Partner bringt mich zum verzweifeln

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20.12.2023 12:43
#1
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Hallo, ich muss mir hier mal ein bisschen was von der Seele schreiben, weil ich so langsam nicht mehr weiter weiß.
Ich habe meinen Partner 2015 an der Uni kennengelernt. Er ist mehr als 10 Jahre älter als ich und hat vorher immer irgendwelche Jobs gemacht. Ich war sehr verliebt und habe vielen Dinge erst mit den Jahren realisiert.Ich habe mein Studium beendet und er ist immer noch mehr oder weniger dabei. Finanziell geht es ihm gut, da er einiges geerbt hat (unter anderem auch das Haus in dem wir leben) und er extrem sparsam lebt.
Seine Wohnung in unserer Unistadt war schon immer ein totales Chaos, er sortiert Verpackungsmüll bis ins kleinste auseinander damit es besser zu recyceln ist. Sammelt Müll in der Umgebung ein (was ja eigentlich gut ist), bringt den dann aber nach Hause, wo er ihn reinigt und auseinandersortiert. Er will den Müll an sich auch nicht behalten, aber seine Methoden sind so aufwändig, dass er absolut nicht hinterher kommt und es sich extrem ansammelt. Ich bin trotzdem mit ihm zusammen gezogen als mein Studium zu Ende war, da er mir versprochen hat das Haus nicht vollzumüllen. Ja ich war sehr naiv, oder zu optimistisch...keine Ahnung.
Am Anfang ging es mit der Müllsituation noch, aber wir haben das Haus mit der kompletten Einrichtung seiner verstorbenen Oma und unrenoviert bezogen. Er hat wegen seiner Mülltrennungsmethoden sich nicht darauf eingelassen einen Container zu mieten und alles zu entsorgen. Er baut stück für stück jedes Möbelstück in seine Einzelteile auseinander und entsorgt alles quälend langsam. Das Problem ist auch, dass er oft monatelang gar nichts macht, bis ich mich richtig aufrege und er mal wieder 2 Teile verschwinden lässt. Bisher haben wir eine neue Heizung und ein paar neue Elektrogeräte( und die alten natürlich immer noch...), aber nichts ist renoviert und Garten und Vorgarten sind verwildert und ungepflegt. Wir haben mittlerweile eine 8 Monate alte Tochter und das theoretische Kinderzimmer wartet immernoch auf seine Renovierung. Es ist leider auch so, dass ich nicht einfach selber anfangen kann, weil er dann böse wird, da ich anscheinend alles nicht richtig mache. Und dann der ganze Müll. Am Anfang war es nur im Keller, dann im Wohnzimmer (es gibt darin nur noch einen schmalen Weg zum Fenster um zu lüften). Mittlerweile gibt es keinen schönen Raum mehr. Am Anfang hat er immer richtig viel aufgeräumt, wenn ich Besuch eingeladen habe, aber da kommt er so langsam nicht mehr hinterher und stopft alles in irgendwelche Räume.
Wir führen regelmäßig Gespräche in denen ich ihn freundlich bitte etwas zu ändern und er ist immer total einsichtig und räumt dann ein zwei Tage ein bisschen rum und dann ist wieder Schluss.
Es ist nicht mal so, dass ihm die Zeit fehlt, er hat keinen Job und studiert auch eher halbherzig. Er ist aber nachts ewig wach und sitzt am Computer, er schläft oft bis nachmittags und ist oft total antriebslos. Ich habe ihn schon so oft gebeten sich Hilfe zu suchen, aber er meint er hätte kein Problem... so langsam wird bei mir der Gedanke immer lauter auszuziehen, aber ich kann mich dazu nicht überwinden. Ich fange auch bald an zu arbeiten und will meiner kleinen Tochter nicht zumuten bei der Veränderung noch eine neue Umgebung zu haben. Ich bin aber so unglücklich und muss morgens fast jedes mal heulen vor Frust, weil ich mich ,,Zuhause" so unwohl fühle.
sorry für den langen Text und Danke, falls sich jemand die Mühe macht das zu lesen!
Ich kann eigentlich mit niemandem darüber reden (außer seiner Mutter, aber sie redet nicht gerne darüber), deshalb bin ich froh dieses Forum gefunden zu haben!

LG Lilly


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20.12.2023 13:54
avatar  Sybille
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Hallo Lilly @Toffifee

ich hab's gelesen. Ne "tolle" Idee hab ich nicht und die schlechten Ideen versuche ich Mal für mich zu behalten. 😉
Lasse Mal liebe Grüße da, ausheulen kann man sich hier immer, auch und gerade wenn "die" ultimativen Lösungen halt schwer zu finden sind.

🙋🏼‍♀️🙋🏼‍♀️🙋🏼‍♀️


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20.12.2023 16:07
avatar  Sybille
#3
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Jetzt ist mir doch noch was eingefallen, was nicht auf "Sag ihm er soll sich Hilfe holen" hinausläuft (🤮)

Und zwar bewundere ich. W-i-r-k-l-i-c-h, ehrlich und ernst gemeint, jeden, der es schafft, einen grünen Fußabdruck zu kultivieren.
Finde ich absolut großartig. Meine Hochachtung. Ehrlich.

Aber. Die Betonung liegt auf "schafft" denn: Es muss funktionieren.
Wenn Dein Freund es hinbekäme den Müll so zu entsorgen, ich wäre schwer beeindruckt. Aber Fakt scheint mir zu sein: ES KLAPPT NICHT. Und die Frage, die sich dann mMn stellt, ist wer der Leidtragende ist, wenn's nicht klappt. (Und die Antwort ist klar, oder?)
Und ob man bereit ist, das hinzunehmen. Oder eben nicht.

