Mein Weg in die Ordnung

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20.09.2014 02:35
#1
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Hallo,
seit ca. 5 Jahren lebe ich - mal mehr, mal weniger - in einem totalen Chaos. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal in meinem Bett geschlafen habe, d. h. seit wann ich den Sachen mein komplettes Schlafzimmer überlassen habe und auf der Couch schlafe. Um mich herum: Tausend Sachen. Bildlich gesprochen: Wäre ich ein Gemälde, bestünde mein Rahmen aus lauter nützlichen und unnützen Gegenständen -> Der Rahmen lässt das Gemälde nicht wirken. So fühle ich mich. Ich mag es, Gäste zu haben, ich wünsche mir einen Lebenspartner und ich würde gerne mehr meinen vielfältigen Interessen nachgehen, doch ich lasse mich durch meinen 'Rahmen' einschränken: Gäste/Partner kann ich doch nicht in meine Wohnung lassen; um mich auf eine Weiterbildung konzentrieren zu können, muss ich Platz schaffen, an dem ich lernen kann ... kurz, egal was ich tun möchte, es endet mit dem Gedanken ans Aufräumen müssen. Selbst meinen Urlaub verplante ich mit Aufräumaktionen, die ich dann doch nicht durchführte, weil ich mich von dem Chaos erschlagen fühlte.

Mein Hauptproblem: (Saubere) Kleidungsstücke, Papiere, Kleinkram (Deko etc.), Sachen, die kaum genutzt wurden bzw zu schade zum wegwerfen sind.
Was mich im/am Leben am meisten hemmt: Der Gedanke 'wenn ich aufgeräumt habe, dann ...' & 'Erst muss ich das Chaos beseitigen, bevor ...'
Mein Ziel ist es, mir in den kommenden Wochen einen Rahmen zu schaffen, der mich zur Wirkung kommen lässt, einen goldenen Rahmen sozusagen.

Auslöser war die - wiederholte - Frage eines Mannes, den ich sehr toll finde, ob er zu mir kommen solle. Ich wusste, dass er nicht kommen würde, da er sich bereits vor geraumer Zeit für eine andere Frau entschieden hatte, und sagte 'ja', was auch tatsächlich mein innerer Wunsch war. Gleichzeitig hatte ich Panik in den Augen bei der Vorstellung, er stünde vor der Tür. Welch ein irrsinniger Widerspruch! Fazit: So geht es nicht weiter!

Weitere Einsichten:
- Ich zahle ziemlich viel Miete für den kleinen Radius, den ich tatsächlich nutze.
- Die von mir genutzte Fläche könnte einer Gefängniszelle entsprechen .. und in der Tat fühle ich mich manchmal wie eine Gefangene des Chaos.
- Unter diesen Umständen wird sich niemand bei mir wohlfühlen.
Ich fühle mich ja selbst mit meinem Krempel und Dreck nicht wohl- und es ist mein eigener! Woanders sehe ich Schmutz ja auch - und 'ekle' mich.
- Welch hohen Wert messe ich den Gegenständen bei? Und welch geringen Wert messe ich mir im Vergleich bei, wenn Maßstab die Raumaufteilung ist?
- Ich habe ein Problem - ein sog. Messie-Problem.

Meine Lösung: Ich benötige Hilfe, Tipps, Motivatoren und sicher auch den einen oder anderen Tritt in den Allerwertesten.
Die Gefahr, die ich für mich sehe: Meine Kräfte zu überschätzen (zu viel auf einmal zu wollen), meine Kräfte zu unterschätzen (das schaffe ich nicht),
das Problem 'Messie' als Ausrede für Bequemlichkeit zu missbrauchen (ich habe mich daran gewöhnt, mein Chaos zu ignorieren und auf der Couch zu liegen) & nicht durchzuhalten.
Meine Motivatoren:
1. negativ = http://www.elitepartner.de/forum/er-ist-ein-messie-schock-und-funkstille-nach-wohnungsbesuch-33066.html
2. positiv = http://www.simplify.de/die-themen/sachen/messie/einzelansicht/article/aufraeumen-nie-wieder-dem-messie-syndrom-erliegen/

