Projekt "Umzug", Phase I

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22.10.2024 08:29
avatar  Robin
#851
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P.S..:

Ich schrieb grade an @Lynda :

Sch*Papierkram! Den hasse ich auch am meisten und habe eine Zeitlang sogar versucht, ihn einfach komplett zu verweigern. Und ich lebe noch! Trotzdem bin ich momentan in der Stimmung, einfach zu akzeptieren, dass er nunmal existiert und man irgendeine Lösung dafür finden muss. Kannst du dir vorstellen und es dir leisten, jemanden dafür einzustellen, dass er/sie dir 90% davon vom Hals hält? Für die restlichen 10% kann es helfen, wenn beim Ausfüllen jemand danebensitzt.

Ja, so hätte ich es schon *längst* mit ihm machen sollen! Einmal die Woche gemeinsam Termin für *seinen* Kram, bis der geregelt ist... Aber, wie ich auch schrieb, ich bin selbst kein Held mit dem Ämterkram!!! Und seine Situation ist etwas verwickelt... Er brauchte zuletzt eine Bescheinigung seiner Vermieterin, aber er ist Müllmessie und chronisch auf der Flucht vor seiner Vermieterin... Überhaupt sind alle meine Versuche, ihm mit irgendwelchem Ämterkram zu helfen, am Ende immer daran gescheitert, dass ihm nach Stellen eines Antrags keine Bewilligung, sondern ein Schreiben zugestellt wurde, das ihn aufforderte, irgendwas einzureichen, das er nicht hatte. Und seine Wohnung sieht aus, als hätte da ein Tornado getobt. Da *gibt* es keine Kiste, in die wichtiger Papierkram gesteckt wird oder so. Und ich breche innerlich zusammen, wenn ich mir das ankucken muss und die Aufgabe hab, da was zu finden! Er selbst vermutlich auch...


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22.10.2024 12:54
avatar  Sybille
#852
Sy

Ich entschuldige mich schonmal vorab, wenn meine Antwort taktlos wird. Es ist nur ein spontaner Gedanke. Und dass ich den Ex nicht kenne und deshalb gar keine Ahnung habe, steht ja sowieso fest.

Okay.

Also mein erster Gedanke war, dass es ne ausgezeichnete Methode ist, ein solches Problem zu lösen, die ganze Wohnung dermaßen mit Büchern und sonstigem Krempel vollzustellen, so dass der Ex und auch sonst kein armer bedürftiger Kröterich , den man täglich küssen muss, der sich aber trotzdem nicht in einen Prinzen verwandelt, darin keinen (dauerhaften) Platz findet. 😘😉

Und daraus folgt dann wohl, dass es eine bewusste *Entscheidung* erfordert, wenn zwar Platz entsteht. Aber kein Wunsch nach Fröschen.

Also, ich setz' mich mal in die Nesseln...

Sein wir doch realistisch:
Ich hab's irgendwann schonmal geschrieben, ich schreibe es wieder: Dein Ex braucht keine Freundin, der braucht eine Mutti.

Ob's am ADHS liegt. An schwerer Kindheit, der Gesellschaft oder an der ominösen Fähigkeit, die mit "Du musst es nur wollen" beschrieben wird, finde ich dafür eigentlich wurscht.

Ich seh' das so:
Er kommt nicht klar.

Nun bin ich weiß Gott in keiner Position mit Steinen zu werfen, aber die Frage ist ja nicht, ob ich mein Leben auf Kette bekomme, sondern ob Du ihn retten kannst, ohne selbst unterzugehen.

Und nach meinem höchsteigenen Eindruck, der auf nichts basiert als ein paar Beiträgen im Internet. Glaube ich es nicht.

Zum einen glaube ich, dass Mensch sich in erster Linie selbst retten muss. Zum anderen glaube ich, dass nichts gewonnen ist, wenn Du statt ihn zu retten mit in den Strudel gerätst. Wir sind hier nicht in einem Kitschroman, wo man gemeinsam untergeht, bevor man den anderen zurücklässt.

Vielleicht ist diese Sichtweise naiv. Aber ich habe das Gefühl, dass jeder, der sich selbst aus dem Sumpf befreien kann, auch Kapazitäten und Hilfsmöglichkeiten für die zurück gebliebenen frei macht. Während jeder, der auch noch in den Strudel gerät, den Hilfsbedarf vergrößert und Möglichkeiten bindet.

