@GuteMine
Von mir auch gute Besserung. Es kann nur besser werden!
@Anna1111
Zitat von Anna1111 im Beitrag #61
Für sie scheint der Gedanke schlimm zu sein, dass sie etwas wegwerfen könnte, das man eventuell in 20 Jahren noch braucht. Das wäre ein Fehler. Den Krempel zu behalten, das hält sie dagegen nicht für einen Fehler.
Nun, bei mir ist es ungefähr so: Ich schaue auf das Chaos und halte es für einen Fehler, den Krempel zu behalten. Dann fange ich an, auszumisten, und schaue dabei auf das einzelne Ding und halte es für einen Fehler, es wegzuwerfen... Mir ist durchaus klar, dass die von
@Emin empfohlene Methode, sich ein paar Dinge rauszupicken, die einem wichtig sind, und den ganzen Rest unbesehen zu entsorgen, die effizienteste Art ist, mit diesem "Perspektive-Problem" umzugehen. Blöderweise halte ich es aber auch für einen besonders wüsten Fehler, so vorzugehen - weil es bedeutet, eine unbekannte Menge von "Wegschmeiß-Fehlern zu machen, ohne überhaupt zu wissen, was man da tut.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #61
Es stört sie überhaupt nicht, dass ich im Chaos wohne, das ist für sie der normale Einrichungsstil. :-(
Nun, da ich selbst in meinem Chaos wohne, könnte ich mir den Luxus erlauben, ein Schild an die Tür zu hängen: "Betreten auf eigene Gefahr" und das Chaos zu meinem Einrichtungsstil erklären, wenn ich wollte. Will ich aber nicht. Und auch das ist vielleicht etwas, was mich von deiner Schwester unterscheidet: Ich habe die Freiheit und ich habe die Wahl. Da ist niemand, der meine Probleme übernimmt, und da ist auch niemand, der mir verbietet, irgendwas zu behalten.
Ich habe diese Freiheit auch schon sehr hinterfragt, ob sie überhaupt was Gutes ist. Denn früher, mit Familie oder WG, war ich zwar schlampig und stets gestresst von der Panik, dass irgendwas mit mir nicht stimmt und ich das alles nicht so perfekt hinkriege, wie ich meinte, es zu müssen, aber eine Totalversagerin war ich nicht. Was ich jetzt bin. Und das ausbaden zu müssen ist nicht wunderschön, aber ich feiere doch immer noch jeden Tag im Herzen die Freiheit, es sein zu dürfen. Wenn es nur ein einziges Ding gäbe, was ich mir aussuchen und "mitnehmen" darf in eine "Traumwohnung", dann wäre es diese Freiheit! Also zu der Angst will ich jedenfalls nicht zurück...
Wenn ich dran denke: Mit 17 hab ich geheiratet, und dann haben meine Schwiegereltern u.a. das Schlafzimmer eingerichtet und ich hab mich in der ersten Nacht auf den Fußboden gelegt, weil es ja nicht
mein Bett war und ich deshalb gar nicht auf die Idee kam, mich da reinzulegen. Im Ernst! Macht man doch nicht, sich in anderer Leute Betten legen,oder? 🤣
Zitat von Anna1111 im Beitrag #61
Wenn es nur eine einzige Kiste wäre, würde ich die meiner Schwester auch einfach vorbei bringen. Aber ich bräuchte einen Lieferwagen. Und sie könnte dann zu Recht vorbringen, dass sie dafür keinen Platz hat und ich das Zeug darum wieder mitnehmen muss.
Das war mir schon klar. Aber du könntest ihr
eine Kiste nach der anderen bringen, wenn du nett bist, in Verbindung mit dem freundlichen Angebot, ihr jeweils beim Sortieren zu helfen. In
ihrer Wohnung - d.h. was sie behalten will, bleibt dort. Ist mir auch klar, dass ihr Mann das nicht will. Der muss aber auch mal hinnehmen, dass es nicht angehen kann, das ganze Problem auf dich abzuladen.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #61
Voraussetzung für schnelle und sichere Entscheidungen ist Bauchgefühl bzw. Intuition. Da es daran bei Autisten eher hapert, kann ich mir gut vorstellen, dass es einen Zusammenhang zwischen Autismus und Messietum gibt.
Oh, ich habe durchaus Bauchgefühle, aber eben auch Kopfgedanken, außerdem noch Umwelteinflüsse aller Art und weißderGeierwasalles, und alle zanken sie sich bei der Arbeit, wenn's ans Rausräumen geht! 🤯 Oder versuchen es jedenfalls...
Ansonsten meine ich, dass so ein Zusammenhang allein schon durch den Pi mal Daumen geschätzten Quotienten "Anzahl der aktiven Nutzer*innen hier im Forum / anwesende Autist*innen" empirisch bewiesen ist. Auch wenn beide Zahlen klein sind: Bei einer Reihenuntersuchung in England kam mal raus, dass 2% aller Kinder autistisch waren (inklusive Aspies) und so ziemlich alle Fachleute, die an dieser Studie nicht beteiligt waren, bestreiten diese hohe Zahl (würden aber auch nicht selbst nachzählen wollen!).
Machen wir uns mal klar: 2% heißt, dass in 4 Parallelklassen á 25 Schüler*innen zwei autistische Kinder dabei sind.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #61
Die hat schon in ihrem Kinderzimmer im unaufgeräumten Chaos gewohnt. Die kennt das gar nicht anders!
Ich frage mich, was es mit deiner Schwester gemacht hat, mit einer so perfekten Schwester aufzuwachsen. Oh, und in einem Messie-Haushalt noch dazu! Wer hat ihr jemals die Chance gegeben, zu lernen, "es selbst zu tun" (Maria Montessori)? Meine Meinung: Es ist sicherlich nicht so, dass sie spontan klarkommt, wenn du ihr den ganzen Kram einfach vor die Füße kippst. Aber es hilft ihr letztlich auch nicht, wenn sie sich um Entscheidungen rumdrücken kann.
Aus deinen Worten klingt auch Zorn und Verachtung, und das hilft auch weder dir noch deiner Schwester. Es ist verständlich, weil du ihr Verhalten grade ausbaden musst! Nur, schau, was das mit euch
beiden macht! Ich sehe euch wie zwei Seiten einer Medaille, wo sich die eine nicht ohne die andere verändern kann... Es ist schwierig, ich weiß. Ich bin auch mal mit jemandem in so eine Lage gekommen... Und nicht wirklich wieder raus. In einer Zeit, in der ich dann tatsächlich nicht mehr in der Lage war, meine Rolle so weiterzuspielen, kam er zeitweise aus seiner raus - und ich "durfte" dann wieder die Mama spielen, sobald ich mich erholt hatte. 😡
In gewisser Weise habt ihr vielleicht sogar einen Vorteil, denn der Krempel ist eine handfeste materielle Angelegenheit, die man übergeben kann.
