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Ich nehme mir vor/ich habe getan...
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Ein bisschen Gedankensalat, Selbstreflektion...wie man es nennen mag...abseits des Mülls. Und doch - hängt alles irgendwie miteinander zusammen, und es ist schlussendlich mit dieses Forum hier, das seinen Beitrag leistet, dass ich in Momenten wie denen, die jetzt hinter mir liegen, stark sein und stark bleiben kann. Weil mir inzwischen alles, diese Zusammenhänge im Leben, so viel bewusster sind. Antriebslosigkeit, Mut- und Hoffnungslosigkeit - Selbst- und Fremdmotivation...ich erzähle es jetzt anekdotisch, es liegt hinter mir, wir haben - auch das - überlebt, und sind stärker daraus hervorgegangen. Jeder für sich, und als Paar. Andere wären vielleicht daran zerbrochen, oder ihre Beziehung wäre daran zerbrochen. Doch nun der Reihe nach, denn ich rede gerade wirr. Aber ihr kennt mich ja, ab und zu tue ich das.
Mein Mann hat vor kurzem seinen Job verloren. (Keine Angst, die Geschichte hat ein Happy End). Es weiß vielleicht nicht jeder, der hier zur Zeit aktiv ist, aber mit meinem Mann hab ich ja auch einiges durch. Seine Mutter und ich haben ein schwieriges Verhältnis, weil wir völlig unterschiedliche Typen sind. Man kann sagen, sie manipulierte meinen Mann in der Kindheit und Jugend dazu, im Alltag zu funktionieren, damit er ein gutes Leben hat. Ich versuche, für uns im Rahmen meiner Möglichkeiten ein gutes Leben zu ermöglichen, damit wir wissen, wofür es sich zu funktionieren lohnt. Ja, ich glaube, so habe ich das zwar noch nie ausgedrückt, aber es trifft den Kern unserer Wesensunterschiede ziemlich genau.
Mein Mann ist auf "Funktionieren im Job" getrimmt. Und auch auf "Schuster, bleib bei deinen Leisten". Er ist verlässlich, er ist gewissenhaft, er ist fleißig...aber er hat Hemmungen, sich für seine Interessen einzusetzen, und er kennt seinen - ziemlich hohen - Wert auf dem Arbeitsmarkt nicht.
Er kann sich kein bisschen verkaufen. Nicht weil er denkt, dass er schlecht ist, oder "nichts wert" ist, sondern einfach, weil er denkt: "Ich bin bereits beim Maximum des Erreichbaren". Mir ist jetzt in der letzten Zeit mal wieder klar geworden, dass er sich nicht zutraut, wozu er fähig wäre, weil seine Mutter ihm nicht zutraut, dass er mehr könnte. Teilweise bremst sie ihn regelrecht aus.
Also seine Mutter ist in puncto Berufsleben nicht unbedingt auf der Höhe der Zeit. Muss sie ja auch nicht. Ich kann den Wert der Arbeitsleistungsfähigkeit meines Mannes um einiges realistischer einschätzen, als sie. Nur prallen da eben zwei Meinungen aufeinander, und mein Mann steht dazwischen, und ist unsicher. Soll er mir glauben, die ihm sagt: "Was du kannst, ist heutzutage Gold wert", oder seiner Mutter, die Dinge sagt wie: "Heutzutage muss man froh sein, wenn man überhaupt einen Job hat."
Er hatte also seinen Job verloren. Kam nach Hause, weiß wie die Wand, völlig durch den Wind. Hielt mir das Kündigungsschreiben hin. Die Kündigung hatte nicht wirklich etwas mit seiner Person zu tun. Er war einige Zeit krank gewesen, die Auftragslage war mies, und da fiel halt auf, dass er verzichtbar ist. Aber er hat es persönlich genommen, und man konnte ihm richtig dabei zugucken, wie die Selbstzweifel in ihm heraufgekrochen kamen.
Nun war es auf der anderen Seite so, dass mein Mann selbst schon seit einer Weile nicht mehr so besonders glücklich war in dem Job, und es wurde immer schlechter. Aber eben nicht so schlecht (und da sind wir bei den negativen Verstärkern), dass es ausgereicht hätte, ihn in Bewegung zu setzen, sich was anderes zu suchen. So gesehen war die Kündigung, die er sich von alleine nicht einzureichen getraut hätte, jetzt im übertragenen Sinne sein "Besichtigungstermin". Jetzt musste er sich bewegen. Musste sich seinen Ängsten stellen, sich überwinden.
