Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?

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14.11.2023 16:14
avatar  Gitta
#236
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Das ist schon richtig, IBI. Man hätte an dieser Stelle noch dazu erwähnen können, dass körperliche Merkmale sowas von unwichtig sind, wenn man den Menschen insgesamt betrachtet. Außerdem wird man sich die meiste Zeit mit einem Menschen unterhalten wollen oder etwas gemeinsam machen wollen, also die inneren Eigenschaften müssen genehm sein.

Aber wegen der Beeinflussung durch Medien und Schönheitsindustrie halte ich es persönlich eben auch für ein heikles Thema. Deshalb würde ich nie jemand lose Bekannten oder einer Kollegin sagen, dass ich irgendein Körpermerkmal an ihm/ihr hässlich finde. Oder ihn/sie überhaupt auf etwas an ihm/ihr hinweisen. Aber das sehen andere, wie zum Beispiel mein Vater oder die oben erwähnte Person scheinbar anders. Vielleicht halten sie sich auch für kleine Influencer, keine Ahnung. Bewerter sind sie ohnehin. Sie wirken jedenfalls mächtig stolz, wenn sie wieder mal eine Abweichung von der „Norm Einheitsgröße“ an jemand anders entdecken konnten.


„Ich wollte nur sagen, die Menschen sind anatomisch unterschiedlich.“ Dieser Satz ist zwar inhaltlich richtig, aber eben nicht gleichbedeutend mit dem Satz „Ich finde ja, schiefe Nasen sind hässlich. Deine ist auch so schief, Gitta.“
Darum ging es mir. Wenn das jemand behauptet, mit Baum Haus gemeint zu haben, dann lügt die Person, oder sie muss nochmal einen Deutschkurs belegen.


Zitat von IBI im Beitrag #233
Allmählich lerne ich, dass diese Widersprüchlichkeiten, wenn ich probiere zwischen ihnen hin und her zu pendeln, in der Mitte eine Gemeinsamkeit haben, die meistens NEU sind für mein Nervensystem.
Widersprüchlichkeiten zumindest eine Weile mental beide sein lassen zu können, ggf. bis in den Körper zu spüren und fühlen, verändert eine Menge.
Braucht eine Weile, das zu lernen. An der Grenze, an der sich die Widersprüchlichkeiten begegnen, kann Transformation geschehen.

Ich weiß nicht. Widersprüchlichkeiten in mir selbst begegnen mir täglich in zweistelliger Anzahl. Und das, seit ich mich erinnern kann. Also ich will etwas machen und gleichzeitig spüre ich Unlust, das zu machen. Wenn das schlechte Gefühl sehr stark ist, endet es damit, dass ich nichts mache und sitzen bleibe. Wenn es etwas weniger stark ist, kann ich handeln, aber halt mit diesem unangenehmen Gefühl. Gelernt habe ich dabei oder daraus noch nichts.

Mein Wunsch wäre, ohne schlechtes Gefühl etwas machen zu können. Tritt aber so gut wie nie ein. Wenn ich unter anderen Menschen bin, kann ich das schlechte Gefühl besser vergessen, weil ich dann abgelenkter bin oder konzentrierter bei den anderen. Aber wenn ich allein bin, drängt es sich danach umso stärker auf. Das verstärkt auch meine gefühlte Erschöpfung nach einem Arbeitstag.

Ich habe auch schon vieles versucht. Manches wird es insgesamt auch verbessert haben. Aber der Klotz (die Blockade) ließ sich nie ganz beseitigen.

Ja, ich kann es auch damit versuchen, das ganze irgendwie verlangsamt zu beobachten. Ich komme nur oft beim überhaupt darüber nachdenken in so einen geistigen Grisel-Zustand, wo dann gerade alles aus meinem Kopf gelöscht worden oder nicht greifbar zu sein scheint. Vielleicht so eine Überlastung des Prozessors, wie skurril mal meinte. Oft fallen mir auch in einer Phase des Hochstress auf der Arbeit ganz viele Dinge ein, die ich in meiner Freizeit machen könnte und will. Kaum habe ich dann aber Feierabend, kann ich mich an nichts mehr davon erinnern.

Und sich meine Mutter mal so ganz anders vorzustellen, ist auch einen Versuch wert. Sowas habe ich bisher noch nicht gemacht. 😊 Die ganze Geschichte mal umschreiben, habe ich auch noch nicht gemacht. Wäre vielleicht auch mal ganz interessant und lockerer. 😊


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14.11.2023 17:45
avatar  IBI
#237
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Zitat von Sybille im Beitrag #234
Ich kann für mich ganz persönlich sagen, dass ich solche Fachbegriffe schon manchmal total hilfreich fand.

Es ist dir wurscht, ob es Trauma durch Gene ober durchs Umfeld verursacht werden und Fachbegriffe findest du hilfreich.


