Gefühlschaos, Muster, Trigger und (zu-/ein-) ordnende Aspekte

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07.09.2024 16:02 (zuletzt bearbeitet: 07.09.2024 16:10)
#296
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@Gitta

Zitat
Diese Tatsache als solche zu sehen, ist für mich völlig unabhängig von irgendwelchen Selbstbemitleidungen wie „alle anderen sind immer schuld an allem“ oder Suchtkrankheiten oder was auch immer. Ihr dürft da auch gerne widersprechen.



Absolut.

Es gibt Situationen, wo Schuld nicht nach gängigen Maßstäben (jeder ist für sich selbst verantwortlich etc.) beurteilt werden kann und darf.

Es gibt jede Menge strukturelle Gewalt, sowie auch Gewalt von Personen in verantwortlichen Positionen oder von Personen, die eine Verantwortung (für ein Kind oder jemanden Hilflosen) haben oder auch gewaltbereite Personen, die körperlich stärker sind als die Person, die sie sich als Opfer ausgesucht haben oder sie sind in einer besseren Position (gesellschaftlich oder grad' situationsbedingt bei einem Überfall etc.)

Hier hilft nur eine persönliche Auseinandersetzung des Opfers (oder dem Angehörigen, falls das Opfer es nicht überlebt hat) für sich mit dem Thema Schuld, um irgendwie wieder klar zu kommen und eine ganz klare Abgrenzung gegen Menschen, die ihm/ihr etwas anderes einreden wollen.


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07.09.2024 17:03
avatar  Robin
#297
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Hallo @Gitta , @charlotta u.a.,

Zitat von Gitta im Beitrag #295
Da hier immer wieder das Thema Schuld so als ob das allgemein sinnlos wäre, diskutiert wird.


Ich vermute, damit bin ich gemeint. Leute drücken sich ja gern so aus, als meinten sie niemand bestimmten, wenn sie Kritik äußern... Mit der Folge, dass ich schon manchmal völlig verdattert und verunsichert da gesessen hab, wenn ich vermutlich gar nicht gemeint war.

Zitat von Gitta im Beitrag #295
Dann sind infolge bei dem Kind Täter-Introjekte am Werk, die der erwachsenen Person bei jeder Gelegenheit einreden, sie wäre wieder schuld an etwas. Weil nicht genug aufgepasst, nicht sorgfältig genug vorbereitet, zu wenig vorher nachgedacht hätte, usw., usw.


Da stimme ich dir absolut zu.

Und ich kenne Ängste, dass man wieder an was schuld sein könnte, sehr gut.

Zitat von Gitta im Beitrag #295
Dann ist es meiner Meinung nach sehr wichtig für diese Person, sich mit dem Thema Schuld auseinanderzusetzen. Und zwar so, dass am Ende etwas Vernünftiges dabei herauskommt, nämlich, dass die Person nicht schuld war, dass sie Gewalt erlitten hat. Sondern die, die die Gewalt ausgeübt haben. Punkt.


Bei mir ist es so, dass meine Mutter auch nicht schuld war, dass sie sich totgesoffen hat. Es gab ein Trauma in der Familie...

Zitat von Gitta im Beitrag #295
Diese Tatsache als solche zu sehen, ist für mich völlig unabhängig von irgendwelchen Selbstbemitleidungen wie „alle anderen sind immer schuld an allem“ oder Suchtkrankheiten oder was auch immer. Ihr dürft da auch gerne widersprechen.


Wie man sich aus dem oben gesagten vielleicht vorstellen kann, sind auch Suchterkrankungen für mich kein Fall von "selbst schuld". Es geht mir aber um die Frage, wie wir aus selbstschädigendem Verhalten raus kommen. Es gibt einen Spruch: "Wer nichts verändern will, sucht nach Erklärungen. Wer etwas ändern will, sucht nach Lösungen." oder so ähnlich. So sehe ich das...

In unserer Gesellschaft wird immer nach dem Schuldigen gesucht, und der wird dann bestraft, und dann wird so getan, als sei jedes Problem damit gelöst. In ziemlich vielen Fällen ist damit aber gar nichts"wieder gut".

Es geht mir nicht darum, Messies irgendeine Schuld in die Schuhe zu schieben!!!!! Aber ich werde auch nicht schweigen dazu, wenn Menschen unter ihrer Messie-Wohnung leiden und andere ihnen versuchen einzureden (aus ihrem eigenen, selbstschädigenden Glauben heraus), dass sie Messies sind und bleiben müssen, so lange, bis etwas, was in ihrer Vergangenheit liegt und nicht geändert werden kann, geändert wird. Und dass was Schlimmes passiert, wenn wir so frech sind, uns ein besseres Leben zu erlauben. Nee, wir dürfen das!!! Und zwar für uns selbst und nicht für den Heizungsableser.

Zitat von charlotta im Beitrag #296
Es gibt Situationen, wo Schuld nicht nach gängigen Maßstäben (jeder ist für sich selbst verantwortlich etc.) beurteilt werden kann und darf.


Na, wie gesagt: Wir dürfen uns auch beispielsweise mit Zigarrenkisten bevorraten für die nächsten 500 Jahre. Das zu tun ist genauso erlaubt wie es zu lassen. Es geht also mir jedenfalls nicht um Schuld, sondern um Freiheit.


