Habe selber Messi-Anteile, will aber einer Messe helfen

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05.01.2022 06:04
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Hallo,

es ist schwierig, auf den Punkt zu bringen, um wen es eigentlich bei meinem Dilemma geht. Ehrlich gesagt, weiss ich nicht weiter. Ob ich noch helfen oder kapitulieren soll.
Das ist jetzt auch eine Lebenserzählung von mit und meiner Mutter geworden, aber da es viele verschiedene Messitypen gibt, ist es vielleicht gut und hilfreich, es ausführlicher zu erzählen.

Vor allem, weil ich dankbar für Anregungen sein werde.

Hoffe auch, dass sie sich nicht hier anmeldet und das liest und böse auf mich ist, aber wohin soll man sich denn sonst wenden ?

Ich wurde letztes Jahr von meiner Mutter gefragt, ob ich ihr beim Aufräumen helfen kann.

Sie kam die Jahre immer über zu uns und blieb übers Wochenende, eine Woche oder zwei. In der Zeit hat sie heiloses Chaos angerichtet, ich war danach urlaubsreif und wir sind immer im Streit auseinander gegangen, bzw. hat sie auch mit anderen Angehörigen gestritten. Beispiel: jemand lacht und sie behauptet, dass man über sie gelacht hätte.Inspiziert alle Schränke, räumt die Küche "auf". Sie bringt dann netterweise auch immer ihren Kühlschrankinhalt (6 Monate über Datum) oder Nudeln mit. Früher hatte ich nach ihrem Besuch mal Lebensmittelmotten, mein Bruder auch.

Telefonisch hatten wir im letzten Jahr einen sehr guten Kontakt, wir haben fast täglich telefoniert. Wenn genug Kilometer zwischen uns sind klappt das. Sie hat auch unheimlich viele Bekannte, das nimmt auch sehr viel Zeit in Anspruch, sie verreist gerne und macht Ausflüge.

Sie war früher nach aussen erfolgreich, gesellschaftlich aktiv, sehr kreativ, wichtige Position im Verein.

(Ich bin introvertiert, My Home is my Castle und ich mag nicht ausgehen oder Urlaubsreisen, liebe meine Ruhe)

Das sie mich wegen Hilfe gefragt hat kam daher, weil ich meiner Mutter vor ein paar Jahren erzählt habe, dass ich mein Chaos mithilfe eines Putzplans in den Griff bekommen habe. Ich habe selber viele Messi-Anteile in mir. Leider habe ich als Kind keine Ordnung gelernt, bin mit knapp 18 ausgezogen, hatte Anfangsschwierigkeiten. Hat dann alles ganz gut geklappt, aber irgendwann wollte ich total ordentlich werden. Musste mich erstmal belesen und habe die verschiedenen bekannten Bücher oder Praktiken ausprobiert. Habe dann ein System gefunden, welches auf mich gepasst hat. Mittlerweile habe ich es auf meinen neuen Haushalt angepasst und auf mich zugeschnitten.

Vor ein paar Jahren wurde ich krank und wegen der depressiven Erkrankung habe ich nichts mehr bewerkstelligen können. In der Zeit meiner Krankheit hatten wir weniger Kontakt, bzw. hat sie nie bei mir angerufen um Mal nachzufragen,, wie es mir geht, sondern sie hat mich zu den unmöglichsten Zeiten (auch nachts oder früh morgens) angerufen und mich sofort mit ihren Problemen zugetextet (...stell Dir vor, was XY wieder gemacht hat .. Redeschwall eine Stunde lang), und als es mir zuviel wurde und ich ihr sagen musste, dass ich mir das leider nicht mehr antun kann, war sie beleidigt und es herrschte eine Zeitlang Funkstille. Sie hat nicht verstanden, dass ich mich momentan nicht mit ihren selbstgemachten Vereinsproblemen befassen kann, auch auf dringenden Rat meines Therapeuten hin. Auch andere Verwandte haben ihr in der Zeit gesagt, dass sie bitte etwas ändern soll, sie wollen davon auch nichts mehr hören. Die wurden auch zu den Uhrzeiten angerufen wie ich.

Wir haben oftmals das Gefühl, dass sie der Mittelpunkt ist, um den sich alles zu drehen hat.

