Angst und Blockade mitten im Chaos

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09.01.2018 04:02
avatar  Eulalia
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Guten Morgen zusammen,

dies ist mein erster Schritt mit anderen Messies Kontakt aufzunehmen.
Ich weiß seit langem um mein Problem. Habe sogar eine Ahnung woher es rühren könnte, aber bis jetzt hab ich es immer wieder geschafft, mich irgendwie durchzumogeln, mir vorzumachen, dass ich ja jederzeit aufräumen kann und es auch immer wieder so einigermaßen hinbekommen. "Täuschen und tarnen" nenne ich es und lächele, wenn ich davon erzähle. Weil ich dazu stehe, wie ich bin. Auch weil ich nicht die Kontrolle verlieren will, scheint es einfacher dazu zu stehen, den Leuten mit guten Formulierungen den Wind aus den Segeln zu nehmen. Hinter dem Lächeln muss ich aber die Tränen zurückhalten, denn ich schäme mich dafür und verzweifele daran, das Gefühl zu haben, alle können das ... nur ich nicht. Logik sagt mir zwar, das dem nicht so ist, aber es fühlt sich so an.

Ich bin 47 Jahre alt und unordentlich seit ich denken kann. Schon meine ersten Erinnerungen an mein Kinderzimmer im Alter von knapp 4-5 Jahren sind mit Unordnung und Anarchie verbunden. Aufräumen? Iwo, ich weiß besseres mit meiner Zeit zu tun, schiebe alles unters Bett und lass die Decke lang drüber hängen.

Als depressive ADHSlerin mit Hochbegabung schwanke ich zwischen "Ich weiß es besser, Du/ihr könnt mir nix sagen" und "Ich weiß nichts, ich kann nichts und bin nichts wert".
Über die Jahre hab ich es immer wieder geschafft, nur chaotisch zu leben und damit fast zu kokettieren, so nach dem Motto: "Ein Genie beherrscht das Chaos" und immer wieder aufzuräumen.
Aber zum einen bin ich kein Genie und zum anderen habe ich nie etwas an den Ursachen getan.
So wurde es immer mehr, größere Wohnungen, mehr Besitz, mehr Chaos ....mehr Stress, mehr Einsamkeit.

Und so sitze ich heute Nacht allein mitten im Chaos und weiß, dass ich in ein paar Stunden eventuell Handwerker reinlassen muss und bin total blockiert.
Muss dazu sagen, dass mein Vermieter alle zwei Jahre in die Wohnung will und ich das bisher auch immer mit Hängen und Würgen hinbekommen habe.
Allerdings von Termin zu Termin mit mehr Zugeständnissen an mein Messie-Dasein, aufgeräumt und sauber mit irre vielen Kartons und Möbeln.

Dieses Mal aber nicht, weil mein Rücken mir einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Leider ist mein Vermieter ein sehr unangenehmer Zeitgenosse, der zwar nie das ganze Ausmaß gesehen hat, sich aber mir gegenüber verhält, als würde hier alles vergammeln und ich der Wohnsubstanz schaden. Was nicht der Fall ist.
Ihm reicht da schon, dass ich nicht so lebe wie die (vorgeblich) Meisten: viel Zeug, alles vollgestellt, allerdings mit mehr Raum als nur Gängen ;-)
Und das ist nicht nur meine Sicht, sondern auch der meiner Anwältin und der meiner ehemaligen Helfern: Coach mit Erfahrung im betreuten Wohnen, Psychologe und Ergotherapeut, die die Wohnung in ihren schlimmsten Zustand kennen.
Sprich, ich machen mir über den Zustand meiner Wohnung nichts vor. Wohl aber was mein Kraft angeht. Ich kriege es einfach nicht in meinen Kopf, dass ich die Hau-Ruck Aktionen nicht mehr packe und die eh nicht das sind was ich leben möchte.

Ich habe mir immer auch Hilfe gesucht, bis zum Ziel gearbeitet wie ein Tier .. und dann war die Kraft weg.

Dabei habe ich zwar festgestellt wie es am Besten geht, mit wem ich arbeiten kann und mit wem nicht, aber auch dass meine Scham mir oft im Weg steht, es beiseite geschoben und nicht weiter verfolgt. Bis zum nächsten Mal.

Das wäre dann jetzt.
Ich habe Angst.
Auch vor dem verletzenden Auftreten meines Vermieters.
Die Wohnung ist nicht meine einzige Baustelle, im Job ist es augenblicklich schwer, gesundheitlich bin ich eingeschränkt und ich kann mich derzeit überhaupt nicht ausstehen.
Ich habe Freunde, auch gute und nur Freunde die auch darum wissen. Aber die sind derzeit alle selbst eingespannt.

Ich wünschte es gäbe einen Notdienst zur Unterstützung.
Jemand der mit dabei ist, mir Mut macht und hinter mir steht, mich verteidigt, wenn mein Vermieter mich beschimpft.
Damit ich nicht heulend vor ihm zusammenbreche.

Es tut gut, das Ganze hier in Worte zu fassen.

Danke
Eure Eulalia


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09.01.2018 04:32 (zuletzt bearbeitet: 09.01.2018 04:34)
avatar  Emin
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@Eulalia

Willkommen bei uns hier!

