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Ordnung ist langweilig
Hallo ihr Lieben!
Zitat von Draculara im Beitrag #147
Viele Frauen arbeiten von früh bis spät und kriegen für das meiste oder das Wesentliche kein Geld. Sie sind erschöpft, oft schon beim Aufwachen, weil sie daran denken, was sie heute wieder alles machen müssen. Darum ist bei mir auch das Schamgefühl so groß.
@Draculara , ich hoffe, du meinst nicht, dass du so leben solltest wie diese Frauen! Ich finde, wir alle sollten das Leben auch genießen dürfen... Bei der Berufsarbeit ist man in einem sozialen Kontext. Das gibt einem viel Kraft, sollte aber auch nicht zu dauerhafter Überlastung und Überausbeutung führen. So einen sozialen Kontext kann man auch beobachten, wenn z.B. mal ein Umzug ist und man hilft und schleppt da den ganzen Tag Dinge, treppauf, treppab und mindestens 50% der Zeit mit Gewicht, teils bis an die Grenze von dem, was man überhaupt heben kann - und zu Hause ist man schon völlig erschöpft, wenn man den Einkauf die Treppe hochgeschleppt hat. Es gibt eine wissenschaftliche Untersuchung dazu, was es mit Menschen macht, wenn ihnen dieser soziale Kontext dauerhaft fehlt, schon aus dem frühen 20. Jahrhundert: "Die Arbeitslosen von Marienthal". Auf Wikipedia findet man eine Zusammenfassung. Auf jeden Fall: Dieses längst bekannte Phänomen ist der Grund dafür, warum das Jobcenter Langzeitarbeitslose erstmal zur "Aktivierung"in irgendwelche Maßnahmen schickt, bevor man ihnen "richtige" Angebote macht. Wenn das - wie bei mir, zumindest am Ende - in dieser Reihenfolge gemacht wird, funktioniert es auch, wenn die Leute einigermaßen gesund sind. Der Haken ist nur, dass teilweise Leute von einer Maßnahme zur anderen geschickt werden und es nie weitergeht, und dass es eine Menge Leute gibt, die genau deshalb erwerbslos sind, weil sie gesundheitlich stark eingeschränkt sind und bei jeder Bewerbung die Chefs sich halt die fittesten Leute rauspicken.
Ich habe auch eine sehr klare Position zum Schamgefühl: So lange es in der Welt so viel Grausamkeit gibt und Fragen, in denen es für andere fühlende Wesen um Leben und Tod geht und Menschen, die sagen, dass ihnen das scheißegal ist und sich nicht dabei schämen, ist eine unordentliche Wohnung kein Grund, sich zu schämen. Wir sind schließlich selbst diejenigen, die hauptsächlich darunter leiden - oder auch nicht. Auf jeden Fall ist es für andere, Heizungsableser oder sonstwelche Leute, höchstenfalls mal ein kurzzeitiges Hindernis und nicht ihr Leben!
Mein Eindruck ist auch, dass Scham es nur schwerer macht, sich nüchtern und emotional einigermaßen unbelastet mit dem Kram zu befassen. Wenn wir uns elend fühlen - z.B. wegen Schamgefühlen! - dann fühlen wir uns auch körperlich elend und schwer und erschöpft. Das ist genau das Gegenteil von dem sozialen Kontext, der uns Kraft gibt.
Das ist also ein Teufelskreis und die Schamgefühle sind m.E. eine Stelle, wo man mit relativ geringem Kraftaufwand raus kommt: Statt den Verstand dafür zu benutzen, sich runterzumachen, kann man ihn genauso gut dafür einsetzen, sich erstmal zu bescheinigen, dass man okay ist.
Zitat von Sybille im Beitrag #148
Und zwar glaube ich, dass man unterscheiden "muss" zwischen der Suche nach Schuldigen und der Suche nach Ursachen.
@Sybille - Stimmt.
Zitat von Sybille im Beitrag #148
Glaube ich trotzdem, dass es helfen kann zu verstehen, wie man in den Schlamassel hinein geraten ist. Weil zum Beispiel der Weg hinein umgedreht den Weg hinaus beschreibt. Oder weil es uns dann nicht nochmal passiert. Oder weil wir ne Antwort auf "Bist Du doof in so einen Schlamassel zu geraten?" wissen. Oder oder oder.
