Merci! Ich bin auch stolz wie Bolle 😉 Ich denke auch eher selten an diese chaotische Zeit zurück; Ich versuche, mir sie aber zwischendurch ins Gedächtnis zu rufen, denn das Kernproblem sind ja nicht die damaligen äußeren Umstände, sondern der Teil meiner Persönlichkeit, der zugelassen hat, dass diese Umstände mich in das Chaos haben versinken lassen.
Ich versuche, zu akzeptieren, dass das ein Teil von mir ist - ohne davor Angst zu haben, aber auch ohne zuzulassen, dass dieser Teil von mir nochmal die Oberhand gewinnt.

Meine Achillesferse ist definitiv die Antriebsstörung. Klar, es gibt Dinge, die mir am Herzen liegen und die ich unbedingt behalten will. Aber die Anzahl ist sehr überschaubar. Ich hege auch keinerlei Sammelleidenschaften. Ich tue mich nur schwer damit, mich zu bestimmten Dingen aufzuraffen. Dazu gehört u.a alles, was Hausarbeit betrifft.

Bei mir ging es damals damit los, dass ich mich in meinem Ausbildungsbetrieb hundeelend gefühlt hab. Es gab Tage, da hatte ich regelrecht Angst, zur Arbeit zu gehen. Das hat zu regelmäßigem Erbrechen, Schlafstörungen, Nesselsucht und anderen schönen Dingen geführt. Nach der Ausbildung dann der nächste miese Job, dann Arbeitslosigkeit und als mein Partner und ich uns dann trennten und er auszog, ist mein Leben aus den Fugen geraten. Ich denke, das waren die äußeren Auslöser.

Du hast recht, ich habe versucht, mich auf das Schöne zu freuen, das sich durch die Verbesserung meines Zustandes ergeben würde. Ich hatte allerdings auch ne gute Portion Angst und Scham in mir, was wohl auch nicht so einfach abstellbar ist.

Ich glaube, meine Hauptmotivation war, dass ich mir selbst nicht länger kostbare Lebenszeit stehlen wollte. Denn genau das habe ich durch mein Vermüllen und Verkriechen getan. Das kam mir wie ein Betrug an mir selbst vor. Ich glaube, dass wir alle nur dieses eine Leben haben und darum fand ich, ich sei es mir selbst schuldig, dieses Leben wieder mit so vielen schönen Momenten wie möglich zu füllen.

Die erste Kellerfuhre ist im Auto: 5 Säcke und etwas Pappe. Sieht leider noch nicht viel besser aus im Keller, aber ein Anfang ist gemacht. Da das meiste ohnehin schon eingesackt war, ging das Verladen relativ zügig. Bloß die blöde Tür ging kaum auf, da der Turm zu Babel dahinter irgendwann umgefallen ist.
Ich muss jetzt erstmal dringend duschen.

Migräne ist ein fieser Zeitgenosse - mein aufrichtiges Mitgefühl!
Ich hab's jahrelang regelmäßig (mind. 5x im Monat) gehabt. Seitdem ich meine Arbeitstelle gewechselt hab, haben sich die Anfälle auf 2-3 mal im Jahr reduziert.
"Mach mehr Sport", "Du musst mehr Wasser trinken", "Du steigerst dich da rein, du musst in dir ruhen" - damals gab es viele "wertvolle" Ratschläge, geholfen hat keiner.
Ich drücke die Daumen, dass du vorerst von weiteren Attacken verschont bleibst!

Himmel, das fühlt sich an, als wäre es ein halbes Leben her, dass ich hier im Halbdunklen wie ein Tier zusammengekauert, umgeben vom Chaos, saß. Manchmal vergesse ich fast, wie schlimm es hier aussah.

Nächsten Monat ziehe ich um und das nehme ich zum Anlass, nochmal alles durchzusehen und alles zu entsorgen, was zwar hier keinen Platz wegnimmt, aber entbehrlich ist.

Eine Hürde steht mir noch bevor: Der Keller. Ich habe in der Anfangszeit meiner Messie-Hochphase immer alles in den Keller geschoben, wenn Besuch kam. Oben sah alles prima aus und was unten war, hat mich wenig gekümmert. Bis ich irgendwann die Kellertür nicht mehr richtig öffnen konnte und die Horrorshow oben losging... Wie dem auch sei, der Keller muss nun leer werden. Und in mir steigt das mulmige Gefühl in der Bauchgegend wieder hoch, das mich früher überkam, wenn ich die Wohnungstür geöffnet habe.

Ganz ehrlich: So "richtig" war ich bestimmt über zwei Jahre nicht mehr im Keller. Ich habe Angst, dass sich Mäuse oder Schlimmeres dort häuslich eingerichtet haben könnten. Zumindest müffelt es nicht schlimmer, als in anderen Kellern auch und Lebensmittelreste habe ich dort auch nicht geparkt. Schiss hab ich trotzdem.

