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Ordnung und Chaos
Angeregt durch meine ersten Beiträge im Vorstellungsthread möchte ich gern eine Art Tagebuch mit Selbstreflexion beginnen. Ich erhoffe mir, dass ich mir meiner selbst besser bewusst werde und auch über zukünftige Fortschritte und Rückschläge (auch über Gefühle von Ausweglosigkeit und Versagen) berichten kann.
Woran könnte es eigentlich liegen, dass ich mein Leben lang schon ein eher chaotisches Leben führe?
Ich weiß nicht, ob ich richtig liege, aber ich vermute, dass es an bestimmten Erziehungsmethoden meiner Mutter liegt. Sie hatte mir schon als Kind und auch als Jugendlicher den Gedanken eingeimpft, dass ich ein Versager sei, der nichts taugen und nichts können würde. Fast täglich bekam ich zu hören, dass sie mir nichts zutrauen würde und sie sowieso alles selber machen müsste, weil ich nichts hinbekommen würde. Das betraf sowohl den Alltag, wie z.B. Haushaltstätigkeiten, aber auch die Schule oder zukünftige Berufsperspektiven.
Was das Aufräumen meines damaligen Kinderzimmers betraf, wurde ich zwar wegen der Unordnung geschimpft, aber anschließend hat meine Mutter das Zimmer aufgeräumt, mit dem Argument "Das kannst du sowieso nicht." Ähnlich war es auch bei anderen Sachen, wie z.B. Reparaturen oder handwerklichen Dingen. "Geh weg, lass mich das machen, sonst machst du noch was kaputt" hieß es meistens. Irgendwie hat sich da in meinem Kopf eine innere Resignation eingenistet und eine "erlernte Hilflosigkeit".
Jedenfalls begleitet mich ein gewisses Chaos und Unordnung schon mein Leben lang. Das Einzige, was ich dem meistens entgegen setzen konnte, war mein Versuch, möglichst wenig Dinge zu besitzen. Je weniger Gegenstände ich hatte, umso weniger Unordnung konnte ich anrichten.
Diese Tendenz habe ich eigentlich nach wie vor. Trotzdem hat sich einiger Kram angesammelt, der meine kleine Wohnung (zumindest die Schränke und Schubfächer) verstopft. Schon oft habe ich mir vorgenommen, endlich alles zu sortieren, aber sobald ich angefangen habe, werde ich mutlos, weiß nicht, wie ich anfangen soll, wohin ich die Sachen stattdessen packen soll etc. So kommt es, dass ich ein bisschen was von A nach B und von B nach C umräume, dann wird mir die Aussichtslosigkeit bewusst und ich gebe wieder auf.
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Mir gefällt, dass du sowohl deine emotionale Welt als auch die Optik deiner Wohnung hinterfragst und reflektierst.
Wenn deine Mutter aus zeitlichen Gründen, dir selten etwas zugetraut hat, ist es verständlich, dass du deine Mühe damit hast, dir selber etwas zuzutrauen.
Es ist ein WEG vom angeblichen "Nichtskönnen" in ein mutiges "ich kann es und traue mir zu, das zu lernen, was damals nicht gelernt werden konnte und im heutigen Alltag hilfreich ist".
Ich bin zuversichtlich, dass du deinen Weg gehen wirst und wünsche dir an den Stellen, wo es hilfreich ist, die Unterstützung und Hilfe, die für dich notwendig ist.
Manchmal beginnt es damit, eine Liste zu erstellen, die das enthält, von dem du weisst, dass du es kannst.....wenngleich die inneren Kommentatoren schnell sagen....."he, du hast ein Knall, das kannst du nicht!" Vielleicht kannst du doch oder weisst, dass du es lernen kannst mit all den Mühen, die damit verbunden sind.
Schreiben kannst du!
Selbstreflexion kannst du!
Selbst-Bewusst-SEIN und Selbst-Bewusst-Heit führen zu mehr SELBST und Orientierung und Klarheit.
Zitat von volapuek im Beitrag #1
Fast täglich bekam ich zu hören, dass sie mir nichts zutrauen würde und sie sowieso alles selber machen müsste, weil ich nichts hinbekommen würde. Das betraf sowohl den Alltag, wie z.B. Haushaltstätigkeiten, aber auch die Schule oder zukünftige Berufsperspektiven.
Da siehst du mal, wie die unterschiedlichsten Wege zum gleichen Ergebnis führen: Aus mir hat eine durch und durch positive Erziehung einen Messie gemacht.
