Hallo, ich bin Messie... wobei die Klassifikation ist ja auch schon kompliziert. Hoarder bin ich wohl nicht. Aber ich teile so die üblichen Phänomene eines Messies: Extreme Scham (zu Recht), inneres/äußeres Chaos, Isolation. Niemand würde den Zustand meiner Wohnung als bewohnbar bezeichnen. Ich würde den aktuellen Zustand so beschreiben, dass zum Beispiel ein Vermieter keine Chance hätte mich rauszuwerfen aber es eventuell probieren möchte. Mein aktueller Vermieter weiß noch von nichts. Für mich ist es eindeutig ein Charakterproblem, genau wie mein Übergewicht. Ich weiß was zu tun ist, und manchmal mache ich es aber meistens eben nicht.

Ich hatte vor vier Monaten mal eine Art Aufräum Coaching. Der "Coaching" Part hat mir nicht geholfen, alles was sie mir sagte habe ich mir auch schon tausend mal vorgenommen. "Der Boden bleibt frei" ... ja... viel Glück! Was geholfen hatte war, dass ich durch die zweite Person mehrere Stunden lang durchhalten konnte, trotz Schmerzen und ADHS und so weiter. Dann ist es aber einige Monate wieder schlimmer geworden, ich hatte zu viel mit depressiven Symptomen zu kämpfen und musste die Arbeit priorisieren. Nach der Arbeit habe ich keine Energie für nichts. Außerdem hatte mein Psychiater meine Medikamente umgestellt... mit positiven und negativen Seiten, unter anderem schlafe ich später und habe dann nicht mehr den Freiraum morgens aufzuräumen. An Wochenenden bin ich meistens disziplinlos.

Die letzten Tage geht es wieder etwas aufwärts, ich habe Urlaub genommen und ich versuche mich im Moment an der "Pomodoro" Technik, was mir hilft zumindest einige Stunden am Tag dran zu arbeiten. Es reicht immer noch nicht, um einen bewohnbaren Zustand herzustellen, aber ich mache Fortschritte. Der Boden ist weitgehend vom Dreck befreit, Staub/Schmutz von den meisten Oberflächen verbannt, freilebender Müll (weitläufige Definition) so gut wie komplett weg.

Diese Woche will ich so weit kommen wie nie zu vor (in meiner Erinnerung). Andere gute Vorsätze sind, in Zukunft verstärkt an den Weekends zuzuschlagen (vielleicht kennt jemand noch Asterisk bei den Briten...). Wieder angewöhnen täglich was zu tun, wobei die nächsten Tage deutlich mehr getan werden muss.

Die Dame war bei mir und hat mit mir, in diesem Fall ca 5 Stunden aufgeräumt. Online hätte das sicherlich gar nichts gebracht.

Für meine Smart-Watch habe ich eine Pomodoro-App gefunden, da macht man dann 25 Minuten was auch immer man nicht machen will, dann fünf Minuten Pauses, dann wieder 25 Minuten, dann eine längere Pause... Ich halte mich natürlich nicht strikt dran.

Und natürlich ist es ein Charakterproblem. Normale Menschen haben solche Probleme nicht. Normale Menschen gehen 40 Stunden pro Woche und mehr arbeiten, haben mehrere Kinder und kriegen eine Panikattacke wenn ein Häufchen Staub in der Ecke liegt. Auch die Sache mit dem Stoffwechsel ist eine pure Ausrede. Natürlich haben es manche Menschen schwerer abzunehmen, aber dann wegen einer Essstörung und das ist auch ein Charakterproblem von mangelnder Disziplin und Selbstkontrolle.