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Ich bin dann mal hier...
#1
Hallo,
nach etwas längerem Überlegen und mitlesen habe ich mich nun doch entschlossen mich hier im Forum anzumelden.
Ich bin 39 Jahre alt, alleine lebend, vollzeitbeschäftigte Angestellte und irgendetwas zwischen Chaosqueen und Kaufmessie mit Putzbehinderung.
Meine Situation ist heute schon besser als vor einem Jahr, dennoch ist sie noch nicht gut.
Ich habe das Glück/Pech, dass meine Vermieter nach einem Wasserleck im vergangenem Sommer über meine Situation ein wenig Bescheid wissen.
Anstatt mir damals aber mit Kündigung zu drohen, hat man mir ein wenig geholfen. Der Sohn der Vermieterin hat gesagt ich solle einfach alles was ich will, egal was, in blaue Säcke packen und auf den Balkon/Hof stellen - er holt sie regelmäßig ab und entsorgt diese.
Das hat mir damals geholfen den "Dreck" loszuwerden. Es waren glaub ich "nur" 20 blaue Säcke, aber diese Säcke waren der Anfang den ich gebraucht habe, um mich zu entmüllen.
Die Motivation war anfangs hoch und meine Situation hat sich seitdem auch nicht wieder verschlimmert - im August ist dann mein Kater verstorben und danach es ist einfach irgendwie stocken geblieben.
Immerhin konnte ich ohne Panik den Heizungsableser *normalerweise wird per Funk abgelesen* und im Februar den Feuermelderinstallateur in die Wohnung lassen - ich habe beide vorher gewarnt, dass sie eine Messie Wohnung betreten und keiner ist schreiend weggelaufen.
Mein Vorteil *wenn man es so nennen darf* ist es, dass ich kein Müllmessie (mehr) bin.
Allerdings kaufe ich gerne Dinge ein... Ich entdecke ein neues Hobbie und ruckzuck habe ich alles mögliche dafür gekauft und die Lust daran verloren. Beispiel: Ich hab zwischen Januar und März ca 150 DVDs gekauft *gebraucht* weil ich alle diese Filme etc unbedingt sehen wollte... die stehen jetzt in Kartons und großen Baleataschen hier rum.
Hier stehen viele Taschen und Kartons mit Zeugs dass ich eigentlich nicht mehr benötige... bis auf die DVDs und meine Stricksachen.
Wie jeder andere auch, möchte ich eine schöne Wohnung haben und auch mal meine Freundinnen zu mir einladen. Diese wissen nichts von meinem Problem und ich bin nicht bereit ihnen davon zu erzählen - dafür ist die Verlustangst zu groß.
Meine Familie (Schwestern, Mutter) wissen das ich ein Messie bin, allerdings wird mir hier keine Hilfe angeboten, im Gegenteil es wird eher auf mir rungehackt, zum größten Teil von meiner Mutter.
(Meine Schwester hat beim einkaufen letztens zu mir gesagt, sie verstehe irgendwie dass ich mit meiner Wohnung nicht klar komme - ich sei in manchen Dingen zu perfektionistisch veranlagt. Sie selber ist auch etwas unordentlich, aber weit entfernt von Messie sein.)
Meine Familie frage ich also schon gar nicht mehr nach Hille - was das ganze etwas erschwert, da ich weder Auto noch Führerschein habe um Dinge wie zb Altkleider zu Containern zu schaffen *ich hab sicher 10 Säcke Altkleidern die weg gehören*.
Also meine Baustellen sind das ganze unnütze, gekaufte Zeugs und meine Unfähigkeit zu putzen.
Keine Ahnung warum, aber ich bekomme es selbst mit einem Plan nicht hin, regelm. in der Wohnung zu putzen. Was merkwürdig ist, weil ich bei anderen kein Problem habe mal nen Lappen in die Hand zu nehmen.
In meiner eigenen Wohnung... naja... sporadisch werden Toilette, Dusche und Waschbecken geputzt.
Ich habe nur 2 Fenster... diese aber seit Ewigkeiten nicht mehr geputzt und da ich im Erdgeschoss lebe, gehöre ich zu den "Jalousie runter"-Wohnungen.... von denen gibt es auf meiner Strasse sogar gleich mehrere... Manchmal frage ich mich, ob es hinter den anderen Jalousien auch so *oder schlimmer* aussieht wie bei mir.
Staubwischen ist irgendwie ein Fremdwort für mich.
Manchmal glaube ich, dass ich tatsächlich eine tolle Wohnung haben könnte - wenn hier erstmal 75% weniger Zeugs rumsteht.
Und genau das ist mein Ziel - soviel wie möglich raus schaffen. Nicht von jetzt auf gleich, sondern nach und nach. Alleine und ggf weiterhin mit ein wenig Hilfe meiner Vermieter (und der Hoffnung das sie mich weiter ertragen und nicht kündigen).
Oh man, soviel wollte ich eigentlich nicht schreiben...
#2
@Glückskatze
Herzlich Willkommen hier bei uns. Auch ich habe eine Putzbehinderung.
