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Einen Messie als Partner... ohne es zu wissen.. weil man die Augen verschließt und nur verdrängt
Ein liebes Hallo an alle hier.
Ich habe das dringende Bedürfnis mich mitzuteilen. Ich bin Froh, das ich diese Forum gefunden habe und möchte Euch meine Geschichte erzählen. Vorweg...es gibt keine Lösung... nur Erkenntnisse.
Ich lernte meinen Partner vor 5 Jahren über eine Dating Plattform kennen. Ich lebte damals schon 10 Jahre alleine und habe mehr oder minder begeistert einen Partner gesucht. Das schwankte. Dann habe ich mich dort angemeldet...ich weiß eigentlich gar nicht mehr warum. Wie fast alle Dating Plattformen muss man Bezahlen um in eine Private Kommunikation zu kommen. Ich war damals sehr gewitzt und habe mir gedacht... du sucht einen Partner mit ein bisschen Intelligenz und Witz also fordere Ihn heraus. Wie auch immer. Ich habe dann meine Telefonnummer in römischen Zahlen in meinen Profiltext geschrieben. Das ging problemlos durch die Prüfung der Seiteninhaber.....was für schlaue Köpfe dort sitzen .Oder es wird nicht genau genug geprüft. Er hatte sie heraus gefunden und meldete sich dann über Telefon. Der Erstkontakt war hergestellt. Er.. Anfang 50 wie ich war seit einigen Jahren Single wie ich und lebte alleine mit seinem Hund in einer Eigentumswohnung im Ruhrgebiet. Wir haben so eine Monat per WhatsApp kommuniziert und uns dann getroffen. Er war jetzt nicht mein Traumannn, er hatte aber Humor, war witzig, zärtlich, ist sehr auf mich eingegangen. Es passte halt. Sein Hund war für mich kein Problem. Er war sehr groß. Ein Doggenmischling und schon 12 Jahre alt. Ein Senior halt. Nach 3 Monaten , wobei wir nur am Wochenende zusammen waren, die Entfernung zwischen unseren Wohnorten betrug 60 km, fuhren wir zusammen über Ostern nach Rügen. Er war bis dahin nur bei mir am Wochenende. Ich habe zwischendurch immer gesagt" Ich kann auch zu dir kommen, Du musst nicht immer zu mir kommen". Das hat er immer abgetan mit ...ja das machen wir mal. Bei Dir ist es einfach schöner. Ich habe eine kleine Wohnung und so sauber ist es auch nicht. Junggeselle halt.
Dann waren wir auf Rügen. Die ersten 2 Tage waren richtig schön. Spazieren gehen am Meer...schön zu Abend gegessen. Alles gut. Am dritten Tag hatte der Hund eine Magendrehung. Ich wusste nicht was das war aber es war Lebensbedrohlich. Wir haben alles gemacht was geht. Wir hatten einen tollen Tierarzt der eine Not OP gemacht hat. Ich habe wie in Trance assistiert weil so schnell keine Tierarzthelferin anwesend sein konnte. Für mich im nachhinein eine traumatische Situation. Er hat den Hund operiert und musste die Milz entfernen. Sie war um das 10 fache angeschwollen durch aufgestautes Blut und er hat sie mir in die Hand gegeben, weil ich die einzige war die freie Hände hatte. Ich habe sie ins Becken gelegt wie als wäre ich gar nicht da.
Mehr erzähle ich darüber nicht, das ist schon genug. Der große Bär hat es leider nicht überlebt. Er ist nach 2 Tagen auf dem Weg zum Tierarzt verstorben. Das hat meinen Partner völlig aus der Bahn geworfen. Wir haben den Hund dann in einem Krematorium 300 km entfernt einäschern lassen, sind am nächsten Tag nach Hause gefahren. Ohne Hund aber mit einer Urne im Gepäck.
Zu Hause angekommen ist er noch 1 Woche bei mir geblieben. Er hat sehr gelitten unter dem Verlust und ich habe versucht ihn aufzufangen. Aber die Wochenendbeziehung ging weiter. Weil ich ihn aber nicht bedrängen wollte, weil er trauert ja, habe ich ihn nicht mehr darauf angesprochen mal zu ihm nach Hause zu kommen.
Wir hatten ja auch immer eine schöne Zeit zusammen wenn er bei mir war. Geld hat bei ihm auch keine Rolle gespielt. Wir haben gut gelebt. Nur das Thema " mal bei ihm Zuhause die Zeit zu verbringen" wurde immer mehr , auch von mir totgeschwiegen. Ich wollte ihn aus Rücksicht nicht bedrängen.
Im selben Jahr ist meine Mutter im Oktober verstorben und er hat mir sehr zur Seite gestanden und war immer für mich da.
In den folgenden Jahren haben wir eine wirklich schöne Zeit gehabt. Wir haben 3 Kreuzfahrten gemacht und viel gesehen und erlebt. Wie gesagt Geld war nie ein Thema. Alles wurde geteilt.
Er hatte ein komisches Verhältnis zu seinen Eltern. Ich habe sie 1 x gesehen, weil sie uns zum Essen eingeladen hatten. Ich fand sie sehr sympathisch aber so ein richtiger Kontakt kam nicht zustande weil er sich da irgendwie gesperrt hat. Auch der Kontakt zu seinem 11 Jahre jüngeren Bruder war eher nicht vorhanden.
Dann 2019 nach unserer letzten Kreuzfahrt im Juli hat er dann immer mehr Ausreden gehabt nicht mehr nach Hause zu fahren. Einmal war die Heizung ausgefallen, dann gab es Probleme mit dem Wasser. Oder irgend was anderes. Ich war dann mitunter ungehalten weil ich ehrlich auch mal ein bisschen Zeit für mich haben wollte. Aber gut. Er kam dann nach Feierabend halt wieder zu mir.
