Messiemaus sagt Hallo ...

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18.11.2013 10:56 (zuletzt bearbeitet: 18.11.2013 10:58)
#1
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Hallo ihr Lieben,
ich will mich und mein Problem mal KURZ (könnte auch ein Roman werden) vorstellen.
Alles in allem bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich mich in dieser Wohnung nicht mehr wohl fühle, weil alles voll ist - aber das kennt ihr ja.

Angefangen hat das schon in meiner ersten Ehe. Es wurden Dinge gekauft, gesammelt, gestapelt, auch über unsere Verhältnisse hinaus. Mal waren es Elefanten, mal Teddybären, Klamotten, Wolle, Bastelsachen. Die Wohnung wurde immer voller. Im Schlafzimmer befand sich ein Schrank voll mit Elefanten, die zwar liebevoll hingesetzt, schließlich immer mehr wurden. Es ging weiter mit Weihnachtsdeko, Schneemänner waren der nächste Punkt meiner Begierde. Meine Wohnung war zwar nie schmutzig, denn mein Ex riss gleich nach dem Feierabend JEDEN TAG den Staubsauger aus der Ecke. Irgendwie lebten wir uns auseinander, wie das so schön heißt, ich musste also unsere Besitztümer teilen und raffte zusammen, was ich meinte gebrauchen zu müssen.
Mein Ex zog aus mit einem Teil der Besitztümer. Ich lernte einen neuen Mann kennen und fand seine leere Wohnung soooooooooooooooooooooooooooo schöööööööööööööööön! Ein paar Monate später zogen wir zusammen, mein Ex wieder in die alte Wohnung (so konnte ich alles, was ich nicht "brauchte" einfach in der Wohnung lassen)!

Wahrscheinlich wunderte sich mein Neuer über die vielen Säcke, die ich mitbrachte. Erst einmal hat er aber nichts gesagt.

Langsam aber sicher füllte sich dann die nächste Wohnung. Ich verdiente gut, hatte nun andere Möglichkeiten Geld auszugeben. Es ging dann erst mal los mit Geschirr und Haushaltsartikeln. Warum in aller Welt braucht man 5 Waffeleisen oder 30 Kuchenformen?! Übrigens besitze ich über 300 Keksausstecher. Klamotten wurden gekauft. Na ja, als Entschuldigung hatte ich ja, dass ich zwischen Größe 42 und 58 alles mal brauchte. Es sammelten sich unzählige Klamottensäcke auf dem Dachboden, die ich "ja vielleicht irgendwann mal wieder anziehen könnte". Oder ich sagte: Ich bekomme später keine Rente, muss von Hartz IV leben. Wenn ich die Klamotten aufbewahre, hab ich wenigstens noch was zum Anziehen! Die Ausreden kennte ihr sicher alle.

Vor gut 5 Jahren wurde ich krank, verlor aus dem Grund meine Arbeit. Ich habe eine Schmerzerkrankung, die sich mit ständigen Muskel- und Weichteilschmerzen, ständiges Erschöpftsein, Depris bemerkbar macht. Vorher dachte ich immer, ich würde nichts auf die Reihe kriegen, weil ich den ganzen Tag gearbeitet habe. Ich musste leider ganz schnell feststellen, dass ich auch zu dem Zeitpunkt mit der freien Zeit nicht vernünftig umgehen konnte, weil ich mich ständig mit irgendwelchen Dingen verzettelt habe.
Ich nehme mir jeden Tag viel zu viel vor, was ich alles machen und erledigen möchte. Immer hatte ich davon geträumt, endlich mal in Ruhe handarbeiten oder basteln zu können. Nun war die Zeit da ..., und was machte ich? Ich kaufte ein!!! Alles zum Basteln zum Thema x wurde angeschafft, in Kisten sortiert. Zum Beispiel die Sache mit den Perlen, schicke Ketten KÖNNTE ich mir machen. Und was war? Zwei Ketten hab ich geschafft. Der Rest, wahrscheinlich Waren im Wert von mehreren 100 EUR liegen in Kisten im Regal. Genauso ging das mit Wolle. Ich habe mit Sicherheit Wolle für 100 Projekte. Auch hier habe ich das eine oder andere geschafft, aber das Gros liegt auf dem Dachboden.
Ich fing an zu nähen, 2-3 Teile, die auch gut geworden sind. 100 Stoffballen liegen garantiert auf dem Dachboden. Dann musste es "Filzen" sein. Unmengen Geld hab ich für Filzwolle ausgegeben. Es hat für eine Kette aus ein paar Filzkugeln gereicht. Der Rest kam auf den Dachboden.

