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Mein Weg in die Ordnung
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Natürlich besteht die Möglichkeit, dass ich mich irre, oder auch, dass das genau der Weg ist, der jetzt für dich der richtige ist. Aber je mehr ich von dir lese, desto stärker habe ich den Eindruck, dass du dich gerade vor allem mit extrem hohen Ansprüchen überforderst. Du willst alles auf einmal - und zwar nicht nur mit Betonung auf "auf einmal", wie bisher angenommen, sondern besonders auch mit Betonung auf "alles". Bei deiner ersten Aufzählung hab ich schon gedacht "boah, so gründlich putz ich ja nicht mal beim Frühjahrsputz" - aber ich weiß natürlich auch nicht, in welchem Zustand die Sachen vorher waren. Vielleicht hatten sie es wirklich so bitter nötig.
Endgültig stutzig gemacht hat mich dieser Drahtkorb. Ich seh dich da bildlich vor mir, wie du da sitzt und mit einer Zahnbürste oder einem Stahlschwämmchen das letzte Dreckatom in einem Stahlkorb bekämpfst - während um dich herum der Rest der Wohnung im Chaos versinkt. Wie gesagt, vielleicht ist das Bild ganz falsch, aber so stelle ich es mir nunmal gerade vor.
Wenn es so ist, dann würde ich sagen, dir stellt gerade dein Hang zum Perfektionismus ein Bein. Ich vermute, du glaubst, dass du einmal richtig gründlich Ordnung schaffen und vor allem perfekt putzen musst, als Neustart sozusagen, und dass du dann hochmotiviert bist, diesen hohen Standard aufrecht zu erhalten. Du sagst, du willst den Wettlauf gegen das Chaos gewinnen - indem du schneller läufst, härter kämpfst, dich mehr ins Zeug legst. Das klingt logisch. Ist es aber nicht.
Damit kannst du vielleicht einmalig gewinnen. Aber du kämpfst nicht gegen ein Chaos, das von Kobolden geschaffen wurde, sondern gegen eins, das von dir geschaffen wurde. Du kämpfst also im Grunde gegen dich selbst.
Dauerhaft mit sich selbst im Clinch zu liegen, hält aber kaum jemand lange aus. Wenn du Pech hast, ist dein Enthusiasmus schon morgen ganz verebbt - und was dann? Wie lang hat es gedauert, seit deinem letzten Motivationsschub? Mindestens genauso lang musst du auf den nächsten warten. Wie wird die Wohnung dann wohl aussehen? Ob du dann überhaupt noch mal die Kraft findest, anzufangen? Ich weiß es nicht, du weißt es wahrscheinlich auch nicht - also solltest du dieses Risiko doch lieber nicht eingehen, oder?
Ob ich Geduld mit dir habe, ist nicht wichtig. Du selbst brauchst vor allem mehr Geduld mit dir, darauf kommt es an.
Gegen das Chaos gewinnt man nicht mit Gewalt, sondern mit Kontinuität. Denn das Chaos kehrt immer wieder zurück. Es gibt keinen Tag, an dem der Staub Pause macht, an dem das Viehzeugs beschließt, deine Lampe auszusparen. Du wirst immer wieder Geschirr brauchen, und frische Wäsche, du wirst immer wieder Müll produzieren. Daran kannst du nichts ändern. Aber du kannst durch Kontinuität in deinem Handeln erreichen, dass du dauerhaft einen sehr hohen Ordnungs- und Sauberkeitsstandard hältst, statt - etwas überspitzt gesagt - 364 Tage im Jahr zusehends unerträglicher lebst, und dann einen Tag lang die absolute Perfektion erlebst. Indem du an 365 Tagen im Jahr ein paar Minuten investierst, statt einmal im Jahr einen Putzmarathon zu absolvieren.
Was den Perfektionismus betrifft, der jetzt sofort alles auf einmal verlangt - den kann man austricksen, indem man sich z.B. (so mach ich das) Zeitvorgaben setzt, innerhalb derer man die Wohnung in einen Zustand gebracht haben will, in dem man sich vor spontanem Besuch nicht schämen muss. Grob - aber dafür in allen Bereichen. Der Trick dabei ist, dass ein aufgeräumter, strukturierter Raum für den flüchtigen Betrachter auch dann sauber wirkt, wenn er das gar nicht ist. Ein vollgestopftes Zimmer kann hingegen völlig staubfrei sein, der Fremde wird immer eine Chaosbude sehen, und sie mit Schmuddeligkeit und Wollmäusen assoziiieren.