Mittlerweile geht es bei mir aufwärts und ich arbeite jeden Tag an mir dank Verhaltenstherapie.

Ich hatte erst vor zwei Jahren eine Zeit, da musste ich wie unter Zwang an jedem Sperrmüllhaufen anhalten und nachsehen, ob es was Brauchbares gibt. Die Phase ist wieder vorbei, habe mich dazu gezwungen, nicht mehr stehen zu bleiben.

Mein momentaner täglicher Kampf sind die "Zu verschenken" Kisten auf dem Gehweg.
Ich habe auch alles Mögliche angefangen zu sammeln, wenn eine Wohnungsauflösung war habe ich zugegriffen.
Momentan bin ich motiviert wieder auszumisten, vor allem nach dem letzen Besuche bei ihr.

Nun zum eigentlichen Problem:

Ich wurde also letztes Jahr gefragt, ob ich helfen kann. Es wurde vorher fast täglich telefoniert, habe Vorschläge gemacht und gesagt, dass man dabei nach System vorgehen sollte. Beispielsweise Kartonprinzip.

Vereinbart war, dass ich vier Tage bleibe. Es kam dann so, dass ich nach fünf Stunden wieder die 250 Kilometer heimgefahren bin.

Ich war selbst so überfordert, der Zustand der Wohnung hat rein gar nichts mit dem zu tun, was mir im Laufe der Telefonate erzählt wurde und was ich erwartet hatte. Zwischendurch war nämlich Klar Schiff, weil ihr Ex-Freund und ihre Schwester auf ihre Bitte hin wunderbar geholfen haben.

Als ich also letztes Jahr dort war, habe ich im Hauptbad begonnen, indem ich Tüten für Pappe, Kunststoff, abgelaufene Artikel an die Türklinke gehängt habe.
Von ihr war gewünscht, dass ich mit dem Balkon anfange,damit sie ein gemütliches Plätzchen hat. Aber ich war mit den ganzen toten Pflanzen, dem Dreck und dem zugestellten Chaos total überfordert. Körperhygiene geht für mich vor und so haben wir auf meinen Vorschlag hin im Hauptbad begonnen.
Zum Schlafen gab es auch keinen Platz, die Couch war voll, aber das hätte man irgendwie regeln. können.

Ich habe ihr im Bad gezeigt, was ich in der Hand habe und gefragt, ob es weg kann und dann weggeworfen. Nichts ohne ihre Zustimmung entsorgt. Wir haben über jede Umverpackung verhandeln müssen. Leider hat sie dann, als ich auf der Toilette war, die Mülltüten wieder ausgeräumt. Beispiel: Parfümkarton kann man noch als Geschenkeverpackung benutzen.

Sie hat nicht bemerkt, dass ich wortlos gegangen bin. Sie war auch gar nicht böse, als ich weg war. Ich musste raus. Unterwegs habe ich angehalten und erstmal tief Luft geholt und sie angerufen. Ich hatte den Eindruck, sie war erleichtert. Sie war mit aufräumen beschäftigt, weil ich ihr Unordnung reingebracht habe.

Wir waren nun zu Weihnachten eingeladen, haben es nur 2 Stunden ausgehalten. Wenn man sich bewegte oder sich
gedreht hat, hat man etwas abgeräumt.
Meine Mutter kam mir auch etwas verwirrt und etwas verwahrlost vor.

Es dauerte 45 Minuten, bis sie Wassergläser gefunden hatte. Und die waren nicht ok.

Klospülung im Gäste WC und Wasserhahn war nur noch ein Rinnsal. Einen Tag später wollte ein Bekannter es angeblich richten, ich habe in Erinnerung, dass der Zustand letztes Jahr bereits so war. Es wurde aber auch jetzt nicht repariert.

Ich hatte den Eindruck, dass man mittlerweile gar nicht mehr ins Hauptbad kann.
Wie sie es geschafft hat Eintopf zu kochen, ist mir echt ein Rätsel.

In der Küche dient sogar
die offene Geschirrspülerklappe als Abstellplatz bis Oberkante. Wie alles andere in der Wohnung. Ihre Lösung besteht darin, Regale und Schränke zuzukaufen, die man dann in zweiter und dritter Reihe stellen kann.

