Was hat euch an Therapie "genervt"?

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14.08.2013 13:32
#1
Ch
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Hallo Ihr Lieben,

ich habe eine Bitte bzw. brauche ich Unterstützung von Betroffenen bei einem Projekt.
Ich bin Psychologiestudentin und habe auch im privaten Umfeld mit dem Messiesyndrom zu tun. Mir ist bei der Recherche und in Gesprächen aufgefallen, dass viele Betroffene offensichtlich diverse Probleme mit verschiedenen Therapieformen haben.

Nach meiner Beobachtung ruft z.B. die Verhaltenstherapie mit diversen Plänen, Etappenzielen usw. durchaus massiven Widerstand hervor, weil einfach der immense Kraftaufwand für die Betroffenen außer Acht gelassen wird.
Auch Ansätze über die Steigerung des Selbstwertes, infolge dessen sich der Alltag mit seinen Aufgaben besser bewältigen lässt, trifft oft nicht die Vorstellungen und Wünsche von Betroffenen.

So zumindest meine Ergebnisse.

Ich versuche nun, herauszufinden, welche Aspekte in einer Therapie sich als nicht optimal und wenig hilfreich erwiesen haben.

Vielleicht könnt Ihr hier einmal beschreiben, welche Ansätze bei Euch auf Widerstand gestoßen sind.

Damit würdet Ihr mir wirklich weiterhelfen!

Vielen, vielen lieben Dank im Voraus!


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14.08.2013 14:31
avatar  IBI
#2
IB
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Hallo Chaosforscher,

jetzt wird es interessant - ein Helfer zeigt sich. Danke.
Ich mag dich gleich bitten, einen Teil deines Wissens mit uns in der Kategorie 4 zu teilen.
Therapie zur Steigerung des Selbstwertes, davon habe ich beispielsweise bis jetzt nichts gehört. Das würde mich näher interessieren.

Verhaltenstherapie hat meines Wissens Therapieziele und ist zeitlich sehr begrenzt.
Ich habe mal eine SKILLS Gruppe auf Basis von DBT besucht (ist für Borderline Betroffene gedacht). Die fand ich gut. Da gab es fachlichen Input und Hausaufgaben.

Was aber die Therapieziele angeht, so ist das nicht nur der Kraftaufwand, der ausser Acht gelassen wird.
Viele Betroffene fühlen sich gezwungen, das machen zu müssen und ein MACH ICH NICHT ist die unbewusste Reaktion darauf.
Dieses Phänomen zeigt sich in vielen Therapien.
Auch dann wenn man probiert, mit freundlichen Worten, die Wahlfreiheiten ermöglichen, erleben viele Betroffene das als Zwang.

In der gewaltfreien Kommunikation wird zwischen Bitte und Forderung unterschieden. Ich habe lange gebraucht, diese Unterscheidung zu lernen und zu verstehen. Beim Messie kommt meistens automatisch FORDERUNG an und das bedeutet gezwungen sein und er oder sie reagiert mit MACH ICH NICHT oder MACH ICH ANDERS. Und in diesem Mach ich nicht zeigt sich der massive Widerstand.
Alleine diesen Aspekt zu betrachten und den Betroffenen diesen umzulernen, ist eine Heidenarbeit für beide Seiten. Den kennen vermutlich nur sehr wenige und ob da Verhaltenstherapie die richtige Wahl ist, wer weiss.
Viele Messies haben Schwierigkeiten in ihren sozialen Kompetenzen und Fähigkeiten, die zeigen sich beispielsweise in diesen Verhaltensweisen des massiven Widerstands und des MACH ICH NICHT.
Wenn ich an der Oberfläche therapiert werde, denke ich, wird sie wenig Erfolg zeigen.
Was sich als Chaos optisch zeigt, ist offensichtlich. Darunter liegen oft traumatische Kindheitserlebnisse und schwierige Familiengeschichten, so dass Verhaltenstherapie möglicherweise nicht ausreicht.
Traumatherapie denke ich, wäre für Manchen besser geeignet. Erfahrungen damit habe ich keine. Ich denke derzeit darüber nach Schritte in dieser Richtung zu testen.
Kannst du uns dazu auch etwas mitteilen. Das würde mich freuen.
Das was soooo schlimm ist: die Veränderungen gehen uns nicht schnell genug, doch wenn wir uns gezwungen fühlen, machen wir vieles andere und setzen keinesfalls die guten Tipps vom Profi um. so verzweifeln wir oft. Wir sehen leider dabei nicht unsere Fähigkeit uns dadurch selbst zu schaden, statt zu helfen.
Nur wie viele Therapeuten wissen um dieses komplexe Konstrukt und können hier ansetzen?