Wenn dieser Zustand grober Ordnung und Struktur erreicht ist, kann man nicht nur ohne Druck mehr ins Detail gehen, sondern die Arbeit kostet auch nicht mehr so viel Kraft. Ist ja klar, zum Beispiel ein frei geräumter Boden ist viel schneller gesaugt bzw gewischt, als einer, wo noch 100 Sachen lagern, die eigentlich woanders hin müssen. Das gleiche gilt für jede andere Fläche, egal, ob groß oder klein. Je weniger Besitztümer darauf verteilt sind, desto weniger Aufwand macht es, die Fläche zu reinigen - plus, dass man es sich erspart, die Besitztümer ebenfalls reinigen zu müssen.
Dadurch, dass du heute bis spät abends noch Dinge wie verrückt wienerst, sparst du morgen Zeit. Stimmt.
Wenn du aber deine Haushaltsführung so organisierst, dass du für den Standard-Kram generell nicht mehr so viel Zeit benötigst, sparst du nicht nur einmal, sondern täglich. Das wiederum eröffnet dir die Möglichkeit, dich regelmäßig den Details (und irgendwann noch tiefer gehenden Details) zu widmen. Vielleicht kannst du es dir so ähnlich wie eine Zwiebel vorstellen. Was du gerade machst, ist kleine Löcher von der äußersten Schicht bis ins Innere auszuschneiden. Das ist ziemlich schwierig und zeitintensiv, aber irgendwann ist deine Zwiebel natürlich trotzdem vollständig geschält. Pellst du hingegen Schale um Schale, Schicht um Schicht, von grober Ordnung nach immer feiner (von 0815-Wäsche-Geschirr-Müll, bis hin zu deinem sterilen Drahtkorb), dann erreichst du das "perfekte" Niveau, was du anstrebst, auf einem viel effektiveren Weg, und außerdem dauerhaft.
Was ist konkret zu tun?
Trenne dich von möglichst vielen Dingen, die überflüssig sind.
Versuche, deine Flächen zu strukturieren, indem du dir klare Regeln auferlegst: Arbeitsflächen sind zum arbeiten da. Arbeit macht Dreck, also müssen sie leicht zu reinigen sein - also darf da nix drauf rumstehen. Andere Flächen sind zum Lagern, und wieder andere Flächen zum dekorieren da.
Verbiete dir selbst, Dinge an Plätzen zu lagern, wo kein Lagerplatz ist. Auch nicht "zwischenlagern", denn du kennst dich selbst, du weißt, wo das hinführt.
Versuche, Dinge, die nicht griffbereit sein müssen, an Orten zu lagern, wo sie nicht einstauben können. Wenn du _beispielsweise_ im Bad nur die Dinge griffbereit hast, die du alltäglich brauchst - und sonst NICHTS, dann bist du superschnell mit Bad putzen fertig, im Vergleich dazu, wenn du da noch ein Sammelsurium von Tuben, Tiegel, Dosen, Medikamenten, Pröbchen...herum stehen würde. Diese Dinge musst du deshalb nicht gleich wegwerfen, wenn dir das schwer fällt. Aber sie könnten doch auch in einer hübschen Schachtel im untersten Fach des Badregals gelagert werden. Oder ganz außerhalb des Bades. Auch in der Küche lässt sich das leicht umsetzen. Nicht alles, was zur Küche gehört, muss auch dort lagern. Wenn du nur 2-3x im Jahr backst, brauchst du doch die Backsachen nicht griffbereit. Wenn du nur selten toastest, muss der Toaster nicht auf der Arbeitsfläche angeschlossen stehen. Oder die Küchenwaage griffbereit sein. Das sind natürlich nur Beispiele. Letztlich entscheiden deine Lebensgewohnheiten allein darüber, welche Dinge du griffbereit brauchst, und welche nicht.
Hallo Neustart2014,
herzlich willkommen im Club...,
Post ungelesene, hmmm, gefäääährlich, wirklich alle ungelesen, dadurch erhielt ich finanz. Desaster vor einigen Jahren (Mitgrund war aber auch Trauer, 6 Jahre....)....inzwischen alles samt Zinsen zurückgezahlt, ohne Inso nat. bei normalen Ganztagsposten hier aufm Festland zur Zeit, aber Fr. gehts wieder in die Familypension, meine.
