Clarissa macht klar Schiff

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03.04.2015 11:12
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#6
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Nicht alle der in dem Thread gesammelten Methoden stammen aus dem Buch :)

"Eat that frog" ist das genaue Gegenteil von "kleine Steine - große Steine", ich kenne es als "Knotenpunkt-Methode" (Den Knoten platzen lassen). Das mache ich z.B., wenn ich merke, dass es irgendwie nicht so richtig rund läuft, ich aber nicht genau sagen kann, warum das so ist. Dann halte ich gezielt nach z.B. einem verrümpelten Schrank Ausschau...miste eben irgendwas aus, das schon lange mal wieder ausgemistet gehört, und merke dann ganz oft, dass danach alles andere wie in einem Domino-Effekt auch wieder besser läuft. Ob die Methode auch in einer Situation taugt, in der man sich überfordert fühlt, und Angst hat? Man muss es wohl einfach ausprobieren.


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03.04.2015 11:30
#7
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numi,
ja, irgendwie hast du völlig recht, dass "Eat that Frog" das Gegenteil von "kleine Steine-große Steine" ist.
Aber :-) ...
Ich beschäftige mich seit Jahren mit den kleinen Dingen. Damit kann ich unglaublich gut meine Zeit füllen und fühle mich minimal erfolgreich.
Die vor-mir-her-geschobenen Dinge, die bleiben gleichzeitig da und ich fühle mich total unfähig und blöde.
Deshalb denke ich, dass es für mich sinnvoll ist, mich auch so einem Dauergast zu widmen. Ich hab auf den Schrank geguckt. Dort stehen an 20 Kartons. Die meisten mit Klamotten. Das schreckt mich derart, dass ich da nie ran gegangen bin. Einen davon zu nehmen und erst einmal reinzugucken, bedeutet für mich, mich kleinschrittig einem der Frösche zu nähern. So ist der Frosch für mich etwas wie ein großer Stein. Oder missverstehe ich die Steine-Methode?


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03.04.2015 11:57
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#8
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Nee, gar nicht.

Ich habe bloß nicht gewusst, dass du da im Prinzip schon "fortgeschritten" bist, denn von deiner Schilderung im 1. Posting her hatte ich eine andere Vorstellung.

"Ich selber fühle mich überhaupt nicht mehr wohl und verplempere meine Zeit mit wer-weiß-was, nur um das Durcheinander nicht zu sehen.
Ich schreibe Riesenlisten, mache Riesenpläne und bin froh, wenn ich darauf Punkte wie Geschirr spülen und wegräumen abhaken kann."

Vielleicht sollten wir da noch einmal näher auf die Vorstellung eingehen, was für dich "kleine Steine" wären? Kleine Steine sind ja nicht für jeden gleichermaßen automatisch "irgendwelche" Aufgaben, sondern in deinem Fall dachte ich an konkrete Entrümpel- bzw Ausmist-Aufgaben. Wenn du dich den Kartons nicht stellen kannst, dann entrümple eben erst alles andere, angefangen z.B. bei einzelnen Schubladen oder Regalfächern, die gar nichts mit den Angst machenden Kleiderkartons zu tun haben.

Wenn du dich den Kartons natürlich jetzt schon stellen kannst, indem du dir erst mal nur einen einzigen vornimmst, ist das auch gut! Ich würde sagen, wir schauen einfach mal wie es läuft, und ob du am Ende mit der Methode etwas wegtun konntest, oder nicht, denn das ist ja deine Zielsetzung, damit du umziehen kannst. Wenn nicht, lass den Kopf nicht hängen, es gibt ja noch so manches, was man ausprobieren kann ;)



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05.04.2015 11:55 (zuletzt bearbeitet: 05.04.2015 11:56)
#9
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Liebe numi,
kleine Steine sind für mich: Ein Karton oder ein Regalfach (wie du schreibst). Wenn es mehr ist, dann packe ich mir einen Karton voll, so dass die augenblickliche Aufgabe wieder überschaubar wird. Da ich es bisher immer sehr gut geschafft habe, mich mit Alltagsdingen zu beschäftigen, muss/will ich jeweils auch einen der Dauergäste (auch wenn er angstbesetzt ist) bearbeiten.

Ich kann tagelang jeden Tag die Küche und meinen Schreibtisch in Ordnung bringen, bin dann irgendwie stolz und gleichzeitig unzufrieden, weil ich am Grund"problem" nichts geändert habe. So etwas Ähnliches wie blinder Aktionismus zur Vermeidung der Auseinandersetzung mit den schwierigeren Themen.

