Alles was ich im Folgenden schreibe, ist NICHT auf spezifische Personen hier gerichtet. Es kann für einzelne Leser hier hilfreich und relevant sein. Vielleicht auch nicht.
Zitat
Glaub mir bitte, wenn Mr. Right kommt wirst du es spüren und an meine Worte dann später denken.
Das ist eine sehr problematische Aussage. Erstmal gibt es sowas nicht, man muss an jeder Beziehung arbeiten. Die meisten Menschen können sich recht leicht verlieben. Die brauchen nicht Jahre- und Jahrzehntelang warten bis es funkt. Die meisten Menschen, die Single sind, und halbwegs regelmäßig in Kontakt mit halbwegs in Frage kommenden Personen (je nach sexueller Präferenz) kommen, "verlieben" sich andauernd oder haben zumindest sowas wie eine "Vorverliebung", oder auf English "crush". Gerne auch mit sexuellen Fantasien.
Und dann gibt es Leute, die lesen diesen Absatz und denken sich "das bin ich nicht". Das ist tatsächlich eine Minderheit, deren Existenz von der Mehrheit mit so Sprüchen wie "Mr Right" ignoriert wird. Da reden wir dann über die Begriffe "Asexualität" und "Aromantizismus". Beides sehr subtile und komplexe Konzepte. Aber mit sehr großen Konsequenzen auf Motivationen und menschliches Miteinander. Und diese Dinge sind größtenteils weder "heilbar" noch gibt es da was zu heilen.
Kurzexkurs Asexualität: Mangel von sexuellem Verlangen auf eine andere Person. "Sexuelles Verlangen", gerade wenn man es eigentlich nie gespürt hat, ist aber mit einer ganzen Menge anderer Konzepte leicht zu verwechseln: Libido, sexuelle Stimulation und das Bedürfnis danach, platonische Anziehung, ästhetische Anziehung, romantische Anziehung.
Kurzexkurs Aromantizismus: "Ich versteh dieses Wort 'Liebe' nicht". Aromantiker können asexuell sein, müssen aber nicht, und umgekehrt, scheint aber oft zusammen vorzukommen. Aromantiker spüren Liebe nicht als dieses komplett irrationale oder gar biologische Imperativ. Typischerweise verstehen die dann auch Romantikfilme nicht "intuitiv", oder warum machen Leute so unsinnige Sachen für die Liebe.
Keins von beidem bedeutet, dass man keinen Sex und keine Beziehung will, oder daran kein Spaß hat oder kein Glück darin findet. Es bedeutet dann nur, dass man in der Beziehung andere Dinge priorisiert. Und vor allem muss man verstehen was man braucht, und das wird von der Gesellschaft maximal schwer gemacht, denn die sagt uns ja, dass man viel Sex haben muss, um glücklich zu sein, und natürlich muss man eine Langzeitbeziehung haben oder anstreben.
Noch ein Punkt: Mit der Realisierung dass man da anders tickt als die Mehrheit, sollte man sich mal fragen, wie stark man an der eigenen Geschlechtsidentifikation und vor allem Geschlechterrolle hängt. Bringt es mir was, mich nicht zu zwingen, mich als Mann oder Frau zu sehen? Oder muss ich mich nicht zwingen und das ist einfach meine Natur? Und die Antwort kann in beide Richtungen ausgehen, und sich auch durchaus ändern. Manche Menschen macht es glücklich, sich als Mann (bzw Frau) zu fühlen, manche macht es todunglücklich. Auch ohne, dass man das gegenteilige Geschlecht annehmen möchte. Das nennt man dann "nicht-binär".
Aussuchen und ändern kann man sich das tatsächlich nicht. Gerade der Versuch, sowas zu ändern, macht sehr unglücklich.