Ich und die absolute Überforderung

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09.06.2015 22:04 (zuletzt bearbeitet: 09.06.2015 22:05)
#1
ic
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Hallo ihr Lieben,

es fällt mir absolut schwer mich hier zu "outen" ihr seid die ersten Menschen denen ich das alles erzähle und ich hoffe ihr verzeiht mir, dass der Text etwas länger wird. Ich bin weiblich, 30 Jahre alt und lebe allein.

Ich bin schon von Kindesbeinen an chaotisch (was meine Ordnung angeht) meine Mutter die eher einen Reinlichkeitsfimmel hat war davon früher schon oft genervt.
Nachdem ich ausgezogen war habe ich 5 jahre lang mit meinem Exfreund zusammen gewohnt, der extrem pinibel war und das Thema war unser größtes Konfliktpotential.

Ich würde mich nicht direkt als Messie bezeichnen, aber Tendenzen in die Richtung habe ich schon. Zum Beispiel habe ich zu Hause 3 kaputte Laptopladekabel rumfliegen (die ich ja eigentlich schon lange wegschmeißen will), aber vielleicht erstmal nach der Reihe.

Seit ich alleine wohne habe ich das Gefühl es geht stetig mit mir bergab. Am Anfang waren es so Kleinigkeiten ich kam heim und habe gedacht "mhhh ich müsste eigentlich noch die Blumen gießen" habs dann aber auf den nächsten Tag verschoben. Dann fing es an, dass ich öfters mal Heim kam und Dinge mitgebracht habe, und weil ich nicht wusste wohin damit habe ich sie erstmal auf den Boden gestellt, so ging es weiter und unbewusst steigerte sich das immer weiter. Es war aber immer ein Zustand in dem ich sagen konnte ich lade Freunde ein und kanns innerhalb von einem Tag aufräumen.

Irgendwann kam ich in eine ganz schlimme depressive Episode. Ich bin nicht mehr aufgestanden und hab mir gewünscht am nächsten Tag nicht mehr aufzuwachen, meine Wohnung ist zunehmend vermüllt, ich habe keine Post mehr geöffnet und über Monate riesen Berge an Schulden anngehäuft. In dieser Zeit habe ich begonnen Familie und Freunde zu belügen und wurde immer erfinderischer was meine Ausreden anging.Bis irgendwann der komplette Zusammenbruch kam und ich mich in eine ambulante Therapie begab. Seitdem bin ich in Bahandlung, das ist jetzt 2 Jahre her, ich mache gute Fortschritte und mein Perfektionismus an mich selbst (ich weiß es klingt so verrückt) bessert sich, ich hab keinen Selbsthass mehr, meine Komplexe und meine Minderwertigkeitsgefühle lerne ich immer realistischer einzuschätzen, was jedoch bleibt ist meine Wohnung. Ich habe es meiner Therapeutin nie so recht erzählt, weil ich mich dafür auch vor ihr sehr schäme und jedes Mal nehm ich mir vor heute erzähl ichs ihr und mach dann Ordnung.


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09.06.2015 22:14
#2
ic
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Jetzt habe ich das aus versehen gespeichert aber das ist auch okay, dann mache ich jetzt hier weiter.

Ich wollte grad meine Wohhnung beschreiben, was mir wirklich schwer fällt, denn ich bin nicht in der Lage sie zu putzen, oder in Ordnung zu halten. Wenn ich fege habe ich das Gefühl, ich verteile den Schmutz eher, ich nehme mir Kleinigkeiten vor, wie den Spiegel zu putzen, das tue ich dann auch, ich zwinge mich, mache Wasser heiß (habe im Moment aufgrund von Schulden kein warmes Wasser) fange an zu putzen, es gibt Schlieren, die versuche ich wegzubekommen, geht nicht, dann putze ich so lange weiter bis ich irgendwann in Tränen ausbreche und mich wieder wie die völlige Versagerin fühle.
Meine Wohnung vermüllt immer mehr und ich habe resigniert, ich weiß nicht wo ich anfangen soll, meine Schubladen qullien über vor ungeöffneter Post, ich habe keine Stauraum und was ich kaufe stelle ich einfach direkt auf den Boden und da bleibt es dann auch. Ich hänge nicht an den Dingen, im Gegenteil ich würde sie nur zu gern los werden, aber es nimmt einfach immer mehr überhand und droht mich zu ersticken.
An der Arbeit bin ich genau das Gegenteil, ich bin organisiert, oderdentlich und bekomme alles hin. Da ich einen sozialen Beruf habe, schaffe ich es super anderen Menschen zu helfen nur mir selbt irgendwie nicht.

Heute wurde meine Wohnung zwangsgeöffnet (Schornsteinfeger) und ich weiß nicht was er meine Wohnungsbaugesellschaft erzählt hat, oder ob die dabei waren, jedenfalls habe ich jetzt so Angst, dass mir die Wohnung gekündigt wird und nicht mal jetzt in der größten Angst schaffe ich es auch nur ein Teil aufzuräumen.

Ich wünsche mir so sehr einen Neustart, eine Verbesserung der Situation, ich wünsche mir einen Partner, Kinder, ein schulden- und sorgenfreies Leben, aber all das erscheint mir momentan so unglaublich weit weg.

Ich hab keine Ahnung wo ich anfangen soll


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09.06.2015 22:52
#3
Ed
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Hallo ich301202,

fühle dich gedrückt. Es ist unglaublich wie viele "von unserer Art" herumlaufen. Jetzt bin ich noch keine 4 Wochen hier in diesem Forum und treffe lauter Menschen mit ganz ähnlicher Geschichte wie meiner. Also willkommen in guter Gesellschaft!

Es ist schwer, aber auch wenn ich selber grad etwas frustriert und verzweifelt bin, so habe ich doch noch irgendwo die Hoffnung: Wir kriegen das hin! Es kann und wird besser werden!

Viele Grüße und auf gutes Gelingen, Edamia

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Ich bin ein Zauberlehrling, der lernen möchte, wie man aus einem halb leeren Glas ein halb volles zaubert!

~~~ >oO°> ~~~ Nicht dagegen, sondern mit dem Strom schwimmen ~~~ >oO°> ~~~

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09.06.2015 23:01
#4
ic
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Jetzt habe ich deine Antwort lesen und muss weinen. Danke für deine lieben Worte


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10.06.2015 10:33
avatar  ( gelöscht )
#5
Gast
( gelöscht )
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hallo du :)

Herzlich Willkommen hier im Forum!

Schulden, ungeöffnete Post, vergammelte Wohnung, und das Gefühl, man kann sich beim Putzen auf den Kopf stellen, und es bringt nicht den gewünschten Effekt? Da klingelt doch was bei mir...

Ich glaube, dies hier ist der perfekte Einstieg für dich:

Kleine Steine - Große Steine

Nur ein Sätzchen vorab: Wenn du eigentlich genau weißt, was du wegschmeißen könntest, dich aber nicht dazu aufraffen kannst, dann bist du kein klassischer Messie, sondern hast eine Antriebsstörung. Messies können nicht unterscheiden, was weggeworfen werden könnte, und was sich noch zu behalten lohnt.


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