Meine Mutter – ein Fall zum Haare rausreißen

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03.10.2017 19:12
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#1
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Hallo Liebe Leute vom Messieforum,

wie der Titel schon verrät: Ich suche dringend Hilfe wegen meiner Mutter. Es ist eigentlich schon viel zu spät, könnte man argumentieren, denn es geht jetzt mit ihrem Messie-Dasein (oder eher Diogenes- Dasein?) schon seit min. 25 Jahren unverändert weiter. Ich bin in diesem Umfeld leider zusammen mit meinem Bruder aufgewachsen. In den ersten 10 Jahren, war es jedoch nicht ganz so schlimm, da mein Vater manchmal voller Zorn aufgeräumt hat. Daraufhin folgten immer wilde Streitereien. Dann, nach der Scheidung, hat man ziemlich schnell eine negative Veränderung gesehen. Die Stapel wurden immer höher. Nicht mehr jeder Schrank in der Küche ließ sich öffnen – es wäre einem ein Schwall an Krempel entgegengefallen. Flächen und Gegenstände waren schmutzig, obwohl – und das ist das schlimme – sie ständig irgendwas immer Haushalt macht, zum Beispiel stundenlanges spülen. Arbeit ist bei ihr ein Ritual, man merkt, dass Alles was sie tut auch eine seelische Bedeutung hat. Der Perfektionismus, der hinter allem steht was sie macht, macht es unmöglich von ihrem Plan abzuweichen und etwas innerhalb normaler Zeiten fertig zu kriegen. Auch Hilfe wollte sie nie, jede Art von Arbeit die man ihr abnimmt – gewollt oder ungewollt – macht sie rasend. Einmal habe ich das Waschbecken sauber gemacht, weil ich etwas per Hand waschen wollte. Mann Oh Mann, ich hab die Furie in ihr geweckt. Nun ist sie vor einigen Jahren – leider wie ich jetzt sagen würde – aus Frankfurt am Main gezogen um sich um meine Oma zu kümmern, nachdem mein Opa gestorben ist. Eigentlich, so hatte ich gehofft würde es besser werden, durch den Neuanfang. Aber die Situation ist – wahrscheinlich wegen dem großen Haus und großem Grundstück noch schlimmer geworden. Sie schafft es zwar besser bestimmte Räumlichkeiten wie den Flur oder das Bad meiner Oma frei und sauber zu halten (Sie hat übrigens jahrelang trotz Messie-Dasein als Putzfrau gearbeitet). Aber jedes Mal wenn ich in ihr Schlafzimmer gehe, denke ich mir nur: „Um Gottes Willen.“ Und bei der Küche ist es genauso schlimm. Sie hat durch diese Wohnung, aber auch durch depressive Zustände, sich und ihr Umfeld isoliert. Auch meine Oma bekommt kaum noch besuch. Alle sind genervt von meiner Mutter und ihrer Uneinsichtigkeit, ihrer Dickköpfigkeit, dem Sich-nicht-helfen-lassen-wollen. Ihr Onkel hat ihr sogar gedroht sie aus dem Haus zu werfen, aber das kann er eh nicht.
Nun ist die Frage was kann man noch tun, wo das Problem jetzt doch so verfahren ist, nach 25 Jahren fast ohne Hilfe (Sie ist eine Zeit lang zur Caritas gegangen, aber ich weiß nicht ob sie da über ihr Messie-Problem gesprochen hat. Ich glaub e ging ihr damals um die Eheprobleme.) Sie wohnt leider nicht mehr in Frankfurt sondern in einem kleinem Dorf (Neustadt-Wied). Da gibt es keine Therapie für Messies, keine Selbsthilfegruppe. Mich würde es ja wenigstens freuen, wenn sie sich auf solchen Foren wie hier diesem anmelden könnte, aber sie hat Angst vor Technik, hat Angst den Laptop kaputt zu machen. Dabei hatte ich sie als ich 18 war so weit bekommen, dass sie sich selbstständig youtube anmachen konnte oder auch ein wenig googlen. Das einzige was ich immer nur machen konnte, war ihr zuzuhören, ihre Sorgen und Traumata zu hören. Das hat ihr sicherlich auch gut getan, aber es hat nichts an ihrem Messie-Dasein geändert. Ich liebe meine Mutter, ich will, dass es ihr gut geht, aber sie lässt es nicht zu. Es ist schon allein schwer, sie dazu zu bringen einzugestehen, dass sie ein Problem – naja besser im Plural – Probleme hat und das ihr haupt Problem im Volksmund Messie genannt wird.

Bitte, bitte liebe Leute, sagt mir, gibt es noch irgendeinen Ausweg aus dieser Lage?

