Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?

  • Seite 38 von 54
05.10.2023 07:55
avatar  Robin
#186
avatar
Gold
Gold
Silber
Silber
Bronze
Bronze
Medaille
Medaille
Pokal
Pokal

Hallo @Emin und alle,

Zitat von Emin im Beitrag #185
Klingt wie Ironie, diese Neigung zügle ich indem mein Konsum wirklich niedrig ist

Das ist das Resultat, ja. Ich denke, dass man nur durch bewusste Entscheidung da hin kommt. Selbst in den vielen Jahren, in denen ich ebenso wenig Geld hatte (unter Hartz4 kann nix sein, weil dann kann man aufstocken), habe ich mir alles mögliche Zeug ins Haus geschleppt. Es gibt ja die Tauschregale, und Leute stellen alles mögliche einfach an die Straße... Ich war sogar erstmal, als ich ohne meine Sachen nach Berlin gezogen bin, ganz stolz drauf, wie toll ich es schaffe, mir quasi ohne Geld einen Hausstand zu beschaffen! (Ich war ein bisschen verrückt in dieser Zeit und hab mir überhaupt keine Gedanken über meinen alten Hausstand gemacht, bis ein Bekannter von meinem Ex in meiner früheren Stadt regelmäßig nach Berlin fuhr und nach und nach meine Sachen mitbrachte). Und ich habe auch schon genug Wohnungen von Leuten mit wenig Geld gesehen, die auch überfüllt sind und die Leute ganz stolz auf ihren tollen Kram. Ich sehe sogar einen Zusammenhang zwischen Armut und dem, was man "Wertbeimessungsstörung" nennt. Weil, z.B., wenn man kein Geld ausgeben kann für schicke Ordnungssysteme, dann ist ein Schuhkarton schon ein kleiner Wertgegenstand. Man muss ihn erstmal finden und nach Hause tragen. Meine Nachbarin, die super kreativ ist, tapeziert ihn dann, gern auch mit Fotos, die aus alten Zeitschriften ausgerissen sind. Ich glaube nicht, dass das schon Wertbeimessungsstörung ist, weil die Dinge haben ja einen Gebrauchswert, wenn auch keinen Tauschwert. Ich hoffe, die Leute, die bewerten, was eine Wertbeimessungsstörung ist, orientieren sich dabei nicht am Durchschnittsverdienst und den Preisen von Dingen, wenn man sie verkaufen wollte...

Na, jedenfalls: Bevor man überhaupt damit anfangen kann, seinen Konsum zu zügeln, muss man m.E. erstmal erkennen, dass da ein Problem ist. Und manche kapieren es erst, wenn die Wohnung absolut voll ist.

Zitat von Emin im Beitrag #185
Meiner Meinung nach ist es viel einfacher, das Loslassen fällt einfach zu schwer

Also als ich das gestern vor dem Einschlafen gelesen habe, habe ich beschlossen, das mit dem Loslassen sofort auszuprobieren, um dann heute morgen über die Resultate berichten zu können! 😉 Es hat nicht sofort funktioniert, weil meine übliche Schlafposition - ich bin Seitenschläfer - wirklich ein bisschen so ist, als ob ich was festhalte. Also habe ich mich auf den Rücken gelegt, die Arme hinter den Kopf, und losgelassen. Die Resultate: Ein heftiges Schluckauf, das mich bis dahin geplagt hatte (habe ich selten, aber wenn, dann sind sie normalerweise sehr hartnäckig) verschwand umgehend! Endlich habe ich ein Rezept dagegen gefunden! 😃 Außerdem bin ich, glaube ich, irgendwann von meinem eigenen Schnarchen aufgewacht und hab mich auf die Seite gedreht. Und heute morgen waren alle Sachen noch da. Was mich nicht überrascht hat. Ich behaupte ja schon lange, das Loslassen *allein* nicht gegen Krempel hilft. Man muss ihn auch irgendwie wegschleppen. Eine Aufgabe, die mich erschlägt, zumal man auch noch entscheiden muss, was da bleibt und wo das alles denn hin kommt, was man loslässt.

Zitat von Emin im Beitrag #185
Hast du dich vertippt? 20 Jahre? Du meinst vielleicht 2 Jahre?

