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Frisch verliebt…
Hallo Ihr Lieben, ich bin neu hier und möchte euch „kurz“ meine aktuelle Situation schildern.
Vielleicht habt ihr ein paar Tipps und Tricks, für mich…ich denke dieses Forum ist eine gute Anlaufstelle :)
Ich habe Anfang des Jahres ein wundervollen Mann kennengelernt. Zuvorkommend, ein warmes Herz, Emphatisch, aufopferungsvoll, fest im Leben stehend (beruflich). 38 Jahre alt.
Er wohnt im Haus seiner verstorbenen Großeltern.
Recht schnell sind wir fest zusammengekommen.
Als ich das erste mal bei Ihm war habe ich schon mitbekommen, dass in der ein oder anderen „Ecke“ im Untergeschoss viele Sachen rumstehen.
Naja, für mich der erste Gedanke Single-Männer-Haushalt. Er hat erwähnt, dass er etwas Schwierigkeiten hat Ordnung zu halten.
Das Wohnzimmer ist recht neu renoviert-dies ist auch immer ordentlich.
Nach ca.2 Wochen sagte er zu mir, ob ich ihm „in den Arsch treten könne“… ich war sehr perplex… er meinte, er braucht das (was die Ordnung betrifft).
Recht schnell habe ich dann auch die Unordnung, die er schnell „veranstaltet“ wahrgenommen.
Sachen werden nicht weggeräumt ( Schlafzimmer, Flur)… so dass ich manchmal kaum zum Bett komme.
Ein Raum im Obergeschoss wird nicht richtig benötigt und auch diesen zeigte er mir vor ein paar Wochen. Ich war recht geschockt, denn dort stapelt sich alles. Kein wirklicher Müll, jedoch vieles „was man evtl. irgendwann gebrauchen kann“. Frische Wäsche… alles wird dort rein „geschmissen“…
Es war ihm sehr unangenehm ( er hat mir es von sich aus gezeigt!) Stand mit Tränen in den Augen vor mir und sagte, er macht sich sprichwörtlich nackt vor mir. Worte wie: Ich hasse mich, sind auch schon öfters gefallen.
Nun haben wir es 2mal geschafft, etwas Ordnung dort reinzubekommen. Sehr schwerer Angang seinerseits.
Wenn er einmal dabei ist, ist er motiviert, kann sich aber nur sehr sehr schwer von Dingen trennen.
Ich möchte ihn nicht überfordern, versuche es mit Feingefühl… doch ich würde lügen, wenn ich sage, es strengt mich nicht an.
Das Untergeschoss ist voll mit Sachen… wie auch Garagen etc.
Er hat sich auch mit Tränchen in den Augen bei mir bedankt, dass ich ihn anschuppse… für mich stellst sich die Frage, kann er die Ordnung halten, die wir nun zumindest ein wenig angefangen haben dort rein zu bringen. Aktuell bezweifle ich es, auch wenn er es möchte.
In wieweit kann ich ihn dazu bringen sich von Sachen/Dingen zu trennen die wirklich nicht benötigt werden.
Ich bin verliebt in diesem Mann, er ist so wundervoll…aber aktuell könnte ich mir gar nicht vorstellen ( abgesehen davon, dass es natürlich zu früh ist) mit ihm irgendwann in diesem Chaos zusammenzuleben. Das blockiert mich natürlich irgendwie…
So, ich könnte noch ganz viel schreiben, aber für einen kurzen „Einblick“ sollte es erstmal reichen :)
Liebste Grüsse und Danke schon mal für Eure Antworten
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Finde den Thread von Cyrrox und Mrs. Cheese in diesem Forum.
Da bekommst du vermutlich erste Anhaltspunkte, die dich bzw. euch weiter bringen können, Red Rayla.
Ich empfehle den meisten Betroffenen eine körperbezogene Traumatherapie. Wenn sich durch die therapeutische Arbeit einige tief liegende Kindheitsmuster verändern und nachreifen können, bin ich zuversichtlich, dass die Optik der Wohnung verändern kann.
Warum lebt er im Haus der Grosseltern? Wie viele der Dinge sind noch von den Grosseltern?
Ich vermute, diese Menschen waren wichtige Bindungspersonen für ihn und mit ihrem Tod, könnte sein Syndrom begonnen haben. Sprich, da konnte möglicherweise etwas nicht vernünftig betrauert werden. Reine Vermutungen meinerseits, die ich nicht eindeutig aus deinen Zeilen entnehmen kann. Kann sein, dass es andere Auslöser dafür gab oder sich mehrere gehäuft haben.