Das wird noch ein letztes Mal ein elendes Geschleppe, aber das stört mich nicht sonderlich. Der Raum ist nicht groß; die Menge, die da rausholen muss, ist nichts gegen die zig Säcke, die aus der Wohnung geschafft hab. Das schaffe ich!
Mir fällt auch beim besten Willen nichts Wertvolles oder Wichtiges ein, was da unten lagern könnte. Ob ich einfach, ohne nochmal nachzusehen, alles ins Auto lade und zur Deponie karre? Wenn da bloß nichts Pelziges oder Ekliges wohnt...

Liebe Rosa, ich fühle mit Dir! Solche Aktionen, vor Schlafmangel wie in Trance, zombiehaft von Zimmer zu Zimmer laufend, im Kopf die Hoffnung auf ein Wunder oder zumindest Schadensminimierung - ich weiß nicht, wie oft sich diese Bilder wiederholt haben.

Mach einfach das, was machbar ist. Und freu Dich hinterher in Ruhe und ausgiebig über das, was Du geschafft hast. Jeden Gedanken, der mit " Hätte ich doch..." Beginnt, sofort ausblenden, sondern verinnerlichen, was alles geschafft ist.

Übrigens arbeite ich beim Zahnarzt. Ich weiß nicht, wie oft ich den Satz: " Das ist so schlimm bei mir, das haben Sie noch nicht gesehen!" schon gehört habe. Stimmt aber nicht, denn diese "ganz schlimmen" Fälle gibt es viel häufiger, als der Einzelne glauben mag. Ich glaube, den Schornsteinfegern, Heizungsablesern und Elektrotechnikern dieser Welt geht es ähnlich. Nur eben mit Wohnungen statt Zähnen. Die kannste so schnell nicht schocken.

Ein großes Tschakka Dir!

Schönen guten Abend!

Ich war lange Zeit nicht mehr hier... ich hab leider öfter meine Probleme mit Beständigkeit, aber immerhin wusste ich mein Passwort noch ;)

Es ist nun fast ein Jahr her, dass ich angefangen hab, meine Wohnsituation zu verbessern, und es kommt mir vor, als wäre die Zeit, in der ständig die Jalousien unten waren, eine Ewigkeit her und gleichzeitig erst gestern gewesen. Will heißen, ich kann mich noch an mein Leben damals sehr gut erinnern, aber weiß nicht mehr, wie ich den Zustand ertragen konnte.

Wer hier reinkommt, sieht sofort, dass ich keine besonders ordentliche Person bin, aber es ist echt okay. Neulich hat mich ein Wasserinstallateur angerufen und gesagt, er müsste kurzfristig hier rein. Ohne groß zu überlegen hab ich geantwortet "Morgen Nachmittag würd passen."
Erst nach dem Auflegen ist mir bewusst geworden, wie sich mein Denken seit damals verändert hat. "Damals" (als ein Gang durch meine vier Wände einer Mischung aus Hindernislauf und Freeclimbing glich) hätte ich spontan Schweißausbrüche bekommen und mir flugs eine Ausrede einfallen lassen, warum das in dieser Woche (Monat, Jahr,...) leiderleiderleider nicht mehr geht.

Ich hab eine Handvoll Altpapier runtergebracht, gesaugt, der Wassermann kam, der Wassermann ging, fertig. Ich hab mich auch nicht mehr wie früher drum geschert, ob der etwa ins Wohnzimmer linst, sondern mich in die Küche gesetzt und Kaffee geschlürft, während der Typ im Bad geschraubt hat. So banal, aber doch was Besonderes. Oder grade deswegen.

Ich wünsch jedem von Euch, der noch auf dem Weg ist, dass Ihr einmal selber einen so langweiligen Handwerkertermin erleben dürft!

Klasse, das mit der Küche! Und noch besser, dass Du Deine Leistung wertzuschätzen weißt. Weiter so, das schaffst Du :)

Liebe Numi,

danke für die Blumen! Ich war auch ganz baff, als ich gemerkt hab, wieviel platz ich plötzlich hab. Aber nun geht alles langsamer vonstatten und das ist auch okay für mich. Ich will ja dauerhaft was ändern. Nicht nur an der wohnung, auch an mir. Dieses Lähmungsgefühl, dass ich früher beim Anblick der Wohnung hatte, habe ich heute noch in gewissen Konfliktsituationen. Besser gesagt: In ganz bestimmten Konfliktsituationen. Das fühlt sich dann für mich wie das Ende der Welt an, obwohl es das nicht ist und ich es auch eine halbe Stunde später weiß. Aber in dem Moment stehe ich mir selbst im Weg, ich erstarre und kapituliere. Dabei geht viel zuviel Energie verschütt. Das möchte ich ändern, denn das ist völlig unnötig und einfach nur eine in der Kindheit erlernte (und beibehaltene) Verhaltensweise. Das ist quasi meine 2. Baustelle.

