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Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?
Es ging mir darum, die Sache mal von einer anderen Perspektive zu betrachten. Die einseitigen Ursachen-Zuschreibungen haben historische Geschichten, z.B.:
Zitat
Die Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus umfassen die systematische Ermordung von etwa 216.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und den besetzten bzw. annektierten Gebieten von 1933 bis 1945.
(Wikipedia)
Rechtliche Grundlage für diese staatlichen Morde war v.a. das "Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses". Viele Menschen wurden auch auf der Grundlage dieses Gesetzes zwangssterilisiert.
Es folgte eine Art "Gegenbewegung", insbesondere ab den 60ger Jahren, in der einseitig die Umwelteinflüsse betont wurden. Was dabei übersehen wurde: Noch immer durften die Menschen nicht einfach sein, wie sie sind, und sich von dort aus entwickeln. Obwohl in Deutschland seit 1949 ein Grundgesetz existiert, in dem in Artikel 2 steht:
Zitat
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.
Trotzdem wird ganz einfach davon ausgegangen, dass wenn eine Persönlichkeit sich nicht den Anforderungen der Umwelt gemäß entwickelt, dass man sie dann einfach für "krank" erklären - und ihr die Heilung dann am besten selbst überlassen, bzw. als weitere Anforderung aufdrücken kann.
Ich frage danach, was diese ganzen Geschichten mit uns machen. Und auch mit Angehörigen.
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Zitat von Miranda im Beitrag #141
Trotzdem wird ganz einfach davon ausgegangen, dass wenn eine Persönlichkeit sich nicht den Anforderungen der Umwelt gemäß entwickelt, dass man sie dann einfach für "krank" erklären - und ihr die Heilung dann am besten selbst überlassen, bzw. als weitere Anforderung aufdrücken kann.
o.k., die andere Schwierigkeit des TRENNENS: Trauma ist KEINE Krankheit.
Leider wird Trauma in extrem vielen Fällen als Krankheit behandelt, weil die Folgen daraus meistens zu Syndromen anwachsen.
Ich denke es ist fast ähnlich schwierig wie wenn Menschen seit ihrer Geburt Behinderungen haben. Je nach dem wie die Kinder und ihre Eltern mit der Tatsache umgehen, kann die Behinderung traumatisierend wirken und Folgen haben.
Es kann genauso sein, dass sie die Behinderung sehr früh in ihr Leben integrieren können.
Gleichzeitig wird die Behinderung und deren besonderer Bedarf an Hilfsmitteln innerhalb des KRANKENsystems "behandelt" und damit blitzschnell als Krankheit betrachtet, obwohl sie es für die betroffene Person nicht ist.
Diese innerliche Trennung zwischen TRAUMA und KRANKHEIT, Behinderung und KRANKheit zu trennen, finde ich extrem schwierig.
In einem Buch habe ich gelesen, dass es ein Unterschied zwischen GENESEN und GEHEILT gibt.
Es gibt Menschen, die geheilt sind = sie fühlen sich innerlich GANZ, während sie ggf. nicht von ihrem KREBSleiden genesen können.
Es gibt es anders herum: Menschen sind GENESEN, aber nicht GEHEILT, weil beispielsweise TRAUMA weiterhin dazwischen steht, dennoch keine physischen Körperausprägungen vorhanden sind.
Sich gegen die Unwissenheit vieler Experten hinwegsetzen zu können, ist dabei vermutlich eine Herausforderung für viele. Es herrscht sehr viel UNverständnis, weil die Rolle des GEgenübers nicht eingenommen werden kann.
Da geschehen extrem schnell diese "Macht über und Macht unter Handlungen", die ich im Thread Chaos, Trigger, Muster etc....reflektiere.
Krankheitssyndrome sind häufig Folgen von TRAUMA. Ob nun in den Katalogen der WHO aufgenommen oder nicht.
TRAUMA als solches ist KEINE Krankheit, sondern ERSTARRTE, EINGELAGERTE Energie, die dem Körper Schaden zufügen kann, wenn es zuviel davon wird.
Hm, Robin, ich würde auch sagen, das sind drei verschiedene Dinge:
Trauma: durch den Tod und Verlust eines nahen Menschen
Schuld: Ist es durch Schicksal (zum Beispiel schwere Krankheit) oder durch Menschen verursacht? Und bei zweiterem, kann man überhaupt bestimmte Menschen benennen?
