Hilfe, ich komme mit meinem Messie Dasein nicht mehr klar......,

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07.07.2015 23:50
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Liebe User,

ich habe mich hier im Forum angemeldet, weil ich der Verzweiflung nahe bin. In den letzten Wochen ist mir klar geworden, das ich ein Messie bin. Ich wollte das am Anfang nicht wahrhaben. Erst als ich gemerkt habe, das ich mich nicht einfach so von Sachen trennen kann. Und immer noch mehr Sachen in meiner Wohnung unterbringe, obwohl ich mehr als genug davon habe. So viel das ich mich schäme Besuch rein zu lassen.

Nun, wie ist mir das aufgefallen? Das ganze war ein schleichender Prozess, bevor ich überhaupt realisiert habe, dass ich mich nicht so ohne weiteres von Dingen trennen kann. Angefangen hat es mir einen Selbsthilfe Buch über Entrümpeln. Meine Wohnung war eine einziges Chaos. Viel zu viele Sachen, alles stand voll, so konnte es nicht bleiben und weitergehen.

Ich habe als Alleinstehende Person 6 Stühle, dazu ein Sessel, 2 Hocker und 2 Stühle kamen noch dazu. Ich habe über eine Woche gebraucht, um mich von 2 Stühlen zu trennen. Ich hätte sie am liebsten alle behalten. Diese 2 Stühle stehen jetzt im Keller. Was in der Zeit bevor ich mich fast getrennt hätte, in mir vorgegangen ist, das war der reinste Horror. Anstatt wie jeder normale Mensch, 4 Stühle weg und gut ist. Ich habe das vor mich hergeschoben und konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren. Über eine Woche nur Stühle im Kopf.

Ich hoffe das jemand unter euch ist, der das nachvollziehen kann? Das schlimmste, nein eigentlich ist alles schlimm, sind meine Anziehsachen. Ich habe Tüten gepackt um sie wegzubringen, um sie dann wieder auszupacken. Ich hatte diese Sachen ständig im Kopf und konnte mich auf nichts anderes mehr konzentrieren.

In dem Buch gab es dann Ratschläge unter welchen Kriterien man Anziehsachen aussortieren kann. Unter anderem auch Sachen die Näh -Bedürftig sind. Darunter war eine Hose, die ich echt gerne angezogen habe. Was mache ich? Ich bringe diese Hose zum Altkleider- Container. Was kurz danach kam, finde ich nicht mehr lustig. Ich habe mich bis zum geht nicht mehr geärgert und der Hose nachgetrauert. Und habe die Buchautorin verflucht. Nein mich, weil ich das gemacht habe.

Ich hatte es zwar geschafft, mit viel Mühe eine oberflächliche Ordnung zu machen. Tagelang bis mitten in der Nacht, aussortiert, aufgeräumt und geputzt, bis zur Erschöpfung. Als es dann einigermaßen, aufgeräumt war und ich dachte, jetzt kann ich mich mit den Sachen in den Schränken beschäftigen. Wo ich mir selber schon ein Jahr Zeit für gegeben hatte. Dann kam der Hammer. Meine Ex - Schwiegermutter ist im Pflegeheim gekommen, ihr Haus musste entrümpelt werden. Und mir hat man diese Sachen, Möbel, Haushalts- Sachen, Bücher, Kleidung usw. angeboten. Und ich habe angenommen.

Meine einigermaßen in Ordnung gebrachte Wohnung ist wieder ein einziges Chaos. Es reicht nicht das ich fast alles doppelt habe, jetzt besitze ich das drei oder vier Fache von Gebrauchsgegenständen. Alles steht voll. Seit circa. 3 Wochen nehme ich mir vor, dieses Chaos zu beseitigen. Das Problem ist, jetzt geht gar nichts mehr.

In dieser Zeit ist es mir so richtig bewusst geworden, das es mir sehr schwer fällt, mich von Sachen zu trennen. Obwohl ich selber weiß, das da kein Weg dran vorbei geht. Ich habe den absoluten Überblick verloren. Ich habe zum Beispiel jetzt 3 Taschenrechner und bin nicht in der Lage einen abzugeben. Ich weiß nicht nach welchen Kriterien. Ich verzweifle an mir selber. Ich traue mich nicht mehr meine gesamten Schränke zu öffnen........., ich frage mich selber, wo das enden soll?

Mich wundert es wirklich, das ich noch in der Lage bin, meinen Müll wegzubringen, zu spülen, zu waschen usw., das nötigste halt.

Ich habe da früher keine Probleme mit gehabt, warum es mich getroffen hat, keine Ahnung. Ich habe heute Mittag weinen müssen......, ausgerechnet ich, die früher alles immer perfekt gehabt hat.

Ich habe jetzt einfach mal so drauf los geschrieben und hoffe und wünsche mir, dass das jemand nachvollziehen kann. Ich bin für jede Hilfe dankbar.....,

ganz liebe Grüsse

Lana


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08.07.2015 06:53 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2015 06:55)
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Hallo Lana,

herzlich willkommen hier im Forum und danke, dass Du so offen über Dein Messieproblem schreibst.

Ich kann Dein Verhalten sehr gut nachvollziehen. Gerade diese Trennungsschwierigkeiten von gehorteten Dingen verstehe ich bei mir oft nicht und ärgere mich darüber. Inzwischen habe ich mich entschieden, dass ich mein Verhalten so annehme und mich in kleinen Schritten überwinde und entsorge. Manchmal fällt es mir leicht, manchmal brauche ich auch lange Pausen bis ich wieder weiter entrümpeln kann.

Ich hoffe, Du findest hier Anregungen für Deinen Weg aus dem Chaos.

