Gefühlschaos, Muster, Trigger und (zu-/ein-) ordnende Aspekte

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08.09.2024 06:11
avatar  IBI
#301
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Zitat von charlotta im Beitrag #300
Der Begriff "Opferhaltung" ist ein Konstrukt und eine Ausrede für Menschen mit einer "Täterhaltung". Die gibt es nicht.


Du hast vom Konzept des Drama-Dreiecks bisher nichts gehört....Opfer, Täter, und Retter......
Die 3 Rollen kennen viele Menschen, Charlotta.

Ich kenne alle 3 Rollen gut und merke häufig nicht, wann die Rollen stark aktiv sind.
Die Bewusstheit zu erlangen, trägt dazu bei, die Verantwortung übernehmen zu können und die Rollen zu verlassen.

Wenn jemand zum Opfer geworden ist, ist es ein faktisches Erlebnis und dieser Mensch kann die Identität des Opfers übernehmen.
Diese Identität aufgeben und sich eine "neutrale" Identität suchen, ist eine andere Herausforderung.
Dafür kann die Person als Erwachsener Verantwortung übernehmen und sich Unterstützung suchen, um die Identität zu ändern, sofern die Person an die Möglichkeit glaubt, dass ein so starker Wandel möglich ist.

Beispielsweise verändern sich toxische Schuldgefühle in gesunde Schuldgefühle, indem jemand für einen Fehler "gerade" steht und bei der Korrektur, sofern Korrektur möglich ist, hilft bzw. sich angemessen dafür beim "un-/absichtlich" Geschädigten ent-SCHULD-igen kann. Meist sind starke Schamgefühle mit den Schuldgefühlen verbunden.

Viele geschädigte Kinder, wie Gitta sie beispielhaft beschrieben hat, beschuldigen und beschämen sich innerlich selber und machen sich selber fertig bis ins hohe Erwachsenenalter......sie richten aus der Opferhaltung heraus gegen sich selber und sind gleichzeitig der Täter gegen sich selber, statt sich gegen die Personen, die ihnen das angetan haben, direkt zu wehren und schützen und dort rettende Grenze zu setzen.

Danke, dass du mich als Therapeutin wahrnimmst und nicht als Messie.
Meine chaotische Wohnung braucht noch viel Veränderung.....
Loslassen können gelingt mir noch nicht, weil ich viele meiner Erinnerungen in Gegenstände oder Fotos bewahre anstelle in mir...
In mir gibt es automatische Muster, die mich angenehme Erlebnisse ähnlich schnell vergessen lassen wie die alten traumatisierten Erlebnisse.....damit fehlt mir oft der Zugang zu meinen Ressourcen.
Und dieses Muster kann bereits dazu beitragen, dass ich mich vorkomme wie ein Opfer statt ins Handeln zu kommen....


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08.09.2024 08:38
avatar  Gitta
#302
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Ich weiß nicht, @IBI . Ich bin da keine Expertin, aber ich glaube nicht, dass das etwas mit einem Drama Dreieck zu tun hat, denn einen Retter sucht man in solchen Situationen vergeblich. Es gibt eher mehrere Täter/innen.

Die falsche Haltung kommt mehr dadurch zustande, dass man eben 18 Jahre lange gewöhnt war, so ignorant bis grausam behandelt zu werden. Und also erstmal gar nicht oder nicht richtig weiß, wie ein menschliches Miteinander anders oder „normal“ gehen könnte. Man orientiert sich dann zu sehr an den falschen Leuten, weil man diese für das Maß aller Dinge hält. Das tut man nicht zuletzt auch, weil das eigene Weltbild noch viele Lügen enthält, die man damals untergeschoben bekommen hat.

Und hier finde ich auch den Ansatz, dass das Zurück-Erinnern an eine Situation eine Lüge und dann deren Enttarnung und damit Entkräftung liefern kann. Also eine Lösung bewirken kann. So gleich damit hat man das zwar emotional noch nicht aufgeholt, aber es ist ein Anfang.


