Triggerwarnung: psychische Erkrankungen

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29.08.2024 18:47 (zuletzt bearbeitet: 29.08.2024 18:55)
#16
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Hallo @KeinEnde

Deine Fragen inspirieren mich dazu meine Erfahrungen und Gedanken dazu zu schreiben:

Anfang der 90er, als der Begriff "Messie" auch in Deutschland benutzt wurde, für "chaotisch organisierte Menschen" wurde "Messietum" - also, mit einer Sucht gleich gesetzt. Zumindest tat das Sandra Felton. ("Im Chaos bin ich Königin"). Es entstanden - wie in den USA - auch hier Selbsthilfegruppen, die nach dem 12-Schritte-Programm der Anonymen Alkoholiker, zum Thema Messie sein, arbeiteten.

Ich fand das damals plausibel. Denn eine Chaos-Wohnung "schützt" mich vor zu viel Nähe zu anderen Menschen oder "schützt" mich auch davor mich u.U. einsam zu fühlen oder überhaupt unangenehme Gefühle wirklich wahrzunehmen, da ich ja immer was zu tun hätte/habe. Auch eine versteckte Arbeitssucht, habe ich zumindest bei mir erkannt, die ich durch das Chaos (was ich unbewusst veranstalte) wunderbar ausleben kann als Messie. Die chaotische Wohnung steht immer im Vordergrund.

Ja, und wenn ich Messietum aus dieser Sicht betrachte, bin ich immer Messie - genau, wie ein Alki, immer Alki ist. Auch wenn er trocken ist.

Heute, nach der Lektüre einiger guter Bücher( z.B. Daniel G. Amen "Das glückliche Gehirn" usw.), die die Funktionsweise unsere Gehirne versuchen zu beschreiben, meine ich, dass es möglicherweise auch eine "gehirnorganische Angelegenheit" sein könnte. Zumal es ja nun auch die passende Diagnose gibt ADHS. Diese Diagnose gibt's ja noch gar nicht so lange. Und Lösungen in Form von symptomatisch wirkenden Medikamenten. Dazu kommt, ich war schon als Kind sehr zerstreut und Ordnung zu halten, war nie mein Ding gewesen. Obwohl es mir besser in einer ordentlichen übersichtlichen Umgebung geht, als im Chaos.

Dann gibt's noch die esoterische -( vielleicht für manche schwurblige) Theorie. Thema Reinkarnation. Nehmen wir Mal an unsere Seele ist unsterblich und reinkarniert immer wieder und das nicht unbedingt mit einer Präsenz auf dieser Erde. Es gibt ja im All unzählige Planeten und es gibt vielleicht nicht nur ein All. (Klar, ich hab auch Mal begeistert Startrek geguckt und ich habe viel Phantasie...). Aber könnte doch so sein: Wir Messies, waren vielleicht noch nie auf dieser Erde, sondern immer auf anderen Planeten. Wo es möglicherweise keine Materie gab und das Gesetz der Schwerkraft nicht existierte. Und nun sind wir hier total überfordert.....im Gegensatz zu Menschen, die das hier vielleicht schon irgendwie unbewusst kannten, die schon Mal hier waren auf der Erde.

Das zu Deinen ersten Fragen.

Zitat
Es ist nicht akut aber die Gedanken, was wäre wenn ich einfach nicht mehr da wäre, sind da. Mich selbst würde es nicht kümmern, und meine Mitmenschen hätten ein Problem weniger.



Hierzu will ich nur anmerken, dass es schwieriger ist - ich sag' Mal - selbstbestimmt diesen Planeten zu verlassen - als Müll zu entsorgen. Deswegen würde ich ob akut oder nur als Auswegsgedanken, lieber erst ein Mal das mit dem Müll bewältigen zu versuchen...
Vielleicht ist es danach und mit einer nicht zu schwierigen Strategie dass es nicht wieder zu einem Müllproblem kommt, wieder netter für Dich hier auf dieser Erde....

Dann noch zuletzt ein Tipp, wegen dem Schlafproblem inkl. Nachbarschaftsproblem. Ich kann Dich da sehr gut verstehen. Insbesondere wenn Du einen Job hast, wo Du gut funktionieren und morgens relativ früh aufstehen musst. Dann liegt man da, kann nicht schlafen, grübelt - weiss, am nächsten Tag, muss ich wieder top sein - da kann man leicht Angst bekommen.

Meine Strategie war irgendwann, dass ich dann aufgestanden bin und an der Beseitigung meines Chaos gearbeitet habe. Klar, Nachbarn - Nachts - Lärm. Aber, wenn man eh' schon Stress mit denen hat, wie Du es beschreibst.....würd' ich mir ein Ei drauf pellen. Was soll schon passieren? Und müde auf der Arbeit biste so und so am nächsten Tag, ob Du im Bett grübelst und langsam in Panik kommst, weil Du ja schlafen "musst" oder ob Du dann die Energie nutzt und halt aufstehst und Dinge, die gemacht werden müssen angehst.

Ich wollt's gestern Nacht noch schreiben, und es Dir empfehlen, einfach aufzustehen und anfangen mit dem Müll, bis Du total müde bist.
Aber ich bin nicht der Super-Empath und dachte, vielleicht ist das nicht richtig usw. und hab's dann nicht gemacht. Heute, dagegen, dachte ich, warum eigentlich nicht.

Auf jeden Fall wünsche ich Dir alles Gute und dass Du die richtige Lösung für Dich findest mit der Scheiss-Materie auf dieser Welt klar zu kommen.


