Hallo liebes Forum!

Ich, w30, bin neu im Forum. Ich bin Messie und lebe in einer Messiewohnung (s.u.).
Ich spüre immer mehr, dass ich das nicht mehr will, die Hürde des Aufräumens ist aber einfach zu krass. Es gibt ca. 5 Freund:innen, die mir ohne mit der Wimper zu zucken helfen würden - ich bin aber sehr unsicher, ob ich meine Scham da überwinden könnte.
Gestern hatte ich den Impuls: Ich beauftrage eine Entrümplungsfirma, die auf Messiewohnungen spezialisiert ist!

Meine größten Probleme dabei:
- Scham, Scham, Scham! Was werden die Menschen alles sehen, wovon ich selbst nicht (mehr) wusste? Was werden sie so alles finden?
- Angst: Wir man etwas wegwerfen, was zwischen all dem Müll lag und mir trotzdem wichtig war?
- Die zugrunde liegenden psychischen Probleme sorgen dafür, dass es mir viel zu intim erscheint, überhaupt jemanden in dieses "mein Inneres" zu lassen. Bitte verzeiht diesen sicherlich unangebrachten Vergleich, aber in meinem Kopf steckt die Assoziation: Das ist für mich fast wie eine Vergewaltigung.
(Ich habe sowas noch niemals erleben müssen und bitte wirklich darum, diesen Vergleich richtig einzuordnen - ich möchte hier absolut nichts unangemessen vergleichen oder verharmlosen!)
Ich weiß gar nicht, ob ich es aushalten kann/werde.
Es waren bereits vereinzelt Menschen in meiner Wohnung, aber sehr wenige (außer mir jeweils ein Mal ein Handwerker, eine Betreuerin vom sozialen Dienst und eine Freundin).
Es war jedes Mal ganz massiver psychischer Stress und wirklich sehr schmerzhaft.
- Es wird ne Stange Geld kosten...

Ein bisschen was zu meiner Messiewohnung:
Meine Wohnung ist knapp 30qm groß, ich wohne seit 8 Jahren in ihr.
Diele, Bad und Küche sind fast gänzlich begehbar, das Wohn- und Schlafzimmer ist nur durch einen 'Pfad' zum Bett hin zu betreten.
Es befinden sich Berge von Dingen (ein paar Möbel, Kleidung, Verpackungsmüll, Kleinkram, Deko, ...) im Wohn- und Schlafraum, die durchschnittlich ca. 1m bis 1,50m hoch sind.
In der Wohnung befinden sich (gefühlt) ziemlich viele Spinnen und leider auch Tiere wie Lebensmittelmotten und ein paar andere kleine krabbelnde Wesen.
Darüberhinaus gibt es keine tierischen Bewohner. Der Geruch meiner Wohnung ist nicht gerade toll, aber keinesweges nur mit Gasmaske aushaltbar.
Es gibt stellenweise schimmlige oder gammlige Essensreste (Küche).


Ich möchte euch gern fragen, was für Erfahrungen ihr mit "Hau ruck"-Aktionen, Messie-Entrümplungsfirmen im Allgemeinen und konkreten Dienstleistern gemacht habt.


LG
Poeky

Liebe Sybille,

ich danke Dir für Deine Antwort!
Beim erneuten Lesen meines Beitrags eben dachte ich mir, dass genau diese Reaktion kommen wird, und ich kann sie gut verstehen.
Hm, halbwegs kurz zusammengefasst kann ich dazu schreiben: Durch meine sehr tief gehende Therapie habe ich kapiert, dass es innere Widerstände sind, die sich (vermutlich in Autonomiephasen) in der Kindheit entwickelt haben.
Einfach ausgedrückt vermutlich á la: "Ihr nehmt mich nicht ernst und gebt mir nicht was ich brauche - also schaffe ich etwas, was ich kontrollieren kann und was nur mir gehört!"
Zumindest ist das bislang mein Gefühl damit.

Ich weiß, dass es allein mit der (von außen) aufgeräumten Wohnung nicht getan ist, und ich dachte auch immer, dass ich da komplett allein durch muss. Aber ich glaube, das muss ich nicht.
Denn meine größte Hürde ist das Aufräumen selbst. Ich bin völlig hilflos, verloren, haltlos, wie ein Kleinkind. Was ja logisch ist, falls es sich da wirklich um kindliche Konflikte und Traumata handelt.
Letztlich glaube ich, dass ich das Pensum so, wie es gerade ist, vorerst niemals allein schaffen kann.
Mein Gefühl ist, dass ich eine nun entrümpelte Wohnung einrichten und sauberhalten könnte.

Ich bin vor 8 Jahren von zuhause dort hingezogen, aber eigentlich nie wirklich eingezogen. Die Dinge hatten alle nie einen festen Platz, eine Ordnung. Dabei liebe (und brauche) ich Ordnung!
Meine Erfahrung an anderen Orten ist, dass ich gern Ordnung halte und sie auch begreife und umsetzen kann.

Ich habe in den letzten Jahren, v.a. in der Zeit in Therapie, so hart und viel an mir gearbeitet und es hat sich SO viel verändert für mich. Und inzwischen bin ich an dem Punkt angekommen, an dem ich fühle: Ich brauche einen Neustart mit einer deutlich kleineren Hürde.
Selbst der größte Ordnungsprofi der Welt hätte wirklich kein leichtes Spiel damit, diese Wohnung sauber und ordentlich zu halten. Kein Wunder, dass sie mich überfordert...

Der Gedanke, dass jemand mir diese Last abnehmen könnte und ich endlich zum ersten Mal seit ich lebe MEIN Reich einrichten und gestalten könnte, rührt mich ehrlich zu Tränen.
Dieses Thema war schon immer ein Problem und ich habe das Gefühl, jetzt gewachsen zu sein und in der Lage zu sein, endlich mal richtig einzuziehen...

Kannst Du mir folgen?


LG!
Poeky

Warum wäre es für Dich nicht das Richtige? Weil es das Problem nicht lösen würde, oder weil es ein zu krasser EIngriff wäre?

Ich weiß noch nicht 100%, ob es das ist, was ich will und brauche. Aber ich dachte, ich diskutiere das hier mal und lese, was eure Erfahrungen und Gedanken diesbezüglich sind...