Es gleichzeitig von der anderen Seite her zu versuchen, also Leute zu meiden oder zu hinterfragen, die einen irgendwie an die Eltern oder Täter erinnern, ist sicher auch gut. (Stichwort Narzissten)


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08.09.2024 15:12
avatar  Robin
#303
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Es ist wohl auch gar nicht richtig, über diese Dinge zu argumentieren, weil alle von ihren eigenen Erfahrungen ausgehen... Ich z.B. weiß ganz genau, dass wir viele Jahre lang in meiner "Restfamilie" mit dem Thema Schuld umgegangen sind wie die Hütchenspieler... Alle haben sich schuldig gefühlt, und alle haben es versteckt, und jeder sucht dann die Schuld beim anderen, um sich selbst unschuldig fühlen zu können.

Das ist natürlich ein ganz anderes Muster als bei jemandem, der Opfer eines Verbrechens geworden ist. Und natürlich steht außer Frage, dass da erstmal geklärt sein muss, dass das Opfer nicht "selbst schuld" ist!!!

Ich lehne die ganze "selbst schuld"-Idee ab. Es sei denn natürlich, jemand überfällt mich. Der ist dann selbst schuld, wenn er versehentlich in meine Faust läuft.

Zitat von IBI im Beitrag #299
Dass ein Elternteil süchtig wird, mag durchaus "traumabedingt" sein, doch es befreit den Elternteil nicht von seiner Schuld, in dem Zustand nicht für die Kinder angemessen da sein zu können.


Das ist eine Situation, bei der es nicht um Opfer und Täter und Schuld geht. Auch Eltern können krank werden!

Ja, sowohl Betroffene als auch Angehörige können so einiges tun, um die Lage zu ändern oder vorzubeugen. Aber, und das betrifft uns als Messies auch direkt: Wenn man was nicht auf die Reihe kriegt und selbst darunter leidet, ist es einfach sinnlos, auf diese besch* Situation noch einen Berg Schuld draufzuklatschen! Das hilft nicht und richtet nur noch zusätzlichen Schaden an.

Zitat von charlotta im Beitrag #300
Den Klienten dahin zu bringen nach so einem Trauma, dass er/sie es wieder schafft Verantwortung für das weitere Leben zu übernehmen, wo es möglich ist, das ist die Aufgabe.


Das ist, wobei wir uns m.E. gegenseitig den Rücken stärken können. Für Trauma-Therapie ist ein Internetforum der falsche Ort.

Zitat von IBI im Beitrag #301
Viele geschädigte Kinder, wie Gitta sie beispielhaft beschrieben hat, beschuldigen und beschämen sich innerlich selber und machen sich selber fertig bis ins hohe Erwachsenenalter......sie richten aus der Opferhaltung heraus gegen sich selber und sind gleichzeitig der Täter gegen sich selber, statt sich gegen die Personen, die ihnen das angetan haben, direkt zu wehren und schützen und dort rettende Grenze zu setzen.


Denke ich auch. Und natürlich kann sich das so äußern, dass man seine Wohnung ins Chaos stürzt. Dass ich heute vor der Arbeit nicht im Haushalt aktiv geworden bin, liegt aber an keinem Trauma, sondern an der Hitze... 🥵


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08.09.2024 16:31 (zuletzt bearbeitet: 08.09.2024 16:33)
avatar  charlotta ( gelöscht )
#304
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@IBI

Zitat
Danke, dass du mich als Therapeutin wahrnimmst und nicht als Messie.



Das eine schliesst das andere ja nicht aus. Komme auch aus der Branche 😎

Zitat
Du hast vom Konzept des Drama-Dreiecks bisher nichts gehört....Opfer, Täter, und Retter......



Doch, kenne ich, aber ist halt auch ein Konstrukt, um etwas zu sortieren und damit versuchen zu arbeiten, was aber nach meiner Erfahrung der Komplexität von Traumen nicht gerecht wird.

Es gibt auch Unterschiede, wie @Robin schreibt, ob es sich um Kindheitstraumen oder spätere Traumen handelt. Vielleicht kann ich das nicht vergleichen, weil mir die Erfahrungen eines Kindheitstraumas fehlen.

