Meine Mutter hat nach der Schule beim Essen und dann beim Spaziergang immer wieder von ihrer Kindheit erzählt. Sie sei mit 38° Fieber zur Schule gegangen, und sie sei gerne gegangen, sie wollte angeblich nicht zuhause bleiben. Da hätte sie im Haushalt helfen müssen. Wenn ich mal wieder schlimm erkältet war oder auch einen Norovirus hatte oder ähnliches, wurde gar nicht erst Fieber gemessen. Mein Vater meinte: "Sie glüht doch", aber meine Mutter nahm nur die Hand und meinte: "Die Hände sind eiskalt, da hat sie kein Fieber." Darum musste ich mit Mittelohrentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Mandelentzündung und ähnlichem in die Schule. Oft bin ich abends im Bett mit dem Gedanken eingeschlafen: "Hoffentlich ersticke ich im Schlaf und muss morgen nicht wieder aufstehen". Weil ich nie zuhause bleiben durfte.

In der Werbung hieß es immer: "Kinder brauchen Liebe und Wick Waporup", das zweite kriegte ich immer auf den Rücken geschmiert und und auf die Brust, es hat gestunken und die wund geriebene Nase wurde zusätzlich gereizt. Dann immer diese heißen Gesichtsdampfbäder, die nur vorübergehend halfen, die Nase lief noch schneller, und ist das einzig fitte Organ in meinem Körper, das wirklich super aktiv ist, und ich habe erst spät herausgefunden, dass Kälte mehr hilft als Hitze, wenn man Schnupfen hat. Darum sind ja Spaziergänge auch wirksam.

Meine Mutter musste 5 km Fußweg zur Schule in Kauf nehmen, über die Felder, und im Winter war alles dick verschneit und sie sind mit den Stiefeln tief eingesunken, sie hatte 4 Geschwister und 2 leben noch. Ich bin freiwillig 5 km zu Fuß nach Hause gegangen, weil die Busse immer voll waren, ich wollte im Gedränge nicht vorn stehen und der Busfahrer hat oft erst geöffnet, wenn er kein Gedrängel mehr feststellte. Da ich immer hinten war, hatte ich auch immer das Nachsehen, besonders im Winter war es eine Katastrophe, wenn man eine Stunde an der Haltestelle stehen musste, bis der letzte Bus endlich die 5 letzten aufnahm. Darum bin ich vorzugsweise im Winter, aber auch im Sommer zu Fuß gegangen, wenn es im Bus so furchtbar heiß war, es gab ja noch keine Klimaanlage. Der Mutter erzählte ich immer, ich sei mit dem letzten Bus gefahren und bin dann auch in der Zeit eingetroffen, in der der letzte Bus auch angekommen wäre.