Ganz banal gesagt: Davon, dass wir am Ende alle gemeinsam in der Gosse sitzen ist mE niemandem geholfen.
Denen, die es aus eigener Kraft geschafft hätten nicht. Und denen, die jetzt das Scheitern der anderen zusätzlich auf ihrem Gewissen haben und die niemanden mehr haben, den sie (auch bei Kleinigkeiten) nach Hilfe fragen könnten auch nicht.

Ich glaube Dir, dass der Ex nett ist und nicht mit Absicht und aus Berechnung "so". Ich schwöre es, ich glaube es wirklich. (Hey: Ich bin hier diejenige, die immer "das ist alles nicht so einfach" auf tolle Vorschläge antwortet, statt "Mal eben" aufzuräumen und gut. Ich KENNE das Problem.)
Aber ich glaube auch / trotzdem / erst Recht, dass das gar keine Frage von Schuld ist.
Sondern eine Frage von Möglichkeiten.
ER schafft es nicht.
Glaube ich.
Was ich aber AUCH glaube ist, dass DU es nicht schaffst ihn auf Dauer durchzuschleppen.
Es tut mir leid, ich GLAUBE es nicht.
Ich glaube, Du kannst DICH retten. Oder mit ihm absaufen.

Scheißalternativen. Stimmt. Aber es ist der Eindruck, den ich habe.

Anekdote:

Ich habe eine Freundin. Mein Mann sagt immer "Dir ist klar, dass das ein böses Ende nehmen wird?". Ja, das ist mir klar.
Ich habe versucht zu helfen, ich SCHWÖRE es, ich habe es wirklich versucht. Aber alle meine Versuche sind verpufft, es war alles nicht das richtige. Nichts half. Ich bin nicht SAUER. Ich glaube auch nicht, dass es am Willen mangelt, sie hat einen *eisernen* Willen, wirklich wahr.
Ich glaube, dass es kompliziert ist.
Aber das ist ja gar nicht die Frage.
Die Frage ist, ob ich helfen kann.
Und die Antwort ist:
Ich habe aktuell keine Idee.
Es tut mir leid, aber ich habe nichts mehr im Sortiment. Alle Ideen, die ich hatte sind verbraucht, von hilflosen Verzweiflungsversuchen wird es nicht besser. Es ist schwer das mit anzusehen (Look who's talking 😉). Aber ich habe beschlossen nicht komplett wegzugehen.
Und wer weiß...
Vielleicht wird sie irgendwann *selbst* eine Idee haben, was helfen könnte, wo alle meine Vorschläge nicht hilfreich waren. Vielleicht wird sie für diese Idee jemanden brauchen, der sie unterstützt. Und vielleicht - vielleicht - VIELLEICHT werde ich *dann* helfen können. Weil ich nicht mit ihr untergegangen bin, deshalb. Und weil ich geblieben bin. Trotzdem.

Aber wie schon gesagt... Nur so ein Gedanke...


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22.10.2024 17:44
#853
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Hallo @Robin

Zitat von Robin im Beitrag #850
Aber egal, das Problem ist *nicht*, dass ich nun ein paar Stunden mehr Zeit für's Ausmisten aufwenden muss, weil ich diese Fahrten dann selbst mache. *Mein* Problem ist, dass diese "Rest-Beziehung" zwar chronisch frustrierend war, aber doch ein Maß an Nähe, das ich mit anderen so nicht habe. Und das mir fehlen würde.


Das ist ein sehr wichtiger Punkt. Aus meiner Sicht sogar der Wichtigste. Denn diese Nähe wieder mit jemanden zu bekommen, ist sehr schwer - ich würde aus meiner Erfahrung sagen, unmöglich.

Ich kenne solche Zustände - grade in den Anfangsjahren meiner Beziehung und mein Partner in einer Berliner-Altbauwohnung schon einen Haken für einen Strick an die Zimmerdecke angebracht hatte. Er bekam auch von nirgends mehr Geld. Das war Anfang 2000 als die Hartz4 Gesetze losgingen und er schon vorher in die Arbeitslosigkeit abgerutscht war. Er brachte es nicht diese Jobcenter-Termine wahrzunehmen, noch die Papiere zusammen zu bekommen, die sicherlich auch als Schikane immer wieder gefordert wurde. Er hatte teilweise Originale hingegeben und die schrieben, sie haben nichts bekommen. So bekam er kein Geld.