Also bin kleine Messie, die Ecken sinds, aber das zu lesen mal ist auch herb.
Kannst ja abends weitermachen nach den Verabredungen, so hast beides.
Lebe so gesehen schon immer besuchsfein, nur was sich so rumverstreut sieht man eben bei besserem Hinsehen, Vermieter hat ja auch alle 2 Jahre Besichtigugnsrecht, nat. angemeldet (Termin), bin ja auch zus. Immobilienmakler und weiß des alles.
Ja, kenne ich senkrecht starten und dann...aber manches MUSS dann eben fertig werden.
Gutes Vorankommen wünscht Reise
#13
Hallo,
ich habe mir gründlich überlegt, ob ich überhaupt noch hier schreiben soll – und was ich mir eigentlich erhofft hatte, als ich mich hier angemeldet und meine Situation offengelegt habe.
Erhofft hatte ich mir auf jeden Fall Motivation, (Selbst-)‘Kontrolle‘ und Tipps. Was kam fühlte sich für mich nach Bewertung und Demotivation. Ich hatte manchmal das Gefühl mich rechtfertigen zu müssen. Einige der Tipps finde ich klasse und werde sie– wenn ich soweit bin – dankbar für mich prüfen. Denn die meisten kommen für mich zu früh. Es geht bei mir (derzeit) nicht darum, wie ich Ordnung halten kann; jetzt geht es mir nur darum, wie ich Ordnung & Sauberkeit in meine Wohnung bekomme.
Erkenntnis: 1) Jeder tickt anders; 2) Motivaton kann und muss durch mich selbst erfolgen; 3) es braucht keine Plattform zur Selbstkontrolle Stift und Block tun es auch; 4) Lob und Anerkennung von außen tun gut, die innere Zufriedenheit ist aber weitaus wichtiger.
Der Grund, weshalb ich mich entschlossen habe, mich wieder zu melden ist der, dass das vielleicht jemand liest, der wie ich ‚tickt‘ und dem meine Erfahrungen helfen und evtl. sogar motivieren. Auch wenn ich nicht mehr über jeden Gang zum Mülleimer berichten, sondern nur noch Zwischenstände mitteilen werde.
So wie jetzt, wo ich stolz verkünden kann: Meine Küche ist blitzeblank & ordentlich inkl. neuem PVC-Boden und in den Schränken gibt es sogar Freiraum (1/3 - 2/3)!
„Ich seh dich da bildlich vor mir, wie du da sitzt und mit einer Zahnbürste oder einem Stahlschwämmchen das letzte Dreckatom in einem Stahlkorb bekämpfst - während um dich herum der Rest der Wohnung im Chaos versinkt. .“ -> Es war das Stahlschwämmchen. ;) An diesen Satz musste ich heute denken und in mich hineinschmunzeln, denn ich habe das unverständliche Kopfschütteln direkt vor mir gesehen, als ich meine 2 Bastkörbe vom ‚letzten Dreckatom‘ (die Vorstellung gefällt mir sehr gut! :D ) befreit habe.
-Liebe Numi, den Anfang Deiner letzten Nachricht ‚zerpflücke‘ ich mal, damit die unterschiedlichen Sichtweisen deutlicher werden. -
„Wenn es so ist, dann würde ich sagen, dir stellt gerade dein Hang zum Perfektionismus ein Bein.“ -> Zwar komme ich dadurch etwas langsamer voran, jedoch ist das Ergebnis für mich umso schöner. Außerdem habe ich festgestellt, dass mir das Aufräumen und Putzen viel mehr bzw. überhaupt erst Spaß macht, wenn ich dabei meinem Hang zum Perfektionismus nachgeben darf. Bildlich gesprochen ist es kein Gegner, sondern vielmehr mein Partner auf dem Weg zur Ordnung. :)
„Ich vermute, du glaubst, dass du einmal richtig gründlich Ordnung schaffen und vor allem perfekt putzen musst, als Neustart sozusagen, und dass du dann hochmotiviert bist, diesen hohen Standard aufrecht zu erhalten.“ -> Genau so! Ich bin sogar fest davon überzeugt!
„Du sagst, du willst den Wettlauf gegen das Chaos gewinnen - indem du schneller läufst, härter kämpfst, dich mehr ins Zeug legst. Das klingt logisch. Ist es aber nicht.“-> Für mich schon.