Kindliche Schuld: Ich habe schon mal gelesen und kann es an mir selbst auch beobachten, dass sich Kinder irgendwo tief drin die Schuld für schlimme Ereignisse geben. Zum Beispiel wenn die Eltern verunglücken, kann bei den Kindern ein Gefühl der Schuld daran wachsen und bleiben. Auch wenn sie dann erwachsen sind und rational wissen, dass das gar nicht sein kann.
Und dieses „Gefühl“, schuld zu sein, belastet einen und taucht auch gerade in schwierigen Situationen immer wieder auf. Vielleicht ist es durch die kindliche Phantasie so groß gewachsen, vielleicht gibt es einem ein Gefühl von Macht über das Schicksal, was man eigentlich gar nicht hat. Und damit eine gefühlte Sicherheit. Weil die Unsicherheit, dass jederzeit wieder so etwas Schlimmes passieren kann, schwer zu ertragen ist. Vielleicht.
Bitte, schaut nicht durch diese Trauma-Brille auf meinen Beitrag. Ich hatte vorgeschlagen, diese Brille einmal darauf zu überprüfen, ob man nicht ohne besser sieht. Sie ist nämlich m.E. alles andere als rosarot.
Ich war schon Aspie, bevor sich meine Mutter totgesoffen hat. Mit ca. 3 Jahren - da waren wir noch heile und höchst liebevolle Familie, mein Vater schickte mir neulich Fotos - schickte mich ein Zahnarzt zum Psychiater und beim Friseur mussten mich mehrere Leute festhalten. Sehr typisch Aspie. Mit 5 schockierte ich meine Großeltern im Zoo mit dem Ausruf: "Da ist ja ein Okapi!" (Auch grade von meinem Vater erfahren, dass ich da noch so klein war.) Und es gibt noch mehr Geschichten, die so richtig typisch für kleine Aspies sind.
Diese Schuldgefühle, @Gitta, haben mich mal sehr gequält. Und ich glaube, dass zumindest bei mir sie ein wesentlicher Baustein dafür waren, sich als Versager (@Versager77) zu fühlen und ständiger Panik vor weiterem Versagen zu leben. Vielleicht ist das sogar ein Grund, weshalb ich jetzt geradezu genüsslich vor der Aufgabe versage, meine Bude in Ordnung zu halten. Denn: Die Angst ist weg. Und damit ist mir natürlich aufgefallen, wie die latenten Schuldgefühle und Schuldzuweisungen und Rechtfertigungen unsere Restfamilie zerstört haben.
Ich kann halt nur empfehlen, alles mal so versuchsweise mit der Brille zu betrachten, dass Menschen halt sind, wie sie sind. Und dass wir halt mal überfordert sind, auch Fehler machen usw. und dabei ganz liebenswert sind und auch andere lieben dürfen. Und wie wäre das möglich, wenn immer die Bedingung ist, dass man erstmal jemand anders werden muss?
#145
@Miranda
Hallo Robin, ja stimmt,aber zumindest für mich ist es schwer. Es steckt eben sehr tief drin.
Meine Mutter hat sich leider nicht so früh totgesoffen sondern mich 44 Jahre lang fertig gemacht.
Egal obs ums Aussehen ging,um die Figur( ich war selbst mit Grösse 36 viel zu fett....) oder eben....meine Ordnung.
Das ich ab 13 neben der Schule teilweise noch 3 Jobs hatte und die Verantwortung für einen Haufen Tiere, war dabei unerheblich. Ich war nie gut genug. Nie.
Selbst wenn ich für meine Tochter für den Kuchenbasar gebacken habe wurde ein TK Apfelkuchen für 2,49 € als Backup daneben gestellt. Für meinen Kuchen müsste man sich ja schließlich schämen.( Der war aber immer schnell alle...)
Als mein Mann sie das erste mal traf war ihre erste Frage: " und...ist die Wohnung immernoch so dreckig und ist sie immer noch eine Schlampe????"
Ich war zu dieser Zeit alleinerziehend, voll berufstätig und hatte 2 Hunde und 5 Katzen. Ja es war nicht steril. Aber es war sehr wohl OK. Das kann ich nicht ausschalten.....
Ich hasse sie nicht mehr. Karma hat es am Ende geregelt. Aber ich werde bis zum Ende drunter leiden.
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