Das Grundproblem: Kisten, Kästen und Taschen, bei denen ich zum Teil noch nicht einmal weiß, was drin ist, voll mit Klamotten, Sachen und PAPIER! Papier kann ich gerade noch nicht, da arbeite ich noch an einer Strategie. Unrat in dem Sinne gibt es nicht, glaube ich. Zwar Wegwerftaugliches (Altpapier, alte Klamotten, eventuell auch Kaputtes), aber nichts Schimmliges oder so.

Belohnungen haben bei mir aus irgendeinem Grund noch nie funktioniert. Sie sind sogar fast kontraproduktiv, wie bei einem störrischen Kind. So im Sinne von: "Wenn ihr denkt, dass ihr mich bestechen könnt, dann habt ihr euch getäuscht! Jetzt mach ich es extra nicht, denn ich bin unbestechlich!" Ich komme ganz gut mit meinen Abhak-, und Vollmal-Kästchen klar. Den Fortschritt visuell vor mir zu haben, das wirkt bei mir besser als jede Belohnung.
Was mal geklappt hat, das war 15 Minuten eine Aufgabe machen und dann 15 Minuten Video gucken. Das ist ja auch irgendwie eine Belohnung.

--- --- --- --- ---

Tag 4 nach dem Entschluss:
Einerseits fühle ich mich überfordert, was alles zu tun ist, andererseits kommt es mir dann immer mal ganz kurz "gar nicht so schlimm" vor.

Also geht es Schritt für Schritt voran.

Die Küche ist nach Räumen und Putzen der letzten Tage - oberflächlich - relativ ordentlich.
Ich habe mich entschieden, erst einmal den ersten Eindruck zu regeln, so dass ich nicht selber vom Anblick sofort frustriert und demotiviert bin.
Die ersten Flaschen-Taschen sind zum Container geschleppt, zwei weitere stehen da noch. Ich muss nur höllisch aufpassen, dass ich sofort ALLES wieder an seinen Platz bringe.
Es könnten sogar Leute in die Küche, wenn ... Ja, wenn sie nicht durch den Flur müssten und gegebenenfalls auch mal ins Bad wollen würden.

Flur ist eher dreckig als voll, den mach ich als nächstes (oberflächlich für die Optik).

Und dann meine Kartons.
Ich habe tatsächlich in drei Kartons geguckt. In einem Klamotten, richtig nette Klamotten und nur eine Größe zu klein. Ich gebe denen noch drei Monate, bzw. bis zum Umzug (von dem ich nicht weiß, wann er passiert). Wenn ich bis dahin nicht abgenommen habe, dann kommen die weg. Ich mach mir gleich einen Zettel mit Datum und "Anleitung", was dann zu geschehen hat und klebe den drauf.

Dann habe ich in zwei weiteren Kartons Stoffe zum Nähen gefunden. Ich habe mal sehr gerne genäht. Mein Leben war aber in den letzten Jahren irgendwie "anders", so dass ich dazu nicht mehr gekommen bin. Diese Phase ist aber (zum Glück) abgeschlossen, hat aber ihre Spuren (innerlich) hinterlassen. Aus diesem Schattenleben trete ich zur Zeit wieder heraus und komme auch wieder zum Nähen. Die Stoffe bleiben also erhalten. Allerdings habe ich sie jetzt vernünftig weg gepackt. Und die halb zerrissenen Kartons, in denen sie waren, entsorgt. Stoffe werden noch einige kommen, das ist ok. Erst einmal sammle ich die und sortier die vielleicht später noch einmal aus, das möchte ich aber im Moment nicht entscheiden.


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05.04.2015 13:01 (zuletzt bearbeitet: 05.04.2015 13:06)
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"Was mal geklappt hat, das war 15 Minuten eine Aufgabe machen und dann 15 Minuten Video gucken. Das ist ja auch irgendwie eine Belohnung."

Ja, auf jeden Fall.

Wir nennen das umgangssprachlich "Belohnung", streng genommen sind es "positive Verstärker". Jeder kann nur selbst entscheiden, was für ihn oder sie als positiver Verstärker geeignet ist. Und ein und derselbe positive Verstärker funktioniert auch nicht bei jedem gleich.
Beispielsweise "etwas zu trinken". Du bekommst eine erfrischende Cola, wenn du deine Schuhe putzt. Funktioniert nicht, wenn du keine Cola magst - dann musst du für dich einen anderen positiven Verstärker wählen, zum Beispiel "eine Tasse Kaffee" (was auch nicht funktioniert, wenn du keinen Kaffee trinkst...also: DU allein entscheidest, mit welchem Verstärker du arbeiten willst)
Der positive Verstärker "erfrischendes Getränk" funktioniert für dich immer dann nicht, wenn du keinen Durst hast. Dann muss es etwas sein, an dem du tatsächlich Bedarf bzw Interesse hast.
Der positive Verstärker funktioniert nicht, wenn du ihn auch bekommst, ohne die Leistung zu erfüllen - in dem Fall also, wenn du dir ein Glas Cola einschenkst, ohne vorher die Schuhe geputzt zu haben, obwohl du mit dir selbst etwas anderes vereinbart hattest.