Das war nicht einfach. Aber diese Nähe, wie mit ihm, hatte ich vorher noch mit niemanden. Das mit dem Strick kam für ihn auch nicht mehr in Frage, nachdem wir zusammen waren. Er hat sich voll auf mich verlassen und ich habe das alles auseinander gedröselt, Jobcenter, Wohnung gesichert, später - als er eine größere Nachzahlung vom Jobcenter bekam - ist er hierher zu mir in die Gegend gezogen und ich habe ihm geholfen, dass er Erwerbsminderungsrente bekam.

Ich kann Dich verstehen, wenn das für Dich überfordernd ist und ich verstehe auch @Sybille, wenn sie schreibt "lieber nicht zusammen untergehen" und "jeder muss sich selbst helfen". Aber das ist manchmal nicht so einfach (dies sich selbst helfen - mit Unterstützung eines nahen Menschen geht das besser).

Also, ich finde dieser Punkt mit der Nähe ist sehr wichtig.

Es ist eine unglaubliche Leere, wenn so ein Mensch nicht mehr da ist. Da ist jeder Frust besser.

Ich glaube, der sozialpsychiatrische Dienst wird auch wenig machen können. Den muss ja niemand in die Wohnung lassen. Betreuung wäre, ja nur, wenn er wirklich nicht mehr klar käme und das nicht mehr selber raffen würde.

Ich habe mir oft in solchen Situationen (war ja später auch mit meinen Eltern Ähnliches) selber Hilfe geholt. Nicht für den anderen, sondern für mich. Bin auch in Al-Anon-Meetings gegangen oder Co-Abhängigkeit ist auch so ein Thema und versucht trotzdem gut für mich zu sorgen. Dann hatte ich auch Kraft für den anderen wieder.

Also, ich würde seinen Schriftenkram zu einer Beratungsstelle (wenn es so was noch gibt) nehmen und die das machen lassen oder Dich zumindest damit unterstützen.

Ja, und so eine Erkältung oder jedwede körperliche Krankheit haut einen Asperger oder wenn man instabil ist, eher um, als jemanden der "normal" ist. Da gibt's ja 1000 Ängste dann vor Krankenhaus, Abhängigkeit von Fremden usw. Darum ist er sicherlich besonders durch den Wind grad.


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Gestern 09:35
avatar  Robin
#854
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@Sybille @charlotta

Viel Stoff zum Nachdenken, vielen Dank!

Zitat von Sybille im Beitrag #852
Dein Ex braucht keine Freundin, der braucht eine Mutti.


Hab ich auch schon mal geschrieben: Ich weiß. Als *Partnerin* bin ich vor 13 Jahren aus dem Amt geschieden. Weil Partnerschaft stelle ich mir anders vor...

Aber "Mutti" bleibt man mindestens, bis die Kids halt auf eigenen Beinen stehen können. Und zumal wenn man selbst auch ganz gern jemanden in seinem Leben hat, der irgendwie auch dann da ist, wenn er nicht da ist.

Und ich halte Teams zur gegenseitigen Hilfe für eine ziemlich existentielle Angelegenheit für Menschen mit geringem Einkommen. Selbst wenn man in jeder Hinsicht fit genug ist, sich selbst zu helfen (also quasi ein Allround-Handwerker ohne psychische oder körperliche Einschränkungen ist), gibt es Situationen, in denen man ein zweites Paar Hände braucht oder jemanden, der einem mal Geld leiht oder sonstwas.

Also ist das Problem vielleicht wirklich, wie @Rica meinte, dass ich Erwartungen an ihn gestellt habe, wie ich sie in einer *Partnerschaft* hätte?! Vielleicht... Vielleicht erwarte ich aber auch in so Gegenseitige-Hilfe-Teams ein gewisses Maß an Zuverlässigkeit. Soweit ich weiß, erwarte ich das in solchen Kontexten auch von mir, und *er* srwartet nach meinem Empfinden von mir sogar, dass ich sofort aufstehe und losrenne, wenn er signalisiert, dass er meine Hilfe braucht. Naja, also einmal monatlich im Durchschnitt kommt so ein Notruf.