zurück zur Butze: Ich merke immer noch, dass ich immer wieder konsequent alte Verhaltensmuster durchbrechen muss. Bestes Beispiel ist das "Erst-mal-Hinsetzen" nach der Arbeit. Gebe ich diesem Impuls nach, kostet es mich doppelt und dreifach soviel Anstrengung, wieder das Heck hochzubekommen. Oder ich verliere ganz. Ich arbeite derzeit dran, das rigoros und ohne Ausnahme zu unterbinden, daher auch die neue Angewohnheit, täglich den Briefkasten zu leeren. Ich mache das nach der Arbeit und da ich die Post ja auch direkt bearbeiten will, komme ich gar nicht erst dazu, es mir gemütlich zu machen, den PC hochzufahren oder sonstiges, was mich zum süßen Nichtstun verführen könnte.

Jetzt mein "Problem" (so lächerlich und skurril es auch klingen mag): Heute kam keine Post, also nix zum Bearbeiten, also flugs aufs Sofa. Ich hab verloren.

Das mit der Post ist ein liebgewonnenes (und sinnvolles) Ritual. Ich will mir für Fälle wie den heutigen irgendeine Ersatzbeschäftigung suchen, die mich

a) davon abhält komplett runterzufahren
b) die täglich anfällt
c) die ich locker sofort erledigen kann, egal, wie anstrengend der Arbeitstag war (Staubsaugen fällt schon mal flach)

Kurios: Wenn ich diese paar Minuten hinter mir habe, in denen ich die Post rausgeholt, alles aufgemacht und bearbeitet sowie das anfallende Altpapier runtergebracht habe, dann ist der Impuls zum Hinsetzen überwunden. Selbst, wenn ich mich dann doch hinsetze, krieg ich mich nach einer kleinen Pause leichter wieder hoch.

Ich geh mal in mich und überlege, wie ich mich selbst überlisten kann, wenn keine Post kommt. Vorschläge sind natürlich jederzeit mehr als willkommen

Ich könnte mir vorstellen, dass es in Anbetracht der doch ziemlich akuten Notsituation (Vermieter) schwierig ist, gezielt am Belohnungssystem zu arbeiten. Ich weiß jedenfalls, dass ich in so einer Situation gar keine Ruhe hätte, um mich angemessen belohnen zu können oder diese Belohnung zu genießen.

Ich hab anfangs auch relativ viel in relativ kurzer Zeit geschafft, weil bei mir die Wartung der Heizungskörper anstand. Ich hatte den Termin zweimal ignoriert und dann nochmal um zwei Wochen verschieben können, so dass ich insgesamt einen Monat Zeit fürs Gröbste hatte. Davor hatte ich zwar schon angefangen, aber in der Zeit hab ich wirklich das allermeiste geschafft. Lange geht so ein Tempo natürlich nicht.

Wäre es vielleicht machbar, dass Du dem Vermieter die Wohnung in einem sagen wir "Nicht schön, aber wenigstens der Müll ist weg" - Zustand zeigst? Ich sag mal so: Die Katze ist ja ohnehin mehr oder weniger aus dem Sack - dass irgendwas nicht koscher ist, weiß er und er wird auch wissen, warum Du die Termine verschiebst. Ich denke, da wirst Du so oder so mit offenen Karten spielen müssen. So tun, als ob alles paletti wäre und in kürzester Zeit eine frisch gestrichene, blitzsaubere Wohnung präsentieren wird wohl nicht machbar sein.
Aber wenn der Müll weg wäre und es nicht mehr müffeln würde, das wär doch schon was. Vielleicht könntest Du dann mit ihm vereinbaren, dass Du die Wohnung auf Vordermann bringst, aber in Ruhe und ohne, dass Du am Ende des Tages am Stock gehen musst.

Ja, mach das mit den Fotos! Unbedingt! Die haben mich wirklich bei der Stange gehalten, wenn ich dachte "Ach, drauf geschissen, sieht doch eh immer noch aus wie vorher" Das tut es eben nicht. Man gewöhnt sich nur viel zu schnell an den neuen IST-Zustand und anstatt sich dann für das Geleistete mal selbst zu Bauchpinseln, sieht man den Wald vor Bäumen nicht mehr und hat nur noch das Gebirge vor Augen, was noch vor einem liegt.
Die Fotos haben mir dabei geholfen, mir den Fortschritt im wahrsten Sinne des Wortes vor Augen zu führen und angemessen zu würdigen. Würde mich sehr freuen, wenn dieses Vorgehen bei Dir einen ähnliches Effekt erzielt.