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Die Möchtegern-Minimalistin
@Rica
Eine Geschichte wollte ich Dir noch erzählen. Eine Bekannte erzählte, sie habe es nach der Regel gemacht "Packe deinen Krempel in Pappkartons und alles was Du im Verlauf eines Jahres nicht gebraucht hast, wirfst Du ohne es nochmal anzusehen einfach weg." Das machte sie so. Es rächte sich in dem Moment, als sie sich auf einen neuen Job bewerben wollte. Es stellte sich heraus, dass sie ihre Zeugnisse vom Studium und Arbeitszeugnisse weggeworfen hatte. Nun musste sie sich alles neu besorgen, und das wurde recht aufwändig. Gefährliche Sache, das!
Was Edelkrempel angeht: Jeder Normalo hat nutzlose Dinge als Dekoration oder aus Liebhaberei in seinem Haushalt. Das macht doch gerade die Wohnung so individuell und persönlich, im Gegensatz zum Hotelzimmer. Es kommt nur auf die Menge an. Mir ist auch wichtig, dass es irgendwie stilistisch zusammenpasst. Darum habe ich auch immer irgendwelche solche Dinge da, die mir etwas bedeuten. Sobald ich aber merke, dass meine emotionale Bindung dazu nachgelassen hat, z. B. zu einem Urlaubssouvenir, dann kann es auch weg. Seine Funktion war ja gerade, dass es bei mir positive Gefühle auslöst und meistens schwächt sich dieser Effekt mit den Jahren ab!
Ach, bezüglich Zahncreme: Ich experimente mit Seife. Die parfümierte Kernseife wars nicht so richtig. Ich war wohl allergisch gegen das Parfüm. Momentan putze ich die Zähne mit einer handgemachten Rosenseife vom Markt. Die schmeckt lecker und fühlt sich hinterher schön sauber an. Mein Hintergedanke war erstens Plastik einzusparen und zweitens muss ich Zahncreme kaufen, während ich von den Seifen noch mehr als genug hier habe. Ich hatte ja auch genug Zahncreme für mehrere Jahre geerbt, aber die ist nun schon eine Weile aufgebraucht. Man spart damit aber nicht unbedingt Teile ein, weil ich fürs Zähneputzen nicht dieselbe Seife verwenden würde wie fürs Händewaschen. Mich schaudert bei dem Gedanken, dass ich erst im Schildkrötengehege den Kot wegputze, anschließend die Hände wasche und danach mir mit derselben Seife noch die Zähne putze. Dann könnte ich gleich Kot essen. :-/
Dir bringt der Trick darum wohl wenig bezüglich Anzahl der Dinge. Bei mir wird dadurch vermieden, dass ich etwas kaufe, das ich nicht brauche. Ich schätze, dass ich nun jahrelang keine Zahncreme mehr kaufe, weil ich ziemlich viele leckere Seifen hier habe. Man braucht auch immer nur ganz wenig.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #556
Eine Geschichte wollte ich Dir noch erzählen. Eine Bekannte erzählte, sie habe es nach der Regel gemacht "Packe deinen Krempel in Pappkartons und alles was Du im Verlauf eines Jahres nicht gebraucht hast, wirfst Du ohne es nochmal anzusehen einfach weg." Das machte sie so. Es rächte sich in dem Moment, als sie sich auf einen neuen Job bewerben wollte. Es stellte sich heraus, dass sie ihre Zeugnisse vom Studium und Arbeitszeugnisse weggeworfen hatte. Nun musste sie sich alles neu besorgen, und das wurde recht aufwändig. Gefährliche Sache, das!
Da stehen mir beim Lesen die Haare zu Berge!
Von der Methode, Dinge unbesehen wegzugeben, halte ich sowiewo nichts. Das traumatisiert nur.
Meine Bewerbungsunterlagen hatte ich beim Großen Hauruck auch in der Hand. Habe sie gut wiederauffindbar in den Kartons der Kategorie "Verwaltung" untergebracht.
Zitat von Anna1111 im Beitrag #557
Momentan putze ich die Zähne mit einer handgemachten Rosenseife vom Markt. Die schmeckt lecker und fühlt sich hinterher schön sauber an.
@Anna1111
Seife ist ein äußerst ungewöhnliches Zahnpflegemittel.
Kennst du nicht die früher beliebte Bestrafung amerikanischer Kinder, wenn sie geflucht hatten? Kommt in jedem schlechten Roman aus der Zeit vor:
Ich werde dir den Mund mit Seife auswaschen, weil du den Namen des Herrn missbraucht hast!
Gold
Silber
Bronze
Medaille
Pokal
Den Gedanken von @Anna1111 was man braucht, obwohl man es lange Zeit nicht gebraucht hat, habe ich beim Minimalismus auch regelmäßig.
Ein schönes Beispiel finde ich, dass @Wolfram1 hier irgendwann Mal geschrieben hat, dass der Grund warum er etwas problemlos reparieren konnte der war, dass er das Ersatzteil *da* hatte.