Klar, er hat schon geholfen, und ich *weiß*, dass er Schwierigkeiten mit Prokrastination hat... Aber es bremst mich halt eher zusätzlich aus, mich auf jemanden zu verlassen, der grade dann, wenn ich ein paar freie Tage hab, einfach abtaucht und nicht mal auf meine Frage, wann er kommt, antwortet. Okaaay - ich hätte es dann auch nochmal telefonisch probieren können. Wobei, ist nicht so, dass ich das nicht auch probiert hätte. "Der Teilnehmer ist zur Zeit nicht zu erreichen." Ich wusste halt am Freitag nicht, dass er nicht kommen würde, und schon gar nicht, dass er auch Samstag nicht kommt. So ganz *unerwartet* kam das aber nicht. Also ich hätte vehementer drängeln müssen, um zu erfahren, ob er nun kommt oder nicht. Der Haken ist: Wenn man eine Antwort kriegt, lautet die immer "Ja". Ob so eine Antwort dann auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass er auftaucht, habe ich noch nicht rausgefunden.

Zitat von Sybille im Beitrag #852
Zum einen glaube ich, dass Mensch sich in erster Linie selbst retten muss.


Meine Meinung:

Jein. Wahr ist, dass niemand auf Dauer jemanden retten kann, der sich zwanghaft immer wieder zu Boden schmeißt, oder gar in den erstbesten Abgrund. Aber wahr ist auch, dass wir uns selbst nur retten können durch unseren Wunsch, alle anderen zu retten... Das ist keine Überforderung, sondern *Teilhabe*, wenn wir begriffen haben, dass wir das nicht *allein* tun können, weil unsere Kräfte dafür nicht ansatzweise ausreichen.

Es geht also in jeder konkreten Situation darum, was wir tun *können*, ohne in etwaige Strudel mitgerissen zu werden oder auch nur keine Zeit mehr zu haben für die eigene Messiebude.

Was mein Ex z.B. braucht, um überhaupt wieder bei anderen Ämtern vorgelassen zu werden, ist ein gültiger Ausweis. Er holt sich immer einen provisorischen, weil meist verliert er den eh, bevor er abläuft. Dafür braucht er einen Termin (er hält im Internet Ausschau nach welchen, die kurzfristig vergeben werden, weil irgendjemand sie nicht wahrnehmen konnte) und dann braucht er ganz schnell Geld, um den Ausweis zu bezahlen. Da komme ich ins Spiel: Das ist schon eingeübt. Zur Not Geldübergabe auf irgendwelchen Bahnhöfen, wo er dann schon warten muss. Wenn ich da ausfalle, ist das ein totaler Stopp, weil er es nicht auf die Reihe kriegt, das vom Pfandflaschensammeln anzusparen, und seine Mutter, die ihm das Geld sicher auch geben würde, nicht mehr schnell genug springen kann. Oder will.

Ich wünsche mir, dass er kapiert, dass es auch bei mir zu einem Stopp kommt, wenn er mich hängen lässt. Und dass er dann Absprachen trifft, die er einhalten kann.

Bei diesen Sätzen war ich unsicher, ob es noch stimmt, das als gegenwärtigen Wunsch zu formulieren. Weil ich glaube nicht mehr dran, dass der erfüllt wird. Also wäre es eigentlich angesagt, sich was Realistisches zu wünschen. Ich denke, meine Wut kommt daher, dass ich den Wunsch nicht aufgeben möchte.

Okaaay: Er sollte...
Byron Katie ist mal wieder angesagt: Ich sollte...

Ja, doch. Es gibt zwei Geschichten, in denen ich nicht so zuverlässig bin, wie ich nach meinen eigenen Maßstäben sein sollte. Und *wenigstens* sagen sollte, dass ich's nicht schaffe. Das fällt mir halt super schwer, weil ich finde, ich *sollte* es schaffen... Aha!

Er sollte nicht? Hmmm. Er sollte sich um seinen eigenen Kram kümmern, aber wenn er das nicht schafft, ist es besser, sich beim Transport meiner Bücher wenigstens ein paar Penunzen zu verdienen. Übrigens hatte ich das verkürzt dargestellt: Medikamente zahle ich eh.

