Wie soll es hier eigentlich aussehen?

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17.10.2023 10:36
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#126
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Zitat von Sybille im Beitrag #125
Tja @IBI DAS ist aber der springende Punkt. Es mag sein, dass es für DICH so gereicht hätte, für MICH wäre das aber gar nix gewesen.


Ich denke, es ist der springende PUNKT für dich zu lernen, dass wir PUNKTE setzen können und dürfen.
Es fühlt sich nicht richtig und stimmig an, wenn wir das tun. Da bin ich bei dir. In der Lernphase befinde ich mich ebenfalls.
Es fühlt sich unangenehm an, als ginge etwas wichtiges verloren. Jedenfalls ist es bei mir der Fall, wenn ich probiere diese Punkte in meinem Leben zu setzen und zu finden und zu formulieren.


Die Frage dazu: Ist es etwas, das ich verliere oder handelt es sich dabei um ein selbst gewähltes loslassen?
Die Frage, wenn "den Punkt setzen" nicht möglich ist, was "rebelliert" und "widerstrebt" in dir, dass du einen Punkt nicht setzen kannst.

Ich bin der Ansicht, dass es mit GRENZthemen zu tun hat, die viele Messies betreffen.
Sowohl "Grenzen setzen" als auch "das Grenzenlose" oder "zu enge/harte Grenzen" oder sich "Grenzen erlauben".
Auf diese Art und Weise deines "Dauererläuterungsbedürfnisses" zeigen sich deine Themen rund um Grenzen, die dir unbekannt sind oder allzu bekannt sind.
Willst du sie verändern und kennen lernen?
Experimentieren und Forschen und Beobachten, was mit dir geschieht, wenn du das Gegenteil von dem ausprobierst, was du üblicherweise machst.
Ein Merkmal, dass du auf dem richtigen Weg bist: Wenn du beginnst zu gähnen oder ein tiefer Atemzug sich ganz von selbst aus deinem inneren aufsteigt.
Der teilt dir mit: Pause fürs Nervensystem machen.

Und du bist genervt, wenn MENSCHEN trotz all deiner Erläuterungen nicht verstehen, was du ausdrücken möchtest und fragst dich, wo du "kryptisch" geblieben bist.
Du kannst dieses genervt sein stoppen, indem du die PUNKTE setzt.
Du kannst den damit verbundenen Stress reduzieren, in dem du die Punkte setzt und wählst sie setzen zu lernen.
Wenn du den Fokus darauf hast, den "kryptischen" Anteil zu entdecken, erkläre dich, um deinetwillen für deine Bewusstheit und "entdecke" diese "fehlenden" Teile. Sie wollen aus dem Universum zurück zu dir. Andere können sie nicht für dich zurück holen, sie können dich darauf aufmerksam machen, ob es möglicherweise ein derartiger Anteil ist und es gibt Anteile, die wir nicht mögen, die ebenfalls erst zurück müssen, ehe wir sie verabschieden und loslassen können.

Wie geschrieben, du hast genervt reagiert, wie ich auf "Leserschaft" reagiert habe und gemerkt, dass ich dich nicht richtig verstanden habe, wie du diesen Satz gemeint hattest.
Ich probiere jede MENGE Verständnis für deine Inhalte aufzubringen, doch deine tiefen Erfahrungen habe ich nicht (ich habe andere), und ich kann sie nicht über deine getippten WORTE hinaus erahnen und erspüren, um vielleicht die STIMMIGE DEUTUNG zu treffen, die du dir soooo sehr wünschst. Etwas davon kommt bei mir an, WENN du nicht BEREIT bist, den PUNKT zu setzen.

Meines ist ähnlich und doch ganz anders als bei dir.
Ich mag es mit meiner SEHNSUCHT vergleichen, danach hören zu wollen und müssen, dass MENSCHEN mich mögen, EGAL wie bescheuert ich mich ihnen gegenüber verhalte und im idealfall DREHEN sie sich nicht von mir ab zu ihrem eigenen Schutz, sondern können mir sagen, dass sie mich mögen.