Meine Mutter fand mein Kinderzimmer-Chaos zwar nicht gut, doch da es mein Zimmer war, nicht ihres, wäre sie nie auf die Idee gekommen, mich deshalb zu schimpfen.
Sie hat mich auch nicht im Haushalt mithelfen lassen. Weil sie der Meinung war, ich solle mich unbelastet auf die Schule konzentrieren und ansonsten ein freies Leben führen.
So habe ich in meiner Kindheit und frühen Jugend nicht gelernt, Ordnung zu halten und zu putzen. So entstand ein prächtiges Messieproblem ab der ersten eigenen Wohnung...
Haushaltsführung lässt sich zum Glück in jedem Alter nachträglich lernen.
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Manche Messie lerne die Haushaltsführung zu früh kennen......
Tisch decken und abdecken für die Familie.....jedes Kind darf nach dem Abendessen der Reihe nach abdecken und die Spülmaschine einräumen und Töpfe und Pfannen abwaschen. Ob 7 Jahre alt oder 8 oder 10...spielt keine Rolle.
Jedes Wochenende hatte jedes Kind seinen Arbeitsbereich im HAUS und GARTEN, den es zu putzen galt.
Wir wissen wie es geht, aber die Freude an den Alltäglichen Aufgaben ist leider nicht gefördert worden....es gab schimpfe, wenn es nicht der Ordnung entsprach oder nicht in dem erforderlichen Zeitfenster erledigt wurde. Nichts mit selber aussuchen, wann machen.
Ab und zu kam noch das Bügeln für 6-7 Personen dazu.....
Der Berg ist ähnlich hoch wie wenn ich ihn anwachsen lasse, nachdem ich meine Blusen fast alle getragen und gewaschen habe.....o.k., inzwischen konnte ich bügeln auslagern an jemanden, der es gerne macht.
Zimmer aufräumen....das wurde irgendwann nicht mehr verfolgt, doch zu dem Zeitpunkt war die Lust an Ordnung bereits vergangen.....
Abgesehen vom dreckigen Gemeinschaftsessgeschirr und von der Dreckwäsche, die idealerweise dazu beiträgt, dass die Waschmaschine VOLL laufen kann. Bei 7 Personen ist täglich eine voll, doch wenn die Wäsche den Weg nicht zur Maschine findet, gab es "schimpfe".
anerkennende Worte blieben meistens aus und wenn welche kamen, waren sie bei dem alltäglichen "Geschimpfe" mit Skepis zu behandeln und wirkten wenig aufbauend.
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Bei mir war es ein Mix aus beidem. Bei meiner Oma groß geworden, hatte die durchaus auch ihre "Bedenken", ob ich alles kann und alles lernen kann und so weiter. Andererseits zog sie mich schon zur Hausarbeit ran, Tisch decken beim Abendessen, später auch Mittagessen - nur der Frühstückstisch begrüßte mich täglich gedeckt, wenn ich noch zur Schule ging. Hatte sie unsere große Wäsche, gehörten Abwasch und Auskehren von Küche und Flur zu meinen Aufgaben.
War ich ihr zu langsam, war ich das Mählmus, war mein Vater "zu dumm" (ja, auch der hat es immer noch abbekommen, obwohl schon lange erwachsen), war er ein Blähschaf und was weiß ich nicht alles.
War dann meine Tante (ihre Tochter) zu Besuch, waren ja zwei Frauen da, also konnte ich mich allein um meine Hausaufgaben kümmern. Oma kommunizierte das aber nicht so und so ging meine Tante davon aus, daß ich ein schönes Leben hätte und von vorn bis hinten verwöhnt wurde. War ich dann in den Sommerferien bei ihr, ging das Erziehen und Exerzieren dort weiter.
Meine erste eigene Wohnung 1988 war dann eine "Puppenstube", ich hatte durchaus Potenzial. Es klappte alles - bis ich auf den Typen reinfiel, der dann zweigleisig fuhr und diese andere mit in meine Wohnung nahm. Ich hab den Kerl zwar rausgeschmissen und ihr die Freundschaft gekündigt, aber mich danach halt auch gehen lassen. An den Folgen hatte ich lange zu knabbern. ...
So hat da wohl jeder seine Geschichte, was nun Auslöser, was Symptom ist bei jedem unterschiedlich.
LG Hatifa
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