LG Franca


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08.07.2015 09:15 (zuletzt bearbeitet: 08.07.2015 12:09)
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Hallo Lana,

auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum!

Deine Situation klingt bedrückend. Ich hoffe, wir können dir hier weiterhelfen. Darüber zu schreiben kann sehr helfen - und zu wissen, dass man nicht damit allein ist. Zur Zeit tummeln sich hier viele Foristen, die ein anderes Problem haben, das aber zu ähnlichen Veränderungen der Wohnung führt. An einer Antriebsstörung zu arbeiten ist einfacher, als diese Trennungsschwierigkeiten zu überwinden. Beim Messiesyndrom geht es sehr oft um verschüttete Gefühle - manchmal unverarbeitete Trauer, manchmal "trauert" man um sein früheres Aussehen/Gewicht, und will die Hoffnung nicht aufgeben, dass man eines Tages wieder schlank sein wird.
Stühle könnten zum Beispiel dafür stehen, dass du hoffst, dass du bald wieder mehr Besuch haben wirst. Das muss aber nicht so sein. Es kann auch einer ganz anderen gedanklichen Richtung entspringen - zum Beispiel finanzielle Sorgen, und so manches mehr.
Wir haben hier als ersten Einstieg einen Text für Betroffene: Gedankenmodelle, die beim Loslassen helfen können

Ich möchte dir aber zusätzlich noch empfehlen, dich auch einmal mit der Antriebsstörungs-Thematik auseinanderzusetzen. Beide Gruppen Betroffene haben eine große Gemeinsamkeit: Es ist durch ihr Zeugs, das sie um sich herum angehäuft haben (wenn auch aus unterschiedlichen Gründen) schon viel Lebensqualität verloren gegangen. Deshalb versuchen wir alle sehr darauf zu achten, dass wir zuvorderst daran arbeiten, dass man sich im Rahmen seiner (oft inzwischen wirklich sehr begrenzten) Möglichkeiten Lebensqualität zurückholt. Das gibt Kraft, und macht Mut, weil man bald spürt, dass es noch immer aufwärts gehen kann.
Damit die Welt nicht nur noch aus Krempel besteht, damit Gedanken nicht nur um Stühle oder Taschenrechner kreisen, bedarf es vielleicht alternativer Angebote für dein Gehirn, mit denen es sich lieber beschäftigen will, als damit. Vor allem aber hilft es gegen die Verzweiflung, wenn man sich erlaubt, wieder wenigstens ein bisschen gut zu sich zu sein, und sich bemüht, sich zu verzeihen, dass man jetzt irgendwie da drin steckt, und wieder hinaus finden muss.

"Ich kann nicht (loslassen/wegwerfen)" heißt "Ich will nicht."
Anleitung zur Selbstmotivation

Auch du bist natürlich herzlich eingeladen, in unserem Hauptbereich ein eigenes Online-Tagebuch anzulegen, das dir dabei helfen kann, deine Gedanken zu ordnen, und hier sind ein Haufen wirklich superlieber Menschen, die sicher auch gern versuchen, dir - wenn es sein muss bei jedem einzelnen Ding, das dich vor Rätsel stellt - beratend zur Seite zu stehen.


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08.07.2015 21:34
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Liebe numi,

ganz lieben Dank für deine Antwort. Als ich das mit den Stühlen gelesen habe, das ich auf mehr Besuch hoffe. Da musste ich weinen, du hast das genau richtig erkannt. Es war mir nur nicht bewusst. Ich lebe mit meinen 2 Hunden mehr oder weniger alleine. Ich bekomme so gut wie gar keinen Besuch. Das war früher anders, da hatte ich so viel Besuch, das es mir zuviel geworden ist.

Ich denke das ist einer der Gründe, warum ich mich nicht von vielen Sachen trennen kann. Ich horte sehr viel, wo ich mir selber in Gedanken sage, wenn Besuch kommt. Obwohl mir bewusst ist, das dies nicht der Fall ist. Ich hoffe das ich es mit Hilfe in diesen Forum schaffen kann, ein normales Mittelmaß finden kann, was meine Sachen betrifft.

Die 2 Links die du in deinen Beitrag angegeben hast, habe ich durchgelesen. Ich werde sie wohl öfters lesen um diese zu verinnerlichen. Es ist schön zu wissen, das es Menschen gibt, die mich verstehen und beistehen. Das ist meiner bedrückende Situation eine echte Erleichterung.

Ich werde deinen Rat befolgen und im Hauptbereich weiter schreiben.

Danke für alles und ganz liebe Grüsse

Lana


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08.07.2015 21:46
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Hey Lana,

freut mich, dass ich dir zumindest schon einmal das Gefühl vermitteln konnte, hier an der richtigen Adresse gelandet zu sein. Das ist sicher wertvoll für dich :)

Ich wollte aber sicherheitshalber anmerken, dass es 3 Links sind. Nicht dass du den einen übersehen hast. Die "Anleitung zur Selbstmotivation" ist ein separater Artikel - unser Hauptartikel für Menschen mit einer Antriebsstörung. Darin geht es darum, zu lernen, wie man sich aus frustrierenden, überfordernden Situationen auf positive Weise hinaus bewegen kann. Das ist zwar nur ein (kleiner) Teil der Messieproblematik, aber es hängt oft damit zusammen, beziehungsweise kann einfach Linderung des Leidens bedeuten. Wir sind hier keine Wunderheiler, wir setzen auf die alltäglichen, ganz banalen - normalen - Dinge, die das Leben lebenswert machen. Die Rückkehr in die Normalität ist, was du dir für dich wünschst. Sich selbst (wieder) "anständig" zu behandeln ist ein erster, wichtiger Schritt dorthin.


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