Ansonsten gilt nämlich: "ist nicht mehr im Sortiment" und dann steht man da.
Schneeschaufeln sind hier regelmäßig beim 1. Schnee ausverkauft, ohne (Ersatz~)Brille komme ich nicht bis zum Optiker und seit einmal die Apotheken Lieferengpässe bei meinen Anti-Krebs-Medis hatten, hab ich nen Tabletten Vorrat für mehrere Monate im Haus.
Will sagen:
Es gibt Dinge, die braucht man sehr sehr selten , vielleicht nie. Aber auch zu berücksichtigen ist mMn nach: Kriegt man sie mit vernünftigem Aufwand rechtzeitig nach beschafft, *wenn* man sie braucht?
Zitat von Sybille im Beitrag #559
Den Gedanken von @Anna1111 was man braucht, obwohl man es lange Zeit nicht gebraucht hat, habe ich beim Minimalismus auch regelmäßig.
Ein schönes Beispiel finde ich, dass @Wolfram1 hier irgendwann Mal geschrieben hat, dass der Grund warum er etwas problemlos reparieren konnte der war, dass er das Ersatzteil *da* hatte.
Ansonsten gilt nämlich: "ist nicht mehr im Sortiment" und dann steht man da.
Schneeschaufeln sind hier regelmäßig beim 1. Schnee ausverkauft, ohne (Ersatz~)Brille komme ich nicht bis zum Optiker und seit einmal die Apotheken Lieferengpässe bei meinen Anti-Krebs-Medis hatten, hab ich nen Tabletten Vorrat für mehrere Monate im Haus.
Will sagen:
Es gibt Dinge, die braucht man sehr sehr selten , vielleicht nie. Aber auch zu berücksichtigen ist mMn nach: Kriegt man sie mit vernünftigem Aufwand rechtzeitig nach beschafft, *wenn* man sie braucht?
@Sybille
Das ist ein sehr wichtiger Einwand. Wahrscheinlich (und zum Glück) ist Minimalismus nicht für alle geeignet. Oder nicht bei jedem auf alle Lebensbereiche anwendbar.
Ich habe zum Beispiel einen Schulfreund, der sehr spartanisch lebt. Seit Jahrzehnten sein einziges Schuhwerk: dasselbe Paar Bikerstiefel, das er mit Stücken eines Autoreifenmantels selbst neu besohlt. Sehr wenig persönliche Habe. Rudimentäre Küchenausstattung, obwohl er die Früchte seines Obstgartens und seiner Nussbäume eigenhändig für den Winter konserviert.
Doch sein riesiges Werkstattregal enthält ALLES. Er ist der Mann, der das nirgends sonst erhältliche Ersatzteil, das richtige Werkzeug, das notwendige Wissen und alle erforderlichen Fähigkeiten für die abwegigsten Reparaturen hat. Ein Generalist mit Sternzeichen "Schrauber".
Ist der Mann Minimalist oder Maximalist? Wen interessiert das schon. Er konzentriert sich minimalistisch auf sein Ding, das Schrauben. Und das mit maximalem Materialaufgebot.
Sich mit überlebenswichtigen Medikamenten zu bevorraten ist übrigens minimalismustauglich: Es hat einen nachvollziehbaren und ab und zu wirklichen eintretenden Grund, warum frau die Sache vorrätig haben muss.
Andererseits steht Minimalismus auch für das tiefe Vertrauen in mich selbst, Alternativen für alles gerade nicht Erhältliche auftun zu können.
Ich bin schüchtern, aber wenn meine Schneeschaufel kaputt wäre und ich eine bräuchte, würde ich mir bei den Nachbarn eine ausborgen. Die meisten Menschen macht es stolz und glücklich, in solchen Situationen aushelfen zu können.
Es ergeben sich daraus auch Win-Win-Situationen: Als ich im Altbau wohnte, mussten wir Bewohner abwechselnd selbst das Treppenhaus putzen. Die hochbetagte Nachbarin hatte das schwere (Bohner)Gerät, ich die Kraft: Ich übernahm zusätzlich zu meinem Putzdienst ihren Putzdienst, und bekam das notwendige Bohnergerät als Dauerleihgabe.
Wenn mir das Krebsmedikament ausginge, würde ich vermutlich etwas Abseitiges, nur vage mutmaßlich Heilsames wie eine Tee-Fastenkur absolvieren, um die Zeit bis zum Medikamentennachschub zu überbrücken. In der schnodderig-wagemutigen Zuversicht, es werde schon funktionieren.
Das schönste Kompliment, das ich einmal in einem Job bekam, in dem ich nicht besonders gut war: Wenn die Kacke am Dampfen ist, bist du die, die auf einmal ganz ruhig wird, und alles in den Griff kriegt.
Jetzt weiß ich nicht mehr, worauf ich hinauswollte. Warum erfordern deine Posts immer so ausführliche Antworten?^^ Ich schreibe einfach irgendetwas:
Minimalismus ist besonders geeignet für an sich ängstliche Menschen, die bei Gefahr zu kühnen Draufgängern werden. 😸
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