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Neuer Partner und viele Fragezeichen
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Hallo,
ich hoffe, ich mache das jetzt so richtig, in dem ich hier erstmal den Fragebogen beantworte. Wenn nein, liebe Moderatoren, dann bitte entsprechenden Hinweis oder Thema verschieben.
1. Ist der Betroffene deiner Meinung nach ein echter Messie, oder hat er eine Antriebsstörung, oder beides? (Worin der Unterschied besteht, und warum das wichtig ist, ergibt sich aus dem o.g. Text)
Ich denke, dass es keine Antriebsstörung ist, denn er trennt gewissenhaft den Müll und entsorgt ihn auch. Aber er hebt alles auf, weil er es evtl irgendwann nochmal gebrauchen kann. Er kann sich von nichts trennen. In der Wohnung stapeln sich die Dinge bis unter die Decke.
2. Falls er tatsächlich primär Objekte sammelt, die er nicht loslassen kann: Was sind das für Objekte?
Bücher, Ausrüstung für sein Hobby, Werkzeug, CDs, VHS-Kassetten, Geschirr, Gewürze, Nähstoffe (füllt die komplette Couch aus) - eigentlich hat er von fast allem viel zu viel. Die Küchenschränke quellen über. Nahrungsmittel kauft er z.B. ein, als ob er eine 10-köpfige Familie ernähren müsste.
3. Wer lebt noch mit dem Betroffenen zusammen? Du selbst, andere Angehörige, Kinder, Haustiere? Worin bestehen deiner Meinung nach die für diese Mitbewohner problematischsten oder belastendsten Einschränkungen im Alltag?
Er lebt allein, hat nach eigener Aussage keine Freunde. Der Kontakt zur Familie ist gespannt. Laut seiner Aussage ist sein Vater ein Messie.Für mich ist es schwer zu begreifen, wie man in so einem Umfeld leben kann und ich kann mich natürlich nicht wirklich wohl fühlen, wenn wir bei ihm zuhause sind.
4. Wie sieht ein typischer Tag im Leben des Betroffenen aus? (in Stichpunkten)
Das kann ich leider nicht so genau sagen, weil wir nicht sehr viel Zeit miteinander verbringen (können). Er verzettelt sich zeitlich immer wieder. Er braucht sehr viel länger für Tätigkeiten, als ich das als "normal" empfinden würde. Er geht wohl aber seinem Job nach. Wenn wir am Wochenende Zeit miteinander verbringen, komme auch ich mit meiner Zeit nicht mehr klar, weil wir einfach nicht vom Fleck kommen.
5. Gibt es diagnostizierte, vermutete oder bereits ausgeschlossene Erkrankungen/Störungen, die entweder als Auslöser in Frage kommen, oder die Situation verschärfen? (zum Beispiel Depressionen, ADS/ADHS, Traumata, aber auch Gehbehinderung, hohes Alter, Demenz, Rückenleiden....)
Er hat einen Bandscheibenvorfall.
6. Oft gibt es wiederkehrende Konflikte zwischen dem Betroffenen und engen Angehörigen. Wie verläuft ein solcher, typischer Konflikt genau? Wer sagt oder tut was, wie reagiert der andere, wie wird die Konfliktsituation beendet?
(möglichst als Dialog oder dialog-artiges Beispiel, etwa: "Immer wenn er/sie das und das tut, sage ich etwas in der Art von so und so, und er/sie tut oder sagt dann immer das und das, und am Ende läuft er weg/laufe ich weg/steckt sie sich die Finger in die Ohren/knalle ich die Tür zu....") Auch, wenn du den Konflikt nicht selbst austrägst, sondern zum Beispiel immer wieder Zeuge ein und desselben Streitverlaufs zwischen deinen Eltern und deinem "Problem-Geschwister" siehst, oder zwischen den Eltern als Partner etc.
Diese Frage wird häufig ignoriert, ist aber wirklich sehr wichtig, um einen Selbsthilfeansatz zu entwickeln.
Da ich nicht weiß, wie ich mich Verhalten soll, habe ich bis dato Konflikte möglichst vermieden. Jedem noch so kleinen Ansatz von Kritik folgt eine in meinen Augen unangemessene Rechtfertigung. Zwei kleine Streitigkeiten hat er sofort mit Rückzug quittiert. da ich selbst unter Verlustängsten leide, sind solche Situationen für mich sehr schwierig. Außerdem habe ich das Gefühl, dass er immer dann, wenn er sich mir sehr nah fühlt, wieder die Distanz sucht.
7. Weißt du etwas über die Kindheit bzw das Elternhaus des Betroffenen?
Seine Mutter ist mit 21 an Krebs gestorben. Er sagt, er ist in sehr beengten, chaotischen und dreckigen Verhältnissen groß geworden.