Nein, ich meinte tatsächlich, dass Bevorratung für Notzeiten nur was bringt, wenn die Sachen dann auch so lange rumliegen können, bis die Notzeiten kommen. Oder wenn man die Vorräte auch ohne Not verspeist. Getreide z.B. ist ungemahlen ewig haltbar. Sie haben welches gefunden in den Pyramiden, und das war noch keimfähig! Man muss es dafür natürlich auch gut lagern.

Aber natürlich war da auch ein bisschen Ironie enthalten: Ich werde mir jetzt keine Getreidevorräte anlegen. Ich hab ja keine Getreidemühle, und bin auch kein Fan von im Ganzen gekochten Körnern. Außer vielleicht Buchweizen. Ach ja, was sehr lagerfähig ist und auch gut für Notzeiten, aber auch sonst: Getrocknete Hülsenfrüchte.

Was jedenfalls überhaupt keinen Sinn macht ist, Dosengemüse anzuhäufen, wenn man viel lieber frisches Gemüse isst. Weil, wie @IBI richtig schrieb, auch Konserven nicht ewig halten.


 Antworten

 Beitrag melden
05.10.2023 08:34
avatar  IBI
#187
IB
IBI
Gold
Gold
Silber
Silber
Bronze
Bronze
Medaille
Medaille
Pokal
Pokal

Zitat von Robin im Beitrag #184
Ich lese das jetzt einfach nicht mehr zu Ende, weil du machst immer weiter damit, obwohl ich nicht will.

Deine Entscheidung. Deine Wahl.
Sehr gut.

Zitat von Robin im Beitrag #184
Probleme mit der Hemmung von Impulsen

Meine Annahme: Diese Störung resultiert aus frühen traumatischen Erfahrungen und können transgenerational entstanden sein.
Es muss nicht MEIN altes Trauma sein, sondern es kann das meiner GROSSELTERN oder noch weiter dahinter sein, dass zu der Störung und dem Syndrom geführt hat.

Ich bin diejenige, die mit der Störung leben muss und probiere diese Störung zu verbessern.


 Antworten

 Beitrag melden
05.10.2023 09:16
avatar  Robin
#188
avatar
Gold
Gold
Silber
Silber
Bronze
Bronze
Medaille
Medaille
Pokal
Pokal

@IBI
Möglich ist alles. Deine Entscheidung, auf welche Möglichkeit du setzt. ✌️


 Antworten

 Beitrag melden
05.10.2023 09:29
avatar  Sybille
#189
Sy
Gold
Gold
Silber
Silber
Bronze
Bronze
Medaille
Medaille
Pokal
Pokal

@Robin @Emin

Also, meiner Meinung nach, muss man bevor man eine Neigung zügeln kann erstmal herausfinden, was Neigung ist und was Notwendigkeit.

Blödes Beispiel: Wenn ich abnehmen will, brauche ich eine ungefähre Vorstellung davon, wieviele Kalorien ich am Tag zu mir nehmen muss um nicht zu verhungern. Wieviel und welche Bewegung mir gut tut. Und wie ich das am praktischsten unter einen Hut bekomme.

Nulldiäten sind DIE Treiber des Jojo Effekts.

Ich sage: das ist bei allem so, auch beim Sammeln von Zeug. Die Frage ist, was wir (trotz Zügeln der Neigung) brauchen um so glücklich wie möglich zu sein.
Minimalismus ist mMn ebensowenig ein Selbstzweck wie eine Wespentaille.

Um im Beispiel zu bleiben:

Idealgewicht ist super, wenn ich mich gut fühle, gesund bin und im Bikini großartig aussehen schadet dabei kein bisschen. Wenn ich dieses Idealgewicht allerdings dadurch erziele, dass ich mir nach jeder Mahlzeit den Finger in den Hals stecke. Dann wären ein paar Pfund mehr auf der Waage die gesündere und vermutlich für mich bessere Alternative.

Zurück zum Messi sein:
Die Frage welches Zeug gut für uns ist und welches schlecht, ist meines Erachtens eine sehr individuelle Frage (an der ich mir bekanntlich die Zähne ausbeiße).
Natürlich. Manche Allgemeinplätze sind klar, die meisten Menschen brauchen Tisch, Stuhl, Bett, Schrank, Herd und Spüle.
Aber dann kommt ein Bereich, in dem wir jeweils individuell für uns entscheiden "müssen" was uns gut tut wenn wir es haben und was nicht. (Mein Standard Beispiel sind meine ganzen schlecht-Wetter-Klamotten. Sowas braucht nicht JEDER. Stimmt. ICH die ich ständig mit dem Fahrrad unterwegs bin, brauche die aber wirklich. )

Die Sammelneigung zu zügeln bedeutet mMn sich auf das "wesentliche" zu beschränken. DAS was unser persönliches Leben bereichert. Was uns gesünder, glücklicher, mehr zu uns selbst macht.

