@IBI
Du schreibst:
"Wenn ich Messiesendungen schaue, wird der Fokus auf das äussere, auf das Chaos gelegt. Das "innere Aufräumen" dauert länger als eine Wohnungsentrümplung und damit überrumpeln die Experten die Betroffenen auf diese Weise. Sie vernachlässigen den Zeitfaktor, den die "Innenwelt" des Menschen benötigt, um sich den äusseren schnell ändernden Umständen anpassen zu können.
Viele von uns sind NUR am AUSSEN orientiert, die eigene Innenwelt scheint fast komplett zu fehlen. Diese zunächst zu entdecken und eben Wechselwirkung von Aussen und Innen zu lernen, wurde bei vielen versäumt als es wichtig gewesen wäre, das mit Hilfe von kompetenten Begleitpersonen zu lernen.
Wie im Aussen so im Innen, das mag sein, doch es funktioniert nicht, wenn JEMAND mein AUSSEN mit aller Macht ändert (weil es sich so gehört) (Brechstange) und das "langsamere" Innere nicht achtsam und sorgsam mitgenommen wird, in dem Tempo, die für die betroffene Person angemessen ist (Goldgräbersiebe)."
Ja, der Gedanke kommt mir dabei auch immer. Mir erzählen immer mal Leute, dass sie einen Container genommen und ganz viel Zeug weggeworfen haben. Und danach fühlten sie sich super erleichtert, den Mist los zu sein.
Da staune ich. Solche Gefühle löst das Entrümpeln meiner eigenen Sachen NIE bei mir aus. Nur bei dem Gerümpel von anderen Leuten, weil ich keine emotionale Beziehung dazu habe.
Wenn ich mich von meinen eigenen Sachen trenne, ist immer Wehmut dabei. Mir hat das Ding ja mal etwas bedeutet. Da war z.B. ein Traum oder eine Hoffnung damit verknüpft, was ich damit noch machen will. Und wenn ich es wegwerfe, gebe ich diese Hoffnung auf. Das tut auch irgendwie weh, sich einzugestehen, dass das Leben so begrenzt ist, dass ich nicht mehr alles machen werde, was ich gerne tun würde.
Oft brauche ich auch eine Weile, um von etwas Abschied zu nehmen. Ich lege es z.B. zum Wegwerfen bereit oder packe es in einen Müllsack und lasse es dann Tage, Wochen oder sogar Monate liegen, bis ich so weit bin, es wirklich wegzuwerfen, unwiderbringlich. Das brauche ich irgendwie.
Wie gesagt, ich bin kein Messie, darum gibt es bei mir keinen nutzlosen Mist. Und ich kann mir das vom Platz her auch leisten, etwas monatelang liegen zu lassen, bevor ich es wegwerfe. :-)
Aber eben deshalb tut mir so eine Rosskur schon beim Zusehen weh. Ich habe mal eine Sendung gesehen, wo ein Mann jede Menge Zeugs gesammelt hatte und alle seine Freizeit reinsteckte, um das Zeug irgendwie unterzubringen und zu erhalten. Er hatte u.a. die Möbel seiner früheren Villa, in der er mal gewohnt hatte, gelagert, wo sie verschimmelten, aber jetzt lebte er von Hartz IV und würde nie wieder Platz für diese Möbel haben. Er hatte verschiedene Musikinstrumente gesammelt, obwohl er kein einziges davon spielen konnte. Er war schon alt und macht auch keine Anstalten, noch ein Instrument zu erlernen. Das alles kostete Geld und Platz und Zeit.
Also kam so ein Fernsehteam, hat alles verkauft, was noch etwas taugte, und der Rest ab in die Container. Und der arme Mann lief wie ein kopfloses Huhn in dem ganzen Durcheinander herum und jammerte "Das hat mal 3000 gekostet!" und "Die Stühle sind doch noch gut, warum werft ihr die weg?" (Weil sie feucht geworden waren, das Holz verquollen, der Stoff schimmelig.)
Da wurde an einem Tag sein ganzes Leben in die Tonne gekloppt, alle seine Hoffnungen und Träume. Echt hart. Würde mich nicht wundern, wenn er hinterher einen Herzinfarkt oder ein anderes körperliches Problem bekommen hätte. Er war offensichtlich noch nicht so weit, das alles gehen zu lassen. Er war von seinen Kindern gedrängt worden, die es nur gut mit ihm meinten.
Hachja, schon traurig...
und halt da ist doch noch @Emilia68 