Ich habe mit dem Badezimmer angefangen und das Gröbste in meiner Küche (incl. Kühlschrank! :) ) ist bereits erledigt. Die zwei Räume sind überschaubar und daher am einfachsten. Ich gehe meist nach der Simplify-Methode vor und setze mir nur einzelne Schränke/Schubladen vor, welche ich erst komplett ausräume, dann putze, und schließlich die gesäuberten Gegenstände wieder einsortiere. Anfangs schwer gefallen ist mir das Wegwerfen von Pröbchen und abgelaufenen Lebensmitteln - aber dann habe ich mich gefragt, nutzt du es morgen bzw. würdest du es jetzt mit Genuss essen? - Da die ehrliche Antwort meist 'Nein' war, habe ich es weggeworfen, was - einmal in Fahrt - immer leichter fiel ... und siehe da: Ich lebe noch und vermisse nichts davon! :D
Morgen ist die restlich Küche, und der Eingangsbereich dran. Zur 'Belohnung' gibt es eine neue Fußmatte und neues Geschirr + Besteck. Als leichtes Druckmittel lasse ich mir morgen Nachmittag Getränke liefern (gleichzeitig Belohnung). Mal sehen, wie sich das nach all der Zeit anfühlt, wenn es klingelt und ich öffnet die Tür anstatt mich 'tot' zu stellen.
VG


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20.09.2014 10:48
#2
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Puh, wie dreckig kann so eine Wohnungstür eigentlich sein?
Den Zeitaufwand hatte ich ziemlich unterschätzt und hätte ein paar Mal fast aufgegeben ... aber egal, sie blitzt und die neue Fusmatte liegt auch schon. Und es ist erst 10.30h! :) Die alte Matte, die mir eigentlich immer noch gefällt, habe ich trotzdem weggeworfen. Erst dachte ich 'vielleicht kann ich die vereschenken' aber da mir ad ho keiner einfällt und ich ohnehin schon ein paar Tüten mit diversen Sachen hier stehen habe, die ich verschenken möchte ohne genau zu wissen an wen, habe ich tief Luft geholt und sie in die Tüte gedrückt.

Jetzt erst mal Pause. Ich bin stolz auf mich, auch wenn das sicherlich nicht viele verstehen können - wegen einer geputzten Tür! ;) Aber was solls: Mein Tempo, mein System ... ich darf machen was und wie es mir gefällt, meine Freiheit!
Ich möchte den Rest der Küche auch noch schaffen!
Der Lieferservice kommt zwischen 16 und 18h.

Euch allen einen schönen Start ins Wochenende!


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20.09.2014 13:25
#3
Ta
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Tolle Leistung ! so ähnlich geht es mir auch. Ich fang mit Elan was an und dann stockt es wieder.

erstmal schönes WE ! Grüssele Mausohr


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20.09.2014 16:54 (zuletzt bearbeitet: 20.09.2014 16:59)
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#4
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Hallo, Willkommen im Forum!

Du hast schon großartig angefangen, du kennst die Simplifizierung, und du weißt, wie wichtig es ist, sich zu belohnen. Vielleicht möchtest du dich noch über Teufelskreise und/oder Mini Habits informieren? Die entsprechend betitelten Threads sind hier gut zu finden.
Überflüssige und ungeliebte Gegenstände loszuwerden, ist auf jeden Fall der ideale Anfang. Einmal alles gründlich durchzuputzen der perfekte zweite Schritt. Sich an der Leistung zu erfreuen und sich dafür zu belohnen - goldrichtig. Aber mach nicht mehr, als du dir zumuten willst. Solange es Spaß macht, ist alles gut. Nur wenn du dich unter Druck setzt, zum Ende kommen zu müssen, weil du sonst mit dir unzufrieden wärst, dann ist es wahrscheinlich zu viel. Morgen ist auch noch ein Tag, wie man so schön sagt.