Aber mir ist was Gutes eingefallen: Er schien ja so gar kein Unrechtsbewusstsein zu haben. Das hat ja bei mir das Fass erst zum Überkochen gebracht. also frage ich ihn doch einfach, wieso *er* meint, dass er nicht sollte! Das eröffnet ja auch den Weg für Verhandlungen...

Zitat von Sybille im Beitrag #852
Wir sind hier nicht in einem Kitschroman, wo man gemeinsam untergeht, bevor man den anderen zurücklässt.


Im großen und ganzen sind wir m.E. in einem Kitschroman, wo alle früher oder später untergehen, wenn sie sich nicht gegenseitig helfen. Weil jeder Mensch braucht manchmal Hilfe, die meisten schon unmittelbar nach der Geburt. Und dann wieder gibt es Zeiten, wo wir anderen helfen können.

Zitat von Sybille im Beitrag #852
Ich glaube Dir, dass der Ex nett ist und nicht mit Absicht und aus Berechnung "so".


Eeeh... Das glaube ich*so* nicht. Was ich aber glaube ist, dass er ja wohl rein gar nichts davon hat, in einer dermaßen prekären Lage zu sein!

Zitat von Sybille im Beitrag #852
Weil ich nicht mit ihr untergegangen bin, deshalb. Und weil ich geblieben bin. Trotzdem.


Ist manchmal das einzige, was man tun kann. Manchmal hilft es Leuten aber auch nur dabei, einen selbstzerstörerischen Weg weiter zu gehen (Stichwort Co- Abhängigkeit). Ich bin mir nicht sicher, ob meine bisherige Hilfe nicht genau das tut.

Zitat von charlotta im Beitrag #853
Denn diese Nähe wieder mit jemanden zu bekommen, ist sehr schwer - ich würde aus meiner Erfahrung sagen, unmöglich.


Weiß nicht. Ich hatte es zweimal: Mit meinem Ex und meinem "Ex2". Beide Aspies, beides schwierige Beziehungen, und mit beiden blieb dieser Kern erhalten, nachdem klar war, dass Paarbeziehung im üblichen Sinn nicht mehr geht.

Aber es ist auch klar, dass es normalerweise eben nicht so ist mit Leuten und auch nie so werden kann, und nach meiner Erfahrung auch nicht mit anderen Aspies. Die ticken nämlich sehr unterschiedlich.

Und ich glaube auch nicht daran, dass es nochmal passiert. Ich bin auch schon 60. Aber ich mag mein Leben auch außerhalb von Beziehungen. Mittlerweile so sehr, dass ich gar nicht mehr so recht will...

Zitat von charlotta im Beitrag #853
Ich glaube, der sozialpsychiatrische Dienst wird auch wenig machen können. Den muss ja niemand in die Wohnung lassen.


Das würde er wahrscheinlich schon tun. Ich hab auch schon mehrmals versucht, professionelle Hilfe ranzuholen. Das scheitert immer irgendwann daran, dass die irgendwelche Unterlagen wollen und er den Brief, in dem sie das schreiben, irgendwo ablegt und später sind weder die Unterlagen noch der Brief da. Irgendwann taucht dann irgendwas mal wieder auf, aber mittlerweile ist die Frist abgelaufen.

Zitat von charlotta im Beitrag #853
Betreuung wäre, ja nur, wenn er wirklich nicht mehr klar käme und das nicht mehr selber raffen würde.


Gut wäre halt so eine Hilfe, die ihm hilft, es wieder auf die Reihe zu kriegen. Bei Aspies e.V. hatten einige einen Einzelfallhelfer. Allerdings waren das alles Leute, die gut genug klarkamen, um sich so jemanden zu beschaffen.

Zitat von charlotta im Beitrag #853
Also, ich würde seinen Schriftenkram zu einer Beratungsstelle (wenn es so was noch gibt) nehmen und die das machen lassen oder Dich zumindest damit unterstützen.


Danke! Das ist das einzig halbwegs realistische. Ist nur die Frage: Welcher Schriftkram, und wo befindet der sich?

Ich bin ja selbst mit meinem eigenen Papierkram chronisch am Limit. So sehr, dass ich jahrelang ohne Strom gelebt hab - und das nicht, weil ich ihn nicht hätte bezahlen können, sondern weil was schiefgelaufen ist bei der Anmeldung und ich dann jede Menge Jahre gebraucht hab, bis das alles bereinigt war.