Vermutlich wirst du sagen: Nein, das stimmt für mich sooo nicht.
Inhaltlich bin ich voll bei dir. Es ist mehr das Gespür und das Emotionale, darunter, auf das ich hinweisen möchte. Klar sind deine Emotionen anders als bei mir.

Wir sind auf einer Ebene schriftlich unterwegs, die durch eine nonverbale Unterstützung einer Begleitperson viel wirksamer für dich wäre.
An der Stelle vom "springenden" Punkt, würde ich die Forschung ansetzen, doch ich weiss, dass du meine Begleitung nicht wünschst......

Vielleicht ist eine Geschichte über "springende Punkte" in deinem Leben zu schreiben für dich hilfreich. Schreiben ist deine Ressource.

Ich schreibe auch. Auf eine andere Weise als du und probiere dabei meine eigenen "springende Punkte" oder des "Pudels Kern" zu beleuchten.

Du wirst das meiste von dem nicht teilen, was ich geschrieben habe.
Möglicherweise liegt es daran, dass die Teile die noch nicht zu dir zurück gekehrt sind, dafür sorgen, dass sie unbedingt von dir fern bleiben wollen.
Dürfen das die Teile bestimmen oder legst du fest, GANZ werden zu wollen?

Ein Beispiel von mir und heute dazu, schreibe ich in meinem Thread.


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17.10.2023 17:34
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Zitat von Sybille im Beitrag #123
Fühlen die sich dann toll, weil sie pfiffig genug waren mehr anzuziehen und ich nicht? *achselzuck*) Keine Ahnung

Ja, warum machen die das?

Dazu kann ich eine Begebenheit aus meinem Leben als Jugendliche erzählen. Also kurz, ich war etwas leichtsinnig, bin dabei hingefallen, mit dem Gesicht etwas am Boden entlang und wo ein Steinchen war, hatte ich eine kleine, über mehrere Wochen sichtbare Schramme.

In diesen paar Wochen haben mich bestimmt eine zweistellige Anzahl Mitschüler/innen oder sonst wie Bekannte, die sonst eher wenig mit mir geredet haben, darauf hingewiesen. Das ging dann so: Person gesellt sich zu mir und fängt so ein beiläufiges Gespräch an. Na gut, denke ich, iss ja nett, auch mal mit der zu reden. Irgendwann als niemand in Hörweite steht, wendet sich die Person dicht vor mich und sagt: Du Gitta …, Du hast da was,… im Gesicht,…(mit leicht besorgt angeekelter Miene) …fühl mal da… an Deiner Backe. Ich so: Brauch ich nicht, ich weiß, dass ich da ne Schramme habe. Sie wieder: Ach, dann weißt Du das schon. Ehemm… hmm, sieht ja nicht schön aus, nicht? Ich so: Na und? Sie wieder: Ehemm. Und verabschiedet sich.

Gedankenblase: Was war das jetzt?

Das Ganze nochmal mit einer anderen Person. Und zwei Tage später nochmal. Ich bin ja nun eher langsam dabei, von da her ist Schlagfertigkeit eher nicht meine Stärke. In dieser Situation hatte ich aber genug Zeit, mir eine Antwort zu überlegen. Bei der ungefähr fünften Person habe ich dann doch mal gefragt, ob Spiegel alle wären? Kurzes Stutzen. Ehemm…ach das weißt Du schon…hmmmm……. sieht aber nicht schön aus, nicht? Ich so: Ne! (und warte gespannt). Sie wieder: Ja, ich muss dann mal los.

Gedankenblase: Wo bin ich hier bloß?