„Damit kannst du vielleicht einmalig gewinnen.“ -> Einmal Olympia zu gewinnen ist ein großer Sieg. Meine Wohnung sauber und ordentlich zu bekommen, hat für mich die gleiche Bedeutung.
„Aber du kämpfst nicht gegen ein Chaos, das von Kobolden geschaffen wurde, sondern gegen eins, das von dir geschaffen wurde. Du kämpfst also im Grunde gegen dich selbst.“ -> Wenn, dann kämpfe ich gegen mein Verhalten, welches dazu geführt hat, dass es (jetzt noch) in meinem Wohn- und Schlafzimmer so aussieht, wie es gerade dort aussieht.
„Wenn du Pech hast, ist dein Enthusiasmus schon morgen ganz verebbt - und was dann?“ -> Dann habe ich zumindest die Freude und den Stolz einer tadellos sauberen Küche sowie die Erkenntnis, dass sich mein Einsatz gelohnt hat. Und wenn ich es einmal geschafft habe, kann ich es immer wieder erfolgreich tun. Aber Gegenfrage: Was, wenn ich Glück habe? Was dann? ;)
„Wie lang hat es gedauert, seit deinem letzten Motivationsschub? Mindestens genauso lang musst du auf den nächsten warten.“ -> Wo steht das denn? Diese Theorie halte ich – mit Verlaub – für Blödsinn.
„Wie wird die Wohnung dann wohl aussehen? Ob du dann überhaupt noch mal die Kraft findest, anzufangen? Ich weiß es nicht, du weißt es wahrscheinlich auch nicht - also solltest du dieses Risiko doch lieber nicht eingehen, oder?“ -> Ich kann in meiner Putz- & Aufräumaktion keinerlei Risiko erkennen. Alles was ich jetzt schaffe, bringt mich weiter und motiviert mich weiter. Soll ich hinter meinen Möglichkeiten zurückbleiben aus Angst es nicht zu schaffen und es dann evtl. gerade deshalb tatsächlich nicht zu schaffen? DAS Risiko ist mir groß!
Was mir hilft ist Musik und Tiki Küstenmacher:
Vergessen Sie den Blocker gegen das Entrümpeln
Warum leide ich am Messie-Syndrom? Ist das eine Fehlfunktion bestimmter Hirnregionen? Habe ich ein schweres Kindheitstrauma? Alle diese Fragen sind Blocker gegen das Entrümpeln.
simplify-Tipp: Werfen Sie diese Fragen über Bord. Niemand ist durch ihre Beantwortung weitergekommen und hat das Messie-Syndrom über Bord geworfen. Warum Sie Messie sind und Hilfe beim Aufräumen brauchen, ist egal. Sie wollen keiner mehr sein. Das ist das Einzige, was zählt.
Sie leiden am Messie-Syndrom - pfeifen Sie auf die anderen Probleme
"Ja, wenn das Chaos in der Wohnung nur mein einziges Problem wäre!" Sie haben ein schlimmes Verhältnis zu Ihren Eltern. Chronische Geldsorgen. Sie fühlen sich wertlos. Sind oft krank. Kurzum: Ihr Messie-Syndrom ist nicht das einzige Problem.
simplify-Tipp: Alle diese Probleme müssen auch gelöst werden. Aber die hindern Sie nicht daran, Ihr Messie-Syndrom ein für allemal loszuwerden. Jetzt geht es nur ums Aufräumen.
Selbstverständlich geht es nicht immer reibungslos: Ich habe vor zwei Tagen etwas suchen müssen und habe angesichts des Drecks und des Chaos fast hyperventiliert und habe mich heulend schlafen gelegt. Aber schon gestern, als ich in der fast fertigen Küche stand, kam die Zuversicht zurück. Heute ist die Küche fertig und gerade für die allerletzten Handgriffe musste ich mich enorm überwinden. Aber solche Aufgaben und Momente gibt es auch im Berufsleben. Da schaffe ich es für Fremde, da bekomme ich es doch auch für mich hin!
Jetzt sind alle Lappen gewaschen, der Staubsaugerbeutel ist ausgewechselt und der Müll in der Tonne. Somit kann das neue Projekt „Wohnzimmer“ morgen frisch starten. Ich freue mich direkt darauf! :) In diesem Sinne: http://youtu.be/9W1TZQC09jE
VG
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Du hattest ja eingangs schon einmal geschrieben, was du dir von hier erhoffst. Und ganz besonders hattest du auch von den Gefahren geschrieben, die du für dich siehst, nämlich, nicht durchhalten zu können.