Negative Verstärker bewirken das Gleiche (Motivation), mit dem Unterschied, dass sie ENDEN, wenn die Aufgabe erfüllt ist. Positive Verstärker ERFOLGEN, wenn die Aufgabe erfüllt ist.

Es gibt eine Folge von "Big Bang Theory", in der Sheldon Penny "dressiert", indem er ihr nach jedem von ihm erwünschten Verhalten eine Praline gibt. Penny merkt es nicht, aber Lennard durchschaut ihn sofort, und stellt ihn deshalb zur Rede. Wenn man jemanden ohne dessen Wissen mit positiven Verstärkern manipuliert, ist das auch nichts anderes als eine Dressur (oder etwas weniger fies formuliert, ist es das, was wir in der "weißen Pädagogik" bei der Erziehung von Kindern tun, wohingegen die "schwarze Pädagogik" mit Strafen oder zumindest deren Androhung arbeitet.)
Ich kann also verstehen, dass positive Verstärker bei manchen das abstoßende Gefühl auslösen, manipuliert zu werden. Dem kann man versuchen, mit Logik zu begegnen, weil es einen entscheidenden Unterschied gibt: Du manipulierst dich selbst, mit deinem Wissen und Einverständnis.
Was ich bei dir herauslese, ist jedoch eher, dass deine Vorstellung von "Belohnung" ausschließlich in Richtung "Pralinen-Dressur" geht, wohingegen positive Verstärker auch ganz andere Dinge sein können, zum Beispiel Tätigkeiten.

Ich muss mich davor hüten, "Faustregeln" für Belohnungen zu benennen, weil in jeder Belohnung ein gewisses Risiko liegt, und in manchen sogar ein besonders hohes. Ich kann also als Beispiele immer nur bestimmte Belohnungen nennen, die ein besonders geringes Risiko beinhalten. Die Eigenleistung, meine Beispiel-Verstärker auf etwas zu übertragen, das demjenigen individuell geeignet erscheint, die kann ich keinem ersparen.
"Kauf dir was Schönes" ist für einen Messie imho immer eine kritische Belohnung.
"Mach es dir gemütlich" ist bei einer Antriebsstörung problematisch.
"Iss einen Schokoriegel" ist fatal, wenn man mit Gewichtsproblemen kämpft.
Jemand hier hat sich mal mit "nicht zum Sport hingehen müssen" dazu motivieren wollen, zum Sport zu gehen... Das kann nicht funktionieren.


Die bisher harmloseste, am einfachsten umzusetzende Belohnung, die wir hier bisher finden konnten, war die "Pause" - eine bestimmte Zeit, bis zu der man arbeiten will (entweder zeitlich oder durch die Aufgabenstellung begrenzt), und diese Pause verbringt man dann mit etwas, das man gerne tut - sich erholen, oder ein paar Minuten am PC sitzen, oder Tee trinken, oder ein Spaziergang um den Block... Sie muss aber für den Anfang streng verhandelt werden, mit Anfang und Ende.


"Den Fortschritt visuell vor mir zu haben, das wirkt bei mir besser als jede Belohnung."

Nein, das IST eine Belohnung.
Die Aussicht, diese Felder ausmalen zu dürfen, gibt dir einen Anreiz, es zu tun. Nur erscheint sie mir im Vergleich zu gering ("Fehlerhafte Leistungs-Belohnungs-Prozesse", Variante 3b im Thread Leistung & Belohnung - Anleitung zur Selbstmotivation <--das ist ein Link), und darauf weise ich dich eben hin. Und nun schiebe ich noch einen Satz hinterher, mit dem ich viel riskiere, aber wir kommen imho nicht weiter, wenn wir das nie ansprechen:
WENN es so ist, dass du (z.B. aufgrund eines Traumas) einen fehlerhaften LBP in der Form wie o.g. abgespeichert hast, dann ist es Teil deiner Störung, dich gegen die Vorstellung einer "normalen/angemessenen" Belohnung zu sträuben. Vielleicht kannst du mit diesem Hinweis etwas anfangen.


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