Ganz süß finde ich allerdings, dass mein Mann meine Liebe zu Stofftieren akzeptiert, auch wenn es ihm sicher manches Mal zu viel wird. Auch in unserem Ehebett "wohnen" zwei Nilpferde, ein Tausenfüßler und ein paar Mäuse. Dass hier in der Wohnung das ganze Jahr über Schneemänner rumstehen, nimmt er ebenfalls hin.

Der erste Schritt ist getan: Inzwischen finde ich selbst es hier viel zu voll und komme nun zum eigentlichen Problem: Ich kann nichts wegwerfen!!!
Erst war es ja einfach, meine Kinder zogen aus und brauchten die ersten Dinge für den Haushalt. "Muddern" hatte ja alles da, und ich habe gerne mit vollen Händen gegeben. Inzwischen sind die beiden fast 30 und haben ihren eigenen Haushalt und brauchen nichts mehr. Ich KÖNNTE die Dinge also nun wegtun. Neeee, geht nicht. Die niedlichen Elefanten auf dem Geschirr ...., das ist doch viiiiiel zu schade zum Wegwerfen. Könnte man doch vielleicht noch mal gebrauchen.
Aber neeee, dann bringe ich neues Geschirr von dem bekannten schwedischen Möbelhaus mit ... und der Schrank wird immer voller. Vielleicht kommt der mir irgendwann mal entgegen ... dann hat sich das Thema sehr schnell von allein erledigt.

Ja, und inzwischen stehe ich jetzt gerade in einem Haufen von Sachen, die ich heute noch erledigen möchte. Ich habe mir mein Arbeitszimmer vorgenommen und mich in die Ecke mit vielen Regalen und Säcken vorgearbeitet. Auf dem Regal befinden sich hauptsächlich Bastel- und Handarbeitsbücher, Handarbeitszeitschriften und viele, viele, viele, viele Pappkästen mit Bastelinhalt.
Vor dem Regal steht ein Riesentisch, ca. 1,20 m x 2,40 EUR, den ich ursprünglich fürs Nähen haben wollte. Natürlich türmten sich auf diesem Tisch dann irgendwann Sachen, die ich einfach nur irgendwo ablegen wollte. Kisten mit Süßigkeiten (das würde ich schon als Sucht bezeichnen) ... das ist dann meine nächste "Baustelle": Ich kaufe Lebensmittel. Ich muss immer alles im Haus haben, sonst fühle ich mich nicht wohl. Süßes, Salziges, Konserven, Backzutaten, Puddingtüten ...., alles Sachen, die man in einem Zwei-Personen-Haushalt gar nicht alle essen kann. Und so laufen viele Dinge ab. Da ich sie ja nicht in die "Hausmülltonne" geben kann (die Nachbarn!), fahre ich zu einem Mülleimer außerhalb und bringe dort meine Tütchen und Schächtelchen hin. Wenn das mein Mann wüsste, hätte ich eine längere Diskussion zu erwarten! Er hat aber sehr wohl festgestellt, dass ich zu viel kaufe und mir das versucht klar zu machen. Jaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa, ich weiß von meinen Problemen, und deswegen möchte ich sie auch angehen.

Es kann nicht sein, dass ich gerne "raus" fahre, um nicht in dieser Wohnung sein zu müssen. Wenn wir auf dem Weg nach Hause sind, bekomme ich ein beklemmendes Gefühl, weil ich hier gar nicht hin möchte, weil mich hier mein Chaos erwartet - die vielen Dinge, die ich eigentlich nicht mehr brauche, die ich aber nicht wegwerfen kann. Hab natürlich wieder mal eine Ausrede: Das hat ja alles soooo viel gekostet, das kann man doch nicht wegwerfen. Was wird mein Mann denken, wenn ich noch geschlossene Behälter in den Müll werfe.
Gestern hatten wir eine Diskussion, dass er es in Ordnung findet, wenn ich nun ausmiste und dann Dinge wegwerfe, die noch geschlossen sind, die eben Geld gekostet haben und dass er darüber nicht ungehalten ist, dass er mir sogar hilft, diese zu entsorgen (es gibt da eine Firmenmülltonne).

