@Miranda
Nein, so etwas das nicht gemeint. Eher so: Es ist für das Kind ungesund, nicht geliebt zu werden; es ist aber auch nicht gesund, als verwöhntes Lieblingskind aufzuwachsen. Ich fand das ein wenig tröstlich. Als unerwünschtes Kind hat man definitiv einen emotionalen Dachschaden. Wie sehr das wirkt, ist mir erst durch die Bücher von Alice Miller klar geworden. Es ist wohl sogar so, dass wenn sich die Eltern Mühe geben, das ungeliebte Kind es nicht merken zu lassen, spürt es das instinktiv trotzdem.
Ja, mit Bevorzugung geht sicher jeder entsprechend seinem Charakter um. Wenn man ein starkes Gerechtigkeitsempfinden hat, ist es einem sicher unangenehm, grundlos bevorzugt zu werden. Das ist bei meiner Schwester nicht der Fall. Sie macht sich gar keine Gedanken um andere Leute und deren Gefühle.

@Baffy5555
Ja, dieses Entfremdungsgefühl kenne ich auch. Bei der Zahncreme ist es mir egal. Gewürze auch. Über das geerbte Briefpapier freue ich mich sogar, weil ich es schön finde. Aber bei der Kleidung ist es sehr stark. Die Vorstellung, dass ich mir nie wieder neue Kleidung nach meinem Geschmack oder nach Lust und Laune kaufen "darf", weil ich die Kleidung meiner Mutter austragen "muss" gefällt mir gar nicht. Ich kann mich auch nicht dazu überwinden, die vollen Kleiderschränke als Schatz und mich als reich zu empfinden. Ich werde in den nächsten Jahren darum sicher auch einiges aussortieren, das eigentlich noch gut ist, ich aber nie getragen habe. Es gibt einige Stücke, die ich echt toll finde und die ich mir definitiv gerne auch selbst gekauft hätte. Ich habe mir inzwischen auch zwei neue Hosen gekauft, obwohl ich genug habe, einfach weil ich mal etwas Neues und Schönes brauchte. Die Sachen von meiner Mutter sind nicht unbedingt mein Stil. Zum Glück halten die Kleidungsstücke meiner Mutter nicht unbedingt lange, weil sie ja schon getragen sind und nicht alle die beste Qualität. Sie war halt doch eine Schnäppchenjägerin. Demnächst geht wieder eine Radlerhose in den Müll. Wobei ich gerade die Leggings und Radlerhosen gerne mag da sehr bequem. Meine eigenen waren schon gar nicht mehr viele. Aber so ist es ja immer. Die Lieblingssachen gehen zuerst kaputt und das, was man nie trägt, hält ewig. Aber egal wie, es fühlt sich seltsam an, Kleidung zu tragen, die ursprünglich mal meine Mutter für sich selbst gekauft hatte. Vielleicht holt meine Schwester darum ihre Sachen nicht bei mir ab. Sie mag sie zwar nicht wegschenken, aber sie zu tragen hat sie offensichtlich auch keine Lust. Neulich hat sie immerhin einen Pullover mitgenommen. Aber so wird das ja in diesem Leben nicht mehr weg kommen, wenn sie jedes Jahr nur ein Teil holt.

@Baffy5555
Ist doch schön, dass ihr beide Wunschkinder seid! :-) Ich werde in meinem Leben sicher das Gefühl nicht mehr los, nicht dazu zu gehören oder unerwünscht zu sein. Manchmal denke ich, ich gehöre nicht mal auf diesen Planeten oder zur Gattung Mensch. Fühle mich wie ein Alien unter Erdlingen.