Meine Schwester braucht Hilfe - sie will es aber nicht wahrhaben...

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09.02.2015 11:42
#1
Kn
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Hallo!

Ich habe schon einige Threads gelesen, aber es ist wohl jede Geschichte auf ihre Art und Weise wieder eigen und deswegen möchte ich meine Geschichte hier erzählen und hoffe, dass mir und meiner Schwester etwas geholfen werden kann.

Meine Eltern sind Messies und haben sicherlich noch andere Belastungen, wie Depressionen oder ähnliches. Wir sind drei Schwestern, die also im Chaos aufgewachsen sind, davon haben es zwei überwinden können, eine allerdings ist selbst ein Messie geworden.

Man könnte es so sagen, sie hat es nie gelernt, in einer Wohnung zu wohnen, die ordentlich ist, in der man sich wirklich rund um wohl fühlt und in der man gerne Freunde einläd.
Sie fühlt sich nicht wirklich wohl, aber sie weiß auch nicht, was sie ändern soll.
Ansagen wie "Räum doch mal auf!" "Putz doch mal öfter!" kommen bei ihr nicht an.
Wenn man mit ihr zusammen ein Problem angehen möchte, will sie am liebsten davor flüchten.

Jetzt hat sie ihre Arbeit auch noch verloren und hängt viel mit unseren Eltern ab, die das Problem lieber ignorieren, als es angehen.

Meine Schwester bräuchte Hilfe, die ihr zeigt, wie man aufräumt, wie man den Alltag gestaltet, wie man regelmäßig gesund isst. Es mangelt nämlich sogar an den einfachsten Dingen.

Ich habe versucht über das Internet Kontakt zu Selbsthilfegruppen auf zu nehmen, ich habe versucht an zu rufen und ich habe viele viele Mails geschickt, die nie beantwortet wurden.
Eine Selbsthilfegruppe wäre, denke ich, das beste für meine Schwester! Ich würde ihr am liebsten sagen, "Hey, hast du schon mal darüber nachgedacht, dass du ein Messie bist? Aber du bist nicht alleine, hier ist eine Gruppe, die sich jede Woche trifft, geh du doch auch mal hin!"

Ich befürchte, das mit dem Forum wird ihr auch nichts helfen, weil sie dort nicht direkt konfrontiert wird, in einer Gruppe wird sie vielleicht auch mal direkt auf einzelne Dinge angesprochen und "muss" antworten.

Ich finde es so traurig, meine Schwester ist 30 und eigentlich hat sie noch eine so lange Zeit vor sich, die sie einfach nur genießen sollte, aber sie kann es nicht und ich würde ihr so gerne dabei helfen.
Aber ich weiß einfach beim besten Willen nicht wie! Ich alleine schaffe es nicht, und nur durch gutes Zureden werden wir auch nichts verändern. Wir brauchen wirklich jemand der sich auskennt, der uns helfen kann, aber ich weiß einfach nicht an wen ich mich wenden kann.

Ich hoffe ihr könnt mir zumindest einwenig weiterhelfen... oder zumindest berichten, wie es bei euren Angehörigen war...
Liebe Grüße


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09.02.2015 18:17 (zuletzt bearbeitet: 09.02.2015 18:18)
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#2
Gast
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Hallo Knusperkeks,

herzlich Willkommen hier im Forum.
Dein Eröffnungsposting wirkt - nicht so ganz typisch für Angehörige - ungewöhnlich gefasst und verständnisvoll. Du sagst, du hast schon ein paar Geschichten gelesen, das hat sich darin vielleicht niedergeschlagen.

"Ansagen wie "Räum doch mal auf!" "Putz doch mal öfter!" kommen bei ihr nicht an"
Nein, sicher nicht - und wenn es irgendwo einen Messie auf der Welt gibt, bei dem das funktioniert, dann kommt der sofort in ein Kuriositäten-Kabinett ;)

"Ich finde es so traurig, meine Schwester ist 30 und eigentlich hat sie noch eine so lange Zeit vor sich, die sie einfach nur genießen sollte, aber sie kann es nicht und ich würde ihr so gerne dabei helfen."
Hast du ihr DAS mal gesagt? Ich meine, wirklich genau so?


Ich verstehe und befürworte, dass du dir die Hilfe von Profis suchen willst. Es gibt nur ein Problem: Ein Messie, der nicht wahrhaben will, dass er ein Problem hat, wird sich sämtlichen Hilfsangeboten verweigern. Das heißt nicht, dass man rein gar nichts machen kann. Es gibt ein paar "Tricks", wie man als Angehöriger positives Verhalten fördern kann. Die Aussicht auf Erfolg ist dabei allerdings größer, wenn das gesamte Umfeld an einem Strang zieht. Und daran hapert es dann doch oft.


"Jetzt hat sie ihre Arbeit auch noch verloren und hängt viel mit unseren Eltern ab, die das Problem lieber ignorieren, als es angehen."