Idealerweise besteht dein Partner nicht auf "Popotritte" von dir, sondern findet eine innere Motivation, denn die Popotritte könnten entweder übertragenerweise aus der Kindheit durch Tritte von....stammen. Sie können natürlich auch ein Zeichen für die Intensität einer Depression sein, die aus meiner Sicht wahrscheinlich auch auf Trauma basiert.
Bringt natürlich nur was, wenn die Bereitschaft dazu da ist.
Willkommen, @RedRayla
Der Mann will sich ändern. Von sich aus. Das ist der bestmögliche Ausgangspunkt.
Sein Problem ist deiner Beschreibung nach nicht (nur) das Horten bzw. Sachen nicht weggeben können, sondern vor allem das Ordnung halten an sich. Ich vermute, er würde eine entkrempelte, aufgeräumte, geputzte Küche binnen Tagen wieder in ein Chaos verwandeln.
Deshalb würde ich an seiner Stelle vor dem großen Entkrempeln die beiden zentralen Wohnkreisläufe zum Funktionieren bringen:
Kleiderschrank
Küche
Kleidung und Küchensachen sind das, was jeder verwendet. Diese beiden Kreisläufe müssen funktionieren:
1. Er schwört sich selbst, alle Dinge SOFORT an ihren festen Platz (zurück) zu legen.
2. Dazu muss er Platz im Kleiderschrank und in den Küchenschränken schaffen.
Oder provisorisch ein, zwei Regale und eine Kleiderstange aufstellen. Damit er überhaupt feste Plätze für Kleidung, Geschirr und Lebensmittel vergeben kann.
3. Ab da nimmt er sich vor, "keine Spuren zu hinterlassen":
• Nach der nächsten Wäsche räumt er die saubere, trockene Kleidung SOFORT in den geleerten Kleiderschrank oder in das Hilfsregal und auf die Kleiderstange. Nach dem Tragen wirft er alles SOFORT in einen Schmutzwäschekorb oder hängt es zurück an die Kleiderstange bzw. in den Kleiderschrank.
• Nach dem nächsten Einkauf räumt er SOFORT die Lebensmittel in den geleerten Vorratsschrank, in den geleerten Kühlschrank oder ins Hilfsregal.
• Nach der nächsten Mahlzeit spült er SOFORT ab, räumt das Geschirr in den geleerten Geschirrschrank oder ins Hilfsregal.
Wie er das Bett und den Weg dorthin mit dieser Soforttechnik freihalten kann, kann ich von hier aus nicht beurteilen. Motto ist immer: Bring die Dinge sofort an ihren festen Platz, statt sie ins Zimmer zu schmeißen.
So für den Alltag gerüstet, geht es ans große Entrümpeln. Meiner persönlichen Erfahrung nach braucht man dafür eine zündende Leitidee, die gut zu einem selbst passt.
Für @Robin ist es das große Bücherregal im Flur, das entrümpelt werden und in Zukunft alle verbliebenen Bücher aufnehmen soll.
Für @Kynika sind es die beinahe täglichen, kleinen Entrümpel-Quickies, die das Chaos auflösen. Marke "Steter Tropfen höhlt den Stein".
Für mich ist es wahrscheinlich die selbst erdachte (noch unerprobte), sehr krasse 1:9-Methode:
"Für jedes Teil, das ich behalten (oder kaufen) will, müssen neun vorhandene Teile gehen.
Auf diese Weise reduziere ich in einem Arbeitsgang meine Habe um 90 Prozent.
Der praktische Ablauf wird so sein:
Ich nehme mir ein vollgestelltes Regalbrett oder einen gefüllten Karton vor.
Will ich ein Teil behalten, kommt es in einen offen daneben stehenden Karton mit der Aufschrift "Behalten".
Auslösen (also aus dem Karton nehmen und meinem Haushalt einverleiben) kann ich dieses Teil nur, indem ich vorher neun andere Teile aussortiere, die das Haus verlassen.
Meine entscheidende Abänderung der altbekannten Türkontrollen-Methode "für jedes neue Teil müssen x vorhandene Teile gehen" ist: Nicht nur neue Sachen sondern auch alle in der Wohnung vorhandenen Dinge müssen sich ihren Platz erkämpfen, indem sie jeweils neun andere vorhandene Gegenstände verdrängen.
Heute habe ich wie jeden Sonntag meine Tagespläne für nächste Woche geschrieben. Dabei habe ich den Dienstag ab sofort zu meinem wöchentlichen Entrümpelungstag ernannt. (Ein größerer Zeitblock funktioniert für mich organisatorisch und emotional besser als jeden Tag ein bisschen zu entrümpeln.)"
Für deinen Freund wird es eine andere Methode sein. Vielleicht ein wöchentliches Entrümpeldate mit dir, nach dem ihr zusammen im dafür extra geputzen und entkrempelten Badezimmer ein luxuriöses Bad nehmt?
