte Zeichnung aus der Handtasche.
"Äh, ja," sagte der Weihnachtsmann. "Albrecht Dürer, Die Mutter."
"Und dann habe ich die Kinder das ganz genau beschreiben lassen."
Hatte sie ihn gefragt, was er sieht? Der Weihnachtsmann war natürlich in dieser Rolle gewesen; sie hatte ihm das Bild hingehalten. Ohne Zweifel. Aber von seiner Antwort, an die er sich viele Jahre später erinnerte, hoffte er doch sehr, dass er sie nicht laut gegeben hatte.
"Rachitis" hatte er gedacht, "kommt das nicht von Vitamin-D-Mangel?"
Er konnte sich später auch nicht erinnern, was die Hexe sonst noch gesagt hatte und wie sie gegangen war. Er war nämlich total aufgeregt gewesen. "Ganz genau hinschauen! Das ist es! So kann ich mein Geschenk weitergeben! Wenn sie das tun, dann werden sie sehen, wie wunderschön das Leben ist. Ich hab das ja bisher auch nicht gesehen. Ich hab wahrscheinlich einfach nicht richtig hingeschaut. Das ist seltsam, aber das gibt's!"
Dann machte er sich eine To-Do-Liste, und die sah so aus:
- Weihnachten absagen
- Hexenschule ausfindig machen und anmelden
- Lampe reparieren
- Was tun gegen Vitaminmangel
Dann rief er seine Kontaktleute der Weihnachtsmann-AG an. Seine Entscheidung, Weihnachten dieses Jahr ausfallen zu lassen, begründete er so: "Ich habe da ein ganz fettes Ding an der Angel, das ultimative Weihnachtsgeschenk! Und es gibt genug davon für alle! Die Leute werden Augen machen, das glaubt ihr gar nicht! Aber die Sache hat einen Haken: Dieses Jahr schaffe ich das nicht."
("...")
"Ja, genau. Einfach ausfallen lassen! Die Leute haben eh genug Krempel, das kann ich dir versichern. Aber kündigt es an, damit wenigstens *irgendwas* passiert und die Leute nicht denken, ich hätte sie einfach vergessen."
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Copyright: Creative Commons (by, share alike - Namensnennung, Weitergabe unter gleichen Bedingungen) - das gilt auch für den ersten Teil und für alle weiteren.
Schulbeginn
Wenn man genauer ins Telefonbuch sah, gab es Hexenschulen wie Sand am Meer. Der Weihnachtsmann wollte eine ganz traditionelle Schule, wo die Hexen in Hexenklamotten rumliefen und alles so aussah wie im Märchen. "Diesen modernen Hexen traue ich nicht", dachte er, "die reden so, als ginge es nur um Philosophie - ich aber will richtig zaubern lernen und wenn es sein muss, reite ich dafür sogar auf einem Besen!" (Was ein sehr tapferer Gedanke war, denn der Weihnachtsmann litt unter Höhenangst.)
Denn wie sollte er sein Geschenk den Leuten geben, wenn nicht durch Zauberei? Er hatte bereits ein paar Zauberbücher konsultiert und war fündig geworden: Ja, es war, wie er es sich gedacht hatte, die Hexen wussten Bescheid. So, wie er es verstand, war es sogar die ausdrückliche Aufgabe aller Hexen und der Zweck der ganzen Hexerei, das Geschenk, das er entdeckt hatte, zu verbreiten und so das Paradies auf Erden zu erschaffen! "Yeah, ich bin dabei! Morgen, Kinder, wird's was geben!" jubelte er laut und meldete sich bei einer klassischen Hexenakademie an. Einstieg jederzeit möglich!
Nun, er hatte noch ein paar Dinge zu regeln - zum Beispiel war die Schule nicht an seinem bisherigen Wohnort -, und dann war erstmal Wochenende, und außerdem war ihm eine Frau zugelaufen und er musste sich noch ein wenig um den Weltfrieden kümmern, damit die dummen Menschen nicht alles in die Luft sprengten, während er die Schulbank drückte, aber er erschien so schnell zum Unterricht, wie er konnte. Und das war doch ziemlich schnell.
