Ordnung ist langweilig

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20.01.2024 15:32
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@Robin
Naja, dass immer die anderen schuld wären, ist genauso extrem, als wenn man sich immer für alles selbst die Schuld gibt. Bei Interaktionen zwischen erwachsenen Menschen sind in der Regel beide zu ihrem Teil schuld. Selten mal nur der eine (Intrige) oder bei Gewaltanwendung.

„Wegen der Kinder“ nicht an seiner gefährlichen Sucht arbeiten zu wollen, klingt ziemlich verzerrt. Die meisten suchtkranken Eltern, die etwas tun wollen, wollen ja „wegen der Kinder“ clean werden, das ist ja ihr großer Antrieb und Motivation. Aber dieses Widersprüchliche kenne ich auch von meinen Eltern. Wahrscheinlich die gleiche Generation mit ihren ohnehin schon verzerrten Werten. Aber diese nochmal weiter in die falsche Richtung zu verzerren…Tja.


Und ich glaube schon, dass es bei manchen Messies mehr um den Zwang und ihre Freiheit geht. Und bei anderen ist mehr die Angst im Spiel (Angst vor sich selbst, also sich selbst so zu sehen, wie man ist. (Traumafolge)).


PS: Ich überlege gerade so. Vielleicht kann man nur dann etwas noch weiter in die falsche Richtung verzerren, wenn man grundsätzlich glaubt, es wären immer nur die anderen schuld? Und sogar vor dem Beschuldigen von unschuldigen Kindern damit nicht Halt macht. Nur, damit das eigene gedankliche Konstrukt weiter funktioniert. Könnte ja sein.


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20.01.2024 16:44
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@Gitta

Ich halte Schuld für ein ziemlich überflüssiges Konstrukt. Alle haben es jederzeit so gut gemacht, wie sie es eben konnten und wussten. Meine Aufgabe ist nicht, über andere zu richten. Zugleich brauche ich nicht die Schuld der anderen, um selbst unschuldig zu sein. Ich war's als Kind und bin es noch.

Dieses ganze Schuld-Thema verzerrt m.E. den Blick auf die Realität. Es ist aber andererseits in bestimmten Phasen des Lebens notwendig, sich mit Themen nochmal bewusst als Erwachsene zu befassen, die halt nunmal in uns vorhanden sind, weil sie dort irgendwann eingepflanzt wurden.

Aber zu der Realität, die wir verschleiern mit diesem ganzen Grübeln über was alles schlimm war in unserem Leben gehört halt auch, dass man vielleicht Ordnung langweilig findet oder - was m.E. weitaus häufiger vorkommt - das Aufräumen nicht vergnüglich findet. Besonders, wenn die Bude so voll ist, dass es gar keinen Platz mehr gibt, an den man etwas hinräumen könnte. Wie soll das denn Spaß machen?

Auch die Vorstellung, dass ein "psychisch gesunder" Mensch Spaß daran hat, Dinge zu tun, die keinen Spaß machen, halte ich für abwegig. Ich denke, eher lässt sich die Bewertung von Tätigkeiten als angenehm oder unangenehm zumindest stark verringern. Jetzt z.B. schreibe ich diesen Beitrag und hatte keine Lust, den Ofen anzumachen, zu lüften und das Bett frisch zu beziehen. Sind diese Tätigkeiten wirklich objektiv so viel schrecklicher? Nö, nicht wirklich... Allerdings sind meine Muskeln verspannt oder diese Faszien, von denen mittlerweile viel die Rede ist, und ich weiß, dass mir das Strecken und Bücken ein bisschen wehtun wird. Aber genau deshalb sollte ich das ja noch viel mehr machen, weil nur von Bewegung wird man beweglicher.