Niemand muss sich von seinem Vermieter beschimpfen lassen. Verrate nicht dich selbst, sei Authentisch und habe Selbstachtung damit du diese Situation nicht zulässt, das ist dein gutes Recht, ich wollte eigentlich nicht antworten denn ich bin inzwischen sehr müde schon und es ist hier (Zeitunterschied) gleich halb sieben in der Früh und bin immer noch am Strand. Doch das was du uns geschrieben hast das hat mich sehr gerührt und berührt.

Bitte sag deinem Vermieter falls er ausfällig wird einfach STOP so nicht! Ich wünsche dir das du das schaffst. Tus einfach, es wird klappen.

Herzlichst aus Antalya
Emin


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09.01.2018 04:37
avatar  Barbara Bruchhäuser ( gelöscht )
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Barbara Bruchhäuser ( gelöscht )
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Liebe Eulalia,
zunächst einmal herzlich willkommen hier. Schön das du den Weg hier zu uns gefunden hast.
Das mit deinem Vermieter ist ja nicht so doll. Vielleicht solltest du mal über legen, ob du dir nicht eine Betreuung durch einen gemeinnützigen Verein wie AWO, Varitas oder was es sonst noch so gibt. Die können dich bestimmt gut unterstützen, was deinen Vermieter angeht. Ich habe das auch so gemacht und mir haben die sehr geholfen.

LG Barbara


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09.01.2018 05:29
avatar  Eulalia
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Danke.

Emim und Barbara, eure Worte tun gut.
Ich habe mich mittlerweile aufgerafft und arbeite daran ein bisschen was wegzuräumen. Wenigstens den Müll.

Und ich werde versuchen eure Worte mit mir zu tragen, wenn die Konfrontation ansteht.
In der Hoffnung, dass ich ihm nicht wieder innerlich Recht gebe und mich dieses Mal behaupten kann.

Was eine Betreuung angeht, mit dem Gedanken spiele ich schon lange. Hatte schon einmal über die Stadt jemanden gefunden, meine Coach-Dame. Musste es nur aufgeben, da damals meine monatlichen Bezüge zuviel für einen Zuschuss waren, ich das privat zahlen musste, aber all mein Geld in meine abzutragenden Kredite lief.
Derzeit sieht es finanziell besser aus.
Jetzt muss ich nur noch jemanden finden mit dem ich gemeinsam arbeiten kann.
Das alte ADHS/HB Problem, es geht nicht ums Wollen, sondern ums Können. Ich weiß genau was zu tun ist, kann es aber nicht immer auch anpacken, bin blockiert, dreh mich im Kreis, halte mich an Nebenbaustellen auf, kriege Panik oder bin wie gelähmt. In solchen Momenten ist es mir unerträglich, wenn mir jemand von oben herab Anweisungen gibt. Weil er/sie die Situation verkennt. Klar weiß ich, dass da der Profi vor mir sitzt und ich ja Hilfe brauche, nur muss derjenige dann behutsam mit mir umgehen. Sonst mache ich dicht, das rührt dann an zu vielen meiner Defizite.
Ich sehe mich eher als Klient der mitarbeiten möchte, gemeinsam mit dem Profi arbeiten möchte, es aber eben nur im Rahmen meiner Möglichkeiten umsetzen kann.
Ich will es ja dann auch weiterhin umsetzen. Oft kam ich mir in den Momenten wie ein trotziges Kind vor.
Liegt vermutlich daran, dass ich spüre, wenn es nur professionell ist und demjenigen der mir helfen soll, die Empathie fehlt, man mich nicht ernst nimmt, wegen eben jenen Defiziten. Für beide Seiten nicht einfach.
Gut tat mir eine Ergotherapeutin, mit der ich zusammen Ansätze gefunden habe, meine Blockaden anzugehen.
Leider arbeitet sie nicht mehr in dem Bereich.

Pause vorbei, weiter geht's.
Herzlichst und mit bedeutend weniger Angst, eure
Eulalia


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09.01.2018 05:54 (zuletzt bearbeitet: 09.01.2018 05:58)
avatar  Emin
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@Eulalia

Liebe Eulalia!

Zitat von Eulalia im Beitrag #4
Pause vorbei, weiter geht's.
Herzlichst und mit bedeutend weniger Angst


Klasse! Es geht innerlich und äusserlich bei dir Aufwärts, du bist das der sich dazu entschlossen hat. Du beginnst dein neues Leben, du bist nun motiviert und hast dein Leben wieder in deine Hand genommen. Jetzt bist du wieder der Hauptdarsteller deines Lebens. Du lässt dich nicht mehr von anderen beherrschen. Das wird dein Jahr werden, du wirst wachsen, du kannst deine Ziele erreichen, da bin ich mir Sicher nachdem ich das nun gelesen habe von dir, auch wenn ich gerade 3000 Kilometer weit weg bin, das lese ich hier zwischen deinen Zeilen:

Du hast deinen Lebensmut wieder zurückgewonnen!

Du durchbrichst deine Blockaden, deine Angst löst sich auf und geht aus deinem Leben, Selbstvertrauen und Kraft erlangst du. Das bist du dir Wert. Deine Kraft kommt von innen, denn es ist in dir und hat einfach nur lange geschlummert, das ist wieder erwacht. Wow!!

Ich freu mich auch mit @Barbara Bruchhäuser so sehr für dich. Das wird richtig gut bei dir.

Herzlichst aus Antalya den Sonnenaufgang betrachtend.
Emin


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