Nach dem, was du aufgezählt hattest, was du alles schon geputzt hast (Klingelkasten usw), war ich nicht der Meinung, dass du Infos brauchst, was man alles putzen kann, und wie man Dinge sauber bekommt. Du hast dich einfach durch den ganzen Raum gearbeitet, ein Ding nach dem anderen sauber gemacht, und das jeweils mit einer mir von Posting zu Posting perfektionistischer erscheinenden Akribie. Du hast erklärt, warum das für dich gerade von Bedeutung ist, Haken drunter, mach es so. Aber der Grund, warum ich dir so geantwortet habe, wie ich dir geantwortet habe, war dein Eingangsposting.
Ich kann dir nicht helfen, indem ich meine Siebensachen packe, zu dir fahre, und mit dir putze oder ausmiste. Ich kann dich auch nicht kontrollieren. Tipps habe ich dir reichlich geben können, einige davon fandest du nützlich. Welche für den einzelnen nützlich sind, und welche nicht, das kann ich vorher nicht wissen, ich kann nur aufzählen, was mir gerade dazu einfällt.
Du fühltest dich bewertet, und demotiviert. Das tut mir natürlich Leid, denn natürlich hänge ich nicht in einem Messie-Forum herum, um gezielt die Leute niederzumachen, die sich hier melden. Aber ich glaube, das ist dir auch klar geworden, denn deine Erkenntnisse sind nicht nur 100% wahr, sondern ein ganz wichtiger Schritt auf deinem Weg in die Ordnung. Du bist der Schlüssel, du ganz allein, für deine Motivation, Kontrolle, Kontinuität und Anerkennung deiner Leistungen. All das kannst du alleine bewegen - und "musst" es auch, denn es ist dein Leben, und es gibt keine Lösung, bei der man zugleich Teile davon anderen überlassen, und trotzdem glücklich werden kann.
Das Extrem, sehr gründlich auszumisten und mich "mit grimmiger Entschlossenheit" durch jeden einzelnen Raum zu pflügen, das habe ich auch hinter mir. Ich habe hier auch mal geschrieben, dass ich eine Zeitlang dieses andere Extrem gebraucht habe. Jeder Teller musste sofort abgespült werden, nach jeder Kippe wurde sofort der Aschenbecher ausgewaschen, nichts durfte liegen bleiben. Daher kenn ich das sehr gut, und kann dir das absolut nachvollziehen. Der Haken ist: Ich kenne _dich_ nicht. Ich habe nur Erfahrungswerte, welche Vorgehensweise hier häufiger zum Erfolg führt, und welche eher nicht. Hochmotiviert, jetzt endlich ihr Leben zu ändern, kommen viele hierher. Hakt man dann nach, dann erfährt man entweder gar nichts mehr (vermutlich aus Scham, die hohen Erwartungen, die man an sich selbst hatte, nicht erfüllt haben zu können, und dies jetzt auch noch in der Öffentlichkeit eingestehen zu müssen), oder derjenige gibt zu, dass er mal wieder ein Tief hat, aus dem er dann oft auch gar keinen Weg mehr herausfindet. Für die meisten Betroffenen hat sich deshalb bewährt, auf Kontinuität hinzuarbeiten. Jeden Tag etwas machen ist langfristig schaffbar, durchhaltbar, und schließt dabei die ersehnte Perfektion nicht aus, im Gegenteil - es ist wahrscheinlicher, dass man sie erreicht, und nicht auf halber Strecke zusammenklappt.
Keine Regel ohne Ausnahme, ich war selbst so eine, und vielleicht bist du auch so eine. Das kann man aber vorher nicht wissen, aber gerade weil du eben schon eingangs deine Sorge kundgetan hast, dass du es nicht durchhalten wirst, und dass du "mal mehr, mal weniger im Chaos" lebst - also wohl immer wieder solche oder ähnliche Phasen hattest, in denen du dich motivieren konntest, etwas zu tun, aber wieder eingeknickt bist, lag es für mich auf der Hand, dir den "Weg der Kontinuität" aufzuzeigen. Für den gilt es, in einer Hochphase die Grundlage zu schaffen, auf der man später aufbauen kann. Wie genau du _später_ Ordnung und Sauberkeit halten kannst, das hatte ich nämlich gar nicht - extra nicht - beschrieben.
