Wie soll es hier eigentlich aussehen?

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19.12.2023 08:26 (zuletzt bearbeitet: 19.12.2023 08:28)
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#186
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Guten Morgen,

@Sybille, stimmt, manchmal gibt es "die perfekte Lösung" einfach nicht und Versuche, dem notwendigen Kompromiss auszuweichen, machen alles nur schlimmer.

Zitat von Sybille im Beitrag #184
Kein besonders "tolles" Ergebnis, aber ich habe gelernt zu nehmen, was ich bekomme.


Das verstehe ich, und ich glaube, wir machen es alle mehr oder weniger oft so und würden uns ansonsten sozusagen mit dem Leben selbst anlegen, in chronischer Trotzphase oder so. Was womöglich der Zustand deines Vaters ist, denn *er* scheint ja bei dieser informellen Regelung genau zu kriegen, was er will, und sich jedem Versuch von dir, was daran zu ändern, erfolgreich zu widersetzen.

Zitat von Sybille im Beitrag #184
Warum halten Menschen an Beziehungen fest, die ihnen nicht gut tun @Robin ? Ich glaube das manche Beziehungen einfach VORHANDEN sind.


Ich finde klug und interessant, dass du zwischen "Beziehungen" und "Kontakten" unterscheidest. Das ist etwas, was ich bisher genau gefühlt habe, aber nicht intellektuell so klar, sondern das Gefühl, ich rede wunderliches Zeugs, wenn ich es irgendwie erwähne. Ja, die Beziehungen sind da oder nicht da auch ohne Kontakt... Interessant finde ich, dass ich aus der Ehe mit meinem "ersten Freund" so völlig und ohne Rest aussteigen konnte. Ich *wollte* das allerdings auch genau. Er hatte immerhin versucht, mich umzubringen, nachdem ich mich von ihm getrennt hatte und weiter bei ihm gewohnt hatte, um *seine* Finanzlage nicht zu gefährden (es ging da nicht um Unterhalt, den er mir hätte zahlen müssen, sondern darum, dass mein Lohn dann für ihn weggefallen wäre). Also sowas nehme ich richtig übel und wiederhole es ganz gewiss nicht in jeder Partnerschaft. Im Gegenteil habe ich von da an darauf geachtet, mich nur auf Partner einzulassen, von denen ich weiß, dass sie eine Beziehung nicht als Besitzverhältnis betrachten.

Also: Doch, ich glaube schon, dass man eine Beziehung quasi aus seinem Leben ausradieren kann. Aber das ist nicht, was normalerweise geschieht, wenn wir zu Menschen den Kontakt abbrechen. Oder was bei mir geschieht. Da wird der Kontakt einfach seltener und ich merke vielleicht gar nicht, wie er auf Null ankommt. Und ich entdecke da eine interessante Parallele zum Messietum: Es ist ein bisschen so, als ob ich die Beziehung in den Kühlschrank stelle, um sie später weiterzuessen, und gar nicht merke, dass sie nicht schöner wird, während ich mit anderen Dingen beschäftigt bin...

Mittlerweile habe ich mir übrigens das Pflegen von Kontakten in meine "ewige To-Do-Liste" in Tody geschrieben, aber ich sollte vielleicht auch noch das Ausmisten von Beziehungen hinzufügen... Das ist aber auch gar nicht so einfach.

Und natürlich hast du recht, dass wir uns einen guten Teil der Leute in unserem Leben nicht aussuchen können und der Preis, den wir dafür zahlen müssten, ihnen nicht mehr zu begegnen, eventuell unverhältnismäßig hoch wäre. Ich denke, es ist auch gut so, weil wir lernen daran. Z.B.: *Muss* ich mich jedesmal höllisch aufregen, wenn ich mit dem Fatalismus eines Kollegen konfrontiert bin, den ich ansonsten sehr nett finde? Antwort: Nein, muss ich nicht. Ich kann akzeptieren, dass er dieses Denkmuster hat, mich fragen, wieso mich das so aufregt... (Ich ahne sofort, dass das ein Denkmuster ist, das ich selbst auch habe, aber nicht haben*will*!) Und wenn ich akzeptiert habe, dass er so drauf ist, kann ich antizipieren (geistig vorwegnehmen), was er sagen wird, und mir vorher überlegen, wie ich damit umgehe (z.B. mich gleich an die Chefin wenden, wenn ich weiß, dass ich "Is so - kann man nicht ändern." in einer Angelegenheit nicht als Antwort akzeptiere.