Falls eine von euch beim Recherchieren von
Double Bind
den dazugehörigen gesunden Fachbegriff finden sollte, so möchte ich ihn gerne erfahren.

Zitat von Sybille im Beitrag #234
Bin ich in vielen Fällen kein Fan von Lösungsanregungen.

Zitat von Sybille im Beitrag #234
wie ein "guter" Rat-Schlag.

Interessant, dass du von Anregungen im selben Absatz bis zum Rat-Schlag gekommen bist.

Zitat von Gitta im Beitrag #236
Widersprüchlichkeiten in mir selbst begegnen mir täglich in zweistelliger Anzahl.

Yep, kenne ich gut.
Ich schrieb bereits, sie sind nervig....

Gutes Gefühl ....schlechtes Gefühl.....im Hin und Her Spüren, kann sich sogar ein "neutrales" Gefühl aus beidem entwickeln.
Hätte ich diese Erfahrungen nicht inzwischen gesammelt, könnte ich diese Möglichkeit nicht schreiben.

Zitat von Gitta im Beitrag #236
Mein Wunsch wäre, ohne schlechtes Gefühl etwas machen zu können.

Ja, es gibt Situationen, in denen ich ab und an in einer "neutralen" Gefühlsversion, etwas gemacht mache, das davor meistens mit den schlechten Gefühlen verbunden war.
Es ist möglich, diese Zuversicht kann ich dir geben, weil ich sie zeitweise erfahren habe.

Zitat von Gitta im Beitrag #236
Aber der Klotz (die Blockade) ließ sich nie ganz beseitigen.


Meiner ist ebenfalls noch nicht beseitigt.
Das Spannende in meiner aktuellen Phase, dass die Beseitigung durch die Entladungen in meinem Körper stattfindet. Ich hätte nicht aktiv dort nach den Möglichkeiten der Beseitigung und des Losw*erdens gesucht.
Jetzt bin ich froh, dass diese Ebene mir die Antwort darauf liefert, selbst wenn diese Entladungsmomente sehr unangenehm sind.


Zitat von Gitta im Beitrag #236
Ich komme nur oft beim überhaupt darüber nachdenken in so einen geistigen Grisel-Zustand, wo dann gerade alles aus meinem Kopf gelöscht worden oder nicht greifbar zu sein scheint.

Meine fachliche Perspektive dazu: Eine unbewusste Instanz in dir, sorgt gut für dich und dein Nervensystem und "schaltet" dich bereits aus, bevor du mit dem Denken über deine Tätigkeiten beginnen kannst, weil er die Erfahrung hat, das viele davon für dich unangenehm sind. Wenn dich die Instanz "ausschaltet", erspart sie dir "unangenehm" zu spüren.

Das erlebe ich auch immer wieder einmal.
Seitdem ich das einordnen kann, bin ich weniger verärgert über die Diskrepanz zwischen dem, was ich will und dem, was die Instanz glaubt für mich gut zu sein.
Derzeit erlebe ich es auf diese Weise: ich möchte im Seminar entspannt zuhören, weiss aber inzwischen, wenn ich zu tief entspanne, dann hat mein Körper daran die grösste Freude und denkt: oh, die hat zeit für Entladungen. ich leg mal los, sie kommt schon klar.
Ich sitze da und will gerne das seminar verfolgen, aber wenn mein Körper und mein Nervensystem loslegen, haben beide ihr eigenes Zeitmanagement und denen ist das seminar "wurscht". Meinem Kopf ist das ganz und gar nicht wurscht. Der möchte den Inhalt gerne mitbekommen, kann er aber nicht mehr, wenn der Körper dermassen übernimmt.

Der Unterschied zu deinem Beispiel: Ich bekomme sehr bewusst mit, was läuft und ich bin dabei nicht "abgeschaltet".

Früher war mir das Wort LIEBE zu viel und mein System hat mich "abgeschaltet", indem ich von diesem WORT müde wurde.
Müde werden bewusst merken können, ist bereits eine Kunst.
Mitzubekommen, dass es geschieht, wenn ein bestimmtes Wort zu hören ist, ist die nächste Kunst.
Dem System beizubringen, dass es unnötig ist, so bei dem einen Wort zu reagieren, ist die übernächste Kunst.
Wenn die Kunst vollbracht ist, wird das Wort LIEBE nicht mehr dazu führen, dass das Nervensystem seinen vollautomatischen Schutzmechanismus einschaltet und mich "abschaltet".
Irgendwann in dem Prozess entsteht das Bewusstsein, dass es der MANGEL an Liebe war, also die Mangelerfahrung und den dazugehörigen Emotionen, vor denen mich mein Nervensystem früher beschützt hat, denn noch mehr davon brauchte es nicht mehr. Es hatte bereits genügend eingelagert und musste nun beginnen irgendwo ins Universum auszulagern.


