Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?

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28.06.2023 18:30
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ich habe das Buch fast zu Ende gelesen.
Es gibt sehr übliche Hinweise, auf die Aspekte, die einbezogen werden sollten, wenn es um den Selbstwert geht.
Meditieren gehört dazu.
Er bezeichnet eine Meditation erfolgreich, wenn es gelingt 10 % aus 30 Minuten fokussiert in der Beobachterposition bleiben zu können.
Meine Version: Ich probiere es mit 2 oder 3 Minuten anstelle von 30, dafür mehrmals am Tag.

Eine interessante Version einer Meditation:
Man setze sich auf eine Wiese und beobachte eine Stunde lang einen abgesteckten qm.
Habe ich nicht probiert, find ich einen interessanten Ansatz.
Bitte ohne Musikbegleitung und ohne Telefonchats oder andere Ablenkungen. Für mich würde es bedeuten: ohne zu fotografieren, was mir in dem qm spezielles auffällt.
Eher die begleitende Frage ergänzen: Was macht es mit mir, die Wiese zu beobachten. Was geschieht in meinem Körper.

Diesen Monat habe ich von der meditativen Arbeit sehr sehr sehr viel gemacht.

Es gibt ein Kapitel über Sucht und er schreibt, dass sehr viele, die Suchtmittel oder Suchtverhalten (Kaufsucht, Spielsucht) an den Tag legen, von ADHS betroffen sind.
So wie er die Ursprünge von ADHS beschreibt, ergänze ich, das es die symptomale Folge des Entwicklungs- und Bindungstraumas der frühen Kindheit ist.

Ich hatte kürzlich eine innere These zu all meinem gelernten Stoff, dass sich in der Gehirnentwicklung des Säuglings durch den Bindungsentzug und den Mangel an Empathie der Eltern sozusagen Fehlentwicklungen im Gehirn stattfinden.
Er schreibt, dass es im Fall von ADHS das Endorphin- und Dopaminsystem wahrscheinlich betroffen ist und damit einige Schaltstellen im Präfrontalen Kortex beeinträchtigt sind.

Als ich das einer Bekannten mitteilte, konnte sie dem nicht folgen.
Sie sagte, es sei genetisch oder die willensschwache Schuld. Die beiden am häufigsten geäusserten Rückmeldungen, die wir kennen.
Glücklicherweise gibt es einen Arzt, der meine Meinung bestätigt. Es sind die aus dem frühen Kindheitsumfeld entstandenen traumatischen Ereignisse, auf die hin sich das Gehirn fehlentwickelt hat.
Ich sage euch: Mich beruhigt es zu lesen, dass ein Experte in seinem Gebiet, mein Gespür bestätigt, obwohl ich nicht die Kompetenz habe, die entsprechenden neurologischen Untersuchungen und Studien durchzuführen.
Skurril, ja wir scheinen eine Spezies im Randgebiet der üblichen Bevölkerung zu sein mit sehr sensiblen Antennen - jeder hat seine Form der Sensibilität vererbt bekommen, die ist genetisch.

Und diese Kompetenz kann uns ggf. in unserem Miteinander hier zu Gute kommen.
Denn hier gibt es untereinander ein Verständnis, das viele andere nicht aufzubringen vermögen, weil sie den "Hirndefekt" und seine Folgen nicht erfahren haben und nicht wissen, wie das innere Chaos dadurch geprägt ist.
Und ich bin weiterhin davon überzeugt, und das steht in dem Buch anders geschrieben, dass wenn ich bereit bin, mich meinem inneren Mist/Chaos und den dazugehörigen Emotionen zuzuwenden, sie lerne zu akzeptieren - der teil des tiefen schmerzes darin ist eine der schwierigsten Aufgaben, kann sich eine innere Ordnung herstellen.

er schreibt, dass ordnen im aussen wichtig ist für die herstellung der inneren ordnung.
da bin ich bedingt seiner meinung. ich denke, wenn ich verstehe, welche Neigungen und welche Bedürfnisse und welche kreativen Fähigkeiten sich auf welche Weise in mir ausdrücken und ich dem einen sinn geben kann (nachdem ich irgendwas wichtiges vorher noch in mir getrennt habe - leistung und selbstwert vielleicht), kann ich leichter entscheiden, was zu mir gehört und bleibt und auf was ich verzichten kann.