Es gibt immer Mal wieder Menschen, die sind so "heilig" dass andere für sie die Drecksarbeit machen. (Ich hatte zB ne Großcousine, die im Winter die Mäuse gefüttert hat, damit die nicht verhungern. "Auch Tiere haben eine Seele". Als ihr Haus voller Mäuse und Mäusedreck war und sie davon krank wurde, sagte meine Tante zu mir, wir müssten Großcousinchen zu meinem Vater in den Urlaub schicken. Dann könnten wir sehen, ob wir Fallen, Gift oder was auch immer einsetzen. Ich hab damals zugestimmt - ich hab diese Großcousine sehr geliebt - aber ich habe mir damals geschworen, meine Drecksarbeit selbst zu machen. Wenn durch meine Schuld, in meinem Haus ne Mäuseplage ausbricht. Dann werde ich NICHT heulend irgendwo hocken, während andere für mich die Mäuse vergiften und verrecken sehen müssen. WENN etwas getan werden muss, weil ICH es vergeigt habe. Dann werde ICH es selbst tun. Ich bin erwachsen. Da wird dann nicht geheult, da muss ich dann durch. #Punkt)

Aber ob man Bock hat, der "Drecksarbeiter" zu sein, der in regelmäßigen Abständen den *** aufräumen darf, damit der andere weiter heilig sein darf (meine Großcousine war zu dem Zeitpunkt über 80 und musste kurz danach eh ins Heim. EINMAL ist man zu vielem bereit...) ...ist eine philosophische Frage. Denn ICH machte es nicht. Ich mache JEDEN Mist, wenn es sein muss. Und ich habe GRÖSSTES Verständnis für "ich hab's versiebt, kannst Du mir helfen?" Ja klar
Aber ich bin nicht der Depp, der fürs heimlich aufräumen zuständig ist, damit Mann sich einreden kann, der Öko - Heilige zu sein. #keineLust

Was ich sagen wollte: Wenn Du es (mit Kleinkind im Müll!!!) nicht mehr aushältst, dann gibt's ja nur noch drei Möglichkeiten a) Du ziehst aus. b) Er weint und klagt, während Du in einer Verzweiflungsaktion alles entrümpelst. c) Ihr schraubt seine Ansprüche runter, spuckt zusammen in die Hände und räumt auf.

Dass ich c) für die mit Abstand verlockendste Möglichkeit halte, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.

Und ich denke, deshalb würde ich (und man hat von außen da ja wahnsinnig leicht reden) versuchen DIESES Prinzip zu vermitteln.

Es muss funktionieren, sonst geht es rapide abwärts.

Es ist ja wahr, es WÄRE schön das alles ideal zu recyceln und zu entsorgen. Stimmt. Aber es rettet die Welt nicht, wenn ihr auf einer Müllkippe hockt. Auch DAS ist nämlich die Wahrheit.

Also, ich würde sagen, der Versuch es perfekt zu machen ist augenscheinlich gescheitert. Der Zeitpunkt Abstriche zu machen und ne mittelmäßige Lösung zu nehmen, ist so wie Du klingst, überfällig.

Denn wer die mittelmäßige Lösung zu sehr verabscheut. Dem bleibt irgendwann nur noch die schlechte. Glaube ich wirklich...


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20.12.2023 17:53
avatar  Gitta
#4
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Hallo Lilly
Willkommen hier! 😊

Ja, das kann ich aus Deiner Sicht total verstehen. Du und euer Kind seid ja hier in Mitleidenschaft gezogen. Ich finde, da wäre es angebracht, auch als Messie ein Stück zu rücken, auch wenn es noch so schwerfällt, denn hier geht es eben nicht nur um Deinen Mann allein, der dann im Chaos sitzt.

Natürlich ist Mülltrennung löblich, aber dann muss man es auch im Plan durchziehen, sonst bringt es nichts. Und vernünftig betrachtet, das weiß Dein Mann sicher auch, kann man sich ganz anders mit dieser Thematik beschäftigen. So zum Beispiel mit einem Studium Richtung Abfallwirtschaft oder Chemie und sich dann bei einem Recycling Unternehmen bewerben, oder so was.

Ich würde aber vermuten, das Aufräumen schafft Dein Mann nicht allein. Also wäre ein Kompromiss vielleicht, Du darfst ausräumen, was Du für richtig hälst. Und Dein Mann lässt Dich ohne Murren machen. Du könntest mit dem Kinderzimmer anfangen. Und Dein Mann soll vorher einmal schauen, ob er darin irgendetwas unbedingt behalten will. Und für den Rest lässt er Dir freie Hand. Nur als eine Idee.


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20.12.2023 22:36
#5
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Hallo ihr Lieben, danke fürs antworten und Mut machen!
Wir hatten noch mal ein Gespräch, dass vielleicht ein bisschen geholfen hat, mal sehen. Ich bin auf jeden Fall vorsichtig optimistisch und werde weiter versuchen mit ihm eine gemeinsame Lösung zu finden. Mit der Logik, dass sein Recycling die Welt nicht rettet komme ich nicht weit. Ich denke auch nicht, dass das aufhören wird. Ich muss nur einen Weg finden, der das alles irgendwo hin verlagert, sodass es unser Familienleben nicht mehr beeinträchtigt. Ausziehen wäre für mich auch die schlimmste Lösung und das mache ich nur, wenn ich wirklich keine Hoffnung mehr sehe.

Der Ansatz, dass das vielleicht mal jemand anders für ihn aufräumen muss ist vielleicht eine Möglichkeit ihm eine andere Sichtweise aufzuzeigen. Ich werde das mal ansprechen.


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