Natürlich bin ich auch nicht blöd. Ich habe mir schon meine Gedanken gemacht.
Irgendwann dachte ich es gibt 2 Möglichkeiten.:
1. Er ist ein Messie und schämt sich und kriegt nicht die Kurve oder
2. Er ist ein Millionär und stellt mich auf die Probe... lach..... aber ganz Ehrlich? Ich wollte es damals schon gar nicht mehr wissen. Ich war damals schon der Meinung das die erste Möglichkeit die wahrscheinlichste ist. Aber ich habe meine Augen verschlossen.
Dann haben wir uns entschlossen E-Bike zu kaufen weil wir gerne Rad fahren. Und es war eine gute Entscheidung. Wir fanden ein gemeinsames Hobby was uns sehr gut über die anschließende Corona Zeit gebracht hat. Wir haben glaube ich ca. 250 Touren gemacht von September 2019 bis Januar 2022. Es hat uns sehr Begeistert und die Einschränkungen durch Corona hat uns kaum getroffen und uns durch diese schwierige Zeit getragen.
Anfang des Jahres habe ich bei mir gemerkt, das ich mich immer mehr zurückziehe. Er lebte jetzt seit Mitte 2019 bei mir. Er war für mich nicht ersichtlich das er zwischendurch bei sich Zuhause war um nach dem rechten zu sehen. Auf Fragen wie: Wer kümmert sich um die Post ect. wurde mit " mein Bruder kümmert sich" beantwortet.
Ich sah ja wie er sich bei mir verhielt. Alles was ich ihm an Raum frei gemacht hatte, wurde irgendwann voll. Sei es der Nachttisch mit drei Schubladen, viele Fächer in meinem Schrank für seine Kleidung und diverse andere, frei gemachte Sachen, damit er Platz hat war ziemlich schnell voll mit irgendeinem Kram der für Ihn Bedeutung hatte und ich dachte " mein Gott der Kram kann doch weg". Und irgend etwas sehen was der Reinigung bedarf war für ihn auch unsichtbar. Alles bedurfte der Ansage und war für mich sehr anstrengend. Und ich habe es dann lieber selber gemacht. Er hat so Häufchenbildung bei seine Klamotten gemacht. Nichts wurde weggeräumt.
Und dann kam der 13.02.2022. Er blieb gerne lange auf 2 bis 3 Uhr in der Nacht war keine Seltenheit. Ich bin "!Früh-zu Bett- Geher" Demnach bin ich auch "Frühaufsteher". Um kurz vor 7 bin ich wach geworden und sah, das im Wohnzimmer das Licht brannte. Ich dachte er wäre früh aufgewacht, was eigentlich nie der Fall war. Aber er hatte in den Tagen zuvor über Rückenschmerzen geklagt und ich dachte er könnte vllt. nicht mehr liegen.
Ich kam ins Wohnzimmer und habe ihn tot auf der Couch gefunden.
Ich war völlig aufgelöst und hab nur geweint und wusste in diesem Moment noch nicht mal was ich tun sollte. Irgendwann habe ich dann die 112 gewählt und alles ging den Lauf den Dinge nehmen.
Ich konnte der Kripo nicht den Namen und die Adresse der Mutter oder des Bruders nennen.
So...genug von der Vergangenheit... Die Gegenwart sieht so aus: Ich habe alle Schlüssel die ich in seinem Besitz gefunden haben seiner Mutter gegeben.
Sein Bruder hat versucht nach ein paar Tagen in die Wohnung zu kommen. Er hat es nicht geschafft. Er bekam die Tür nur ca. 30 cm auf. Alles ist voll mit Müll und ungeöffneter Post. Bierflaschen gestapelt. Wirklich kein Platz zum wohnen. Nur Müll. Pizzakartons bis unter die Decke. Die Toilette nicht mehr nutzbar. Er hat in Flaschen uriniert da es nicht möglich war die Toilette zu nutzen weil sie voll mit Müll war.
Alle sind geschockt und schämen sich unendlich. Die Wohnung wird seit 5 Wochen Entmüllt,
Die Beerdigung war am 09.03.2022. Von seiner Arbeit waren unendlich viele Kollegen zur Beisetzung. Er war ein geschätzter Kollege und sehr beliebt. Ich leide sehr unter dem Verlust. Aber ich denke oft" wie sehr hat er unter diesem Zwiespalt gelitten. Sich nicht öffnen zu können. Zu wissen was da an Altlast auf den Schultern ruht, es nicht ändern zu können ohne Hilfe, ohne das man überhaupt den Mut hat sich zu offenbaren. Ich denke das ihn das unendlich belastet hat und das er sich bei mir trotz der Ordnungsliebe, die ich habe, sehr wohlgefühlt hat.
Es tut mir unendlich weh das er wahrscheinlich so gelitten hat.
ich habe sehr viel Kontakt mit seiner Mutter und stehe ihr zur Seite mit allem was ich geben kann.
Danke das Ihr mit zuhört. Vielleicht kann der ein oder andere aus meiner Geschichte irgendetwas positive ziehen.
ich bin sehr traurig das ich ihm nicht helfen konnte. Und ich weiß das er gelitten hat. Und es tut mir sehr weh.
Euch alles Gute auf Eurem Weg. Und eine Bitte: Sucht Euch Hilfe uns schämt Euch nicht. Menschen die Euch Lieben werden Euch helfen.
Alles Gute und danke da Ihr ein offenes Ohr hattet.
Silvia
Euch allen alles Gute.
LG Silvia
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