Ich sehe momentan nur meine heutige Geschichte und kann es nicht akzeptieren, wenn von "Opferrollen" oder "Opferhaltungen" gesprochen wird. So, als könnte, derjenige es sich aussuchen. Konnte er nicht, denn er ist dabei um's Leben gekommen (mein Partner). Er kann diese Identität nicht mehr verändern für dieses Leben.

Und was mich betrifft, so bin ich dadurch auch Opfer geworden und habe jetzt ein Trauma, womit ich leben muss.

Wo ich Verantwortung wieder übernehmen kann ist, meine Wohnung. Hier kann ich versuchen das Chaos beseitigen, was die letzten 2 Jahre nach dem Ereignis massiv entstanden ist.

Bei mir ist das "Messie-Sein" ein gehirnorganisches und genetisches Phänomen. In meiner Familie waren mein Vater, Bruder und ich schon immer chaotisch und sind nicht klar gekommen aufzuräumen. Meine Mutter hatte es schwer. Aber sie war der absolute Cleanie und hatte uns gut unter Kontrolle.

Ich habe die Erfahrung (vor ca. 25 Jahren) gemacht , dass ich es trainieren kann - meine Wohnung auf einen guten (besucherfreundlichen Level) zu erhalten. Ein System dabei war der Minimalismus. Das hat immerhin die Jahre, vor dem Ereignis, als die Welt für mich in Ordnung war, auch gut funktioniert.

Aber jetzt bin ich wieder im Chaos. Und darum bin ich hier.

@Gitta

Ich verstehe jetzt auch, warum Du bei mir geschrieben hast, dass Du nicht sagen kannst, "früher war alles besser". Bezogen auf Traumen in der Kindheit kann man das natürlich so nicht sagen. Absolut nicht.

@IBI

Zitat
Loslassen können gelingt mir noch nicht, weil ich viele meiner Erinnerungen in Gegenstände oder Fotos bewahre anstelle in mir...
In mir gibt es automatische Muster, die mich angenehme Erlebnisse ähnlich schnell vergessen lassen wie die alten traumatisierten Erlebnisse.....damit fehlt mir oft der Zugang zu meinen Ressourcen.
Und dieses Muster kann bereits dazu beitragen, dass ich mich vorkomme wie ein Opfer statt ins Handeln zu kommen....



Das könnte ein bisschen auch bei mir so sein. Wobei die Gegenstände von denen ich mich nicht trennen kann, anstelle der verlorenen Menschen stehen.


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09.09.2024 08:05
avatar  IBI
#305
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Habe weiter über Opfer, Täter, Retter geschlafen....

Meine Mutter ist Schuld, dass ich meine Traumata in der Kindheit erhalten habe. (Täter)
Meine Mutter ist Nachkriegskind und hatte ihre eigenen grossen Themen in der Kindheit. (Verständnis)
Meine Mutter hat offensichtlich beeinträchtigten Kindern und Menschen in schwierigen Umständen häufig geholfen (Retter). Leider zum Nachteil ihrer eigenen Kinder (Täter)
Meine Mutter hat sich funktionell um ihre Kinder gekümmert, (Dankbar) emotional war es kaum möglich. (Schuld)


Hat schon jemand das Gegenteil des Drama-Dreiecks entwickelt?
Handeln, Mitgefühl, Ruhepause
Könnte das so ein Dreieck sein? Was ist der gegenteilige Begriff von Drama?

Ich frage mich, warum ich mich emotional nicht beruhigen kann, wenn ich an die Schuld denke, die meine Mutter begangen hat, während es gleichzeitig gute Dinge gab, die sie gemacht hat, und ich sehen kann, wie schwierig ihr eigenes Leben in der Kindheit war.
Da es einen ersten Weltkrieg gab und dieser sicher einen grossen Einfluss auf ihre Eltern hatte als die Kinder war, zeigen sich auf jeden Fall transgenerationale Themen.
Mich beruhigen die Gedanken nicht, in Bezug auf die SCHULD.....

Dabei würde ich das Thema gerne loslassen und in die Vergangenheit schieben ohne es zu vergessen.....

Vielleicht ist es das? Schiebe ich etwas in die Vergangenheit, dann vergesse ich.....und Vergessen ist nicht immer richtig, wenngleich es entlasten kann.....


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