Zitat von Gitta im Beitrag #185
Oder sie werden von ihrer Umwelt dazu gedrängelt


Ja, habe ich auch ein paarmal erlebt, dass Leute stellvertretend sehr traurig wurden, wenn sie hörten, dass ich keinen Kontakt mehr zu meinem Vater hatte, oder mich intensiv ansahen und sagten, dass er eines Tages gestorben sein wird und wir uns *nicht* versöhnt hätten.

Es war für mich okay, dass Leute so reagiert haben. Weil, ja, da war auch eine Seite in mir, die das sagte, und ich hatte kein Problem damit, diese Seite zuzulassen. Dagegen stand aber, dass ich mich lange Zeit nach jedem Kontakt wochenlang aufgeregt habe. Und ich hatte sogar die Vermutung, dass es ihm genauso geht. Das ist, weshalb wir uns jetzt so behutsam behandeln... Aber... "das" scheint jetzt stabil und tragfähig zu sein.


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23.12.2023 19:26
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#187
Sy
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Wenn ich mir durch den Kopf gehen lasse, was ich hier in letzter Zeit zu der Frage geschrieben habe, wie es hier aussehen soll, fällt auf, dass "eigentlich" klar ist, dass ich mir Minimalismus nicht leicht leisten kann.
Ob ich nun in der Verfassung bin mehr Arbeit als das Minimum in den Haushalt zu stecken oder nicht.
Ob ich's nun aufgeräumt bekomme oder nicht. Und ob ich mich nun schäme oder nicht. Und ob ich nun im Dreck sitze oder nicht.
Ich meine:
In meinem Kopf hab ich einen Schutzraum für schwarze Gedanken. Die Frage wieviel Zeit dort zu verbringen dazu führt, dass ich was verarbeitet bekomme. Und wieviel Zeit dort zu verbringen dazu führt, dass ich nicht mehr klarkomme ist wichtig und komplett separat von der Frage wieviel Zeit ich "draußen" in der Gesellschaft verbringen will.

Wenn ich also nicht draußen in Gesellschaft nicht sein will. UND gerade nicht der Zeitpunkt ist, meinen Kopf ein fünfzehntausendstes Mal Umzugraben.

DANN brauche ich einen weder-noch Schutzraum.

Brauche.

Einen Schutzraum, der nicht aus Grübeln und nicht aus Menschen besteht. Etwas anderes.

Wenn ich es so formuliere, muss MUSS ich hier irgendwelche Sachen haben.

Weil:
Was würde ich denn nicht-grübelnd in einem leeren Raum tun?
(Achtung: Das war ne rhetorische Frage und die Antwort ist "NIX". Wer mir die Vorzüge des Gebets oder der gedankenfreien Meditation nahebringen möchte ist gute 25 Jahre zu spät dran. Bemüht Euch nicht.)

Nein, wenn ich aufhören will zu grübeln. UND wenn ich niemanden sehen will, dann brauche ich unbedingt Dinge, die ich mag und die ich tun kann.
Bücher.
Musik.
Filme.
Kerzen.
Kamin.
Funsport-Artikel.
Pool.
Fahrräder
...


BRAUCHE ich. Ob ich das alles richtig handeln kann oder nicht. Ob ich das aufgeräumt halten kann oder nicht. Ob ich verdrecke, vermülle, mich in Grund und Boden schäme oder nicht ist in erster Näherung sekundär.

Ich kann KANN (!) mich nicht in ein leeres Zimmer setzen, die Wände anstarren und das Grübeln sein lassen. Wenn ich es versuche, drehe ich durch. Ich BRAUCHE Dinge, die mich beschäftigen, wenn ich weder-noch tue, sonst werde ich verrückt.

Bester Grund im Chaos zu sitzen, den ich in meinem Leben gehört habe.

Jetzt brauche ich nur noch ne geniale Strategie das irgendwie zu managen.

An Tagen wie heute glaube ich es: Alles wird gut.