Am nächsten Tag hatten wir telefoniert und dann ergab es sich, dass ich gesagt habe, dass wir leider nicht mehr kommen können, der Zustand war unerträglich, wir hatten richtige Panikattacken. Sie war wütend, hat geschrien, hat empört aufgelegt und mir noch gesagt, das bei mir auch nicht sauber ist. OK. Kein Problem für mich.

Habe dann schriftlich versucht, die Wogen zu glätten, es ist nicht auf ihre Person bezogen, sondern auf die Wohnung.

Also gut, es geht mich nichts an. Oder doch ? Inzwischen gibt es Ärger mit der Hausverwaltung wegen Brandschutzvorschriften. Habe aus Erzählungen den Eindruck, dass Nachbarn auch mitbekommen haben, welche Zustände bei ihr herrschen. Es ist Eigentum und von aussen nicht ersichtlich, bis auf die Balkone. Es stinkt auch nichts. Bis auf ungelüftet und bisschen Obstmoder von überreifen Bananen. Vielleicht ist es sonst anders ? Keine Ahnung.

Ich versuche mir einzureden, dass ich nicht das Recht habe, mich dazu zu äußern. Aber ich habe das Recht, nicht zu Besuch kommen zu müssen. Das muss sie auch lernen, dass sie Grenzen anderer zu akzeptieren hat. Wenn sie es schon nicht respektiert.

Aber ich muss mich selbst schützen. Ich habe seitdem Albträume gehabt, seit gestern geht es mir etwas besser.

Daher habe ich heute angerufen, und mich erkundigt, wie es so läuft.

Immer die gleichen tollen Geschichten, sie ist im Geiste eine superpingelige Perfektionistin, die immer aufräumt und abspült und Papier rausbringen muss.
Nur die Realität sind leider anders aus.

Z.B. dass ich meine Lebensmittelvorräte in Schraubgläser fülle, falls man Motten mitkauft.

Sie belehrt mich prompt und sagt mit erhobenem Zeigefinger, dass man zwischen Deckel und Glas noch einen Plastikfrühstücksbeutel klemmen muss, weil sonst Motten reinkönnen. Solche Sachen eben, mit denen man sich auch wunderbar verzetteln kann. Aber bei ihr ist rein gar nichts in Gläsern. Es wird nur zugekauft und nicht verbraucht oder weggeworfen.
Obst ist ihre selbstkreierte Fruchtfliegenfalle. Habe drei Netze mit Mandarinen an verschiedenen Stellen gesehen, das Netz auf dem Geschirrspülerhaufen hat sich in mein Gedächtnis eingeprägt.

Dabei ist sie der Mc Gyver für Alle. Wenn jemand etwas braucht, hilft sie gerne aus. Schnell mal Sonntags für eine Freundin aus gesammelten Kirschkernen (300 Gramm) ein Kirschkernkissen nähen, kein Problem. Das war auch gut so, denn die Nähmaschine war etwas kaputt, und sie konnte sie bei der Gelegenheit gleich reparieren. Sie hatte sogar noch ein gekauftes originalverpacktes Kirschkernkissen da. (Aber dann wird man halt nicht bewundert. Sorry für meinen Sarkasmus.) Das war so nett, die Freundin hat Kuchen mitgebracht, sie haben nebenher geplaudert und Mama hat dabei genäht. Ich stelle mir das so malerisch vor. Falls die Story wahr sein sollte. Was ich mittlerweile bezweifle.

Sie kann leider nie Nein sagen. Leider war sie bei den eigenen Kindern genau das Gegenteil.

Ich las im Internet von einem Messityp, der mit Inbrunst den Hunger in der Dritten Welt bekämpft, aber den eigenen Kindern nur Fastfood gibt. In unserem Fall waren es Ravioli aus der Dose und Marmeladebrote.
Ihre Kollegen kamen dafür regelmäßig in den Genuss ihrer Backkünste. Für uns wurde nichts übriggelassen, nur Krümel (daher mein Nickname). Stolz darauf, dass es so gut ankam, die Bewunderung streichelt auch die Seele. Wir Kinder hätten uns aber auch sehr gefreut.