In dieser Situation war ich halt die Betroffene. Ich bin da aber selbst kein Unschuldslamm, musste ich auch mal feststellen. Ich weiß nicht mehr, worum es ging, das war auf einem Lehrgang, glaube ich. Ich hatte mich mit einer Seminarteilnehmerin etwas angefreundet und wir waren glaube ich auf dem Weg von einem Seminarraum zum anderen. Sie machte mich auf irgendwas aufmerksam und ich wollte etwas Witziges sagen. Einfach um mal etwas lockerer zu sein zwischen den anstrengenden Seminaren. Aber ich hatte mich verschätzt. Sie guckte etwas schockiert und wand sich in der Folge von mir ab. Da war ich wohl in einen Fettnapf getreten. Wahrscheinlich war sie oder jemand aus ihrer Familie davon betroffen, und ich hatte mich gerade als total ahnungslos geoutet. Ich war ja auch ahnungslos, nur ich dachte, sie wäre es genauso. Und da sie mir vorher eher als flapsiger Typ vorkam, dachte ich, ich treffe damit ihren Humor.

Ich meine, ihre Reaktion war richtig. Nur, ich weiß für mich ja auch, ich habe es nicht böse gemeint. Das wollte ich auch noch zu dem Thema erzählen.

Also warum machen die das?

Manche aus (akuter oder chronischer) Gedankenlosigkeit, manche aus Flapsigkeit, manche meinen es böse, manche glauben sich geschickt, wenn sie ihr Sticheln in sorgenvolle Worte verpacken, usw., usw.

Aber sich äußerlich oder innerlich abwenden, ist schon die richtige Reaktion, denke ich.


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17.10.2023 17:35
avatar  Gitta
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PS: Ja, wenn in Aufräumratgebern steht: Werden Sie sich zunächst einmal klar darüber, was Sie wollen und wie Sie von jetzt an leben wollen, finden Sie ihren Sinn des Lebens heraus. Fertig? Danke. Und jetzt geht es folgendermaßen weiter…

dann stehe ich da auch erstmal wie ein Ochs vorm Berg. Geht es vielleicht auch erstmal ohne? Ja, es gibt natürlich Bücher, wo einfach nur gute und praktische Tipps aufgelistet sind. Hilft nicht total, aber hilft mir.

Das andere suche ich natürlich auch. 😉


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20.10.2023 10:34
avatar  IBI
#129
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Sybille,

ich habe gestern über SCHAM gelesen.

Die Beschreibung über typische Muster, die durch toxische Scham verursacht werden, hat mich teils an deine Beschreibungen erinnert und natürlich auch an meine Art und Weise des Handelns.

Menschen, die sich nicht mögen, ggf. selber hassen, sind erfüllt von toxischer Scham.
Die kann mensch losw*erden.
Ich finde SCHAM ist die herausforderndste Emotion, der ich mich stelle.
Oder eben nicht stelle, weil diese Emotion so überwältigend sein kann, dass sie dafür sorgt, dass sie ausserhalb meines Bewusstseins bleibt. Im Nirwana des Universums verharrt, bis irgendwas von mir bereit ist, sich der Scham zu stellen.
Aus meiner Sicht ist SCHAM bei toxischer Version sehr stark mit ANGST verknüpft.

Etwas peinlich zu finden, kann eine sehr gesunde Scham sein.
Ein leichtes schlechtes Gewissen haben, kann eine sehr gesunde Scham sein.

Von einer gesunden Scham in eine toxische zu wechseln ist schnell gemacht bei Kindern, wenn sie einer DAUERbeschämung ausgesetzt werden.

Ich finde es ausgesprochen mutig von dir, dass du dich nicht dafür schämst, dich nicht zu mögen und uns das wissen lässt.
Sehr gesund, wie ich finde, es ausdrücken zu können und dürfen. Es ist das, was emotional in dir steckt und zu dir gehört.
Dass es sich bei "Selbsthass" um einen Ausdruck von toxischer Scham handelt, war mir bis ich es gelesen habe, nicht bewusst.
Ich kann deine Schamgefühle nicht ändern. Schriftlich ist eine Unterstützung bis zu einem gewissen Grad möglich.
Ob du dich dem Thema SCHAM widmen möchtest und du dich bereit dazu fühlst, deinen toxischen Anteil von Scham verändern und losw*erden bzw. loslassen zu wollen, wählst du.