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28.12.2023 12:47
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Hallo @Sybille ,
das kann ich gut nachvollziehen. Nur bei mir ist es so, dass das Chaos alles zugewuchert hat bis auf ein paar kleine Eckchen, in denen ich dann nur noch Dinge tun kann, für die man so gut wie gar keinen Platz braucht. Da komme ich zwar recht stressfrei mit klar, aber in der *Summe* erkenne ich, dass es völlig sinnlos ist, allen Platz mit Krempel zuzustellen und dann mit seinem Handy auf der Matratze zu hocken. Wäre der restliche Platz einfach nur leer bis auf das Nötigste, könnte ich da Gymnastik machen oder tanzen oder riesige Bilder malen oder einen Haufen Gäste bewirten oder oder oder.

Aber wie auch immer: Alle dürfen selbst entscheiden, wie sie ihre Wohnung gestalten. Das ist ja klar. Was nicht so leicht ist, ist, zwischen den vielen verschiedenen Möglichkeiten zu entscheiden...


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29.12.2023 09:45
avatar  Sybille
#189
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Mein Gehirn ist heute Nacht Mal wieder ohne mich "arbeiten gegangen"
Ich bin aufgewacht und hatte das Bedürfnis "Feierabend" zu machen, nach der ganzen Arbeit...
Ich hab's so SATT, das könnt Ihr Euch nicht vorstellen!!!

Vor allem habe ich gestern alles, aber auch wirklich ALLES total vorschriftsmäßig gemacht.
Ich hab nicht so lange gearbeitet - gerade genug, dass ich gut voran gekommen bin.
Ich war etwas an der frischen Luft.
Mein Mann hat mich bekocht, so dass es was "ordentliches" zu essen gab, kein Fastfood.

Ich hatte ein heißes Entspannungsbad mit Hörbuch, wir haben gemütlich nochn bisschen ferngesehen und ich bin nicht so spät ins Bett.

WAS DENN NOCH???!!

Es ist auch nicht so, dass bei der Arbeit was besonderes vorgefallen gewesen wäre - mein Kopf kann wie gesagt auch im Schlaf Autofahren, Doppelkopf spielen, Sudoku lösen oder sonstwas tun.

Ich hab's so SATT, das könnt Ihr Euch nicht vorstellen. Und wenn es wahr ist, dass die schwarzen Gedanken aus meinem eigenen Schutzraum das einzige sind, was dagegen hilft, dann ist noch etwas wahr:

Dann geht es nicht.
Und das eigentliche Wunder ist, wie lange ich durchgehalten habe.
😞😞😞


Bitte keine Vorschläge a la "Du solltest vorm schlafen gehen nicht mehr fernsehen". Glaubt mir bitte einfach. Ich hab ALLES probiert. W-i-r-k-l-i-c-h alles. Mein Leben lang. Und eigentlich ist das hier der falsche Ort für solche Probleme hier geht's doch um den Haushalt und...
und überhaupt...
Ach, ich bin Messi, ich stelle immer alles an die falsche Stelle... 😉 Besser an-der-falschen-Stelle als #weg nehme ich an...


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29.12.2023 11:01
avatar  IBI
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es klingt wahrscheinlich paradox:
ein recht entspannter Tag war für dein Nervensystem zu viel der Entspannung auf einmal, dass dein Kopf dir in der Nacht seine alten überlebensmodelle angeboten hat, Sybille.

Ich gönne dir jegliche Entspannung, Sybille, keine Frage....nur wenn das Nervensystem zu viel davon erhält, obwohl es seiner Natur entspricht, sich diese herbeizusehen, reagiert es leider häufig mit dem Gegenteil.

Herausfinden, welche Dosis dem Nervensystem gut tut, ist nicht einfach, denn das kann täglich verschieden sein......
....allerdings könnte es ein Zeichen sein, dass du wieder einen Schritt weiter gekommen bist, indem es deine alten vertrauten Versionen zeigt.

Verändern sich diese dunklen Gedanken von tiefschwarz in schwarz bis zu tiefgrau und ...bei den farbnuancen kennst du dich besser aus als ich....vielleicht taucht ab und an bereits ein tiefblau auf....?
Falls es das Zeichen ist, für weitere Schritte in ein reguliertes Nervensystem, gratuliere ich dir!!!


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