Sie erzählt mir ständig, dass sie gerade am aufräumen ist, beim Recyclinghof war, bügelt, sich auch einen Fenstersauger gekauft hat, dass der Heizungsableser da war usw. Gibt mir tolle Haushaltstipps, auch zu meinen Pflanzen. Wenn man sie reden hört, hat man den Eindruck, in der Wohnung sieht's aus wie im Katalog.

Nun habe ich ihr heute, nach langem Überlegen, vorgeschlagen (sie hat nach unserem Besuch bei dem Telefonat beschwert, dass sie wegen Corona so einsam ist und niemand hilft), dass wir täglich oder jeden zweiten Tag eine Stunde am Telefon miteinander aufräumen. Sie soll ihr Smartphone mitnehmen und ich leite sie an. Sie könnte pro Tag eine Tüte mit Papier vollmachen und im Dunkeln zum Auto bringen und einmal pro Woche zu verschiedenen Recylinghöfen fahren. Oder bekommt eine von mir ausgedachte Aufgabe, z.B. Schublade so und so ausmisten

Aber: sie ist nun doch nicht bereit, eine Uhrzeit zu vereinbaren, auch nicht jedesmal aufs Neue. Und sie ist nicht damit einverstanden, dass es auf meine Art, nach meinen Regeln gemacht wird.

Ich bräuchte ihr das nicht zu sagen usw. Sie kann das selber.

Langsam frage ich mich auch, ob sie schon dement ist. Wie eine Schallplatte, die hängengeblieben ist.

Es dauert zwar bestimmt mindestens ein Jahr mit meiner Methode, aber sie ist vielleicht am nachhaltigsten.

Ich war nicht die Erste, die hilft. Alle Hauruck-Aktionen haben nur wenige Wochen gehalten, waren auch ein Trennungsgrund von einem Mann, weil sie nichts dabei gelernt und angenommen hat. Er hat (angeblich) den Küchenkranz entsorgt, welcher 30 Jahre nicht montiert war. Sie hat ihm das bis heute nicht verziehen. Ich vermute den Kranz eher in der vollen Doppelgarage, irgendwo ganz hinten.

Mein Bruder und ich hatten früher auch oft Hilfe angeboten, die war aber nicht gewollt, sie empfand es als Angriff. Dies war auch ein Fehler von uns, das wussten wir damals aber nicht. Habe mich inzwischen etwas informiert und Gedanken dazu gemacht, auch aufgrund meiner eigenen Anteile. Man muss aber sehr aufpassen, dass man dabei nicht auf der anderen Seite vom Pferd fällt.

Auch Verwandte haben mich bereits angesprochen auf den Zustand der Wohnung. Aber es nützt nichts, es wird mal alles an mir hängen bleiben und davor habe ich Angst.

Sie selbst muss bereit sein, ihre Einstellung zu Gegenständen zu ändern und es als neuen Lebensabschnitt zu sehen.

Nun habe ich fertig erzählt, vielleicht hat jemand Tipps für mich. Über Anregungen und eure Gedanken dazu würde ich mich auch sehr freuen.

Es soll nicht zynisch oder verbittert klingen, ich bin einfach nur traurig über ihren Zustand. Und habe Angst vor dem, was mal irgendwann auf mich zukommen wird. Denn das muss ich dann alleine erledigen. Mein Bruder lebt weit weg, und ich bezweifle, dass er gross helfen kann.

Liebe Grüße von der Krümel


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05.01.2022 08:54
avatar  Sybille
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Hallo @Krümel

ehrlich gesagt finde ich, dass die Geschichte das bestätigt, was ich immer sage:
Nämlich, dass hinter einer Chaos-Wohnung ein ganz anderes (psychisches) Problem liegt. Und (meine Meinung!) so lange man dieses Problem nicht angeht, hilft da keine Super-Eingreiftruppe, da hilft kein Haushaltsplan, da helfen weder Geld noch gute Worte. Weil's um die Wohnung eben in erster Linie gar nicht geht. Und weil derjenige, dem man die Wohnung dann im Hau-Ruck Verfahren aufgeräumt hat, mit besagtem Problem - und ohne Ventil dasteht. *seufz*