Das Aufräumen des Arbeitszimmer gestaltete sich in den letzten Tagen folgendermaßen. Es ist ja bald Vorweihnachtszeit ... und ich liebe Weihnachtsdeko. Die Fenster werden hergerichtet, überall Lichterkram aufgestellt. Im Wohnzimmer haben wir sogar ein Weihnachtsdorf aufgebaut, auf einem Regal hinter dem Megasofa.
Ich war unterwegs und fand urplötzlich die "richtigen" Gardinen für mein Arbeitszimmer. ALSO: Wenn ich nähen wollte, musste der Tisch leergeräumt werden. Gesagt getan, die Sachen wurden vom Tisch in den Flur geräumt und in die Küche. Ich möchte erst mal das Arbeitszimmer klar Schiff machen. So, Tisch war frei, knapp 2 Tage brauchte ich, um die Gardinen so zu ändern, dass sie MIR gefallen und aufzuhängen. Alles, was vor den Fenstern lag, ging auch "erst mal" in den Flur. Die Nähmaschine stand ja nun erst mal auf dem Tisch. Heute morgen fiel mir ein Kissen in die Hände, wo ich einen Reißverschluss einnähen sollte - das hab ich dann eben erledigt. Und so ist das immer: Fange ich mit dem einen an, kommt garantiert wieder etwas anderes dazwischen.

Ich sitze nun am Schreibtisch und schaue in eine leere Ecke. Schööön! Aber die Regale darüber will ich heute auch noch aufräumen. Irgendwo befindet sich noch eine Kiste mit Saucenpulver, das ich in einer Kiste vor meinem Mann versteckt habe, weil ich wieder viel zu viel davon gekauft habe. Die muss ich heute erst mal finden.

Die Ursache von allem: Ich liebe Stofftiere und Schneemänner wegen des lieben lächelnden Gesichtes und weil sie so kuschelig sind. Ich kompensiere damit meinen Wunsch nach Zärtlichkeit und Wärme. Daneben habe ich eine starke Angststörung, ich habe mit Verlustängsten zu kämpfen. immer wieder wurde mir etwas weggenommen, immer wieder wurden Menschen aus meiner Nähe gerissen. Immer wieder musste ICH für mein Leben kämpfen und Kompromisse eingehen, die ich nie hätte eingehen wollen, wenn ich mich anders hätte entscheiden können. Aber was tut man nicht alles für andere ... nur ich selbst bin da wohl auf der Strecke geblieben.

Oh jemine, hat jemand bis hierhin gelesen? Über ein paar Anmerkungen würde ich mich riesig freuen.
Bis bald, ich denke, ich werde mal weiter berichten, wie es hier weiter geht.
LG Messiemaus


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18.11.2013 12:24
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hallo messiemaus,

ich mag dich etwas zu deinen Kuscheltieren fragen:
du schreibst, du kompensiert mit ihnen den wunsch nach Zärtlichkeit und wärme.
wenn du sooo viele hast, dann nehme ich an, dass du jetzt theoretisch keine neuen mehr anschaffen müsstest.
ich schreibe theoretisch, denn ich denke, dass du auch weitere kaufst.
also welchen wünsche kompensiert du beim kaufen und entdecken der dinge, die dir gefallen?

viele grüsse
sonja


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18.11.2013 17:04
avatar  bessie
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Hallo Messiemaus,

ja, ich habe Dich bis zum Ende gelesen uuund ich liebe Deine Art der kurzen Vorstellung. Nachdem ich Deinen Roman gelesen habe, habe ich gedanklich eine genaue Vorstellung von Deiner Wohnung ;-)

Trennungen sind immer schwierig und für uns zählen eben auch die Trennungen von Sachen dazu. Schön, dass Du hier ins Forum gefunden hast, ich würde sehr gerne mehr von Dir lesen.

Liebe Grüße, herzlich willkommen, Bessie

Das Leben muss vorwärts gelebt werden, kann aber nur im Rückblick verstanden werden.

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18.11.2013 20:44
#4
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Hallo messiemaus !
Schön, dass Du da bist. Mit den vielen Kuscheltieren kann ich Dich verstehen, das geht mir auch so. Ich muss mich aber schon darum bremsen, weil
mein Mann als Behinderter mehr Bewegungsfreiheit braucht.
Ich hab das auch erlebt, dass ich gern Frust kompensiere durch essen oder einkaufen. Dabei gibt es durchaus andere Alternativen, zum Beispiel Spazieren gehen oder schwimmen oder Musik hören,beten,Bibel lesen.....oder mit dem Mann kuscheln.[crazy]
Mir ist allerdings auch schon der Gedanke gekommen, es könnte sich um eine Art Wohlstandskrankheit handeln, denn es ist ja mühsam, sich immer wieder
aus der Fülle der Möglichkeiten zu entscheiden. Man hat immer angst, die Orientierung zu verlieren.......oder man kann nicht mal vor sich selber zugeben, dass man sie schon verloren hat........................Kayla hat was geschrieben, das hat mir gefallen und eingeleuchtet : wir haben keine Gewohnheiten,Vorbilder usw. wie das geht,
sich um sich selber gut kümmern, ohne egoistisch zu sein oder so. So ist es und deswegen ist mir komisch, wenn ich die negativen Gedanken durch neutrale oder positive Gedanken ersetze. Eine Weile geht das gut und dann fehlt mir was........es ist wie wenn ich über einen breiten Fluss zum anderen Ufer schwimmen will und stets auf halbem Wege umdrehe, weil ich angst habe, ich gehe unter. .........im Moment bin ich nur ratlos. Grüssele Mausohr