Und da schließt sich der Kreis. Denn natürlich muss man erstmal herausfinden, was diese wesentlichen Sachen sind. Einfach "alles bis auf Bett, Tisch, Stuhl rauswerfen" mag im Einzelfall funktionieren, wie manche Menschen auch "einfach Gewicht halten" die nach ner langen Krankheit oder so plötzlich 20 Kilo weniger haben. Aber meistens funktioniert es so meines Erachtens nicht. Weil "nur" eine leere Wohnung mir nicht sagt, was mir wichtig ist. Ebensowenig wie eine niedrigere Zahl auf der Waage mir keinen ausgewogenen Lebensstil verschafft.

Ich tue mich furchtbar schwer mit der Frage, WAS die Dinge sind, die mein Leben bereichern und was die Dinge sind, die es vollstopfen. Aber ich hege die Hoffnung, dass mit jeder Erkenntnis, was mir gut tut und was nicht das Zügeln der Neigung zu Dingen, die mir nicht gut tun etwas leichter fällt. Eben, wie es leichter ist eine Sportart durchzuhalten, die man mag, als blind zu hungern.

Ob das genetisch, traumatisch, eine Erziehungsfolge oder schlichtweg Blödheit ist, dass ich mich mit der Frage, welche Dinge gut für mich sind derartig schwer tue. Tja... wer kann das wissen?


 Antworten

 Beitrag melden
05.10.2023 10:01
avatar  Robin
#190
avatar
Gold
Gold
Silber
Silber
Bronze
Bronze
Medaille
Medaille
Pokal
Pokal

Ja, @Sybille,
ich finde, du triffst auf den Punkt, was die Sache so kompliziert macht. Weil, das reine Problem mit dem Abtransport könnte man ja dadurch lösen, dass man die Entrümpler anruft! Aber da passiert schon auch was zwischen dem dem großen Berg und dem Raustragen von irgendwas. Und ich glaube, ich habe nie wirklich Minimalismus gemeint, wenn ich Minimalismus geschrieben habe, sondern "Essentialismus". Also dass man keinen unnützen Krempel hat, aber z.B. die Regenkleidung, die man braucht. So wenig Gegenstände wie möglich zu haben, interessiert mich einfach nicht. Mich interessiert, dass ich Teile meiner Wohnung nicht mehr betreten kann und dabei die Zahl der Gegenstände, die ich benutze, sich immer mehr verringert, schlicht deshalb, weil das meiste von meinem Besitz gar nicht mehr erreichbar ist! Eine ziemlich paradoxe Situation, durch die man immerhin erkennen kann: Ich komme auch ohne all das Zeug, an das ich nicht mehr drankomme, ganz gut klar. Aber es wäre natürlich schöner, wenn dann am Ende eine irgendwie sinnvolle Auswahl getroffen ist und z.B. der Reisepass, der in der hintersten Ecke am Ende eines Ganges ist, der mittlerweile vorn zugebaut ist, nicht in den Müll fliegt.

Du hast dein Problem so gut erklärt, dass ich merke, dass ich es auch hab. Aber vielleicht ein bisschen anders. Mich begeistert vieles - nur nicht eine endlose To-do-Liste und Kubikmeterweise Kram, den ich sortieren muss.

Was das mit den Genen und den Traumen angeht: Wenn's nach mir geht, könnten wir uns auf was einigen. Nämlich darauf: Egal, worauf das Problem beruht, lösen kann man es nur in der Gegenwart. Und da können wir sicher viel voneinander lernen, aber alle entscheiden selbst über ihren Weg.


 Antworten

 Beitrag melden
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!
Forenspende
Hallo !

Wir hoffen, dass dir unser Forum gefällt und du dich hier genauso wohlfühlst wie wir.

Wenn du uns bei der Erhaltung des Forums unterstützen möchtest, kannst du mit Hilfe einer kleinen Spende dazu beitragen, den weiteren Betrieb zu finanzieren.

Deine Spende hilft!