Es ist wichtig für dich, diesen Teil von dir zeigen zu dürfen. Hier darfst du es zum Teil.
Ich finde es gleichzeitig wichtig, dass du lernen kannst, dass ich diesen Teil von dir bezogen auf meine Reaktion bei "Leserschaft" nicht benötigt hätte, sondern du anders hättest einen Punkt setzen können, um deine NERVEN zu schonen.
Um dir einen Tipp zu ersparen, um den du nicht gebeten hattest.

Ich erkenne meine Möglichkeiten PUNKTE zu setzen bei mir häufig nicht. Bisher haben mir nur wenige Menschen sehr konkret Auskunft geben können, an welcher Stelle ich hätte anders agieren können.
Die meisten wünschen sich einen PUNKT von mir, können mir nicht mitteilen, wie ich dahin komme.
So wie es leichter ist, anderen beim Ausmisten zu helfen, ist es leichter, die Möglichkeiten PUNKTE zu setzen, bei anderen zu erkennen.

Zu erkennen, dass es eine Stelle gibt für die es keine weiteren Erklärungen benötigt hätte, mit einer anderen Wortwahl bei "Leserschaft".
Zu erkennen, dass du vielleicht darauf hättest verzichten können, genervt zu sein.
Zu erkennen, dass an dieser Stelle eine deiner vielen FRAGEN - was ist stimmig und wie kann es stimmig sein - eine Antwort erhält.
Zu erkennen, dass du NICHT verzichten kannst, die Folgeerklärung zu liefern, selbst wenn andere es können.
Ich mag erklären, dass eine SEHNSUCHT nach ERKANNT werden und gesehen und ERnst genommen werden, mit all deinen Emotionen in dir vorhanden ist, die nicht jeder Menschen und Therapeut teilen kann.
Ich habe eine Ahnung von dieser SEHNSUCHT (meine drückt sich in einem anderen Verhalten aus) und sie WILL geschätzt werden.
Ob du es von mir annehmen kannst, oder es andere Menschen sein müssen, die es zu schätzen wissen, vermag ich nicht zu spüren.
Ich mag dich unabhängig von all dem, selbst wenn wir oft genug aneinander vorbei schreiben, was jetzt wieder geschehen sein kann, weil ich nicht in der Lage bin, alle Aspekte, die dich bewegen zu erspüren und benennen.


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02.11.2023 07:47 (zuletzt bearbeitet: 02.11.2023 07:49)
avatar  Robin
#130
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Die Antwort hier hat mich in den Grübelmodus versetzt... Ich hoffe, dass ich jetzt, hm, nicht unbedingt fertig bin, aber doch wenigstens Zwischenergebnisse hab.

Erstmal: Die Erfahrung, schon in der Schulzeit irgendwie anders und mehr oder weniger Außenseiter gewesen zu sein, teilen hier aus dem einen oder anderen Grund sicher viele. Und man mag später einen Kult daraus machen oder nicht, aber erstmal ist das angstbesetzt. Man kriegt nämlich auf die Fr* für's Anderssein, und wenn man in die Geschichtsbücher schaut, wird klar, dass man froh sein kann, wenn einem nichts Schlimmeres passiert.

Zitat
Tatsächlich ist mMn die Literatur randvoll mit solchen und-#Hokuspokus-stellte-sich-heraus-dass-sie-nicht-klein-und-normal-sondern-was-besonderes-war.
Ich nenne es immer den Harry Potter Moment - wenn an Deinem 11. Geburtstag ein Riese in der Tür steht und Dir erklärt, dass Du nicht "komisch" und "verkorkst" bist - sondern was *besonderes und *pling* alle anderen Probleme, die Du gestern noch hattest, verschwinden gleich mit.
Aber natürlich gibt's auch das hässliche Entlein, Die unendliche Geschichte und und und und. *Toll-statt-Normal*


Ich schätze, viele dieser Geschichten werden *von* Leuten geschrieben, die diese Erfahrung auch teilen. Und die Botschaft geht an alle, die sich sch* fühlen, weil sie den *anderen* das Recht zusprechen, zu definieren, wer oder was okay ist, und sich selbst dieses Recht nicht zusprechen. Du hast recht, es hilft nicht wirklich, wenn einem dann noch der Floh ins Ohr gesetzt wird, dass sich eines Tages noch herausstellen wird, dass man was Besseres ist. Andererseits: Für Kinder funktioniert es vermutlich... Und Kinder brauchen vielleicht grade diese Art von Story. Wer weiß.