übrigens beschreibt er auch einen Unterschied zwischen Sucht und Leidenschaft.
Ich gehe aktiv mit Leidenschaft einem Hobby nach. Wenn ich süchtig bin, leitet mich die Sucht und ich muss zwanghaft der aktivität folge leisten.

Das eine geschieht aus dem unbewussten impliziten gedächtnis und hat macht über mich, mit begeisterung und leidenschaft habe ich die entscheidungsbefugnis.

er schreibt auch: bei der aufgabenstellung nicht das ziel der fertigstellung der aufgabe verfolgen, sondern, der aufgabe eine zeitliche grenze geben und in dieser grenze agieren.

mal sehen, ob mir das morgen gelingt, nachdem ich die letzten tage meiner lesesucht gefolgt bin, weil ich sooo viele angenehme innere bestätigungen meiner gefühlswelt durch das gelesene erhalten habe.


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02.07.2023 14:49
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@Gitta

Zitat von Gitta im Beitrag Weiter machen
Und welche Rolle spielen dabei Gefühle (von denen ich eher wenig habe)?

Ich ziehe meine Antwort hierher.

Gewohnheiten bauen sich langsam auf. Die Richtlinie, die ich kenne sind 21 Tage , täglich das neue tun.
Täglich - können wir das?
Den meisten hier ist "täglich" ein Graus....ein Graus ist eine Gefühl der Ablehnung und der Aversion.
Also machen wir es weniger oft, lassen uns oft von der alten Gewohnheit lenken, und damit dauert es länger, eine neue Gewohnheit aufzubauen.

Kannst du den Graus in dir spüren?
Nein, das wollen wir in der Regel nicht, weil genau diese alten Empfindungen so früh entstanden sind, dass wir sie aus unserem Körper verbannen mussten, um zu überleben.
Damals war es richtig, nicht zu spüren und Gefühle auszusperren.
Heute ist es nachteilig, genau das nicht zu können.
Der Aufbau mancher Gewohnheit dauert bei uns länger als uns lieb ist.

Es braucht ein hohes Mass an innerer Bereitschaft sich all den "grausigen" Empfindungen zuzuwenden, damit sie das "fürchten" (ver-)lernen. Dazu bedarf es vieeeeel Raum und Zeit.
Von vollem RAum haben Messies viel, der leere Raum ist oft in ihrem inneren - ein Graus.
Genau das nach und nach umzukehren....innen voll, ausser weniger...ist ein langsamer Prozess, der nebst Ausdauer Geduld mit sich selber benötigt und das vertrauen, dass der Körper sich innerlich richtig ordnen wird.

Ich habe einen Klienten, der nach einer sehr intensiven Sitzung merkt, dass sein Körper intensiv mit unangenehmen Begleiterscheinungen reagiert.
Kurze Zeit später informiert er mich. Ich glaube ein Traumaknoten hat sich gelöst.
Meistens hängen an so einem Knoten mehrere Knoten und es dauert, bis der Körper sich neu eingestellt hat und an den Stellen jetzt "normal" funktionieren kann, sich an das neue gewöhnt.
Das zu verfolgen ist nicht ganz einfach und ihm die Zeit geben, die der Körper braucht, auch nicht.
Dennoch habe ich den Eindruck, dass er merkt, dass dies eine langfristig wirksame Veränderung für ihn sein wird, die zu seiner Ganzwerdung beiträgt.


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02.07.2023 15:58
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Zitat von IBI im Beitrag #132
Den meisten hier ist "täglich" ein Graus....ein Graus ist eine Gefühl der Ablehnung und der Aversion.
Also machen wir es weniger oft, lassen uns oft von der alten Gewohnheit lenken, und damit dauert es länger, eine neue Gewohnheit aufzubauen.