8. Liegt ein "extremer Verwahrlosungsgrad" vor?
Merkmale: Können die Bewohner des Hauses in ihren Betten schlafen? Sind die Sanitäranlagen benutzbar? Können sich die Hausbewohner etwas zu essen zubereiten? Werden normale Lebensmittel verarbeitet, oder solche, von denen eine Gesundheitsgefährdung ausgehen könnte? Funktionieren warmes Wasser, Strom und Heizung? In einem solchen Notfall sind eventuell andere Maßnahmen notwendig/unvermeidbar; man kann die Veränderung nicht schrittweise angehen.
Seit ich in seine Wohnung darf, hat er einen Teil der Couch freigeräumt, damit wir zu zweit darauf sitzen können. Und er hat die zweite Betthälfte benutzbar gemacht. Die Wohnung ist natürlich für mein Empfinden nicht sauber, denn es kann ja gar nicht geputzt werden. Er selbst pflegt sich allerdings sehr. Er hat sogar eher einen "Waschfimmel". Er kocht sich regelmäßig. Allerdings sind mit Sicherheit viele Nahrungsmittel bereits abgelaufen, wenn er sie verzehrt.Wasser, Strom, Heizung und sanitäre Anlagen funktionieren.
9. Besteht der Verdacht auf Selbstgefährdung (z.B. Suizidgedanken oder -absichtserklärungen, Verweigerung oder Vergessen von lebenswichtigen Medikamenten) oder andere bedenkliche Verhaltensweisen? Einfach benennen, auch wenn du nicht sicher bist. Auch das würde andere Maßnahmen erfordern.
Nein, er hat allerdings depressive Phasen.
10. Besteht der Verdacht auf Fremdgefährdung bzw Gefährdung fremden Eigentums? Z.B. offen liegende Steckdosenanschlüsse, wenn Kinder im Haushalt leben, Tiere, an denen Anzeichen von Verwahrlosung zu erkennen sind, Bausubstanzbeschädigung durch Schimmelbefall, Ungeziefer
Da er allein in der Wohnung lebt, gefährdet er direkt niemanden. Allerdings hat er massive Probleme mit Vermieter und Hausmitbewohnern. Schimmel habe ich einiges gesehen, Ungeziefer noch nicht. das wird sich wahrscheinlich auch eher in den warmen Monaten zeigen.
11. Erzähle das, wonach wir noch nicht gefragt haben. Warum bist du heute hierher gekommen? Wie geht es dir zur Zeit, und wie geht es dir jetzt im Moment? Was möchtest du loswerden? Was findest du, sollten wir sonst noch über den Betroffenen, über dich, oder über euer Verhältnis zueinander wissen?
Ich habe viele Jahre Selbsthilfeerfahrung in einer Suchtgruppe. Ich weiß, dass ich andere Menschen nicht ändern kann, aber dass ich als Angehöriger mit meinem eigenen Verhalten sehr viel tun kann, um dem Betroffenen zu helfen, aber auch seine Lage zu verschlechtern. Und bei meinem suchtkranken Ex-Partner hat tatsächlich die Hilfe der Selbsthilfegruppe und mein Verhalten dazu geführt, dass dieser Mann tatsächlich trocken wurde und es bis heute ist. natürlich könnte ich jetzt auch einfach gehen - das wäre der einfache Weg. Will ich aber nicht, auch wenn das sicherlich für manche auch ein gestörtes Verhalten ist. Deshalb suche ich hier Hilfe, wie ich mit der Erkrankung umgehen kann, damit ich mir selbst möglichst nicht schade und ihm helfe. Denn ich merke schon, dass er selbst auch leidet.
12. Deine Fragen - zum Messiesyndrom oder Antriebsstörung im Allgemeinen? Zu deinem Fall im Speziellen? Kannst du formulieren, was du dir von deinem Besuch hier erhoffst, erwartest oder wünschst?
Ich würde gerne so viel wie möglich über die Erkrankung lernen, damit ich ihn und sein für mich oftmals verwirrendes Verhalten besser verstehen kann. Und ich würde gerne lernen, wie ich mich am besten verhalte, um ihn und mich zu unterstützen. Ich weiß, dass es nicht zielführend ist, ihm zu sagen, er soll einfach aufräumen !!!
So, ich hoffe, dass ich hiermit schon einen kleinen Status geben konnte. Ich freue mich auf Fragen.
LG, Tine
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Liebe Tine, ganz herzlich Willkommen hier im Forum. Schön, dass du hergefunden hast ;-)
Erstmal bewundere ich deinen Mut, dass du nicht gleich nach dem ersten Besuch rückwärts wieder hinaus gegangen bist. Hut ab!
Wie ist es denn mit deinem Partner, wenn er bei dir ist? Ist er da ordentlich oder schleppt er auch Dinge in deine Wohnung? Meiner Meinung nach, musst du dort sofort Grenzen setzen! Nicht, dass es bei dir eine Zweigstelle gibt...
