@Messie
Zitat
Doch Ironie des Schicksals, die DDR war ein Messie Gebilde? Die haben nichts rausgerückt? Keiner durfte raus? Alles wurde drinbehalten? Irgendwie sehe ich das Paralellen, dann könnte ich fragen ob die DDR die Ideologie des Messianismus hatte?
Genau das Gegenteil: Ich glaube die BRD hat nichts rausgerückt, die haben alles behalten und kriegten noch mehr dazu: Noch mehr Arbeiter, noch mehr Fachkräfte, noch mehr Bauaufträge, noch mehr Chancen, z. B. für Schlecker, zu expandieren. Da sehe ich eher den Messianismus: Es wird behalten und angebaut, wenn der Platz nicht reicht. Was haben die Ossis denn behalten dürfen? Die haben doch so gut wie alles zur Verfügung gestellt, incl. Wohnraum. Wo der (W)essie bzw. (M)essie keinen Platz mehr hatte, da gab es drüben welchen, da gabs Wohnungen, da gabs Arbeit. Inzwischen hat sich das leider auch erledigt, die Arbeitsplätze haben sich verteilt... Ja, genau, wie sich das Chaos in der Wohnung verteilt, haben sich Arbeit und Wohnraum in Deutschland verteilt. Wobei man die Arbeit längst nicht mehr dazu zählt, und spätestens seit den Flüchtlingen ist der Wohnraum auch nicht mehr, was er mal war.
Darum haben wir Messies Angst vor dem Besuch des Vermieters, der Hausverwaltung, der Handwerker usw. Es gibt ja genug Wohnungssuchende, man muss keinen Messie mehr aufnehmen. Der neue Vermieter telefoniert mit dem alten und erfährt, das sind Messies. "Es tut uns leid, die Wohnung ist leider schon vermietet." Das ist unsere Angst, und auch vor allem meine, wenn ich eine kleine Wohnung suche, wenn mein Mann gestorben ist, oder wir suchen eine günstigere Wohnung, weil das Geld nicht reicht.
Meine Verwandten sind zum Teil in der DDR aufgewachsen. Wir haben sie in den Ferien immer besucht. Ich bin weiterhin der Meinung, dass wir nicht zurück schauen müssen, um uns zu bemitleiden, sondern nach vorn schauen sollten, um uns zu ändern. Vielleicht müssen wir uns auch nicht ändern, vielleicht ist es nur die Wohnung oder das Haus, was wir ändern müssen. Aber dann bitte nicht, weil der Vermieter kommt oder der Hauswart oder der Dachdecker. Sondern, weil wir es gerne gemütlich hätten, weil wir nicht überall rum wühlen müssen, wenn wir was suchen, weil wir lernen wollen, Ordnung zu halten.