Naja, drei Wochen etwas „durchzuhalten“, schaffe ich schon relativ problemlos. Nur dann will ich es auch wieder eine Zeit lang los sein. Für dauerhafte Änderungen, vielleicht auch der Empfindung gegenüber einer „Pflicht“, braucht es bei mir eher Monate.

Zitat
Meistens hängen an so einem Knoten mehrere Knoten und es dauert, bis der Körper sich neu eingestellt hat und an den Stellen jetzt "normal" funktionieren kann, sich an das neue gewöhnt.


Das ist wohl das Langwierige an dem Problem. Nicht nur ein Gefühl, das damals mit Horror verbunden war. Dann auch noch das Trauma, das irgendwelche Steine im Fluss festsitzen lässt. Alles klemmt auf eine Weise, die nicht so einfach zu durchschauen ist.


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02.07.2023 17:50
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Zitat von Gitta im Beitrag #133
Für dauerhafte Änderungen, vielleicht auch der Empfindung gegenüber einer „Pflicht“, braucht es bei mir eher Monate.

Genau.
Vom Kopf her etwas eine Weile umsetzen ist anders als wenn es eine neue Gewohnheit ist.

Zitat von Gitta im Beitrag #133
Das ist wohl das Langwierige an dem Problem. Nicht nur ein Gefühl, das damals mit Horror verbunden war. Dann auch noch das Trauma, das irgendwelche Steine im Fluss festsitzen lässt. Alles klemmt auf eine Weise, die nicht so einfach zu durchschauen ist.

Das ist das Bild von Trauma.
Es öffnen sich normalerweise mehrere Knoten miteinander. Das ist das angenehme daran, dass nicht jedes einzeln geschieht, wenn ein grosser wahrnehmbarer Knoten sich löst oder die Steine aus dem Weg geräumt sind und sich das Wasser eine leichtere Flussbahn gesucht hat.
Ja, nicht nur ein Gefühl, das mit Horror verbunden war.
Wenn eines davon erträglicher wird, ziehen die anderen Gefühle meist mit und werden ebenfalls erträglicher.


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09.08.2023 08:14
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Zitat von Miranda im Beitrag Haben oder Sein?
Tatsächlich kann aber auch ein Trauma die Exekutiven Funktionen beeinträchtigen! Nur bedeutet das natürlich nicht, dass alle Menschen mit beeinträchtigten Exekutiven Funktionen ein Trauma erlitten hätten. Dieser Umkehrschluss ist ganz einfach falsch. Ich erwähne das deshalb, weil mir jedesmal ziemlich der Kamm schwillt, wenn Leute anderen, die sie gar nicht kennen, ein Trauma attestieren, nur weil sie ihre Bude nicht ordentlich haben!


Ich habe kürzlich in einem Buch ein Zitat eines Arztes gelesen (sinngemäss gebe ich es wieder):
" Ich bleibe offen für die Möglichkeit, dem einen Menschen in meiner Karriere zu begegnen, bei dem sein Syndrom nicht durch Trauma entstanden ist."

Die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass Trauma vorhanden war und sich ausgewirkt hat auf den Körper, selbst wenn du vielleicht anteilig eine der extrem seltenen Minderheiten bist, bei der das nicht der Fall ist.

Robin, was ich gut finde an deinem Ärger. Du hast die innere Haltung, dass es sich nicht um eine Krankheit handelt, sondern eine physische Abweichung ist, die du innerlich akzeptiert hast, unabhängig von der Erkenntnis, ob sie durch TRauma oder durch GEnmaterial entstanden ist.
Akzeptanz ist ein wichtiger Faktor.
Leider akzeptieren viele deine Akzeptanz der Situation nicht, indem sie über deine Verhaltensweisen werten, die zum Chaos in der Wohnung beitragen, weil die meisten Menschen unwissend sind bezüglich der beeinträchtigten Exekutiven Funktionen und ihre Wirkung.

Selbst wenn es so ist, dass deine Exekutiven Funktionen beeinträchtigt sind, willst du eine unordentliche Grundordnung in deiner Wohnung schaffen, so dass die Handwerker kommen können, um den Wasserschaden zu beheben.
Deine Vorgehensweise wird auf alle Fälle anders sein, als diejenige von anderen.


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