Du willst nen Rat?
Ehrlich gesagt habe ich nicht das Gefühl, dass Du einen brauchst.
Du weißt es doch schon:
Deine Mutter ist erwachsen. Und sie WILL nicht, dass Du ihr Zeug aufräumst (jemanden b-i-t-t-e-n zum aufräumen zu kommen , "jaja" sagen und dann heimlich alles wieder zurück räumen? Also ernsthaft, das ist doch kindisch und blanke Zeitverschwendung!).
Mein Rat:
Wer nicht will, der hat. Versuch nicht bei ihr aufzuräumen. Schlaf im Hotel, wenn Du sie besuchst, wirf ihre abgelaufenen Lebensmittel weg, wenn sie Dich besucht. Zieh Deine Therapie durch. Und mach Dein Ding.
Wenn - besser gesagt FALLS - Deine Mutter irgendwann ehrlich was ändern will, kannst Du ihr immer noch dann helfen, wenn es was nützt.
Bis dahin würde ich versuchen das Thema zu meiden.
Was hilft es, dass ihr Euch streitet? - nix.
Alles gesagt ist (zu diesem Thema meine ich) doch auch längst, stimmt's?
Also. Keine Diskussion.
Hotelzimmer weil "wenig Platz" Spaziergang statt Couch weil "schönes Wetter" Pizzeria weil "dann musst Du nicht kochen" und dann nix wie nach Hause.
Du bist weder ihre Putzfrau noch die Erziehungsberechtigte und das ganze ist i-h-r Problem. Ein Problem von dem sie deutlich gemacht hat, dass Deine Hilfe gerade nichts das richtige ist.
Tut mir leid, wenn das jetzt hart klingt - ich habe gerade eine ziemlich harte Zeit mit meiner Familie - ich glaube Messi-Problematiken gehen oft über mehrere Generationen. Eben weil die Probleme tief sitzen und mit schöner-wohnen noch am wenigsten zu tun haben.

Liebe Grüße

Sybille


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05.01.2022 10:38
avatar  IBI
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Ich habe nicht jedes Wort gelesen, mir war der Text zu lang (obwohl ich selber oft lange Texte verfasse).

Ich stimme Sybille zu mit dem, was sie beschreibt.

Da du in einem Messie-Haushalt gross wurdest, war es nötig, dass du dir bei Profis Hilfe suchst, die dir beibringen, wie Putzen und Aussortieren und Aufräumen geht und wie es scheint, hast du das gemeistert und das Messie-Gen ist nicht bei dir hängen geblieben.
Dich betrifft - meiner Ansicht - eher das "Angehörigen" Phänomen.
Da darfst du dir selber Wertschätzung für entgegen bringen.

Die wenigsten Messies können mit Grenzen umgehen. Ich selbst buche und lerne vieles über meine Grenzen. Sie wurden verletzt und eingeengt und auf der anderen Seite gab es grenzenlose Anteile in mir und damit auch der fehlende Respekt zu den Grenzen anderer und es gab Phasen, in denen ich Hilfe wollte und sie kaum annehmen konnte - wobei ich meinen Fokus dabei nicht zu sehr aufs "Aufräumen" hatte.
Und das nimmt derjenige, der das NEIN hört sehr persönlich, wie ein Kleinkind, das nicht lernen konnte, dass NEIN wichtig ist und zu respektieren ist, aber dennoch geliebt wird.
(Das habe ich "nachlernen, nachholen" müssen bei und mit Menschen, die es können.)
Eines der Beispiele, weshalb ich Sybilles Ansicht zustimme.

Du darfst dir erlauben, dich zu schützen und - auch wenn du weisst, dass deine Mutter jedes Mal eingeschnappt ist - es sind ihre eigenen Trigger und Traumen, denen sie sich nicht stellen will (und kann, weil ihr in vielen Bereichen die Bewusstheit darüber fehlt und damit redest du gegen eine imaginäre Wand.)

Die Loyalität, die Kindern ihren Eltern gegenüber haben, darf aufgegeben werden, wenn jeder seine eigenen Wege geht, doch meist erwarten Eltern das von ihren Kindern unbewusst weiterhin oder Kinder sind unbewusst weiter Loyal ihren Eltern gegenüber.

