Ich hatte eine eigenartige Therapiestunde.

Der Therapeut hat meinen Körper gezielt verdreht (vorsichtig und so, dass die Verdrehung eine Weile zu halten war) und mich gebeten einige Minuten diese Position zu halten und zu schauen, was mein Körper von selber tun möchte (nicht was mein Kopf tun möchte - der, weil es ungewohnt war, hätte gerne das Zurückdrehen in die gewohnte Position verlangt). Nach einigen Minuten wurde mir schwindelig, zittrig und schlecht, so dass ich fast ohnmächtig geworden wäre. Der Therapeut, deutlich grösser und kräftiger als ich, sagte, er würde mich auffangen. Seine Statur liess mich an dieser Stelle vertrauen.
Alleine hätte ich das nicht gekonnt. Ich fühle mich immer noch irgendwie verdreht. Ich nehme an, dass er mich eigentlich in die richtige Haltung gedreht hat, die ich noch nie eingenommen habe, und es sehr ungewohnt war etwas ganz anderes zu erleben.

Wie heisst es bei ihm immer wieder: An der Grenze geschieht die TRANSFORMATION.
Definitiv, es war eine körperliche Grenze. Wie die Transformation sich genau zeigt, weiss ich meist nicht. Das merke ich einige Zeit später (manchmal eine Woche, manchmal noch später). Mein Unbewusstes bekommt eine neue Gelegenheit irgendwas neu zu ordnen. Es ist anders als in einer Hypnose, aber dennoch ist mir klar, dass ich auf mein Unbewusstes vertrauen kann. Dass es mein Inneres so ordnen wird, dass ich später auch meine Wohnung äusserlich ordnen kann.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es sich nicht sehr verlockend liest, körperliche Erfahrungen zu machen, die bis kurz vor der Ohnmacht reichen könnten. Das ist auch nicht wirklich toll und alleine hätte ich das keines Falls machen wollen oder können.
Ich kann auch nicht erklären, was durch diese körperliche Arbeit alles geschieht. Aber es geschieht meist reichlich.

Meine Entscheidung diese Therapie zu beginnen hat wirklich lange gedauert. Es war viel unwirkliches darin und ich konnte nicht glauben, dass es möglich sein könnte, dass über diesem Weg eine Verarbeitung von Trauma möglich ist. So ganz ohne darüber zu sprechen. Fast ausschliesslich über den Körper.

Der Therapeut hat vor mir nicht viel mit Messies zu tun gehabt.
Er selbst hatte ganz andere Ausprägungen aus seinen ursprünglichen Traumata entwickelt.
Dennoch gibt es manchmal Verhaltensweisen in ihm, die typisch für einen Messie sind (halt nicht in dem voluminösen Aussmass wie für manche üblich).
Wenn ich ihm dann mitteile, was der Auslöser sein könnte, so bemerkt er, dass es meist ein Thema ist, das er selbst nicht verarbeitet hat.
Nachdem er sich die Zeit für das Thema genommen hat und es auf seine Weise bedacht hat, so kann er sich dann irgendwie davon lösen, auch von den Erinnerungsstücken, die damit verbunden sind.

Anscheinend kommen immer wieder Klienten zu ihm, die Angehörige oder Betroffene sind, und er traut sich, mit den Menschen zu arbeiten. Vielleicht auch, weil er mitbekommt, dass ich grosse Fortschritte mache in einem zügigen Tempo. Mir selbst erscheint es fast zu langsam, dabei muss ich im Vergleich zu anderen Menschen, die sich bei ihm behandeln lassen wegen ihrer Traumata ziemlich zügig sein. Wie heisst es so schön, ich habe Jahre gebraucht mir die Gewohnheiten anzueignen, so braucht es auch seine Zeit bis sich die Veränderungen stabilisieren.

es liest sich sehr unglaubwürdig, was ich schreibe. Wenn ich nicht selber dabei wäre, würde ich es vermutlich immer noch nicht glauben. Ich würde meinen eigenen Worten nicht trauen wollen. Fakt ist, diese komische Therapieform hat es in sich, wenn man einen passenden Begleiter bzw. Therapeuten hat.

Liebe Grüsse
Sonja