Würde ich motivierter sein, diese eigentlich jetzt im Moment anstehenden Arbeiten zu erledigen, wenn ich irgendeinen Schuldigen gefunden hätte? Ich behaupte: Nö. Wäre ich motivierter, wenn ich darüber nachdenke, dass es meine Schuld ist, dass der Ofen noch nicht brennt? Ich behaupte: Nö. Das würde mich höchstens dazu motivieren, hier sitzen zu bleiben und mit mir zu schimpfen.

Ich hab auch gar nicht den Eindruck, dass es mir an Motivation mangelt. Das, was fehlt, ist der Impuls zu handeln. Aber nachdem ich das nun losgeworden bin, kann ich ja einfach mal aufstehen und auch ohne diesen zündenden Funken den Ofen in die Gänge bringen. Übrigens hatte ich grade vorher das Altglas weggebracht und 20 Kilo Holzbrickets vom Supermarkt in den 3. Stock geschleppt, plus WE-Einkauf und meiner Wenigkeit (rund 90 Kilo), da darf man auch anschließend erstmal keine Lust mehr haben zu weiterem Sport.


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20.01.2024 19:54
#143
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@Robin

da gibt es einen Übergang zwischen "ich habe keine Lust zu..." und "ich kann mich nicht dazu überwinden, zu...."

Dieser Unterschied zwischen etwas tun zu müssen, es aber nicht zu können, und dieses gewohnheitsmäßige Tun, weil es sein muss und vor allem weil man es längst in den Alltag integriert hat. Das macht aus uns Messies. Wir haben diese Struktur nicht mehr. Die Motivation ist nicht das, was fehlt. Es ist die Routine. Und die müssen wir langsam, Stück für Stück, wieder aufbauen. Früher, kann ich mich erinnern, kam ich von der Arbeit, habe den Abwasch gemacht, das Bad geputzt und Staub gesaugt und dann kam mein Freund.

Selbst nach 9 Stunden Arbeit inklusive Fahrzeit habe ich den Haushalt gemacht. Warum kann ich das heute nicht, wo ich gar nicht mehr arbeiten gehe? Und es war keine Arbeit die Spaß machte. Früher haben die Frauen auch den ganzen Tag gearbeitet, die Kinder versorgt, zuhause geputzt... Und heute gibt es so viele Messies?

Dann hat mir mal ein Verhaltenstherapeut gesagt, es liegt genau daran, dass die Routine weg ist. Die muss wieder aufgebaut werden. Nicht alles auf einmal, erst mal täglich 15 Minuten etwa, dauert je nach "Bergen" eben auch Wochen bis Monate, aber wichtig ist ja der Anfang, und dass man nach dem Anfangen auch weiter macht.

Viele Grüsse
Draculara

http://www.draculara.de

http://messie.bplaced.net/messie

Eine Lösung setzt ein Problem voraus. Ich kenne meine Fehler, das hält mich aber nicht davon ab, sie zu machen

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20.01.2024 19:55
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#144
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ihr versucht ja gerade fleissig zu ordnen.

Zitat von Gitta im Beitrag #135
Warum reagierst Du mit einer Weiterreichung? Ich weiß nicht, ob meine Eltern ihre Eltern so empfunden hätten, weil sie sich nie Gedanken über so ein „lächerliches“ Thema gemacht hätten.


Weiterreichung??? Nein, das ist es nicht, sondern die Tatsache, dass ich ein wenig Mitgefühl für die Situation der Menschen in der Generation aufbringen lerne.
(und heute lernte ich etwas über Epigenetik, dass ein Enkelkind den "Hunger" seiner Grossmutter in sich trägt, der zum Zeitpunkt der Schwangerschaft mit der Mutter vorhanden war. Themen, mit denen ich wenig anfangen kann und lächerlich erscheinen, und dennoch gibt es die transgenerationale Wirkung, die wir nicht bewusst haben.)

Zitat von Gitta im Beitrag #139
Dann geht es bei Dir nicht um Schuld. Aber bei mir ist Schuld das große Thema.

