@Sybille
Ja, manchmal denke ich auch, ich sollte meiner Schwester einen Mietvertrag für zwei Zimmer unter die Nase reiben und ihr in Himmels Namen deren Nutzung offiziell erlauben. Auch wenn ich das nicht will. Aber ich werde sie sowieso nie los. Jedes Mal, wenn ich anrege, dass sie eine Winterjacke oder eine ihrer Handtaschen mitnimmt, reagiert sie überhaupt nicht. So als hätte ich gar nichts gesagt. Das macht Verhandlungen sehr schwierig.
Vielleicht wäre sie auch kooperativer, nachdem sie den Mietvertrag hat.
Andererseits: Bisher war ich schon öfter nachgiebig, weil ich hoffte, sie würde dann besser kooperieren. Aber mein Eindruck ist, dass sie dann eher denkt "Wusste ich es doch, dass ich mich noch durchsetzen würde. Sie ist einfach eine Niete."
Das ist das Ärgerliche dabei. Und genau darum möchte ich nicht noch mehr nachgeben. Ich habe ihr schon viel zu viel geschenkt, ohne dafür irgendetwas zurück zu bekommen! Sie nimmt immer nur.
Das einzige, was ich bisher an Kooperativität von ihr bekommen habe ist, dass sie gelegentlich, wenn es ihr reinpasst, spontan zu beliebiger Uhrzeit am Samstag vorbei kommt und mir sagt, was ich verkaufen und was ich auf unbestimmte Zeit lagern darf. Aus Sicht meiner Familie ist das eine super Unterstützung, wenn man berücksichtigt, dass sie eine beruflich erfolgreiche Frau in einer anspruchsvollen Beziehung ist. Nicht so wie ich... Single und mit einem halben Dutzend Teilzeitjobs, die alle keine richtigen sind. :-/

Ich habe mir jetzt mal alle Zimmer und Co aufschrieben und was ich da jeweils noch ändern will. Und bis wann. Bad und Gästeclo sowie Garten und Terrasse sind im Wesentlichen OK. Man könnte da noch besser dekorieren und einige der Gebrauchsartikel könnten noch weg, aber das sind die Details, die sich mit der Zeit von selbst einrenken. Bleiben noch jede Menge Zimmer, in denen mir irgendetwas nicht gefällt. Tatsächlich sehe ich aber, dass insgesamt gar nicht mehr so viel zu tun ist. Das meiste ist schon geschafft. Die Reste sind nur noch so viele und brauchen viel Platz, aber es ist im Prinzip klar, was ich da machen muss. Die letzten zwei Monate hatte ich schrecklich Stress bei der Arbeit, aber bis Februar sollte es nun ruhig bleiben. Ruhig in dem Sinne, dass ich vielleicht nur 60 statt 80 Stunden pro Woche arbeite und somit wieder Zeit fürs Haus habe. In letzter Zeit habe ich nur noch Hausarbeit und Ebay gemacht, ohne irgendwelche sonstigen Fortschritte.

Ich habe das Gefühl, festzustecken. Nicht nur bezüglich Entrümpeln, sondern auch beruflich und privat. Einfach in allem. Es geht nicht voran und ich wüsste auch nicht, wohin es gehen sollte.
Mein Leben lang hatte ich immer ein klares Ziel vor mir und habe darauf hingearbeitet. Leider hat es dann oft nicht geklappt. Dann habe ich mir ein neues Ziel gesucht. Aber jetzt bin ich zu erschöpft dafür. Beruflich gibt es für mich nichts mehr zu gewinnen. Dafür bin ich zu alt. Und ich will auch keinen anderen Beruf mehr erlernen, weil ich in dem, den ich habe, super erfahren bin. Das interessiert bloß keinen, weil sie lieber junge, weiße Männer möchten. Ich mache meinen Job also freiberuflich, also ohne jeglichen Status, ohne Mitarbeiter, Unterstützung, Krankheitsvertretung oder dergleichen.
Privat habe ich alle Freunde verloren. Die einen, als ich meinen Traumjob bekam, die restlichen, als ich ihn wieder verlor. Ich lerne immer wieder neue Leute kennen, aber die sind nicht an mir interessiert. Klar, wer will auch mit einer Person ohne Freunde befreundet sein...
Und so passt es natürlich ins Bild, dass ich mit meiner Entrümpelung nicht voran komme, weil ich nicht mal für das Haus eine Vision habe.
Ich wurschtle mich durch den Tag, mache meine Routinearbeit, kümmere mich um Hausarbeit und Garten, Ebay und Co. Aber es gibt keine Highlights, keine Erfolgserlebnisse, gar nichts...