Diese Käufe sind Frustkäufe, versuch dies zumindest für die nächste Zeit einzuschränken oder zu verhindern und dich erstmal mehr auf entrümpeln zu konzentrieren. Die Dinge die du haben willst laufen dir ja nicht gleich weg. Wenn du entrümpelt hast, dann erst wirst du merken, was du wirklich brauchst und willst.
Nimm das Angebot deines Vermieters wieder an und stelle die Säcke zum entsorgen raus.
Putzen kommt später dran, im Vordergrund steht erstmal das ausmisten, denn weniger ist mehr.
Mehr Lebensqualität, Freude, Gelassenheit,.....
Das alles kommt , wenn du mit dem entrümpeln wieder beginnst.
#3
Hallo,
schön geschrieben.
Du hast ja verständnisvolle Vermieter. Die wissen das und bleiben ruhig. ok
Putzbehinderung. nach dem Wort habe ich schon lange gesucht :)
Naja ich habe 10 Jahre keine Fenster geputzt. aber dann..
Deine Freundinnen wollen Dich nie besuchen?
Deine Mutti und Schwester. mhh das leider traurig.
150 Filme puh Dein Lieblingsfilm?
Schämst du Dich nicht wenn Du die Heinis reinlassen musst?
20 säcke sind ja nun auch nicht ohne... der Sohn mag Dich wohl
ich persönlich hatte das glück pech ca. 10 jahre nix passiert
nachdem ich aufgeholt habe. kam alles wasserbruch und co.
Ich kann das fast alles verstehn! Ich weiß das hart!
Wie lange geht das schon so?
Ich denke nicht an andere nasen. nur daran was andere wohl gedacht haben.
Partner waren wohl auch nicht da?
Ja Freunden wollte ich das auch nicht erzählen
#4
#5
@holzroller
Das geht schon so seitdem ich mit 18 Jahren gezwungen wurde zuhause auszuziehen. Ich war noch nie besonders ordentlich...
In meiner ersten Wohnung hieß es das meine Schwester und ihr Mann beim richtig einrichten helfen... Das ist nie passiert. Ich habe mich damals wie weggeworfen gefühlt und bin zu der Zeit schnell vermüllt. Damals bestand mein Freundeskreis noch einer kompletten MädelsClique und die haben sogar zu mir gehalten und geholfen Ordnung zu schaffen. Dann sind diese Freundschaften auseinander gebrochen und meine Vermüllung nahm ein neues Ausmaß an.
Ich habe dann irgendwann gesehen das es nicht so weitergehen kann und selber angefangen zu entmüllen - mit einem Plan und dem Ziel möglichst viel Müll in der Woche los zu werden.
Zu dem Zeitpunkt ist dann mein Stiefvater unerwartet verstorben. Spontan habe ich beschlossen seine Wohnung inkl. Katzen zu übernehmen, damit diese nicht ins Heim müssen.
Meine Schwester, eine ihrer Freundinnen und mein Neffe haben dann geholfen meine erste Wohnung besenrein zu machen. Das ging überraschend schnell.
Jetzt wohne ich seit fast 10 Jahren in meiner zweiten Wohnung. Am Anfang war alles super, ich hab Ordnung gehalten etc.
2010 hat sich dann die Liebe meines Lebens von mir getrennt und das ganze fing von vorne an.
In den Jahren 2011, 2012 und 2013 hat noch die eine oder andere Nachtschicht gereicht um die Wohnung soweit in Ordnung zu bringen, dass meine Mutter bereit war, während meines Urlaubes die Katzen zu versorgen.
2014 kam meine Mutter mit Herzproblemen ins Krankenhaus. Ich hab seitdem so starke angst das sie verstirbt, dass ich täglich bei ihr bin.
Der Vorteil daran ist, dass ich zuhause kaum noch Müll produziere.
Als es dann letztes Jahr diesen Wasserschaden gab... In dem Moment als der Vermietersohn bei meiner Mutter klingelte und meinte er müsse in die Wohnung... Ich bin gestorben vor Angst. Habe gebeten mit ihm alleine zu sprechen *weil seine Frau auch dabei war* und ihm erklärt wie schlimm es aussieht. Er war geschockt und er hat sich richtig geekelt, weil es halt eben ums Badezimmer ging und da war es wirklich nicht schön drin. Der Boden seit Wochen feucht und voll mit feuchten Klamotten. Er hat die Zähne zusammengebissen und durch. Natürlich hat er gefragt ob mir denn niemand helfen könne, Familie, Freunde oder mein Freund. Wie ein Schlosshund heulend habe ich erklärt das es den Freund nicht mehr gibt, die Familie nicht bereit ist zu helfen, bzw dies verspricht und sich dann nie was tut und ich einfach jemanden brauche der mir in den Hintern tritt, damit ich sehe das es jemanden gibt der sich kümmert und interessiert. Daraufhin kam er dann mit dem Vorschlag das ich halt einfach Säcke packe und er diese abholt - ohne die Wohnung zu betreten.