Gut finde ich, dass er einen geregelten Tagesablauf hat, Arbeit, Essen kochen, Hygiene. Wobei du ja beschreibst, dass das eher zwanghaft abläuft.
Da du auch depressive Phasen erwähnt hast, würde mich interessieren, ob er damit in Behandlung ist.
Ich denke hier melden sich bestimmt noch einige, die mit dem "echten Messie" Erfahrung haben.
Erstmal alles Gute für dich!
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Hallo, Carry,
danke für das nette Willkommen und Deine Antwort.
Ich denke,mit Mut hat das weniger zu tun. Ich hatte schon eine gewisse Vorahnung, nachdem er mich die ersten Wochen schon sehr auffällig von seiner Wohnung ferngehalten hat, weil er erst aufräumen müsse.Und auch wenn sicherlich die vorangegangene Beziehung mit einem Alkoholiker oft alles andere als schön war, so habe ich aber in 6 Jahren Selbsthilfegruppe unheimlich viel lernen dürfen. Dahingehend war das eine sehr wertvolle Erfahrung für mich. Allein schon das Wissen, dass das oft verletzende Verhalten des Partners keine Boshaftigkeit oder Charakterschwäche ist, sondern ein Symptom der Krankheit, macht es schon leichter, damit umzugehen.
Und vor allem habe ich gelernt, dass man als Angehöriger nicht hilflos oder machtlos ist. Kein Süchtiger und wahrscheinlich auch kein Messie wird fremdgesteuert gegen sein "Problem" angehen. Aber man kann schon als Angehöriger durch sein eigenes Verhalten unterstützen. Das wird sicherlich nicht immer und bei jedem so sein. Wie man sich gegenüber Suchtkranken als Angehöriger verhält und sich selbst schützt, weiß ich. Jetzt hoffe ich hier auf Unterstützung in der für mich völlig neuen Situation.
Wenn mein Partner bei mir ist, ist er "normal" ordentlich. Ich setze das deshalb in Gänsefüßchen, weil es bei mir Zuhause das krasse Gegenteil zu seiner Wohnung ist. Wenn hier was rumliegt, fällt das eben auch sofort auf. Das würde ich mir auch nicht verändern lassen, weil ich das für mein Wohlgefühl brauche. Und ich will nicht sagen, dass es bei mir steril sauber ist, aber fast :-). Umso paradoxer ist es für mich, dass es ihn stört, dass mein Hund auf die Couch darf, weil da ja mal ein Haar hängen bleiben könnte. In seiner Wohnung liegt der Staub zentimeterdick auf den Möbeln und die Wände sind voller Schimmel. Außer den kleinen Trampelpfaden zwischen den Zimmern ist garantiert die letzten Jahre nichts gesaugt oder gewischt worden. Das ist z.B. eine Denke, die ich mir gar nicht erklären kann.
Der geregelte Tagesablauf stimmt zumindest dahingehend, dass er anscheinend seinen Arbeitszeiten nachkommt. Inwieweit er seine Leistungen im Job erbringt, kann ich nicht beurteilen. In seiner Freizeit braucht er für Tätigkeiten, die man normalerweise in einer Stunde machen kann, den halben Tag.Er verhaspelt sich total mit der Zeit. Wobei ich sagen muss, dass er bis dato relativ pünktlich war, wenn wir feste Uhrzeiten vereinbart haben.
Die depressiven Phasen erkennt er nicht als solche. das ist aber bei den meisten Menschen so. Er war wohl noch nie in irgendeiner Psychotherapie oder Selbsthilfegruppe. Für ihn haben die ganzen "Psychofuzzies" alle selbst einen an der Klatsche.Ich selbst habe dazu eine ganz andere Erfahrung. Ich leiste mir schon seit vielen Jahren eine Psychotherapeutin, die mir einfach gut tut und der ich es zu verdanken habe, dass mich so schnell nichts aus der Fassung bringt. Damit gehe ich auch sehr offen um, weil ich das für mich als Coaching sehe. Deshalb weiß ich auch, wie mein Partner darüber denkt.
LG
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Du weißt echt schon viel über darüber, dass man niemanden gegen seinen Willen ändern kann.
Das jemand der zu Hause, das größte Chaos hat, woanders geradezu pingelig ist, hatten wir hier schon öfter. ;-) Auch von sogenannten "Zeitmessies" habe ich hier schon gelesen.
Ich schätze, wenn der Weihnachtsstress etwas vorbei ist, werden sich auch noch "richtige Insider" ;-)) melden. Vielleicht findest du ja bis dahin etwas in unseren Selbsthilfethreads:
Die Hilfe zur Selbsthilfe
Bis dahin alles Gute und ein schönes Weihnachtsfest!
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