Ist alles durch Trauma bedingt, alles durch Gene, oder...?

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19.12.2022 23:21
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#16
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Zitat von Miranda im Beitrag #15
Was eine willentliche Entscheidung ist, aber die ist nur möglich auf der Grundlage, dass man weiß, dass diese Gedanken etwas sind, was man selbst *tut*.

Stimmt. Es braucht BEWUSSTHEIT dazu.

Zitat von Miranda im Beitrag #15
Etwa so, dass man sich geradezu schaden würde, wenn man was Neues macht, wenn nicht das Trauma, das zu dem bisherigen Verhalten geführt hat, irgendwie beseitigt ist.

Mag sein, dass du richtig liegt. Da ich eher zum "Katastrophendenken" neige, vermute ich eine höherer Chance zur TRaumatisierung.....vermutlich ist das mein Trauma....diese eher destruktive Denkweise.
Sie wirkt weniger enttäuschend, wenn diese vorhersage zutrifft als der FRUST mich ereilt, wenn die positive Denkweise nicht eintritt, egal wie sehr ich es gewünscht und gehofft habe.

Zitat von Miranda im Beitrag #15
Ich meine eher die Neuroplastizität (was etwas ganz anderes ist). Dabei werden, biologisch gesehen, durch neues Verstehen von Zusammenhängen und neues Handeln neue Synapsen, d.h. Verbindungen zwischen existierenden Hirnzellen gebildet.

Ja, an die glaube ich auch.
Da ist mein positiver Glaube unerschütterlich, dass beides geschieht.

Kopfschmerzen und Schwindel sind übrigens heilende Signale, wenn die neuroplastizität sich von Traumen verabschieden.

Zitat von Miranda im Beitrag #15
Wir müssen halt auch gar nicht die Gene verändern, um was Neues zu lernen, weil diese Fähigkeit ist Bestandteil der biologischen Grundausstattung jedes Menschen.

Wüsste nicht, dass ich geschrieben hätte, dass wir um etwas neues zu lernen die Gene verändern müssen. Ich denke, mit dem neuen Lernen kann sich das bis auf die Zellebene und den genen auswirken.

Zitat von Miranda im Beitrag #15
Man *darf* auch als Messie denken, dass man selbst okay ist und dass auch die eigenen Eltern und alle, die man lieb hat, okay sind.

Danke für die Erlaubnis.
Die fehlt mir tatsächlich. Da hängt mein system noch fest (ist starr) in Bezug auf die Verknüpfung "Falsches handeln, falsches verhalten, = Person falsch.


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20.12.2022 13:57
avatar  Robin
#17
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Also 2-3 Wege sehe ich, zu dem Schluss zu kommen, dass wir ganz okay sind, so wie wir sind (und uns aber auch verändern dürfen!):

- Es ist die allgemeine Lebenserfahrung, dass Menschen besondere Talente, aber auch besondere Schwächen haben. Kann es sowas wie eine "Ordnungs-Legasthenie" geben? Eindeutig ja, finde ich! Wie auch Lesen und Schreiben ist das Ordnen vielfältiger und unterschiedlicher Dinge eine komplexe Aufgabe, und das fängt damit an, Dinge zu ordnen in "brauch ich - brauch ich nicht" und dabei nicht mehr als eine passable Wohnungseinrichtung auf den "Brauch-ich-Haufen" zu packen. Das fängt auch an mit der Frage, wie viel Zeit mir zur Verfügung steht und wie ich sie nutzen will. Es entspricht z.B. ganz und gar nicht meiner Wahrnehmung, Zeit in Scheiben zu denken und es graust mir vor der Idee, das mit meinem ganzen Leben so zu machen. Es reicht mir eigentlich, wenn ich in der Lage bin, einigermaßen pünktlich da oder dort zu sein, wenn ich muss.

- Und verurteile ich etwa Menschen, denen dies oder jenes schwer fällt, dafür? Hasse ich Legastheniker*innen oder Unmusikalische oder mache irgendein moralisches Gedöns davon? Nö. Warum sollte ich dann nicht denselben ganz normalen Respekt verdienen wie andere Leute auch? Es gibt da schlicht keinen Grund, weil:

- Ich tu ja keinem was. Das kann man nicht von allen Leuten behaupten, und wie wir wissen, können auch Messies andere heftig nerven und belasten. Aber erstmal ist es jedenfalls bei mir so, dass ich niemanden zwinge, es mit meinem Krempel auszuhalten.