Ja, aber... 🤪 Oft ist das richtig. Wenn ich im Job z.B. eine Situation hatte, die schiefgelaufen ist, dann analysiere ich, wie sie sich dahin entwickelt hat und überlege, wann ich wie hätte anders handeln können, um das zu vermeiden. Und im ersten Jahr habe ich das regelmäßig auch schriftlich gemacht und auch, wenn es gar keine besonderen Vorkommnisse gab. Aber ich gehe dabei nicht so weit in der Vorgeschichte zurück, dass ich mich frage, wie ich geworden bin, wer ich bin, und wie mein Kunde geworden ist, wer sie/er ist. Ich würde auch nicht leugnen, dass es da eine Vorgeschichte *gibt*. Aber mein Ziel ist ja nicht, dass ich ein anderer Mensch werden will oder dass meine Kund_in gefälligst ein anderer Mensch werden soll, sondern ich akzeptiere uns beide, wie wir sind, und möchte nur mein Verhalten in einem bestimmten Punkt so ändern, dass "es" besser klappt. Und genau das ist auch meine Haltung zu diesem Hausarbeits-Thema. Dass andere das für sich anders sehen, ist ihre Sache und völlig okay. Auch wenn ich ehrlich gesagt Zweifel am Erfolg dieser Herangehensweise hab... Wir können nicht alle Ursachen beseitigen, und der Weg hinaus ist m.E. nur selten derselbe, auf dem man in einen Schlammassel hineingeraten ist. Um mal ein materielles Beispiel zu geben: Da wollte man 20 km wandern, hat sich verlaufen, es wurden 30 km, die Füße tun unendlich weh, und da kommt man zu irgendeinem Dorf und es gibt eine Bushaltestelle! Wer würde denn da zurückgehen wollen...
Zitat von Sybille im Beitrag #148
Solange es mir bei meiner persönlichen Entwicklung hilft, ist es daher mMn sehr wichtig und hilfreich Ursachen und Gründe besser zu verstehen. Wenn es aber nur noch um Ausreden geht, warum ich es nicht hinbekomme - dann ist glaube ich der Punkt erreicht, wo man sich selbst nur damit schadet.
Ja. Für die persönliche Entwicklung ist es oft wichtig, dass man Ursachen erkennt. Allerdings birgt diese Suche nach den Ursachen und Gründen m.E. den Kern, dass man sich nicht so akzeptiert, wie man ist.
Und ich sage niemandem, dass sie sich jetzt aber mal so akzeptieren sollen, wie sie sind, weil ich glaube, dass jeder Mensch nur selbst für sich wissen kann, wann das angesagt ist und wann nicht.
Aber ich sage, dass es bedeutet, auch zu akzeptieren, dass einem manche Dinge eben schwer fallen - und dass es *nicht* bedeutet, einen Berg Müll in der guten Stube zu akzeptieren o.ä..
Zitat von skurril im Beitrag #149
Derzeit ahne ich zunehmend die grossenteils Sinnlosigkeit meiner Papiersammlung.
@skurril - Oooh ja, ich auch! Wenn ich nur wüsste, *welche* Papiere sinnlos für mich sind und welche nicht!
Zitat von IBI im Beitrag #150
Meine wahrscheinlich für viele typischen und im Moment ablaufender Fehlschluss: jeder zu 50 %.....nix da......die Antwort lautet: beide zu 100 %.
@IBI - Ha!!! Genau das schrieb ich mal hier in Bezug auf das Scheitern von Beziehungen. Es soll aber nicht dazu führen, dass man sich in Schuldgefühlen wälzt. Sondern einem die Verantwortung und vor allem auch die eigenen Freiheitsgrade klarmachen. Wenn sich ein anderer daneben benimmt, hat man immer noch unendlich viele Möglichkeiten, darauf zu reagieren... Natürlich fallen einem unter Stress immer nur 2 ein: Kampf oder Flucht. Oder noch die Variante Totstellen, aber in vielen Lebenssituationen ist das praktisch dasselbe wie Flucht.