Danke im Vorraus

Mirjam


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03.10.2017 19:44
#2
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hallo Mirjam,

willkommen bei uns, gut dass du her gefunden hast.

Wenn der Vater schon mit Rausschmiss droht, hat er ihr sicherlich damit zu verstehen gegeben, dass sie ein Messieproblem hat. Den nächsten Schritt muss sie selbst gehen. Erst einmal muss sie sich des Problems bewusst werden, dann kann sie den naechsten gehen und sich Hilfe suchen. Aber ihr immer hinterher zu putzen bringt wenig, sie muss selbst merken, woran es hapert, um etwas ändern zu wollen.

Perfektionismus ist bei Messies eine sehr häufige Ursache. Es muss erst eine Arbeit ganz perfekt gemacht sein, bevor es voran geht. Es wird schwierig, ihr klarzumachen, dass sie zumindest vorübergehend Prioritaeten setzen muss.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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03.10.2017 20:01
avatar  Miri
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Danke Draculara, für die rasche Antwort.

Erstmal muss ich dich korrigieren: Es war nicht ihr Vater der sie rausschmeissen wollte, sondern ihr Onkel. Mein Opa wusste nie von ihrem Messie-Problem. Ihrem Onkel ist es wohl in den letzten 3 Jahren gedämmert und er hat glaube ich keine Lust sich inensiv mit dem Problem zu beschäftigen.

Man kann meine Mutter auch dazu bringen einzugestehen, dass sie ein Problem mit Ordnung hat, aber man darf es nicht Messie nennen. Sie sagt dann immer sowas wie: "Bei mir ist das nicht so wie bei denen im Fernsehen".

Ihr hinterherputzen, das hat mein Vater vor der Scheidung das letzte mal gemacht, das macht keiner von den Verwandten. Aber - und jetzt würden manche Leute sagen ich mach Witze - sie hat eine Putzfrau. Diese hat ihren fest geregelten Bereich und ist zudem Freundin meiner Mutter. Sie wird gut bezahlt und der Onkel meiner Mutter hat gedroht die Putzfrau zu feuern. (Man merkt, dieser Onkel versucht meine Mutter zu bevormunden, was sie absolut hasst.)

Sie setzt sich auch Prioritäten, aber ganz seltsame, unergiebige. Es sind keine wie sich ein Normal-Denkender sie sich vorstellt.


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03.10.2017 20:47
avatar  Hatifa
#4
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Bei mir ist das nicht so wie im Fernsehen - das sagen die meisten, das hab auch ich gesagt. Du sitzt und blendest das Chaos einfach irgendwie aus, wenn du nicht gerade was Wichtiges suchst, das dort verschwunden ist.
Ich habe dann zu einem Trick gegriffen, hab die Zimmer fotografiert. Und dann sieht die Sache schon ganz anders aus! Bevormunden lassen würde ich mich aber auch nicht.


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03.10.2017 22:35
avatar  Wolfram
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Hallo Miri,

das Problem scheint mir bei dem Onkel zu sein. Eine Bevormundung und Drohung geht garnicht. Da würde ich zum Sammeln anfangen, um auch selbst über meine Sachen bestimmen zu können. Deine Mutter ist ein selbstständiger Mensch und verdient Achtung und Liebe.
Vor 15 jahren habe ich erst dann mein Problem wahrgenommen, als der letzte cm² des Tischs und Sofas belegt war. Vorher war ja immer noch irgendwo Platz. und bin zurechtgekommen.
Wie hattest Du denn die Hilfe angeboten? Da liegt auch oft das Problem, dass der Helfer etwas wegwerfen will und der Messie das behalten will. läßt Du Dir dann in Ruhe erklären, warum sie das behalten will? Wer gibt das Ziel vor? Das muss Deine Mutter vorgeben.
Ich habe mir eine Hilfe jetzt so vorgestellt, dass ich mir einen Endzustand vorstelle, der erreicht werden soll. D.h. vieles was in den Wohnräumen liegt, wird aktuell nicht gebraucht und kann daher auf den Dachboden gebracht werden. Einiges muß umgeräumt werden und vom Papier kann vieles weggeworfen werden. Das weiß ich aber erst, nachdem da so einiges schon Jahrzehnte liegt und ich davon ausgehen kann, dass ich es nicht mehr brauche. Also erst Ordnung im Kopf herstellen, dann geht das auch mit der Hilfe. Die Hilfe darf nicht dazu führen, dass sich Deine Mutter nutzlos fühlt. Sie ist sozusagen Auftraggeber.

viele Grüße
Wolfram


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