- Und ist es überhaupt an sich eine schlimme Sache, wenn da viel Zeugs ist? Ich meine, es ist ziemlich unsinnig, wenn das Zeugs andernorts fehlt und bei einem selbst nur rumliegt. Dann ist es vernünftig, es dorthin zu tragen, wo es fehlt. Aber ist das Vollgepfropfte an sich was Schlechtes? Ich meine, das ist doch bloß eine Bewertung, und die *dürfen* wir subjektiv vornehmen! Du hast z.B. schon ein paar mal geschrieben, dass du dich unwohl fühlst in leeren oder spärlich gefüllten Räumen. Und warum sollte es ein Makel sein, das so zu empfinden? Würde denn z.B. jemand auf die Idee kommen, nach einem Trauma zu suchen, wenn jemand keine Einbauküchen mag oder keine grün gestrichenen Wände?


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21.12.2022 10:21
#18
An
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Hm, Epigenetik schön und gut, aber das ist doch eher ein seltener Fall. Normalerweise sind die Gene vorgegeben. Da kommen aber auch noch Instinkte dazu, Erfahrungen, Gewohnheiten, bewusstes Verhalten und so weiter.
Die Schuldfrage ist den Menschen immer ganz wichtig, ist aber sehr lähmend. Wenn ich Schuld bin an was auch immer passiert ist, dann muss ich mich scheiße fühlen und befürchten, dass mir das ständig passieren wird, ganz unweigerlich, weil ich ein So-und-so-Mensch bin, z.B: eine Opferpersönlichkeit oder ein was auch immer. Das ist nicht schön.
Wenn die anderen Schuld sind, kann man immer noch behaupten, dass ich eine Opferpersönlichkeit bin, die andere Menschen dazu zwingt, ein Täter zu werden.
Letztlich glaube ich aber, dass diese ganze Art, wie wir gelernt haben, auf Schuld, Verletzungen, Probleme zu blicken und darüber nachzudenken, das HAUPTPROBLEM ist. Ich bin ziemlich sicher, dass ich nicht traumatisiert worden wäre von selbst den schlimmsten Dingen, die mir passiert wären, wenn sie einfach passiert wären und am Tag darauf führe ich mein normales Leben weiter, während ich ein wenig humple oder so.
ABER das dürfen wir ja nicht. Wir dürfen nach einem schrecklichen Erlebnis nicht humpeln (also uns schonen oder Anzeichen von Verletzung zeigen), wir dürfen aber auch nicht glücklich oder normal drauf sein, das erlaubt keiner.
Darum war bei mir die wichtigste Lösung für alle psychologischen Probleme, einfach meine Gefühle anzunehmen und mir nicht reinreden zu lassen, was ich fühlen darf, soll, muss. Mit welchem Recht erzählen mir andere Leute eigentlich, dass ich vergeben muss oder dass ich mich rächen muss oder schämen oder was auch immer? Sollen sich doch um ihren eigenen Kram kümmern!

Aber zurück zum Messieproblem: Was ich beobachtet habe hier im Forum ist gerade die Frage "Was werden die anderen von mir denken?" für Messie ein starker Lähmungsfaktor. Man traut sich nicht, den Müll runter zu bringen, weil man sich davor fürchtet, die anderen könnten sich dabei etwas Schlimmes denken. Als Nichtmessie komme ich gar nicht auf so eine Idee, weil ich der Meinung bin, ich habe nichts zu verbergen. Wenn ich meinen Keller aufräume, dann fülle ich halt ein paar Müllsäcke und trage die raus. Das macht jeder mal.

Man sollte sich immer zuerst um die eigenen Gefühle und das eigene Wohlbefinden kümmern. Nicht in dem Sinne, dass ich auf anderen herumtrample und rücksichtslos bin. Das kann ich gar nicht. Aber wenn es darum geht, ins Gleichgewicht zu kommen und seine Probleme zu lösen.