Nur, dass es dir in Zukunft wesentlich leichter fallen wird, dran zu bleiben, wenn du jetzt die richtigen Weichen stellst. Also, wie du einen möglichst großen Effekt mit möglichst geringem Aufwand erzielst, und deine Hochphase maximal ausnutzt, solange sie eben anhält. Auch mit der Erfahrung im Hinterkopf, dass Hochphasen bei der Allgemeinheit deutlich länger anhalten, wenn deutlich sichtbare Erfolge erzielt werden können.
Dass die Hochphase für immer anhält, wäre natürlich großartig, aber das passiert einfach zu selten, um darauf zählen zu können.
Mir ist absolut bewusst, dass sich jemand, der sich gerade in einer motivatorischen Hochphase befindet, ausgebremst, und durchaus auch vor den Kopf gestoßen fühlt, wenn man ihm empfiehlt, sich nicht zu verausgaben, und sich nicht in Details zu verlieren.
Obwohl ich also weiß, dass derjenige auf Einwände und Bedenken wahrscheinlich negativ reagiert, halte ich es für falsch, so zu tun, als hätte ich keine Sorge (und Erfahrung), dass das nicht von Dauer sein könnte.
Wenn ich das also trotzdem schreibe, obwohl mir klar ist, dass es dafür wahrscheinlich einen Anpfiff gibt, denke ich meist schon an den nächsten (oder übernächsten) Schritt: Nach dem schlagartig verebbten Hoch kommt dann der Katzenjammer, und dann - hoffentlich - eine Selbstreflektion, eine Fehleranalyse, und dann vielleicht auch eine Reflektion der nicht angenommenen Ratschläge, der nicht ernst genommenen Hinweise. Damit muss ich dann einfach leben, und kann nicht mehr tun, als für denjenigen da zu sein, wenn er hoffentlich eines Tages kommt und sagt "Mann, scheiße, es ist genau so eingetreten, wie du vorausgesagt hast, ich habs damals nicht hören wollen, aber jetzt verstehe ich, wie du das gemeint hast. Und wie gehts jetzt weiter?"
Natürlich würde ich jedem gern eine solche "Ehrenrunde" ersparen.
Vorschläge fühlen sich für den Betroffenen wie Vorschriften an, freundliche Fragen, wie es vorangeht, klingen nach übermäßiger Einmischung, und vorsichtige, erklärende Hinweise auf Stolperfallen wirken demotivierend. Selbst überdeutliche Verwendung von Wörtern wie "vielleicht, könnte, möchtest, zum Beispiel, wäre eine Möglichkeit, Alternative, ausprobieren, Empfehlung, wie es dir gefällt/gut tut, wie wäre es, wenn du..." wird dabei überlesen/übersehen/ignoriert, der Text wird wahrgenommen als "du musst, du darfst nicht, schlecht, unklug, alles falsch".
Und deshalb bin ich so erfreut über deine Erkenntnis, dass es sich für dich so _anfühlte_, als ob du bewertet würdest, als ob du dich rechtfertigen müsstest. Der kleine Küchenpsychologie in mir meint, deine negativen Empfindungen auf meinen Text wurden wahrscheinlich ausgelöst durch deine Meinung, dass man dich von außen so negativ wahrnimmt, wie du dich selbst wahrnimmst. Und das stimmt gar nicht.
#15
Genau das habe ich auch durch, dass ich mich von aussen immer und ständig und überall negativ bewertet sah, dass das sozusagen
das letzte Urteil über mich war und dieses Bewertungsmuster
habe ich auch noch selber so übernommen. Ich sah mich genauso, wie mich andere gesehen haben - überwiegend negativ.
Das hat mich zum grossen Teil ausgebremst und demotiviert.
Wäre da nicht mein Glaube an Gott gewesen..........wenn es mir nichts hilft, was die Menschen mir sagen, weil wir einander nicht verstehen (wollen? können ?)
vielleicht hilft dann Gott und sein Wort von Liebe und Erbarmen , weiterzukommen ? Scheint so .
Ich melde mich wieder......und bis dahin wünsch ich Euch, dass Ihr mit dem bisschen Kraft, was ihr verspürt, das beste schafft, was gerade jeden Tag
möglich ist. Grüssele Mausohr
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