Zitat von Draculara im Beitrag #143
Dieser Unterschied zwischen etwas tun zu müssen, es aber nicht zu können, und dieses gewohnheitsmäßige Tun, weil es sein muss und vor allem weil man es längst in den Alltag integriert hat. Das macht aus uns Messies. Wir haben diese Struktur nicht mehr. Die Motivation ist nicht das, was fehlt. Es ist die Routine. Und die müssen wir langsam, Stück für Stück, wieder aufbauen.
Ja, das sehe ich auch so. Und was mache ich jetzt? Heute habe ich frei und die Routine, die ich grade aufbaue, ist die, dass erstmal die persönliche Entwicklung kommt, die Bildung, und dann das Frühstück, das Schreiben, und wieder die Bildung, und dann habe ich wieder Hunger, und wenn ich Glück habe, mache ich irgendwann mal ein bisschen Haushalt, bevor es zu dunkel dafür wird und ich zu müde dafür bin.
Ui, langer Text oben, ist es wert, mit xtraZeit gelesen/verarbeitet zu werden...
Also erstmal dies:
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Zitat von skurril im Beitrag #149
Derzeit ahne ich zunehmend die grossenteils Sinnlosigkeit meiner Papiersammlung.
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@skurril - Oooh ja, ich auch! Wenn ich nur wüsste, *welche* Papiere sinnlos für mich sind und welche nicht!
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@Robin - hmmm - schätzungsweise findet man das besser raus, wenn man sich konkret mal nen *Stapel/Ecke vornimmt und grob begutachtet!?
Bei mir unterscheide ich zunächst, was etwas "offizielles" ist, also meist *Schriftverkehr/Dokumente; im nächsten DurchGang, ob es noch gebraucht wird, oder sich bereits erledigt/aktualisiert hat!
(Keine Angst vor Verlust, meist kann man an der jeweiligen *Quelle nachhaken.)
Dann kommen 1000e *Notizzettel:
Wichtig oder erledigt?
*Ideen oder nur *Einkäufe zB?
Ideen xtra beiseite, konzentriert.
Alles zu dokumentieren gewöhne ich mir ab, auch die "DOKU-DOK":
*Dokumentation der Dokumentation!!??!!
Das war ja eine Endlosschleife, die JEDEN Speicher irgendwann sprengt!!!
Das war mal echt manisch, neurotisch, ängstlich.
LOSLASSEN als Zauberwort!
Vertrauen in den FLUSS...
Daher hängen auch allgemeine *Infos oft an meiner Wand, um jederzeit zugreifen zu können.
Weil ich ORDNERN misstraute...
Bei zB Terminen/Zeiten/Nummern mag das noch praktikabel sein, ansonsten:
Wie ein überfüllter *Desktop, wo ALLES um Aufmerksamkeit buhlt!?
Kunst der Sortierung.
Dann hatte ich noch den Tick, aus *ZeitungsBildchen Collagen zu machen:
Das ist fast überwunden:
Redundant. Fehl an Platz & Zeit.
(Überhaupt: eine Ersatzhandlung für eigene KunstWerke, zB Fotografie.)
*Artikel aus Zeitschriften:
Einzelseiten oder ganzes Heft?
Echte Platzfresser!
Oft verknüpft mit Sentimentalität..
Schnauf! Soweit erstmal.
Hier greifen Materie & Geist besonders ineinander, finde ich!?!
Wohlan.
Jetzt ist SPÜLE dran,
später evtl. Tischplatte.
LG von skurril ~
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Ich habe den Thread überflogen und bin über Routinen gestolpert.
Routinen finde ich langweilig, weil sie sich andauernd wiederholen.
Gleichzeitig gibt es Menschen, die Routinen lieben, weil sie das Leben vereinfachen.
Kann ich nachvollziehen, dass sie beitragen können den Stress zu reduzieren.
Doch wenn mich die Wiederholungen zermürben, vor allem bei Tätigkeiten, die ich nicht mag, vermeide ich sie.
Was kann ich tun, um die für mich langweiligen sich wiederholenden unliebsamen Routinetätigkeiten, spannender zu gestalten?
Eigentlich bietet das Leben genügend Situationen, die Anpassung erfordern. Die sind stressig genug. Da wäre es theoretisch sicher von Vorteil, wenn ich mir mit Routinen erholsame Pausen verschaffen könnte. Tja, unangenehme Routine-Tätigkeiten erlebe ich nicht als erholsam.