Mich kostet es gerade viel Mühe, meiner Mutter ihre eigenen Themen zurück zu schieben (manchmal habe ich das Gefühl sie erwartet, dass ich ihren alten Mist mit aufarbeite) und heraus zu finden, für was ich verantwortlich bin und was ich selbst für mich beeinflussen kann.
Da vieles davon sozusagen mein ERBE von ihr ist, das mich hat Messie werden lassen, habe ich daran genug zu tragen.
Manchmal hätte ich mir gewünscht, ich könnte so ein Erbe ausschlagen. Als Mutter hat sie viele Fehler im Umgang mit mir als Säugling, da war ich leider nicht in der Lage mitzureden. Jetzt arbeite ich daran, meine Wut auf sie langsam in Vergebung zu verwandeln.

Diese Loyalität gegenüber Eltern zu trennen, ist für mich ein Prozess.

In unserer Familie war ..wie hast du es beschrieben?.. für Kinder in der dritten Welt sorgen war wichtiger als für die eigenen ...es ähnlich.
Das Setting war ein anderes, mit dem sich die Vernachlässigung an uns Kindern ausdrückte.
Meine Mutter hilft lieber allen anderen als sich und ihren Kindern. Sie ist sehr im Aussen orientiert. Wie schick muss ich sein, damit Menschen mich mögen oder schätzen etc.
So habe ich gelernt mich im Aussen an der Gesellschaft an ihren Bewertungen und vieles mehr zu orientieren. Mich an mich selber orientieren dürfen, habe ich nicht lernen können. Egal was ich machte, für andere war es nicht gut...so werden Glaubenssätze geprägt, die es in sich haben.

Meine eignen inneren Barometer kennen zu lernen, bringt mich in Verbindung zu mir und damit kann ich allmählich meine Grenzen besser spüren, Wahrnehmen, wann meine Grenzenlosigkeit - und damit ist eine ungeheure Ausdauerenergie möglich - für andere zuviel wird.

Familienmitglieder sind keine Therapeuten. Familienmitglieder helfen aus Loyalität einander, was ich wichtig finde und du hast probiert, auf deine Art zu helfen. Sie war nicht nützlich, deine Mutter konnte sie nicht annehmen und in ein "Fass ohne Boden" zu investieren, ist Energieverschwendung, wenn das Fass nicht bereit ist, sich einen Boden bei Fachmenschen zu suchen.

Das Bild "Fass ohne Boden" beschrieb mir eine Messie-Bekannte, die eine leere Wohnung bekam, welche in Null komma Nix wieder voll war.
Als sie es sagte, spürte ich in mich hinein und überprüfte die Aussage für mich.
Mein Fass hatte Anfangs 2021 ein Boden (wunderbar, wie ich fand) und mein Boden hatte bedauerlicherweise noch viele Löcher zu bieten.
Immerhin fliesst durch einem Fass mit löchrigem Boden der Inhalt langsamer als gänzlich ohne Boden. Und der vorhandene Boden hat Verbindungen zum Fasskörper.
Heute Anfangs 2022 haben sie meine Löcher im Boden deutlich verkleinert. Es gibt noch immer welche, doch die braucht es grade, damit der unnütze Mist, der von oben immer noch ungebeten hineinfliesst, weil ich ihm die Grenzen (noch) nicht "setzen" kann, die Chance hat unten abzufliessen.

Deiner Mutter deine Grenzen aufzuzeigen, ist schwierig genug. Stehe zu den wissentlichen Verletzungen, die du ihr antust, weil es ihre Trigger sind, die unverarbeitet sind. Und teile ihr mit, wie sehr sie dich mit all ihren Besserwissereien und all ihrem "Fremde Kinder vor den eigenen zu bevorzugen" verletzt und dass du nicht bereit bist, all diese Verletzungen und Geringschätzungen zu erdulden.
Jetzt während ich die Zeilen tippe, merke ich etwas für mich wichtiges darin, das ich ebenfalls bisher nicht "machen konnte" - bin mir nicht sicher, ob das die Aufgabe eines erwachsenen Kindes ist - steckt: Ich kann meiner Mutter nicht sagen, dass ich sie trotz all der mir schlimmen angetanen Verletzungen lieb habe. Die Verletzungen waren zu gross, zu schmerzhaft, zu lang anhaltend, zu intensiv, um sie alle aushalten und tragen zu können. Da passt ein, obwohl du mich verletzt hast, hab ich dich lieb, nicht. Es wäre ihre Aufgabe gewesen, das zu tun als ich ein Kind war.
Vielleicht ist ein: "Mutti, ich hab dich lieb und darum möchte ich dir helfen und habe versucht zu helfen", wichtig für deine Mutter zu hören, auch wenn die Ergänzung folgt: "und ich bin nicht bereit, von dir dabei lieblos verletzt zu werden ohne Anerkennung all meiner Mühe und ziehe mich zurück". "Wenn du um Hilfe bittest, während du nicht weisst, was genau dir helfen würde, denn egal ob ich auf dem Balkon oder im Bad beginne, du würdest all das für dich schädliche Aussortierte wieder zurück räumen, kommt bei mir an, dass du Hilfe nicht annehmen kannst oder möchtest. Das ist dein Dilemma für das du die Verantwortung trägst. Die hat kein Kind der Welt für dich zu tragen und kein Kind der Welt hat die Aufgabe eine Therapeutenrolle zu übernehmen."