Als nächstes würde ich dir empfehlen, deine Wohnung an deine Gewohnheiten anzupassen. Wo hinterlässt du am schnellsten den größten Saustall? Nutzt es was, da z.B. einen Mülleimer hinzustellen? Wo landet deine Schmutzwäsche, und kann man nicht genau da den Wäschetrog aufstellen? Warum vergisst man ständig Dinge, die man aus der Wohnung heraus schaffen will? Wo landet die Jacke und die Handtasche - und warum ist der Kleiderhaken nicht einfach genau dort? Was genau hindert dich daran, regelmäßig Wäsche zu waschen, und wie kann man diese unangenehmen Aspekte des Waschens vermeiden oder zumindest mildern? Wenn du die Gewohnheit hast, am liebsten auf dem Sessel zu lesen, und da liegen dann überall die Bücher und Zeitungen herum - warum steht dann das Bücherregal im anderen Zimmer?
Man kann sich von "jeder hat das so, also hab ich das auch so, auch wenn das gar nichts mit meinen Lebensgewohnheiten zu tun hat" verabschieden. Die Couch einfach rauswerfen, wenn man sowieso nie darauf sitzt, und stattdessen die Bastelecke einrichten, die man schon immer wollte. Es besteht keine Vorschrift, dass der Kleiderschrank im Schlafzimmer zu stehen hat. Niemand zwingt dich dazu, deine Handtücher im Bad aufzubewahren, wenn du dort keinen Platz dafür hast - oder umgekehrt, sie im Kleiderschrank zu lagern, wenn du sie lieber im Bad griffbereit hättest. Wie wärs mit einer "Profi-Kaffee-Ecke" in der Küche, so wie im Büro, wo alles griffbereit beisammen steht, statt dass man es aus fünf Schränken zusammen suchen muss? Es ist nicht illegal, seine selten genutzten Back-Sachen nicht im Backofen zu lagern, sondern im Keller. Müssen die Vasen griffbereit stehen, wenn man sich seit zwei Jahren keine Blumen gekauft hat? Wären da die Tupperdosen nicht besser, für die man sich ständig hinknien und hinten im Schrank wühlen muss? Wenn der Haustürschlüssel immer auf dem Telefontisch landet, statt am Haken, dann ist es doch viel einfacher, eine Schale für den Schlüssel genau an diesem Platz bereit zu halten, und den Schlüsselhaken vielleicht als Schmuckständer zu benutzen...?
Man muss nicht einmal überall ein Möbelstück stehen haben. Manchmal inspiriert einen erst die leere Wand, etwas damit anzufangen, das man vorher aus Platzmangel nie erwogen hätte. Z.B. ein Aquarium. Schminktisch? Schuhregal bis unter die Decke. Wintergarten? Mal-Ecke. Mini-Werkstatt. Kuschelecke. Beleuchtetes Podest. All diese Dinge werden nie passieren, solange der Raum voll ist mit ungeliebten Möbeln, die man nur hat, um Dinge unterzubringen, die man nicht mag oder braucht.

Das sind natürlich alles nur Beispiele, aber je mehr man sich mit diesen Pseudo-Gewohnheiten auseinander setzt, desto mehr fällt einem auf, wieviele fremde Muster man übernommen hat, obwohl sie gar nicht zu einem selbst passen. Folgt man dem fremden Muster, handelt man aber gegen sich selbst - und genau das ist es oft, das es so schwer macht, kontinuierlich Ordnung zu halten. Eigentlich logisch, oder? In einem Haus, in dem einfach nur die Auffangschale da steht, wo dein Kram sonst auf dem Boden landen würde, ist es automatisch aufgeräumt, ohne dass du dich auch nur geringfügig ändern müsstest. Du schmeißt das Ding ja noch genauso achtlos dort hin wie vorher, bloß dass es jetzt in einem Korb landet. Stell einen schwarzen und einen weißen Korb auf und mach Wurfübungen - haste die Wäsche gleich vorsortiert.
Wer durch viele solcher Tricks und Kniffe so gut wie keine Zeit mehr mit Aufräumen verbringen muss, hat mehr Zeit und Kraft, um jeden Tag ein bisschen was zu putzen. Und Besuch kann jederzeit kommen, denn auch an den chaotischsten Tagen ist eine solcherart gewohnheitsorientierte Wohnung noch gehobener Durchschnitt in puncto Ordnung und Sauberkeit. Es hat ja kaum noch was die Chance, unordentlich zu werden, wenn es sich im Lauf des Tages "nebenbei von selbst" aufräumt.