Als Erwachsene habe ich für mich eine bessere Art gefunden, darüber zu denken und das auch ein Stück weit zu leben. Das fing damals im Studium an mit einem Prof, der oft seltsame Begriffe verwendet hat. Einer davon war: "Mensch der Menschheit". Und es hörte sich so an, dass man das einerseits ist und andererseits jede und jeder das Recht hat, es zu werden.

Eine andere Quelle für Veränderung war die wiederkehrende Erfahrung, dass ich in heterogenen Gruppen, also die möglichst bunt gemischt sind, erheblich besser klarkomme als in solchen, die sich um Homogenität bemühen. Meine versuchten Fluchten in Subkulturen, wo das "gemeinsame Anderssein" zur kuscheligen Gruppenidentität hätte werden sollen, stellten sich als Fallen heraus, in denen durch Abgrenzung nach außen und Anpassungsdruck nach innen nur immer mehr Druck au den Kessel getan wurde... Bei mir war es so: Je mehr die anderen auf dieser Grundlage Wir-Gefühle kriegten, desto mehr kriegte ich Ihr-Gefühle.

Und es gab dann eine Zeit, wo ich völlig gegen dieses "elitäre Außenseitertum" rebelliert und das zurückgewiesen hab. Damit hab ich mich damals auch nicht grade beliebt gemacht in meinem Umfeld...

Joa, man könnte es schon kleinen Kindern beibringen, dass die einzigen Haufen, wo man in Frieden und ohne sich zu verbiegen dazugehören kann, die buntgemischten sind. Und es gibt ja auch solche Stories, z.B. Die Bremer Stadtmusikanten.

Naja, und dann war da als Kind noch meine Mutter, die immer sagte "Ihr sollt wie ganz normale Kinder aufwachsen" und dabei entsagungsvoll kuckte. Ja, die *hat* die ganzen Ängste, auf denen der Spruch beruhte, an mich weitergegeben. Das rauszufinden war halt nicht dasselbe wie zu kapieren, dass ich dasselbe Recht hab zu sein, wie ich bin, wie andere Leute auch.

Zitat
DIESE hypothetische sympathische(!) Person hätte ja lauter nette Eigenschaften und coole Hobbys, an denen ich mich dann orientieren KÖNNTE.


Äh, ja, ich finde, du bist eine nette Person mit tollen Hobbies. Z.B. habe ich mir den Sommer über vorgenommen, mir auch mal so'n Stand-up-Paddeldings zu leihen...

Zitat
ICH weiß das nicht. Ich habe lauter Dinge, die ich toll FÄNDE, wenn ich sie HINBEKÄME.


Okaaay. Geht mir eigentlich auch so. Ich schätze, wenn ich alles rausschmeiße, was mit Dingen zu tun hat, die ich zeitlich oder vom Schwierigkeitsgrad her nicht hingekriegt habe, dann wäre genug Platz dafür, auch mal das eine oder andere hinzukriegen. Weil es ist nicht so, dass ich lauter Dinge tun wollte, die ich prinzipiell nicht kann. Was mich davon abhält, sie zu können, ist, dass ich nicht geduldig dranbleibe. Uuund das geht wiederum nur, wenn man sich für *eine* Sache entscheidet.

Zitat
Und wenn es nichts gibt was ich mag und ich nichts cooles getan bekomme, weil ich dafür leider zu verkorkst bin - welche DINGE außer Bett , Tisch und Spüle brauche ich dann in meiner WOHNUNG?


Seltsam irgendwie. Wie so oft nimmst du hier eine Idee, die andere als positiv empfinden - eigentlich nicht viel zu brauchen - und definierst sie negativ. Indem du sie dir zuordnest, wird sie zum Mangel... Also was wäre, wenn du den Gedanken "Ich brauche eigentlich nicht viel." neutral, ohne Bewertung, denken würdest?