Irgendwo habe ich einen Satz gelesen: "Mutti, ich hätte dich soo gebraucht" (und du warst nicht da).
Ich vermute, viele Kinder könnten solche einen Satz ihrer Mutter sagen und viele Mütter könnten ihn ihren Müttern sagen...sie waren nicht da, weil sie die Verbindung zu sich selber nicht haben (und aus guten Gründen früh haben trennen müssen).
Auf Väter mag es ebenfalls zutreffen.

Es mag sein, dass es dahin führt, dass euer Kontakt abbricht und das ist der bedauerliche Aspekt darin. Doch dafür bist du NICHT allein verantwortlich, das ist eine SACHE von beiden Seiten. Wenn sie sich wie eine "beleidigte Leberwurst" wegdreht, so ist es ihre eigene (unbewusst gesteuerte) Handlung in die Isolation. Wobei sie hat genügend Freunde, dann ist es nicht so "schlimm", wenn die Tochter nicht zur Verfügung steht.

Das ist meine Art dir zu sagen: kümmere dich in erster Linie um dich.
Wie Messies sich selber in den Ruin bringen und dabei hilflos zusehen zu dürfen, ist keine leichte Aufgabe, doch im Zweifel ist deine HILFE diejenige, bestimmte Behörden auf den gesundheitsschädlichen Lebensstil deiner Mutter aufmerksam zu machen.

Sybille sagt das richtig: Dass Syndrom oder Symptom an der Optik zu behandeln führt leider nicht zum Erfolg, denn die dahinter liegenden Traumen brauchen ihre Aufmerksamkeit und die bekommen sie beim Aufräumen nicht, eher bewirkt aufräumen das Gegenteil: REtraumatisierung.
Bescheidenes Spiel, wenn Messies glauben, mit Aufräumen seien die Symptome und das Problem verschwunden. Nein, beim Aufräumen zeigen sie sich mit aller Macht und wer bereit ist, sich dem zu stellen, wird weiter kommen und die Hürde meistern. Wer nicht dazu bereit ist...
Ich räume daher zuerst bei meinen "Traumen" auf und in meinem Inneren.
Loyalität trennen zu dürfen, wäre mir im TRAUM nicht eingefallen, dass das ein Schlüssel sein könnte, der mich weiter bringen könnte und das hat wenig mit dem "klassischen Aufräumen" zu tun.

Jetzt ist mein Text ebenfalls lang..ich hoffe, du kannst was daraus für dich mitnehmen.