Er hat damals wirklich nur das Badezimmer und keine der anderen zwei Räume gesehen.
Das Angebot, das jemand da ist, der zumindest den Müll wegschafft hat mir richtig Auftrieb gegeben. Ich hab jeden Abend hier auf dem Boden gesessen und mich Stück für Stück, Tüte für Tüte von mehr als 2 Jahren altem Müll befreit.
Es war so ein tolles Gefühl plötzlich nicht mehr über Sachen steigen zu müssen wenn man sich in der Wohnung bewegt.
Im August verschwand dann plötzlich mein Kater, der Hausmeister von nebenan hat in zwei Wochen später erschlagen im Nachbargarten endeckt und begraben *zu dem Zeitpunkt wurde auch der Kater meiner Mutter von jemanden aus der Nachbarschaft misshandelt - im wurde die Reißzähne eingeschlagen*.
Seitdem komme ich hier wieder nicht weiter und bin wie gelähmt. Ich schaffe es zumindest, dass sich der Zustand nicht wieder verschlimmert - sondern gleich bleibt. Das heisst kein Müll mehr - aber halt viel Zeugs.
Der Heizungstyp letzten Herbst war für mich die erste Hürde. In der Regel werden unsere Heizungen per Funk abgelesen - es musste also nie jemand in die Wohnung. Jetzt gab es wohl Unstimmigkeiten so dass die Zähler an den Heizkörpern direkt kontrolliert werden mussten.
Ich habe dem älteren Herrn direkt an der Wohnungstür gesagt, dass er eine Messie Wohnung betreten wird. Er hat recht gut reagiert, sich nichts anmerken lassen und war freundlich.
Der Feuermelder-Installateur wirkte dagegen etwas unwohler - war aber auch freundlich.
Ich glaube der ältere Heizungsmensch wird schon so einige schlimme Wohnungen gesehen haben - der junge Feuermelder-Typ dagegen wohl eher nicht.
Es ist keine Scham die ich fühle... Ich fühle mich eher wie eine Versagerin und eine Enttäuschung für die Menschen die mich mögen.
Natürlich sterbe ich innerlich 1000 Tode wenn ich jemanden rein lasse, aber Angriff ist die beste Verteidigung - ich sage also vorm Betreten das es sich um eine Messie Wohnung handelt.
Mein grosser Vorteil im Moment ist dabei das schreckliche Bild das die Menschen von Messies dank dem Fernsehen haben. Wir alle kennen diese Horrorbilder und ich brauche die nicht zu beschreiben. Die Leute erwarten also wohl genauso eine Horror Wohnung zu betreten.... da es bei mir aber keinen Müll gibt, sich in der Spüle nichts zum spülen auftürmt und keine Essensreste rumfliegen, habe ich das Gefühl dass es nicht so schlimm ist. Es ist verstaubt und ungeputzt, es liegt viel rum, allerdings nicht auf dem Boden und man kann sich in der Wohnung frei bewegen. Es ist keine TV-Horror-Wohnung.
Ich sage mir also, dass sie das schlimmste erwarten es aber dann nicht diese Horrorbilder gibt und sie deswegen erleichtert sind.
Nachdem sowohl der Heizungsmensch als auch der Feuermelder-Typ weg waren, ging es mir richtig gut - die kompletten Alpen sind mir da jeweils vom Herzen gefallen, es hinter mir zu haben.
Ich habe auch sehr lange Angst davor gehabt meine Wohnung zu verlieren - besonders nachdem ich "aufgeflogen" war. Ich kann mir keine andere Wohnung leisten - so eine günstige Miete finde ich nie wieder. Und ich will hier nicht weg, das hier ist mein sicherer Hafen.
Ich glaube das Glück welches ich habe, ist dass ich mittlerweile keine Gefährdung mehr darstelle... Da es keinen Müll gibt, wird es auch kein Ungeziefer geben *gab es Gott sei dank auch vorher nicht*, ich lüfte ordentlich und es gibt keinen Schimmel in der Wohnung.
Das alles wären Gründe für eine fristlose Mietkündig gewesen *habe ich gelesen*.
Es gibt genau 2 Dinge in meinem Leben vor denen ich wirklich Angst habe... Das meine Mutter verstirbt und ich meine Wohnung verliere - in diesen Situationen wüsste ich nicht, was ich tun würde.
Zu der Frage ob meine Freundinnen mich nicht besuchen wollen... Ich habe zwei gute Freundinnen. Beide wohnen nicht in meiner Stadt - wir haben uns über den Job kennengelernt. Wir sind seit 12 Jahren dicke Befreundet und meine Wohnung war nie ein Thema, da fast alles bei denen stattfand - meine Wohnung hat nur 30 qm.
Vielleicht ahnen die auch etwas, aber sagen nichts, ich weiß es nicht. Jedenfalls bin ich noch nicht bereit sie ins Boot zu holen.
Es reicht das mich meine Familie in diesem Punkt für eine Enttäuschung halten und mich das auch des öfteren spüren lassen - mit meinen Mädels möchte ich dieses Gefühl nicht haben.
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