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19.11.2013 09:24 (zuletzt bearbeitet: 19.11.2013 09:26)
#5
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Hallo Sonja,
es ist mit meinen Kuscheltieren ja schon viiiiiel, viel besser geworden. Letztes Jahr habe ich mehrere Säcke davon zu UPS gebracht. Die sammelten zu Weihnachten für die hiesigen Kinderhäuser oder -heime. Seltsamerweise fällt es mir da viel, viel leichter, mich von den Sachen zu trennen, wenn ich weiß, dass sie bei kleinen Kindern "ein neues Zuhause" finden. Letztes Jahr war ich also auf dem Boden und habe zumindest dort aus mehreren Säcken einen einzigen gemacht, in den die Tierchen oder Schneemänner kamen, die ich (noch) nicht hergeben mag. Wohlbemerkt den "Dachbodensack", d. h. die Wohnung unten ist immer noch voll genug.

Beim Neukaufen ist neben dem lieben Gesicht natürlich auch mein "Jagd- und Sammeltrieb" im Gehirn eingeschaltet. Das heißt, ich sammele z. B. Ratten. Das hat einen tieferen Hintergrund: Mein Vater hat mich als Kind gehasst und mich einmal mit absolut hasserfülltem Gesicht "Du alte Ratte!" beschimpft. Natürlich hat mich das früher verletzt, sonst würde ich mich jetzt wohl nicht mehr an so was erinnern. Na ja, da hab ich den Spieß halt umgedreht und Ratten zu meinen Lieblingstieren gewählt. Neben Schneemännern und Nilpferden. Besonders angetan haben es mir da die total bekloppten Tiere der "Beasts" von Sigikid. Sobald die einen neue Ratte haben, bin ich dabei - und die sehen ja meist nicht gerade lieb, sondern einfach verrückt aus. Ich kaufe nicht mehr jeden Schrott, sondern hab doch schon gelernt, auszuwählen.
Aber wenn es mir nicht gut geht und mich guckt ein lieber Schneemann an, dann ist das doch ein schöner Moment.

Warum ich überhaupt loslaufe zum Shoppen - tja, das weiß der Himmel. Wenn mein Mann dabei ist, "darf" ich mir natürlich nicht so viel und jeden Schrott kaufen. So manches Mal registriere ich ein "neues Teil", sage gar nichts dazu und fahre am nächsten Tag alleine los und kaufe mir das. Shopping-Sucht würde ich sagen. Eine Weihnachtsabteilung bringt meine Augen zum Leuchten und tatsächlich kann ich in so einem Moment auch mal meine Schmerzen vergessen, die sonst ständig da sind.
Dieses Jahr war ich mal alleine in einem großen Gartencenter in Holland, der eine monströse Weihnachtsabteilung hat und ... ihr dürft mir auf die Schulter klopfen ... ich habe NICHTS gekauft, weil das, was es dort gab, nichts Neues war.
Manchmal passiert es mir auch, dass ich den Einkaufswagen gut befüllt habe mit allem Möglichen, was mir im Laden gefällt. Wenn es aber ans Bezahlen geht - ich rechne dann vorher aus, was das kostet, dann bin ich so einigermaßen vernünftig, dass ich am Ende fast nichts mehr mitnehme. Ich sage mir dann doch schon, "wo in aller Welt willst du das noch hinstellen?" Alle Schränke und Vitrinen sind randvoll.
Manchmal ist es aber auch so, dass ich zuschlage und manchmal auch hinterher denke "War das jetzt wirklich nötig?"
Allerdings kaufe ich nur etwas, wenn ich das Geld dafür habe. Bei meiner ganzen Verrücktheit hab ich das doch irgendwann gelernt.

LG Messiemaus


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