Das ist mein Geschenk an dich, mein Betrag für Mitleser hier und mein Geschenk an mich, weil mein Nervensystem mitliest und davon profitiert und weil mein Nervenssystem mich beim Schreiben überrascht, was es jetzt zu schreiben vermag, das es vor einem Jahr nicht hätte ausdrücken können.
Weil ich mir Hilfe gesucht und gefunden habe, die mich weiterbringt.
Ein Teil davon betrifft die "Reparatur" meines Nervensystems, um den "abgetrennten Fassboden und mache Seitenbretter" wieder anzubinden, sprich die gestörte Bindung zu mir selber herzustellen und zu entstören.
Das ist eine Ursache, die mich optisch zu einem Messie hat werden lassen.
Mit dieser Art der Beschreibung ändere und trenne etwas Wichtiges von meiner Identität.
ICH BIN KEIN MESSIE, ich bin ein MENSCH, mit gestörten, aber wiederherstellbaren Bindungsmustern, bei dem sich optisch das innere Chaos im Aussen ausdrückt.
Vor wenigen Jahren sah meine Beschreibung über meine Person so aus: Ich bin Messie und krank und falsch.
Sehr cool, selber zu sehen, wie sich meine Beschreibung meiner Persönlichkeit verändert. Das gefällt mir am Schreiben. Ich visualisiere mir meine Erfolge, die ich mir mit viel Arbeit und Anstrengung verschafft habe und beginne zu feiern.
Eigenlob stimmt, auch wenn andere Leser vielleicht aus "Neid, Eifersucht, Traurigkeit etc." denken, nee, Eigenlob stinkt, weil sie diesen Weg bisher nicht - aus welchen Gründen auch immer - gehen wollten und gegangen sind.


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05.01.2022 13:26 (zuletzt bearbeitet: 05.01.2022 13:27)
#4
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Guten Tag zusammen,

ja mag sein, dass Messiezeugs über Generationen geht, aber man hat auch das Recht loszulassen und NEIN zu sagen und das befreit, bei was auch immer. Man ist zu nix verpflichtet, der Mensch hat ein Grundrecht...

schönen Tag noch, beste Grüße, beste Gesundheit

Gepr. Immobilienmakler Real Estate Agent SGD 1,3
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05.01.2022 14:08
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Hallo Sybille,

vielen Dank für Deine schnelle Reaktion.

Vielleicht brauche ich einfach nur Kontakt zu anderen Betroffenen, zu anderen Angehörigen.

Beim Lesen habe ich festgestellt, dass Du Recht hast, die Antworten habe ich bereits.
Es ist unter diesen Umständen wirklich Energie- und Zeitverschwendung von allen Helfern, auf ihre Bitten nach Hilfe zu reagieren.

Während dem Schreiben ist mir auch einiges klarer geworden.

Mit Aufräumen hat das nichts zu tun und man kann auch nicht mehr aufräumen. Wohin denn ? Es geht um Reduzieren und Trennen.

Für mich persönlich ist Messi-Sein eine psychische Störung, man hat Beziehungen zu Dingen anstatt zu Menschen und riskiert dafür auch, menschliche Beziehungen zu zerstören.
Und jeder hat seine persönliche Vorgeschichte, aus verschiedenen Gründen, einen Lebenslauf.
Wegen meinem Lebenslauf bin auch beim Psychiater (Medis und Reha) und Psychologen (Verhaltenstherapie) gelandet.

In meiner Therapie ging es nicht speziell um diese Messi-Anteile, die kommen nur in Stresssituationen durch. Wenn quasi der FI Schalter rausfliegt.

Ganz krass war es, als ich das Sperrmüllhaufenproblem hatte. In dem Moment hatte ich eigentlich einen Therapiedurchbruch, aber trotzdem schlug der Sammelzwang durch. Als wolle er sagen: "Haha, Du wirst mich nicht los. Du kannst selbstbewusster werden, Du kannst Dich wertschätzen, aber ich bleibe und mache Dir das Leben zu leide"

Es stimmt absolut, dass es nicht um "Schöner-Wohnen" geht.

Was das Verständnis für meine Mutter angeht, schätze ich sogar meine eigenen Messi-Anteile, die mir helfen, mich hineinzuversetzen.

Andere Verwandte geben gut gemeinte Ratschläge (bestell halt ein paar Container), oder machen nur Vorwürfe. Das ist aber kein Ansatz, keine Lösung. Es wäre umgehend wieder vollgestellt, sie wird wieder alles annehmen was andere wegwerfen. In ihrer Altersgruppe sterben leider Bekannte weg, und jedesmal ist eine Haushaltsauflösung. Furchtbar. Und alles kann sie gebrauchen.

So wie Messis in den Medien dargestellt werden, ist meiner Meinung nach komplett falsch und entspricht nicht der Realität. Man guckt nur auf den Ist-Zustand, der Mensch selbst versinkt unter der Oberfläche. Es sind bestimmt viele hochintelligente, auch wohlhabende Menschen betroffen.

Vielen Dank für Deine wertvolle Antwort.

Liebe Grüsse Krümel


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