TRAUMA

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02.01.2020 21:30
avatar  Wolfram
#86
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@Jennifer,

zuerst war ich auch ablehnend gegenüber Körperarbeit, aber eben nur, weil ich da etwas nicht richtig interpretiert habe. In der Psychosomatik geht es auch um Körper, z.B. das autogene Training, das ich schon kannte und mir darum nicht mehr zusätzlich genutzt hat.

2. Ja, Du kannst es nur selbst wissen, trotzdem gibt es allgemeine Erfahrungen, auf die ein Therapeut zurückgreifen kann. Als Beispiel nenne ich Dr. Rehberger, der ähnliche Erfahrungen wie ich gehabt haben muß und damit meine Erinnerungen mir bewusst machen kann.

Erinnerungen sind häufig schon verblasst. Positive Erlebnisse wird es nicht viele geben, wenn der Hintergrund unentdeckt bleibt. z.B. suchen sich geschiedene Menschen wieder jemanden mit gleichen Eigenschaften, weil die Gründe für die Scheidung nicht richtig erforscht wurden. Der Mensch bleibt dann derselbe. Und die Erlebnisse auch. Eine Umwandlung in positive Erlebnisse wird dadurch erschwert.

Wenn Du Deinen Schmerz kennst, dann hast Du Dich doch an die schlechten Zeiten erinnert.

Mein schlechtes Selbstbewusstsein hatte mich geformt und ich hatte das nicht bemerkt. Erst vor 10 Jahren begann ich damit, mich umzuprogrammieren. Hauptergebnis war, dass jeder nach seinen eigenen Erfahrungen denkt. Als Beispiel könnte ich sagen, ein Mann pfeift einer Frau hinterher. Anstatt dass die Frau sich darüber ärgert, kann sie denken, ich bin wohl nicht gemeint und geht weiter.

Wenn man sich einer Gruppe zugehörig fühlt, ist das positiv, aber wenn die Gruppe gegen eine andersdenkende Gruppe kämpft, ist das negativ.

viele Grüße
Wolfram


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08.01.2020 16:58
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#87
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Ich schrieb euch doch, dass mein Therapeut eine intensive Körperarbeit mit mir gemacht hat, von der ich nicht sagen kann, wie sie sich auswirken würde.

Seit letzter Woche räume ich meine Wohnung auf - nun ja, in erster Linie sortiere ich mal wieder meine Papiere, von denen ich seit Jahren oft nicht weiss wohin ablegen.
Ablage war mir emotional fast so zuwider wie von Hand abzuwaschen.
Also räumte ich alles in diverse Kisten, doch das Durcheinander in den Kisten bringt keinen Überblick.

Ich kann es euch nicht erklären, aber dieses extreme ZUWIDER - Gefühl ist so gut wie weg. Es macht mir nichts aus, den Ordner aus dem Schrank zu nehmen, das Zeugs abzuheften und den Ordner zurück zu stellen.

Selbstgespräch früher:
"Schon wieder was gefunden, das in den Ordner von vorher gehört. Den hatte ich doch erst in der Hand und hab ihn weggeräumt. Wieder rausholen und die Stellen rauskramen, wohin die Zettel gehören, nee, nicht schon wieder. Zurück mit dem Kram in die Kiste und ins Chaos. Der Aufwand geht mir gegen den Strich."

Selbstgespräch neu:
"Schon wieder was gefunden, das in den Ordner von vorher gehört. Den hatte ich doch erst in der Hand und hab ihn weggeräumt. Taucht bestimmt noch mehr auf. Naja, auf einen Stapel und wenn sich 3 oder 4 Sachen angesammelt haben, Ordner holen und abheften, damit wenigstens das aus dem Weg ist und mir nicht noch sieben Mal im Chaoshaufen in die Hände fällt. Sonst werde ich nie fertig mit der Ablage.


Emotional finde ich es deutlich weniger unangenehm als früher. Es ist jetzt viel leichter, die Ablage zu machen. Das tut echt gut und ist angenehm, dass es mir in den letzten Tagen bewusst wird und mir diese Veränderung, die ich definitiv nicht gezielt habe selber steuern können, auffällt. Was auch immer dazu beigetragen hat, das Somatic Experiencing wirkt anders im Unbewussten als Hypnose es macht, aber definitiv wirkt es unbewusst.