Ich habe zwei Jahre eine Gesprächstherapie gemacht, die mir nicht geholfen hat. Das war wirklich Zeitvergeudung. Später habe ich erfahren, dass dieser Therapeut keinen guten Ruf unter seinen Kollegen und bei den Ärtzen in der Region hatte. Das nenn ich "dumm gelaufen".

Ich hoffe meine Informationen sind hilfreich für dich.

Viele Grüsse
Sonja


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14.08.2013 16:01
#3
Ch
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Hallo liebe Sonja,

ganz herzlichen Dank für Deinen Beitrag!

Ich stehe bei meinen Recherchen noch am Anfang, daher wird es vermutlich noch ein ganzes Welchen dauern, bis ich brauchbare Auswertungen habe. :-)

Wie gesagt bin ich im persönlichen Umfeld betroffen und kam darauf, mich mal intensiver mit der "Problematik" zu befassen, weil ich mich generell für Motivationstechniken interessiere. Dabei ist mir in Gesprächen genau das aufgefallen, was Du so treffend beschrieben hast und was ich als Widerstand bezeichne.

Es mag vielleicht auf der Hand liegen, dass man gewisse Routinen und Abläufe neu lernen muss. Oder dass das Selbstvertrauen auf Dauer leidet, wenn man immer wieder die Frustration erlebt, wenn Dinge, die man sich vornimmt, unerledigt bleiben. Aber das hilft offensichtlich nicht weiter. Und auch die Erkenntnis von Zusammenhängen scheint nicht heilsam zu sein.

Daher möchte ich noch genauer herausfinden, was genau NICHT funktioniert, da ich der Meinung bin,a dass man im Ausschlussverfahren quasi "bewährte" Methoden besser durchleuchten kann und so eher herausfinden kann, was sich Betroffene wünschen.


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14.08.2013 16:42
avatar  IBI
#4
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Hallo Chaosforscher,

danke für deine Rückmeldung.
Das typische MACH ICH NICHT kannst du dem Wort Widerstand gerne hinzufügen. Du kannst es auch Zuwiderhandeln nennen.
Wir widersprechen auch sehr gerne.

Unser Selbstvertrauen leidet unter anderem unter dem frustrierenden Erlebnis. Wir können uns selbst sehr gut zur Schnecke machen und mit uns schimpfen und anderes und das trägt auch zu dem niedrigen Selbstvertrauen und unserem hohen Mass an Misstrauen gegenüber anderen bei.
Also das Ding, was oft als Teufelskreis bezeichnet wird, findet sehr gut seinen Weg.

Was die Erkenntnis von Zusammenhängen angeht:
Ich finde, dass sie sehr wohl heilsam sein kann, leider nur dann, wenn der Betroffene sich seinen Gefühlen stellt und zu trauern lernt.
Mir gelingt das immer öfter.

Ich vermute, dass dein Ausschlussverfahren nicht wirklich funktionieren wird, denn durch die Komplexität des Phänomens und dadurch das oft unterschiedliche anerkannte Krankheitsbilder, die Ausprägung begleiten, wird wohl jeder herausfinden müssen, welche Therapiestrategien für ihn die geeignete ist. Manche Menschen kenne ich bzw. habe von ihnen gehört, die arbeiten seit mehr als 20 Jahren an sich und ihren Themen. Und wenn nicht einiges helfen würde, würden sie vermutlich nicht am Ball bleiben.

Mich würde interessieren, wie du geplant hast, bei deiner Recherche vorzugehen.
Das fände ich schön, wenn du das mitteilen könntest.

Vielen Grüsse
Sonja


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14.08.2013 21:41 (zuletzt bearbeitet: 14.08.2013 21:48)
#5
Ta
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Haargenau,Sonja,das ist auch immer über Jahre mein Problem und mein Kampf mit Mamas Ansagen gewesen.
Sie meint die Bitte,den Hinweis und ich höre Forderung und das klingt unterschwellig nach Erziehungsversuch.
Dabei betonte sie ja auch noch,dass es ihr so weh tat,zuzusehen,wie ich immer weiter in den Abgrund zu rutschen
drohe und sieht mich schon unter der Brücke landen oder so. Diese Angst und Sorge glaube ich ihr sogar.
Und ich weiss auch,dass Angst eine grosse Macht hat über einen Menschen,wenn man nicht wachsam ist.
So haben wir uns beide das Leben gegenseitig schwer gemacht. Uff !

Trotzdem : ich bin volljährig,ja ! Und seit 2Jahren ist weitgehend Ruhe an dieser Front um den Preis
seltener gewordener persönlicher Kontakte und Besuche...........obwohl wir uns lieb haben.

Gruss Tante Mausohr


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