Das ist jetzt sehr vage behauptet, aber das klingt mehr nach einer Antriebsstörung, als nach einer Wertbeimessungsstörung. Im Ergebnis ist es das Gleiche, behandeln muss man teilweise sehr unterschiedlich. Es ist mit so wenig Infos unmöglich zu sagen, ob das ein anerzogenes/erlerntes oder ein Problem ist, das durch eine andere (körperliche) Störung ausgelöst wird. Depressionen sind z.B. sehr häufig vorhanden, und es ist bekannt, dass Frauen um die 30 (!), deren Mütter bereits Depressionen haben, ein signifikant höheres Erkrankungsrisiko haben. Es ist aber genauso - simpel, aber aufgrund deiner Beschreibung nicht auszuschließen - möglich, dass eine Mangelernährung vorliegt, die wiederum depressive Verstimmungen begünstigt (Eisenmangel, Vitamin D-Mangel...um nur 2 Beispiele zu nennen).

Meine persönliche Empfehlung wäre, dich einstweilen darauf zu konzentrieren, mit deiner Schwester Positives zu erleben. Auch wenns schwer fällt, versuche, das Müllproblem mal eine Zeitlang auszublenden, und dich wieder auf den Menschen zu konzentrieren. Ihr zu zeigen, dass sie dir wichtig ist - und nicht nur das, was sie Negatives verursacht. Mal wieder rauszugehen, an die frische Luft, die Sonne zu genießen bei einem kleinen Spaziergang, vielleicht mal irgendwo alternativ essen zu gehen (brunchen bei einem veganen Restaurant oder was ähnlich exotisches, damit sie vielleicht einfach durch den Geschmack ungekannter Köstlichkeiten motiviert wird, so etwas öfters zu essen), oder du könntest auch sagen, dass du _ihre_ Unterstützung willst, um einmal in der Woche schwimmen zu gehen.
Ich weiß, das klingt jetzt alles ein wenig banal. Aber nicht selten ist eines der größten Geheimnisse eines Messies, mal wieder die schönen Dinge des ganz normalen Alltags zu genießen. Nur die Umsetzung, das macht Angst. Wenn sie jemand dabei an die Hand nimmt, der sich nicht von ihrem Chaos abhalten lässt, ihnen zu zeigen, dass er sie mag - dann ist die Chance größer. Und daraus entsteht vielleicht die Möglichkeit, Vertrauen aufzubauen, eine andere Ebene der Kommunikation zu erreichen als jetzt. Und hoffentlich vielleicht irgendwann, dass deine Schwester dir anvertraut, dass sie so wie sie lebt, eben nicht glücklich ist, und nicht weiter weiß.


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09.02.2015 19:55
#3
Ta
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Liebe Knusperkeks !
Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. In einer - virtuellen - Gemeinschaft lässt sich manches leichter tragen.
im Übrigen kann ich numi nur zustimmen. Vielleicht ist es das, was Deine Schwester jetzt braucht.
Wie steht denn Deine/ Eure andere Schwester dazu, kannst Du sie mit ins Boot holen ?
Die Arbeitslosigkeit der Schwester könnte natürlich jetzt bei ihr den Gedanken verstärken, nix nutze zu sein, ein Taugenichts zu sein.
Da hat man dann scheinbar erst recht keinen Grund, sich um Ordnung zu bemühen und das ist dann ein Strudel ohne Ende,
der nur tiefer in die Sackgasse führen wird.........immerhin hat Deine Schwester jetzt Zeit genug, wenigstens sich mal um die Gesundheit
zu kümmern und das könnte ein Anknüpfungspunkt werden, von wo aus es weitergehen kann........den Weg bin ich gegangen,
mit vielen tiefschlägen dazwischen, doch im Moment sieht es recht erfreulich aus, wenn ich auch noch nicht am Ziel meiner Träume angekommen bin.
Ich wünsche Dir bei diesem Weg mit Deiner Schwester viel geduld,Kraft und Liebe.

Grüssele Mausohr


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09.02.2015 22:28
#4
Kn
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Hallo ihr Lieben :)
Also erst einmal vielen lieben Dank für eure Antworten! Es tut gut verstanden zu werden.

Das mit den gemeinsamen Unternehmungen ist eine gute Idee und ich denke auch, dass das ganz viel bringen kann, nur leider wohnen meine andere Schwester und ich nicht mehr in der selben Stadt wie unsere Schwester.
Ich studiere auch und habe deßhalb nicht jedes Wochenende immer Zeit für sie, ich muss ja schließlich auch mein Leben auf die Reihe bekommen.

Aber immer wieder gibt es Phasen da bemühe ich mich sehr, relativ regelmäßig, etwas mit ihr zu unternehmen.

Ich mache mir aber auch Sorgen um ihre Gesundheit, zum Beispiel hat sie ein ganz schlimmes Schimmel Problem in ihrer Wohnung, und trotzdem möchte sie nicht lüften, wegen irgendwelchen merkwürdigen Begründungen.
Es ist schwierig, das dann einfach zu ignorieren, weil das ja auch schließlich Probleme mit dem Vermieter geben kann.

Das mit der Gesundheit ist ein guter Gesichtspunkt, da werde ich noch einmal mit ihr reden, es gibt ja viele kostenlose Kurse, die von den Krankenkassen angeboten werden.

LG


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09.02.2015 22:28
#5
Kn
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PS: Was wäre eigentlich, wenn sie einsehen würde, dass sie Hilfe braucht? An wen könnte sie sich dann wenden?


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