Es ist als würden Routinen dazu beitragen, meine Neugier zu bremsen.....haha, gerade Neugier kann dazu beitragen, dass Routinen Spass machen oder spielerisch zu nehmen sind, nicht wenn sie gebremst wurde.....
Bevor mich also ein ordentliches Gesamtbild einer Wohnung langweilig, lasse ich mich lieber von dem ständig wechselnden Bild, das durch mein Chaos entsteht, inspirieren.
Allerdings ist mein Chaos gerade ziemlich schlimm.....vielleicht inspiriert mich das zu viel es wieder auf mein übliches Mass zu reduzieren.
Zitat von IBI im Beitrag #153
Was kann ich tun, um die für mich langweiligen sich wiederholenden unliebsamen Routinetätigkeiten, spannender zu gestalten?
Hm, zum einen vielleicht Musik dabei anmachen und das Putzen mit ein paar Tanzschritten verbinden. Oder ein Hörbuch oder Podcast dazu anhören.
Vielleicht beim Putzen jedes Mal ein bisschen umdekorieren und sich Gedanken machen, was man als nächstes umdekorieren möchte.
Oder offen sein für Eindrücke oder Gedanken, die einem beim Putzen in den Sinn kommen. Diese dann oder danach aufschreiben. Und später dazu etwas schreiben.
Nur so als Ideen, ich will nicht behaupten, dass ich mich nicht auch jedes Mal überwinden muss.
Gold
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Pokal
Danke für deine Anregungen, Gitta.
Musik oder Hörbuch einlegen als Vorbereitung auf eine langweilige Tätigkeit?
Das ändert die Tätigkeit als solches nicht.
Wäre also ein Ablenkungsmanöver.
Wie tanzt du vor dem Spülbecken?
Mit dem Staubsauger konzentriere ich mich darauf möglichst alle Stellen im Raum zu erreichen. Gelingt mir tanzend nicht. Schlimm genug, dass ich um manche auf den Boden liegenden Dinge herum sauge, weil ich keinen anderen Platz finde.
Hmm, ich gehe jeden zweiten Tag ausgiebig baden. Diese Routine ist nicht langweilig, weil ich meist ein anderes Buch konsumiere. Und ich kann mich an diesem ORT voll auf den Inhalt konzentrieren bzw. LESEPAUSEN einlegen.
Hörbücher sind bei mir für Autofahrten reserviert. Dort ist der CD player. In der Küche ist keiner und mit dem Telefon höre ich keine Podcasts oder Musik...ich benutze phone und wenig smart.
Nun gut, meine Infrastruktur ist unzureichend für deine Anregungen, Gitta.
Die kann ich ändern. Das kann ich beeinflussen.
Gleichzeitig bin ich ganz froh und dankbar, dass dieses Telefon nicht mein Leben bestimmt.
Ich habe die Routine hier fast jeden morgen zu schreiben. die langweilt mich auch nicht.
Vielleicht ist es die Forschungsreise, was die "Nicht langweiligen" Routinen bieten, das die unangenehmen Routinen nicht bieten. Wenn ich es weiss, kann ich es ggf. den unangenehmen Routinen hinzu fügen.
lesen beim Spülen werde ich nicht können.
Lesen beim sortieren werde ich nicht können.
Fürs schreiben gilbt dasselbe. Es ist nicht miteinander kombinierbar.
Wenn ich an die unangenehme Routine Bewerbung schreiben denke, dann ist das Schreiben vorhanden, dennoch ist der Spassfaktor nicht so gross, weil es eine spezielle art des "lotto spielens" ist. Es müssen viele Parameter zusammen passen und viele davon kann ich nicht beeinflussen.
ich kann nur meine anteile beeinflussen ohne zu wissen, ob sie für das Gegenüber stimmig sein werden.
So wie du gerade nicht beeinflussen kannst, dass deine Anregungen und Ideen, nicht so stimmig sind für mich, Gitta.
Du darfst mit dem "NEIN, deine Ideen passen für mich nicht" umgehen, Gitta. Danke, dass deine Anregungen beigetagen haben, diese Aspekte für mich zu prüfen.
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