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30.08.2024 01:42 (zuletzt bearbeitet: 30.08.2024 01:43)
#17
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@goofy
Wie gesagt, die Gedanken sind nicht akut. Sie waren es mal, mehr als einmal, aber es ist jetzt nicht so dass ich sage ich beende alles. Nein, es sind nur Gedanken wie es wäre, wenn ich nicht da wäre. Würde mch jemand vermissen? Da ich weder großen Kontakt zu meiner Familie habe noch wirklich Freunde habe, beantworte ich mir das gerne mit: "wahrscheinlich nicht." Auf der Arbeit bin ich ersetzbar und was den Stress mit der Wohnung angeht, den gäbe es ja dann auch nicht mehr. AD(H)S war mal im Gespräch da eine ehemalige Kollegin ähnliche Symptome bei mir gesehen hat. Als ich eine Ärztin darauf angesprochen habe, hat die nicht wirklich reagiert. Wahrscheinlich hat sie in mir nur jemanden gesehen der sich alles bei Dr. Google zusammengelesen hat. Natürlich recherchiert man, man will ja Erklärungen haben und endlich Antworten. Mit einem "mit geht's nicht gut" ist es ja nicht getan. Ich beschäftige mich schon lange damit, lese viel über psychische Erkrankungen weil es mich fast schon mein ganzes Leben begleitet. Früher dachte ich auch, ich wäre als Kind einfach nur schüchtern gewesen, ich war halt ein sehr ruhiges Kind. Ich denke aber, dass sich meine späteren Probleme dort bereits gezeigt haben.


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30.08.2024 02:01
#18
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@sybille
Was ich in dem letzten Jahren gelernt habe ist, dass messies oft nicht so sond wie man sie sich vorstellt. Die meisten haben sicherlich das Bild im Kopf: arbeitslos, verwahrlost, sorry für.das Wort: asozial . Ich habe aber oft genau das Gegenteil gesehen. Leute die mitten im Leben stehen, oft beruflich sehr erfolgreich mit viel Verantwortung. Dehe ich bei mir nicht so wirklich, ich arbeite zwar viel, aber eher um mich abzulenken. Ich fühle mich in meiner Wohnung nicht wohl, 1. weil eben dieses Chaos herrscht 2. Aber auch weil ich mich in dem Haus und allgemein der Stadt nicht wohl fühle. Es ist also eher eine Flucht als der Spaß an der Arbeit 😂
Zu der "Brechstange " wie du es genannt hast, diesen Versuch ganz es bei mir. Dies ist auch der eigentliche Grund für meine Privatinsolvenz, bzw hat alles damit angefangen. Ich bin schon mit wenig Geld aufgewachsen, hatte aber nie Schulden. Als ich in meine erste eigene Wohnung gezogen bin, hatte ich dieses Problem auch schon. Mein Vermieter hatte mir mit Kündigung gedroht und ich wusste nicht weiter. Ich habe den GROßEN Fehler gemacht und habe einen Kredit aufgenommen. Weil es schnell gehen musste habe ich eine sehr teure Firma engagiert die meine Wohnung ausgeräumt hat, und zwar wirklich ausgeräumt. Ich hatte NICHTS mehr bis auf ein paar Kleidungsstücke die ich vorher retten konnte. Dann musste natürlich renoviert werden und neue Möbel mussten her. Und diese Spirale drehte sich dann immer weiter abwärts und dann bin ich gelandet wo ich jetzt bin. Gleiches Messie-Problem, aber Mut hohen Schulden.


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30.08.2024 16:13 (zuletzt bearbeitet: 30.08.2024 16:18)
avatar  Robin
#19
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Hallo @KeinEnde,

wir haben hier Leute mit unterschiedlichen Diagnosen, z.B. ADHS, Asperger-Syndrom, Depression, Trauma... Oft wächst einem das Chaos erst dann über den Kopf, wenn mehrere innere und äußere Bedingungen zusammenkommen.

Und auch die Messie-Haushalte sehen unterschiedlich aus. Manche bewahren alles auf, weil es ja nochmal wichtig sein könnte, manche lassen Müll liegen, manche kaufen zu viel ein... Und die meisten haben schließlich keinen Bock mehr, sich immer wieder mit dem Haushalt rumzuärgern!

Ich finde es schwer zu sagen, was Ursache ist und was Folge. Aber bei mir ist es so, dass sich das Messiechaos erst voll entfaltet hat, nachdem es mir psychisch gut ging. Weil ich dann nämlich keine Angst mehr hatte und keine Lust mehr, dagegen zu kämpfen, und gelassen zugeschaut hab, was passiert, wenn ich quasi "streike". Aber jetzt bin ich ganz optimistisch, dass ich (und auch andere, denen das nicht einfach so zugeflogen ist) es lernen kann. Es gibt andere, die auch schon damit fertig geworden sind, und manche davon sind auch noch hier im Forum.


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30.08.2024 18:22
avatar  Gitta
#20
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@KeinEnde
Hm, ich bin mir nicht sicher, ob sich Neurologen mit ADHS auskennen. Ich würde meinen, bei ihnen geht es mehr um die Nervenbahnen im Körper.
Und was wäre dann? Vielleicht bekämst Du dann Ritalin. Aber ob es was hilft, keine Ahnung.

Zitat
Oft wächst einem das Chaos erst dann über den Kopf, wenn mehrere innere und äußere Bedingungen zusammenkommen.


Ja, sehe ich auch so. Normal zu funktionieren ist schon für sich allein genommen eine beachtenswerte Leistung. Wenn dann noch erschwerte Bedingungen dazu kommen, kann das Boot ins Schlingern geraten.


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