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20.09.2014 19:32
#5
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Hallo Mausohr und Numi,

vielen Dank für Eure Aufmunterung! :)

Also ganz fertig geworden bin ich zwar nicht mit der Küche, aber - für meine Verhältnisse - eine 2+.
Es fehlt noch die Deckenlampe, die Klingelbuchse, der Sicherungskasten, ein Unterschrank, ein mittelgroßes Regal und die Hälfte des Fußbodens, dem ich wie zu Omas Zeiten auf Knien und Scheuermittel Fliese für Fliese zu Leibe rücken muss ... anders bekomme ich ihn nicht wirklich sauber.
Es ist zwar sehr mühsam und ich hatte zwischendurch das Gefühl, es wird mir zu viel, das schaffe ich nie im Leben bis 16h! Ich habe für mich dann beschlossen, dass ich lieber gründlich weiterputze und nicht fertig werde anstatt jetzt husch, husch oberflächlich zu werden. Um 15.15h habe ich das Putzzeug weggeräumt und bin Duschen gegangen.Als er noch nicht da war, habe ich sogar noch gespült. Auch wenn ich die Aktion mit dem Lieferservice zeitweise bereut habe und dachte, den Druck nicht aushalten zu können, jetzt bin ich froh drüber. Bestimmt wäre ich sonst heute nicht soweit gekommen und heyyyy! - Es hat geklingelt und ich habe aufgemacht ->Menschen haben in meine Wohnung (den Eingangsbereich und Küche) geschaut. Es fühlt sich herrlich 'normal' an. :D
Trotzdem werde ich mich nun lieber doch noch nicht mit meinem Vermieter wegen notwendiger Badreparaturen in Verbindung setzen. Für viele Handgriffe benötige ich länger als gedacht - der Schmutz versucht seinen jahrelangen Stammplatz zu verteidigen ;) -und außerdem, selbst wenn ich das Bad fertig bekomme, was, wenn der Vermieter nicht gleich einen Handwerker schickt,sondern sich das selbst ansehen möchte und dann womöglich auch den Rest der Wohnung oder zumindest das Wohnzimmer? Der Druck ist mir derzeit definitiv zu hoch!

@Tante Mausohr: Genau so ist es. Voller Elan beginnen und dann aufgeben. Damit das nicht passiert, habe ich mir überschaubaren Druck gesucht. Diesmal in Form des gleichzeitig nützlichen Lieferservices. Allerdings hat das Vor- und Nachteile (s. o.).

@numi: Also dreckige Wasche, waschen und Müll wegbringen sehe ich für mich nicht als Problem. Ich habe keinen Platz für Wäscheständer der Wäschekorb. Ich habe keinen Keller, keinen Dachboden und auch keine Abstellkammer. Blusen hänge ich zum Trocknen auf eine Kleiderstange (von wo sie aber höchst selten den Weg in den Schrank findet); den Rest verteile ich in der Wohnung. Grundsätzlich bin ich auch ganz zufrieden, wo die Gegenstände sein sollten - bis auf die Gegenstände, denen ich keinen Platz zuordnen kann. Es ist einfach viel zu viel!!!! :/
Aber für neue Post o. ä. nehme ich Deinen Tipp gerne auf. Die verteilt sich nämlich - meist ungelesen - im ganzen Wohnzimmer, überwiegend auf dem Esstisch. Aber was Du schon geahnt hast, ist eingetreten. Ich bin zwar stolz auf mich und glücklich zu sehen, wie hell und geräumig meine kleine Küche jetzt ist- trotzdem habe ich eine innere Unzufriedenheit in mir 'da hätte mehr gehen können/sollen/müssen! Denn in dem Tempo werde ich dieses Jahr unmöglich fertig und nach der Arbeit kann ich mich nicht aufraffen - die 30min-Regel habe ich nicht durchgehalten. Deshalb setze ich meine Hoffnung auf die Wochenenden - auch wenn ich dadurch viele Unternehmungen mit Freunden verpasse, die mir bestimmt Spaß machen würden. Auf denen ich evtl. den Mann meiner Träume begegnen würde ... der allerdings nicht zu mir könnte, da ich vorher aufräumen muss ...

-> Mein Lebensraum hat jetzt allerhöchste Priorität, den Leidensdruck halte ich nicht mehr aus.
Meine Wohnung muss von einer chaotischen Behausung zu meinem gemütlichen Zuhause mutieren!
Es ist mir ernst!

VG
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