Leute berichten, dass sie, indem sie aussortieren, überhaupt erst herausfinden, was ihnen wirklich wichtig ist und was nicht. Bestätigen kann ich von meinen bisherigen Erfahrungen damit, dass man ziemlich heftig dabei reflektiert, z.B.: 'Ich habe hier so etwa 20-30 Becher, warum habe ich die? Ah ja, damit ich genug habe, wenn Besuch kommt. War hier schon mal so viel Besuch? Nein, nie. Ist es realistisch, dass jemals so viele Leute kommen? Nein. Ich glaube, es würde mir auch Angst machen. Also, wie viele Becher brauche ich? ...'

Zitat
Wenn ich aber andererseits diese destruktive Stimmung brauche (!) um solche Geschichten zu schreiben. Und die gern schreibe. Dann wird das Schreiben von ner therapeutischen Tätigkeit zu ner zweischneidigen Geschichte.


Absolut verständlich.

Zitat
Wenn ich in DIESER Stimmung bin. Dann kann ich nicht arbeiten. Geh ich nicht vor die Tür. Dann kann hier nachher jemand anderes den Handwerker reinlassen. usw. Und nein, die Stimmung stell ich auch nicht mal-eben für ne Woche an und einfach wieder aus.


Aus demselben Grund habe ich aufgehört mit Raytracing und Fraktalbildern. Bei mir war es allerdings nicht so, dass ich düsterer Stimmung dabei war. Es war nur eine Art visueller rosa Nährlösung. Eskapismus halt. Aber im Vergleich kam mir die Realität mit ihrer ständigen Notwendigkeit, zu kämpfen und den Arsch zu bewegen, einfach nervig vor. Und ich fürchte, das ist meine normale Grundhaltung. Früher fand ich: Wie eine Katze halt. Kann sich schnell bewegen und heftig losfauchen, liegt aber normalerweise nur rum und schnurrt.

Auf jeden Fall war es so, dass ich diese Ruhe, die ich zum Arbeiten an den Bildern brauchte, auch nicht mal eben ein- oder ausschalten konnte. Ich hab da teilweise dran gesessen, bis ich über der Tastatur eingepennt bin.

Zitat
Bei der Drogen-Metapher versteht das jeder.
Beim Schreiben ist das echt schwer zu erklären.


Ich versuch's mal: Du kommst in Hyperfokus und kannst nicht mehr aufhören. (Bekannter Effekt bei ADHS und Asperger übrigens, deine Profis sollten das wissen, aber viele sind fachlich ziemlich eingleisig unterwegs.) Du produzierst die düstere Stimmung, die in deine Geschichten fließt, und aus den Geschichten und durch sie verstärkt wieder zu dir zurück.
So etwa?

Zitat
Also nein. Ich suche gerade nichts WENIGER als Leser. ICH suche eine Antwort auf die Frage, ob ich mir ne Schreibecke einrichten soll, weil ich nämlich demnächst einen Kitschroman, einen Psychthriller oder eine Sience-Fiction Serie schreibe. Oder ob ich das lassen soll, weil ich für die Handvoll Kurzgeschichten, die ich auf diese Weise noch produziere ein Schreibtisch eh Quatsch ist und mir eine Schreibecke nur ein Ich-loser-kann-nicht-mal-nen-dusseligen-Krimi- schreiben Gefühl vermittelt.


Wie wär's denn mit einem Multifunktions-Arbeitsplatz, wo vielleicht die Post bearbeitet wird, wo man sich vielleicht an den Computer setzt, um ins Internet zu schauen, oder irgendwelche Entwürfe für die Hausgestaltung macht, und schreiben findet dort auch statt. Nicht dass ich Letzteres unbedingt empfehlen würde, so lange du dich mit deinen düsteren Gedanken identifizierst. Aber ich glaube, das wirst du nicht immer. Es ist zu unangenehm...