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21.12.2022 10:31
#19
An
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@Miranda
Ordnungs-Legasthenie, das gefällt mir! Ich muss da an meine Schwester denken. Wenn ich jammere, dass mein Wohnzimmer ungemütlich ist durch die vielen Sachen, die von ihr dort stehen, guckt sie nur ratlos und sieht nicht das, was ich sehe. Das ist für sie normaler Wohnstil. Als ich die Party hatte, was er besser, aber ich glaube, den Unterschied hat sie gar nicht wahrgenommen.

Viele Dinge zu haben, ist gar kein Problem an sich, wenn man den Platz hat, um alles zu lagern. Man könnte zum Beispiel seinem Messiekram ein Museum bauen, wenn man viel Geld hätte. Da wäre dann alles schön geordnet und auf roten Kissen präsentiert, beschriftet und wert geschätzt. Nur weil es so schrecklich durcheinander liegt und man nichts findet, weil vieles kaputt ist oder niemals genutzt werden wird, dadurch ist es Gerümpel. Der Messiekram wird durch die schlechte Lagerung quasi entwertet.

Beispiel Bücher: Wenn jemand ein eigenes Bibliothekszimmer hat und dort sind alle Wände voll Regale und alle Regale voll schön sortierter Bücher, dann ist es eine Bibliothek. Wenn die Bücher aber kreuz und quer herumliegen, in umgekippten Stapeln, die sind so in Kisten gequetscht, dass sie verdrückt und geknickt werden oder im feuchten Keller gelagert und angeschimmelt, dann ist das halt was anderes. Und mir tut das weh, wenn Bücher so behandelt werden! Ich habe nur so viele Bücher wie ich gut hegen und pflegen kann. :-)
Ein bisschen ist es wie beim Halten von Tieren. Es gibt immer mal Leute, die halten 40 Katzen oder 40 Hunde in ihrer Wohnung. Und dabei sind die Tiere total verwahrlost. Das ist schlimm, obwohl der Grund für dieses Verhalten wohl Tierliebe war. Das hat so aber nicht funktioniert. Die Tiere haben nicht das bekommen, was sie brauchten. Was mich daran erinnert, dass ich hier noch ein hungriges Tier zu füttern habe. Gerade füllt sich der Arme seinen leeren Magen mit Wasser. Armes Tier!


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21.12.2022 20:19
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#20
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Zitat von Anna1111 im Beitrag #18
Epigenetik schön und gut, aber das ist doch eher ein seltener Fall. Normalerweise sind die Gene vorgegeben.

Das liegt bei jedem, wie er daran glaubt oder sich anhand von Fachliteratur oder so die Möglichkeiten anliest und dann seine Schlüsse daraus zieht.

Zitat von Anna1111 im Beitrag #18
Die Schuldfrage ist den Menschen immer ganz wichtig, ist aber sehr lähmend.

typisch deutsch auf alle Fälle.
Typisch Politik - wer tritt wofür zurück oder auch nicht, wenn er sich ein klein wenig abseits - welcher Norm - verhalten hat?

Weil uns das in den Medien auf unterschiedliche Weise vorgelebt wird, finde ich das eines der schwierigsten Aufgaben, damit umzugehen.

Zitat von Anna1111 im Beitrag #18
Mit welchem Recht erzählen mir andere Leute eigentlich, dass ich vergeben muss oder dass ich mich rächen muss oder schämen oder was auch immer? Sollen sich doch um ihren eigenen Kram kümmern!

Im Kleinkindalter erzählen dir Eltern und Kindergartenbetreuung oder Babysitter oder so, wie richtig und falsches Verhalten aussieht. Ob der Indianer Schmerz zeigen darf oder nicht...also GEfühle und Emotionen wird dir vermutlich auch in dieser Zeit beigebracht.
Weil ein Kleinkind das zu dem Zeitpunkt nicht unterscheiden kann, geschehen die ersten Prägungen in dieser Zeit.
Aus der Erwachsenenperspektive darf dir keiner vorschreiben und doch gibt es ungeschriebene Gesetze der Verhaltensethik, in welcher Form jemand seine Emotionen oder Gefühle präsentiert.


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