Zitat von charlotta im Beitrag #853
Ja, und so eine Erkältung oder jedwede körperliche Krankheit haut einen Asperger oder wenn man instabil ist, eher um, als jemanden der "normal" ist. Da gibt's ja 1000 Ängste dann vor Krankenhaus, Abhängigkeit von Fremden usw. Darum ist er sicherlich besonders durch den Wind grad.


Hmmm... Das erklärt teilweise, weshalb er bei Infekten so panisch reagiert. Sein Immunsystem ist zum Ausgleich aber enorm. Einmal glaubte er, was Grauenhaftes zu haben wegen einem Symptom, das er noch nie zuvor gehabt hatte - es stellte sich als Gliederschmerzen heraus!

Übrigens bin ich ziemlich beeindruckt, dass du es geschafft hast, deinen Partner in einer ähnlichen Lage wieder ins "soziale Netz" zu bringen! Okay, ich habe auch noch zusätzlich einen Job... Aber es ist in jedem Fall nicht einfach! Hier in Berlin stehen mittlerweile überall Securitys in den Jobcentern. Die lassen einen gar nicht erst rein, wenn man keinen Termin hat. Und für Bürgergeld muss man da rein. An den Hotlines sitzen professionelle Abwimmler. Und zu all dem hat man als normaler Mensch null Handhabe, für jemanden anders irgendwelche Anträge zu stellen. Was ja im Prinzip auch richtig so ist.


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Gestern 20:43
#855
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@Robin

Das ist wirklich sehr chaotisch. Mit dem Personalausweis und dem Geld und dem Verlegen desselben.

Da hast Du schon sehr viel Geduld und die Lösung, die Du ihm versuchst zu bieten - dass er Dir hilft mit der Schlepperei und Du ihm dafür hilfst finanziell, ist logisch.

Allerdings für ihn nicht. *Seufz*. Ich kenne solche Menschen zu gut. Mein Partner war da noch moderat.

Vor ihn hatte ich immer solche (Beziehungen nenne ich das nicht- Affären - Begegnungen). Anstatt, dass ich mir einmal einen reichen, angepassten Millionär/In gesucht habe, waren das immer so völlig unangepasste Outlaws in finanziellen Schwierigkeiten - vorzugsweise noch mit einem Suchtproblem oder sonstigen psych. Schwierigkeiten...die mich angezogen haben.

Letztendlich ist dann vielleicht doch @Sybille 's Ansatz richtig. Loslassen und abwägen, was Du überhaupst - neben Deinem Job und dem was Du wuppen musst für Dich selbst, noch schaffst.

Ich finde den Gedanken, sich gegenseitig zu helfen gut. War immer mein Ansatz - bis.....ich gemerkt habe, dass es sehr einseitig war und jetzt, wo ich echt so was wie, ein bisschen...ja, manchmal einfach nur Ansprache, brauche, ist keiner mehr da, dem ich früher unter Einsatz meiner ganzen Kraft geholfen habe.

Wenn Dein Ex-Freund eventuell den sozialpsychatrischen Dienst reinlassen würde, dann wäre das eine Möglichkeit. Die Frage ist, was die dann für ihn machen könnten.

Er kann echt froh sein, dass er Dich hat.

Sehr viel erwarten kannst Du aber wohl leider nicht, was die gegenseitige Hilfe angeht. Das wäre dann der Ansatz, zu schaun, ob Du damit leben kannst, ob Du den Kontakt trotzdem aufrecht erhältst, aber eben in dem Maße, dass Du nicht überfordert wirst. Oder ob Du ihn loslassen willst, ihm seinen Schicksal überlassen. Manchmal schaffen die Menschen es dann selbst für sich zu sorgen. Oder sie finden es gar nicht so schlimm so zu leben, wie sie leben. Es kann aber auch nach hinten losgehen.

Jobcenter Berlin war 2000 schon schlimm. Kann ich mir vorstellen, dass das heute noch krasser ist. Aber 2000 konnte ich immer noch etwas bewirken, sogar in Berlin.

Ja, über sozialpsychiatrischen Dienst - vielleicht schaun, ob er Erwerbsminderungsrente bekommen könnte. Damit er ein regelmäßiges Einkommen hat zumindest und dem ganzen Stress nicht mehr ausgesetzt ist.


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