Gitta, die Schuldnummer und den damit verbundenen ärger habe ich lange gehabt und zur Traumaarbeit gehört die auseinandersetzung mit dieser Phase.
Und es kann später eine vergebende Phase eintreten, in der ich scheinbar allmählich ankomme, in dem ich mich versuche in die damalige Situation meiner Mutter und Grossmutter zu versetzen....das war vorher lange nicht möglich.
Jedes Stadium zu seiner Zeit.

Zitat von Robin im Beitrag #138
fragt mal die Kinder, wer denn Lust hat, sein Zimmer aufzuräumen, wenn man auch spielen könnte oder was Spannendes im Fernsehen kucken oder lesen oder rausgehen und Abenteuer erleben oder oder oder...

stimmt, und es wird eine Altersphase geben, in denen sie genau das LERNEN dürfen mit Begleitung der Eltern, um ihre Impulskontrolle zu trainieren.

Zitat von Robin im Beitrag #138
ich was übrig für die Theorie, dass andere dermaßen unterdrückt wurden, dass sie den völlig natürlichen Drang, lieber zu spielen und sich schöne Dinge zu schenken, als sein Zimmer aufzuräumen, nicht mehr verspüren.

Ja, auch das kann geschehen. Der Drang zu spielen wird gestört....

Mein Kursergebnis von heute: finde Möglichkeiten wieder wie ein Kleinkind zu spielen und hole das nach.

Zitat von Robin im Beitrag #140
wenn ich nicht als Kind gelernt hätte, dass es sich da um etwas Unangenehmes handelt, das man tun *muss*

Es ist wichtig das zu lernen, robin. Auch als Kind. - Frische Seminarerkenntnis.

Zitat von Robin im Beitrag #140
Man wird zu was Unangenehmen gezwungen. Und sobald der Zwang wegfällt, macht man es dann logischerweise nicht mehr!

Genau, unter ZWANG wird dieses wichtige Lernprogramm dysfunktional und funktioniert nicht richtig, weil es nicht angemessen in der kindliche Lernphase begleitet wurde.

Die gute Nachricht: in dem Kurs lerne ich ein paar Methoden kennen, in denen ein "Nachholen" des Erlernens der dysfunktionalen Programme ermöglicht wird.

übrigens habe ich gestern gelernt: loslassen und wegschmeissen.....das, was ein Kind im Alter von 7 Monaten lernen würde und könnte, wenn es für diese spielerische Erfahrung nicht im Dauermodus beschimpft werden würde, dass es FALSCH ist, alles aus einem Laufstall zu schmeissen und sich nach sozialem Kontakt sehen würde, der diese Phase positiv unterstützt, was beim Schimpfen nicht der Fall ist. Und diesmal war ich beim LERNEN nicht alleine, sondern die Person hat mitgespielt und mich nicht beschimpft, dass ich etwas anderes können soll, dass ein Kleinkind in dem Alter nicht können kann.....
zu früh vom Kind etwas gefordert, das im Entwicklungsstadium des Kindes NOCH nicht an der Reihe war...
Dem alten Zwangsgefühl von damals wurde eine NEUE ungezwungene und das Kind entscheidet, wie es klar kommt, wann es Pause machen will, Energie angeboten - jetzt steht diese NEUE Erfahrung der alten Gegenüber und das Nervensystem verhandelt und wird etwas NEUES daraus entstehen lassen...

und ein Gefühl von innerem lebendigen Frieden kam heute morgen empor und das ist NEU, sehr NEU, sehr angenehm......


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21.01.2024 10:39
avatar  Gitta
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Ich bin nicht ganz bei euch. Ich halte Schuld- und Schamgefühle für starke Gefühle, die zum Beispiel auch gezielt benutzt werden, um Menschen zu manipulieren. Deshalb finde ich es für mich wichtig, mir eine passende Haltung zu diesem Thema zu erarbeiten.

Ihr könnt das Thema natürlich so sehen, wie es für euch passt. Keine Frage.

Fürs Vergeben ist der liebe Gott zuständig. Ich kann nur loslassen, gedanklich und emotional.


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