Verhaltenstherapie versetzt mich nicht in die Lage, meine Emotionen so anders zu steuern, dass es mir leichter fällt die Aufgaben zu erledigen. Das bleibt immer gleich schwer und unangenehm. Die Emotionen sind - weiss der Geier wo genau im Körper - an Stellen eingelagert, an dem neu trainierte Verhaltensweisen nichts ausrichten können. Aber diese Therapieform versetzt mich dazu in die Lage.
Solche Erlebnisse möchte ich erreichen und ich denke, es werden weitere folgen (ohne zu wissen, welche als nächstes an der Reihe sind).

Glücklicherweise benötige ich kein Entrümpelunternehmen - so schlimm ist es bei mir nicht. Aber schlimm genug, dass nicht viel Platz ist.
Doch wenn ich jetzt entrümpeln müsste, so würde es mir leichter fallen, Dinge nicht mehr zur Verfügung zu haben und sie auch nicht zu ersetzen.

Das wär vor 4 Wochen nicht möglich gewesen, da hätte es mich sehr belastet, das zu wissen.
Mich freut es sehr, dass ich euch von dieser Veränderung berichten kann. Ich habe das Gefühl, dass sie nachhaltig ist.

Nein, ich kann nicht erklären, was genau und wodurch genau das geschehen ist. Für mich ist wichtig, dass ich für mich nach langer Suche etwas wirksames gefunden habe und das weiter verfolge.

LG
Sonja


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08.01.2020 23:07
avatar  Wolfram
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Hi Sonja,

ich hatte mal im Küchenschrank ein Fach für Wegwerfpapier eingerichtet. Das hat aber nicht so gut funktioniert. Ich bringe auch nicht jedes Einzelstück Papier zur Papiertonne. jetzt sammle ich Kleinhaufen von Wegwerfpapier und bringe das dann zur Tonne. Ggf. wenn ich sowieso raus gehe, nehme ich auch schon mal Einzelstücke zur Tonne mit. Das funktioniert dann schon besser.

viele Grüße
Wolfram


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09.01.2020 09:14
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Hmm, Wolfram,

liest sich für mich als hättest du den emotionalen Unterschied nicht verstanden, den ich versucht habe zu beschreiben und der enorm dazu beiträgt, dass ich jetzt ins Aufräumen komme ohne mich zu quälen.

Die Art wie wo in welchen Kisten etc. ist dabei nicht wichtig. Da habe ich ein stimmiges Konzept.

noch ein anderes Beispiel:
Ich hatte eine Tasche mit einem Ordner, in dem Unterlagen vom Schreibkurs waren und noch drei voll beschriebene Hefte dazu, deren Texte noch in diesen Ordner gehörten (und ein paar in mein GFK Ordner). Die Aufgabe hatte ich mir vorgenommen und die Tasche mit an meinen zweiten Wohnort genommen.
Ein knappes Jahr später habe ich die Tasche unbearbeitet wieder mit zurück genommen.

Typisch, Messie, wer kennt das nicht: Vornehmen und doch liegen lassen und nicht machen. Fühlt sich unangenehm und quälend an, wenn man so was macht.

Gestern habe ich die Arbeit innerhalb von ca. 15 Minuten erledigt und die Tasche ist nun leer und der Ordner steht im Regal.
Irgendwas hat sich an meinen Emotionen verändert, dass ich gestern mal eben so die Ablage erledigt habe, für die ich ein ganzes Jahr benötigt habe.
Wenn ich emotional so viel Erleichterung erlebe, fällt mir das Aufräumen leichter und interessanterweise mag ich mir dafür auch die Zeit nehmen. Vorher fiel mir genügend anderes ein, um die Zeit anders zu nutzen als mit Aufräumen.

Ich kann verstehen, dass meine Worte vielleicht nicht verständlich sind, weil ihr diesen Veränderungsschritt (bisher) nicht erlebt habt.
So wie Otto Normalverbraucher nicht nachvollziehen kann, warum es sooo wichtig ist, dass die Dinge gesammelt werden und nicht weggeschmissen werden können von euch, so könnt ihr möglicherweise nicht nachvollziehen, welche Art der Veränderung bei mir geschieht durch diese Therapieform.