Jedenfalls, mein Schreibplatz war immer multifunktional. Jetzt schreibe ich auf dem Handy und das entweder auf dem Bett oder unterwegs und das geht auch. Aber ein Platz, wo man auch mal Papiere sortieren und liegen lassen oder was zeichnen kann oder gar wieder am PC schreiben, wäre fein. Übrigens, du schreibst ja auch hier im Forum - wo machst du das denn? Und reicht dir der Platz oder hättest du gern einen anderen Ort dafür?

Zitat
Zum einen animiert er zum rumsitzen und vom was besonderes sein träumen, statt was zu tun. (Hagrid steht ja nun mit Sicherheit nicht morgen vor meiner Tür!) Und zum anderen ist die Frage (!) was es bedeutet, wenn man "besonders" ist. (Die Schwester von Gudrun Enzlin soll Mal gefragt haben, ob Gudrun ERNSTHAFT glaube, der Zeitpunkt für die Weltrevolution sei exakt JETZT - nur weil sie zufälligerweise JETZT das Bedürfnis danach habe? - good point.)


Das berührt die Fragen, welche Art von Aufgaben man im Leben hat und welche eventuell nicht zu schaffen sind, weil es in der Natur der Sache liegt, dass sie nicht von einzelnen "Helden" erledigt werden können. Ich denke, alle wichtigen Dinge sind letztlich von dieser Art. Und da ist es so, dass es *viele* einzelne braucht... Als einzelne Person zu handeln ist nicht per se falsch. Alle gesellschaftlichen Veränderungen begannen mit einzelnen. Nur als einzelne *falsch* zu handeln ist falsch. Es ist natürlich schwer zu wissen, was richtig ist und was falsch, aber ich denke mal, wenn man ein bisschen auch auf sein Herz hört, dann kommt da keine sinnlose Ballerei bei raus.

Zitat
Ich jedenfalls Stelle immer wieder fest, dass "normal sein" das Leben vereinfacht. Alles was ich anders mache als "man" sich das vorstellt, muss ich hundertfach erklären, rechtfertigen, jeder Hans oder Franz glaubt mir erklären zu "müssen" wie es "richtig" ist.


Macht ja nix. Alle positiven Veränderungen in *meinem* Leben begannen damit, dass andere mir erklärt haben, wieso sie etwas anders gemacht haben, als ich es bis dahin kannte.

Zitat
Was die Welt braucht ist eine ausgezeichnete Frage. Ich hoffe daher, dass es nicht zu unfreundlich ist, wenn ich sie mit der Gegenfrage beantworte, was Dich zu der Ansicht bringt, dass die Welt noch zu retten ist und der Aufwand lohnt?


Ist nicht unfreundlich, aber die Frage hat viel bei mir ausgelöst und ich wusste dann nicht, was ich davon schreiben will und darf... Ich glaube, ich weiß es noch immer nicht, sondern antworte nur irgendwie.

Also erstmal: Ich denke in letzter Zeit verdammt oft, dass sich die Menschheit den "Darwin Award" kollektiv verdient hat! (Das ist ein satirischer Preis, der für die dämlichsten tödlichen Unfälle vergeben wird - mega zynisch, aber hilft ja vielleicht, wenn dadurch bekannt wird, dass man nicht das Brett durchsägen soll, auf dem man steht, und solches Zeug). Der Gedanke beruhigt mich irgendwie, und das ist vermutlich seine Funktion. Denn er ist natürlich nicht "wahr" im eigentlichen Sinne... Jedenfalls nicht, wenn man dagegen ist, dass diese oder jene Leute umgebracht werden. Denn wen immer man *nicht* abgemurkst haben möchte: Diese Personen wären dann auch dabei.
Nun bin ich wirklich nicht besonders blutrünstig, und du vermutlich auch nicht. Aber irgendwie mit dem Gedanken und deiner Frage im Kopf habe ich plötzlich gesehen, dass die scheinbar kleinen und sinnlosen Dinge, die ich tue, das sind, was ich tun *muss* und dass ich ohne solche Gedanken gar nicht die Geduld dafür hätte. Weil so mit "gefühlter Resignation" kann man einfach das tun, was man für richtig hält, und hat nicht mehr den Stress, Dinge schaffen zu müssen, die man eben allein nicht schaffen kann.


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