Zitat von Gitta im Beitrag #236
Und sich meine Mutter mal so ganz anders vorzustellen, ist auch einen Versuch wert. Sowas habe ich bisher noch nicht gemacht.

Freut mich zu lesen, dass du es gerne ausprobieren möchtest.

Ich habe mich dazu in deiner Baumbild-Metapher zwischen deinen Polen hin und her bewegt.
Eine Weile später tauchte in mir diese Vorstellung auf, die ich dir angeboten habe: ja, so hätte es damals konstruktiv klappen können.
Wenn Gitta eine Grenze hätte aussprechen können und wenn die Mutter beschützend in der Nähe geblieben wäre und ihre Sorgen, dass Gitta vom Baum fallen könnte, hätte loslassen können, gäbe es ein ERLEBNIS einer anderen Qualität.
Die Widersprüchlichkeiten sind beide vorhanden, und dennoch werden sie eher zu "Gleichzeitig" ist möglich und anwendbar bzw. umsetzbar.

(Wie das so ist, wenn es meine eigenen Themen nicht betrifft, geht es leichter und schneller dieses Modell anzuwenden als wenn ich bei mir selbst anwende.
So wie es leichter ist, den Müll bei anderen zu entsorgen als bei mir selbst.)

Und ich bin sicher, dass wenn mein Satz nicht deinen Worten entspricht, wirst du dir einen mit deinen Worten ausdenken. Falls das Gedankenmodell mit deiner Mutter nicht funktioniert, könnte es klappen, wenn du die Mutter durch eine Freundin oder den Vater oder wer dir auch immer gewogen ist, ersetzt und diese Szenen vor deinem inneren Auge ablaufen lässt.
Beobachte vor allem die Veränderungen, die sich für dein Gefühls- und Erspürerleben dabei ergeben, Gitta und bewerte sie nicht. Sie dürfen sein.

Und - mit einer kompetenten Begleitperson wird das Gedankenspiel anders wirken als wenn du es für dich im stillen Kämmerlein machst, denn es wäre die PERSON anwesend, die dich "rettet", falls du vom Baum nicht herunter kämst oder fallen würdest.


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17.11.2023 11:41
avatar  Sybille
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Ich hab prompt zum Thema Double Bind ne Fachbegriffsfrage.
Weiß das hier jemand @Gitta @Robin @alle?

Und zwar wird mir gerade bewusst, dass bei uns zu Hause nicht ZWEI Komponenten vorgeherrscht haben ("kletter auf den Baum, während ich Dich am Bein festhalte") sondern, dass bei uns die Sprachlosigkeit als dritte Komponente hinzu kam.
"Kletter auf den Baum, während ich Dich am Bein festhalte aber wage es blooooß nicht darauf hinzuweisen, dass das so nicht funktionieren KANN."

Frage: ist das immer so beim Double Bind und ich habs so nur noch nie betrachtet?
Oder ist das n Sonderphänomen und heißt irgendwie? (Triple Bind? 😉)

Oh Mann ob's nun die Gene, Erziehung oder Schicksal sind, ich denke es ist schon gut, dass meine Familie nach mir aussterben wird. Diesen über Generationen zusammen gerührten Cocktail möchte ich niemandem zumuten.


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17.11.2023 18:06
avatar  Gitta
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@Sybille
Ich würde sagen, die dritte Komponente ist ja sozusagen die Ausgangslage. Also Kritik an den Eltern war absolut unerwünscht und strengstens untersagt (war bei mir als Kind so. Gleichzeitig bekam ich noch Vorträge darüber, wie verwöhnt ich wäre und wie gut es mir doch gehen würde und sich meine Eltern alle zehn Beine ausreißen würden für mich. Also wieder Double Bind?)
Und als ich etwas später etwas Interessantes entdeckte, nämlich, dass es sowas wie Argumente gab. Keine Chance. Argumente waren absolut verboten. Die wären angeblich für gar nichts gut. Es zählte nur die vertrackte Logik meiner Eltern, die ich nie verstanden habe. Gleichzeitig sollte ich aber möglichst intelligent werden und viel erreichen (Fragt sich nur, wie man Intelligenz und Durchsetzungsfähigkeit entwickeln soll, ohne Argumente benutzen zu dürfen. Also wieder Double Bind).


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18.11.2023 14:28
avatar  Gitta
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Was ich mich frage, ob es jetzt, was uns selbst betrifft, nicht relativ normal ist, dass wir uns widersprechen? Einmal schreiben wir aus der Erwachsenen Sicht und ein anderes Mal aus der Kinder Sicht. Oder aus der Sicht wieder anderer Anteile unserer Persönlichkeit. Das ist halt einmal hüh und einmal hott. Im Ergebnis habe ich schon (bei mir) den Eindruck, dass es für jede Handlung Fürs und Wieders auszudiskutieren gibt. Diese Abwägung führe ich ja in mir selbst.


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