Am ersten Schultag hüpfte und jubelte sein Herz vor Freude: Alles war genau, wie es sein sollte. Unter der Decke hingen sogar lebende Fledermäuse! Und natürlich der Duft von Lebkuchen, denn daraus war die Akademie gebaut. Und niemand hatte es nötig, davon zu naschen, denn die Verpflegung war hervorragend und zum Nachtisch gab es Dominosteine, was bekanntlich die köstlichste Form des Lebkuchens ist.
Als er jedoch durch das Verzeichnis der Kurse blätterte, um sich seinen Stundenplan für das erste Semester zusammenzustellen, fand er so einiges, was ihn irritierte. "Töter als tot in 5 Milliarden leichten Lektionen" zum Beispiel war ein Kurs, der nun wirklich ganz und gar nichts mit dem zu tun hatte, wofür er gekommen war. Er sagte sich, das halt für jedes Bedürfnis was dabei sein müsse und die Anzahl der Lektionen ein raffinierter Trick sei, um jedem ausreichend Bedenkzeit einzuräumen und sie so von diesem Unsinn abzubringen. "Nu ja," sagte der Weihnachtsmann, "dieser Kurs hat sicher schon jede Menge Suizide verhindert!"
"Kusstechnik" war die simple Bezeichnung für einen Kurs, bei dem laut Kleingedrucktem junge Hexen lernen sollten, Frösche in Traumprinzen zu verwandeln. "Brauch ich auch nicht," lachte er und dachte dabei an seine Prinzessin. Die war nämlich eine echte Prinzessin und kein verzauberter Frosch - wie eigentlich jeder leicht an ihren Allüren erkennen konnte...! So kaufte sie stets nur die feinsten Delikatessen, obwohl sie beide nur Hartz IV hatten, und ließ sich nicht im geringsten dadurch beeindrucken, dass das Geld für den ganzen Monat bei ihr kaum einen Viertelmonat reichte. Den Rest des Monats ernährte der Weihnachtsmann sie dann beide von seinem Hartz IV. Das hätte er noch so hinnehmen können - er brauchte ja nicht viel -, aber dass sie die leeren Verpackungen ihrer Einkäufe einfach auf den Boden warf oder irgendwo ins Regal stellte, störte ihn doch. Jedenfalls wenn sie es in seiner Wohnung tat. Und noch etwas störte ihn: Einmal war die Prinzessin mit einem hochinteressanten Dessert nach Hause gekommen, und er hatte gefragt: "Mmh, krieg ich was ab?" und die Prinzessin hatte ihn abschätzend angesehen und dann gesagt: "Das ist eigentlich zu schade für dich."
In vollem Ernst hatte sie das gesagt, als sei der Umstand, dass er in der Lage war, mit dem Geld auszukommen, ein Makel seiner Herkunft!
Ein Kurs "Wie schaffe ich es, meine Prinzessin nicht in einen Frosch zu verwandeln" wäre deshalb für ihn erheblich nützlicher gewesen. Es war eben doch nicht für jedes Bedürfnis was dabei! Denn sie war seine herrliche, wilde Prinzessin und sie hatten eine Menge Spaß zusammen, unter anderem sogar an diesem Klassendings. Denn die Prinzessin war klug und konsequent und hatte das Verhältnis zwischen Volk und Adel genau verstanden. Sie war als junges Mädchen von zu Hause ausgebüxt und unter die Räuber gegangen, wo sie sich nun bemühte, eine echt gute Sozialpolitik a la Robin Hood zu machen. Es war auch nicht so, dass sie ihn gering schätzte. Einmal zum Beispiel hatte er Kartoffelbrei nach dem Rezept seiner Oma gemacht, und die Prinzessin hatte gestrahlt und eine große Sache davon gemacht, dass er so richtig proletarisch kochen könne und das Essen sehr gelobt. Es war nur - sie war eben eine Prinzessin... Und er nunmal kein Monarchist. Sie ja auch nicht. Eigentlich nicht. Also, wenn sie zum Beispiel etwas auf den Boden warf und man sie fragte, ob sie vielleicht glaube, dass irgendein Dienstbote käme, um es wieder aufzuheben, sagte sie nein. Aber letztlich kam halt doch ein Dienstbote, und das war er.