Meine Schwiegermutter hat vor allem die Nachteile gesehen. Neuer Job - schwierig, anstrengend, man muss froh sein, was zu finden, und nehmen, was man kriegen kann...
Ich hab gesagt: "Ich sage voraus, dass du einen tollen Job finden wirst. Du wirst mehr Geld verdienen als jetzt, und du wirst in diesem Job zufriedener sein als in deinem alten".
Natürlich kann ich nicht die Zukunft voraussagen. Aber ich kenne den Wert meines Mannes, und ich kenne den Arbeitsmarkt in seiner Branche. Ich weiß, dass er sich bisher unter Wert verkauft hat, und ich weiß, wie man höher pokert (und vor allem, wo Schluss ist). Ich weiß, womit ich mich nicht zufrieden geben wollte.
Dass mein Mann schon bald wieder einen neuen Job haben würde, stand also völlig außer Frage. Nur - wie gut wäre der? Genauso gut wie der alte, schlechter, oder besser?
Wenn es nach meiner Schwiegermutter gegangen wäre, hätte er den erstbesten Job genommen, der mit seinem vorherigen vergleichbar ist, und wäre froh gewesen, dass er sich nicht verschlechtert hat. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er den erstbesten Job genommen, bei dem er sich vorstellen kann, dass er sich einigermaßen wohlfühlt, und das Geld einigermaßen passt.
Aber da es nach mir ging, und ich die Dreistigkeit besaß, ein paar wirklich sehr gut bezahlte Angebote abzulehnen, weil sie zu viele Haken hatten, wurden uns die richtig feinen Sachen serviert, sozusagen für die "Luxusklientel" unter den Stellensuchenden. Sowohl gute Bezahlung, als auch gutes Drumherum. Und dann kam "der Traumjob". Wo mein Mann sagte: "Das will ich machen!" Aber wie kriegt man den Traumjob?
Nun, indem man dem Arbeitgeber sagt: "Das will ich machen!" Und zwar so, dass er es glaubt.
Mein Mann hat also nun einen Job, der erheblich besser bezahlt ist, und bei dem rundherum einfach alles passt.
Und die Moral von der Geschicht?
Wäre diese Jobsuche von der Angst diktiert worden, hätten wir nicht gewartet, bis der Traumjob kommt. Wir hätten uns lange vorher mit wesentlich weniger zufrieden gegeben.
Ich hätte in Tränen ausbrechen können, als er mit der Kündigung ankam. Hätte fragen können: "Wie soll es denn jetzt weitergehen? Hoffentlich musst du nicht stempeln gehen, hoffentlich findest du bald wieder einen Job, damit es uns nicht schlechter geht als jetzt!" Ich glaube, das wäre eigentlich das Normale gewesen. Wenn man es sich mal wirklich so ernsthaft überlegt: Da kommt der alleinverdienende Mann von der Arbeit heim, trägt Verantwortung für Frau und Kinder, und muss die Kündigung "gestehen"...Schock. Zukunftsängste. Horrorvisionen.
Aber nicht bei uns. Nicht bei mir. Ich fand mich knüppelhart in dem Moment - im nachhinein bin ich selbst überrascht, wie hart im Nehmen ich sein konnte, als es drauf ankam. Mir war nicht mal für eine Sekunde nach Heulen oder Zusammenbrechen. Ich habe keine Minute lang Angst vor der Zukunft gehabt. Ich wusste, ganz egal, wie es auch ausgehen mag: Wir werden nicht untergehen. Wir werden nicht daran kaputtgehen. Diese Kündigung wird uns nicht zerstören. Und dann war klar: Wir haben keinen Schicksalsschlag erlitten, sondern wir haben eine Chance bekommen, die Dinge, die bisher noch nicht so toll waren, zu verbessern. Sie sind auch jetzt noch nicht perfekt (was ist schon perfekt?). Aber sie sind unzweifelhaft besser als vorher. Und wir haben daraus auch etwas mitgenommen für die nächste Kündigung oder den nächsten "Schicksalsschlag". Wenn wieder etwas kommt, wird sie sicher wieder da sein, die Gewissheit, dass wir mit allem fertig werden, wenn wir zusammenhalten. Wir werden noch härter im Nehmen sein als heute. Noch resilienter.
Und ich habe gelernt...oder sagen wir: die Gewissheit erlangt, dass wir nur dann wachsen und uns verbessern, wenn wir uns nicht damit zufrieden geben, so zu bleiben, wie wir sind.
#154
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