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07.09.2024 18:07
avatar  Gitta
#298
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@Robin
Es haben hier mehrere in der letzten Zeit etwas dazu gesagt, ich wollte nicht alle aufzählen oder alles zusammen zitieren. Deshalb habe ich es so allgemein formuliert.

Zitat
Es gibt einen Spruch: "Wer nichts verändern will, sucht nach Erklärungen. Wer etwas ändern will, sucht nach Lösungen." oder so ähnlich. So sehe ich das...


Dem würde ich widersprechen. Wer unter einem Leidensdruck steht, sucht normalerweise nach Lösungen und die können in der Erklärung liegen. Ich hatte hier vor kurzem etwas vom Rumpelstilzchen gelesen.

Du meinst aber wahrscheinlich Erklärungen für die Situation in dem Sinne, dass man Grundsicherung oder so was beantragen kann. Dafür braucht es eine Diagnose.

Zitat
In unserer Gesellschaft wird immer nach dem Schuldigen gesucht, und der wird dann bestraft, und dann wird so getan, als sei jedes Problem damit gelöst.


Das habe ich so (in meiner Umgebung) noch nicht feststellen können. Wenn dann im Job, dass wenn irgendwas schiefgelaufen ist, dann irgendwer gesucht wird, dem man das anhängen kann. Und der dann seinen Hut nehmen muss. Aber das war nicht die Regel. Die meisten Kollegen/innen haben sich über so ein Vorgehen empört. Dann gibt es das auch bei bestimmten Parteien, die das Sündenbock Suchen fördern, aber diese Parteien wähle ich nicht.

Und bei dem, was ich angesprochen habe, Gewalttaten, besonders sexuell motivierten, passiert in der Regel gar nichts. Die Opfer werden für verrückt erklärt, eingeschüchtert oder besonders beliebt, für selbst schuld daran erklärt. Fall erledigt.


Aber danke für Deine Gedanken dazu. Es geht mir auch nur darum, dass Überlegungen zu Schuld nicht allgemein und immer gleich weggedrückt werden.

Zitat
dass sie Messies sind und bleiben müssen, so lange, bis etwas, was in ihrer Vergangenheit liegt und nicht geändert werden kann, geändert wird.


Nein, das müssen sie sicher nicht. Aber vielleicht wollen sie das (Depression).


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07.09.2024 20:40
avatar  IBI
#299
IB
IBI

Schuldfrage und Verantwortung übernehmen.....die Grenzen sind fliessend, Gitta.

Kinder tragen aus meiner Sicht keine Schuld, denn auch wenn die Erwachsenen ihnen das FALSCHE mitteilen, sie können entwicklungsbedingt keine Verantwortung übernehmen.

im Teenageralter beginnt sich das zu verändern....und als junge Erwachsene will mensch frei sein und selber entscheiden, meist aber nicht die Verantwortung übernehmen, doch das gehört dazu und dann beginnt mensch selber "schuld" zu sein.
Den Blickwinkel auf die "alte Kindheitsgeschichte" kann mensch als Kind nicht unbedingt ändern, weil es i.d.R. bis zur Ausbildung im Elternhaus bleibt und damit dem Umfeld ausgeliefert ist.

Dass ein Elternteil süchtig wird, mag durchaus "traumabedingt" sein, doch es befreit den Elternteil nicht von seiner Schuld, in dem Zustand nicht für die Kinder angemessen da sein zu können.
Robin, du schreibst mir, ich muss mich meiner Verantwortung stellen, wenn ich nicht angemessen auf euch reagiere, obwohl du Verständnis für mein "Trauma" dahinter hast.......
Gleiches gilt für die ELTERN.

Es gibt Menschen, die behaupten, ein Kind sucht sich seine Eltern aus.....ich teile diesen Blickwinkel nicht....doch unter diesem Aspekt verschiebt sich aus meiner Sicht das Bild der Verantwortung.....
Vielfach ist Schuld an "Opferhaltung" geknüpft.....Gehe ich in die Lösungshaltung übernehme ich eher Verantwortung....
Reflexion und Bewusstheit sind hilfreich, um "Schuld" in "Verantwortung" und Lösungshaltung zu bewegen....


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08.09.2024 01:14 (zuletzt bearbeitet: 08.09.2024 01:16)
#300
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@ IBI

Der Begriff "Opferhaltung" ist ein Konstrukt und eine Ausrede für Menschen mit einer "Täterhaltung". Die gibt es nicht.

Wenn jemand Opfer geworden ist, dann ist das faktisch und das kann und passiert jeden Tag überall auch Menschen die erwachsen sind.

Als Therapeutin kannst Du so jemanden helfen mit Lösungen, um mit der Situation weiterleben zu können. Aber Verantwortung hat der/die niemals für das was ihm/ihr passiert sein mag. Den Ansatz finde ich ganz fürchterlich.

Den Klienten dahin zu bringen nach so einem Trauma, dass er/sie es wieder schafft Verantwortung für das weitere Leben zu übernehmen, wo es möglich ist, das ist die Aufgabe.


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