Übrigens war die Prinzessin auch mal auf eine Hexenschule gegangen. Es klang so, als sei sie die begabteste Schülerin gewesen, die sie dort je hatten - allerdings war sie schließlich von der Schule geflogen. Das war nicht weiter erstaunlich, denn sie flog fast überall raus. "Ein Verein, der mich nicht rausschmeißt, wäre einer, in dem ich kein Mitglied sein möchte." sagte sie lächelnd und schien ganz zufrieden damit zu sein. Sie sprach auch immer gut von der Schule und erzählte, dass sie dort gelernt habe, keine Menschen mehr zu verprügeln, sondern nur noch Dinge. Was der Weihnachtsmann bestätigen konnte, denn wenn er mal mit der Prinzessin schimpfte, dann lief sie schnell raus und verhaute draußen ein paar Dinge. Am liebsten Telefonzellen. Auch dass es früher wohl mal schlimmer gewesen sein musste, ahnte er, denn die Prinzessin hatte fast überall Hausverbot und gleich in den ersten Tagen des Kennenlernens waren sie zufällig jemandem begegnet, der sie von früher kannte, und die Prinzessin hatte sich unter dem Tisch verstecken müssen! Das hatte aber nichts genützt. Der Typ hatte sie entdeckt und schrie herum, dass sie eine üble Männerschlägerin sei und man sie auf der Stelle hinauswerfen müsse.
Nun ja, es gab also keinen Kurs "Wie schaffe ich es, meine Prinzessin nicht in einen Frosch zu verwandeln" - und das war sehr seltsam, denn das war doch nicht allein sein Problem! Nein, so ein Kurs wäre bestimmt total überrannt gewesen, wenn man ihn nur anbieten würde! In dieser Frage wurden hier ganz klar die falschen Dinge gelehrt. Wie sollten denn die jungen Hexen später mit ihren Prinzen zurechtkommen? Und gab es vielleicht auch eine Kusstechnik, mit der man Katzen in Klempner verwandeln konnte?
Auch sonst merkte der Weihnachtsmann bald, dass für seine Bedürfnisse das Richtige nicht gelehrt wurde. Die Sache mit dem Weihnachtsgeschenk und dem Zaubern schien nur was für Fortgeschrittene zu sein. Im Anfängerkurs, den er dann belegte, ging es fast immer nur darum, warum es erstrebenswert sei, töter als tot zu sein. Der Weihnachtsmann saß da und verstand die Welt nicht mehr! Da futterten sie den ganzen Tag gutes Zeug und lebten in der schicksten Hütte, und dann klagten und klagten sie über das Leben und behaupteten, sie würden auf Besitz verzichten. Da sagte diese Oberhexe, eine wunderbare und kluge Frau, das Leben bestünde hauptsächlich aus Elend und Not; und einem anderen Zusammenhang sagte sie dann, alles sei relativ und von der Betrachtung abhängig und an wieder anderer Stelle, man dürfe nicht lügen. Der Weihnachtsmann fragte sich, wie sie das alles zusammenkriegte.
Für sich kriegte er es so zusammen: Als die Lehrerin das nächste Mal davon sprach, was für eine Bürde das Leben doch sei, meldete er sich. Und als er "seine Frage stellen" durfte, sagte er: "Das Leben ist wunderschön."
Mehr nicht!
Von dem Tag an hielt er sich daran, nicht zu lügen.
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
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