Ich wünsche dir und deinem Freund viel Erfolg!
Also, ich bin ein großer Fan von Feng Shui, das u.a. besagt, dass das äußere Chaos das innere Chaos wiederspiegelt. Das heißt, man muss im Prinzip beides gleichzeitig aufräumen. Bei mir klappt es gut, mit dem äußeren Chaos anzufangen. Wenn ich mir Gedanken darüber mache, was die Dinge emotional für mich bedeuten, dann kann ich sie wegtun und damit auch gleich das Innere aufräumen. Aber ich bin ja auch kein Messie. Vielleicht muss man bei einem Messie eher von innen nach außen arbeiten, also erst die Therapie und dann wird auch die Wohnung ordentlicher. Für mich IST das Aufräumen schon die Therapie. Aber das muss ja nicht bei allen funktionieren.
Ich sehe bei ihm aber auf jeden Fall den Willen zum Aufräumen. Vielleicht auch angestoßen durch die Liebe. So nach dem Motto "Ich habe die Prinzessin gefunden, die mich vielleicht erlösen kann". Das heißt aber noch nicht, dass er innerlich bereit ist. Ein wenig klingt es so als würde er Dich bitten, ihn zu etwas zu zwingen, was er aus eigener Kraft nicht schaffen würde.
Auch seine Tränen interpretiere ich als Zeichen eines inneren Kampfes. Irgendetwas in ihm will aufräumen, aber ein anderer Teil von ihm ist dazu noch nicht bereit. Da sträubt sich innerlich noch irgendetwas. Und das ist auch das, was Dir die Kraft raubt. Du spürst das ja auch, dass ein Teil von ihm gegen Dich arbeitet. Das würde wiederum dafür sprechen, tatsächlich erstmal therapeutisch daran zu gehen, um zu verstehen, was das ganze Gerümpel bedeutet und wozu es dient. Irgendein emotionales Bedürfnis befriedigt das Zeugs offensichtlich.
Bei meiner Schwester scheint es z.B. ein starkes Sicherheitsbedürfnis zu sein. Wenn man z.B. mehr Plastiktüten hat als man im Leben jemals aufbrauchen könnte, dann muss man niemals fürchten, dass einem die Plastiktüten ausgehen, selbst dann wenn die Regierung sie verbieten würde. Und dasselbe auch für Schuhe (falls plötzlich keine mehr hergestellt werden) und so weiter. Das heißt, das Loslassen löst dann Angst aus.
Vielleicht ist es aber auch einfach. Frag ihn doch mal, ob das Gerümpel eine bestimmte Bedeutung hat oder was er dabei fühlt, wenn ihr etwas wegwerft. Vielleicht ist er sich dessen auch vollständig bewusst und braucht dann keine Therapie mehr. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oft schon hilft, das Problem beim Namen zu nennen. So als würde man mit einem Zauberspruch endlich einen Fluch lösen. Ja, OK, ich lese zu viele Märchen. :-)
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Anna, schön von dir zu lesen.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #4
Feng Shui, das u.a. besagt, dass das äußere Chaos das innere Chaos widerspiegelt. Das heißt, man muss im Prinzip beides gleichzeitig aufräumen.
Das ist der Blickwinkel, den Beobachter einnehmen.
Was die wenigsten wissen, dass dem Kind in den ersten Lebensmonaten bis Jahren dieses Chaos im innern zugefügt wird, weil die Eltern versäumt haben, ihm die Sicherheit zu bieten, die es damals brauchte. Und ihm nicht helfen konnten, seine Gefühle zu regulieren und beruhigen.
Das heisst, das innere Chaos ist vorhanden, bevor es sich im äusseren ausdrückt.
Wer kann sich an die ersten Lebensjahre bewusst erinnern? Die wenigsten, doch der Körper erinnert sich und lagert die Erfahrungen ein.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #4
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es oft schon hilft, das Problem beim Namen zu nennen.
Ja, das stimmt. Allerdings kann es auch dazu führen, dass es zu viel Stress auslöst, wenn es benannt wird. Beim Namen nennen, kann auch beruhigend wirken. Ich denke, wenn der Betroffene lernt seine Emotionen beim Namen zu benennen, kann die beruhigende Wirkung eintreten.
Allerdings erlebe ich oft, dass ich GAR KEINE Worte für meine Emotionen habe und sie nicht benennen kann, weil sie in der Phase entstanden sind als ich Worte nicht kannte. Dann ist es o.k., das nicht zu können.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #4
Das heißt, das Loslassen löst dann Angst aus.
Dem stimme ich zu.
Die Angst zuerst regulieren zu lernen, ihre Intensität reduzieren, Sicherheit erlernen und nachreifen lassen, können helfen, damit das Loslassen leichter wird.
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