Ich mag diese Veränderung.
Ich bin jahrelang in meinem emotionalen Zustand mehr oder weniger gefangen gewesen. Bei all denjenigen die gegen ihren Willen eine Zwangsräumung erlebt haben, kann ich mir vorstellen, hat sich der emotionale Zustand extrem verschlimmert, in dem sie gefangen sind.
So viele Jahre habe ich nach etwas gesucht, dass die quälenden Emotionen nachlassen.
Auch mit Hypnose ist es möglich diese Emotionen von Qualstufe 10 herunter auf Angenehmstufe 5 oder 4 zu regeln. Jetzt würde ich die Stufe mit 2 oder sogar 1 benennen.

Meine erste Sammlung, die ich gezielt verschenkt habe, weil ich sie nicht mehr in der Lage war zu pflegen, war meine Briefmarkensammlung.
Jedes Mal, wenn es einen Umschlag gab, mit einer Briefmarke drauf, fiel es mir sagenhaft schwer, diese Briefmarke ins Altpapier/ in den Müll zu werfen.
Ich wollte das nicht mehr sammeln und ich wollte meine Wohnung nicht mit Dingen voll stellen, die ich auf Gut Glück für andere sammeln würde, die es vielleicht brachen können.
Dennoch hatte ich jedes Mal diesen kleinen Briefmarkenwegwerfschmerz in mir.
Es gibt noch Marken, bei denen habe ich das. Doch bei den meisten Marken ist das nicht mehr der Fall. Das hat jetzt mehr als 10 Jahre gedauert, die Emotion entsprechend zu verändern.
Möglicherweise geht diese Emotion auch nicht wirklich weg, denn mein verstorbener Vater hat mir das Briefmarkensammeln gezeigt. Ich habe sie gesammelt, um ein Bild daraus zu kleben. Das Projekt habe ich mit der Weggabe der Sammlung auch aufgegeben. Da beides einen Bezug zu Briefmarken hat, ist es möglich, dass ich jedes mal mit einem kleinen Stich im Herzen an die Traurigkeit erinnert werde, die damit verbunden ist. Das ist eine Vermutung, ich weiss es nicht sicher. Aber wenn dem so ist, werde ich das hinnnehmen. Ich wurde nicht sehr gut darin unterstützt, um meinen Vater trauern zu können, so zeigt sich das halt noch sooo viele Jahre nach seinem Tod.

Hoffe, mit den weiteren Beispielen ist der für mich wichtige emotionale Wandel etwas verständlicher für dich, Wolfram.
Danach habe ich sooo viele Jahre gesucht und nichts wirksames gefunden. Ich freue mich, dass ich jetzt davon etwas merke und spüre, dass es anders wird.

LG
Sonja


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10.03.2020 16:31
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#90
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Definitionen von Trauma gibt es viele.

Eine, die ich mehrfach gehört habe, ist.
Bei Trauma entsteht ein Verlust von Bindung. (Das wusste RR in seinen Büchern zu beschreiben)
Damit einher geht auch die Erfahrung: es gibt nichts das ich hätte machen können.
Ich war Hilflos, es ist unerträglich und nicht auszuhalten und bin verzweifelt.

Die Aufgabe, die es braucht, um Trauma heilen zu können, ist das (ER-) Lernen wie Bindungen herzustellen sind. Bindung zu sich selbst, zu seinem Körper (dazu sind Achtsamkeitsübungen hilfreich), die Gehirnbereiche stärken und fördern, in denen die Emotionen daheim sind, um irgendwann fähig zu werden, sich selber vergeben zu können und einen Lebenssinn zu finden.
Ein wenig ärger ich mich über mich, dass ich es mir zu wenig wert bin, mich diesen Achtsamkeitsübungen täglich hinzugeben. Der Stress, den das Leben sonst noch von mir abverlangt, verhindert es häufig. Gleichzeitig lerne ich, dass Stress dazu beiträgt, mich selber von mir zu entfernen, meine eigenen Verbindung zu verlieren.

Wie komme ich dahin, mir Achtsamkeitsübungen und Yogaeinheiten und Meditation und ...mehr in mein Leben zu lassen, um die Gehirnregion, die emotional unterversorgt wurde und daher unterentwickelt ist, zu stärken?

Bin gespannt, welche Antwort ich für mich finde. Falls jemand Anregungen hat, freue ich mich.

LG
Sonja


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