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Mein Vater ist Messie- meine Mutter hält es nicht mehr aus
Ich möchte mein Problem ( oder vielmehr das Problem meiner Eltern) kurz beschreiben.
Mein Vater, 72 Jahre, leidet seit vielen Jahren unter der Sammelsucht. Er hat keine bestimmte Favoriten, er hortet alles, angefangen bei Zeitungen bis hin zu alltäglichen Gebrauchsgegeständen, die doppelt und dreifach angeschafft werden. Meine Mutter schafft es gerade so, im unteren Geschoß drei Räume in Ordnung zu halten, das Obergeschoß, sowie Hof und Garten bunkert mein Vater seit dem Tod meiner Oma vor 16 Jahren nach und nach mit Unrat voll. Dazu muß ich aber sagen, daß es bei den gesammelten Dingen nicht um Essensreste oder Lebensmittel handelt. Mein Vater war auch vor seiner Sammelsucht kein sehr ordentlicher Mensch, mein Mutter mußte ihm ständig hinterher räumen, so wie es meine Oma schon vor ihr immer getan hat. Ob die Sammelsucht mit dem Tod meiner Oma angefangen hat, kann ich schlecht sagen, da mein Vater ja auch schon vorher alle Scheunen und Garagen vollgestopft hatte. Allerdings handelte es dabei um Baumaterial.
Ich als Tochter und auch meine Schwester mit Familie müssen glücklicherweise nicht in dem Chaos leben, wir wohnen im selben Ort, haben aber alle seit 20 Jahren eigene Wohnungen. Schrecklich leid tut mir nur meine Mutter, die die ganze Unordnung schon seit Jahren ertragen muß und die gesundheitlich auch ziemlich angeschlagen ist. Alle Apelle an meinen Vater und auch Hilfsangebote schlugen immer fehl. Er reagierte mit Zorn und frechen Antworten, was wiederrum auch meine Mutter ausbaden mußte, so das wir dann kein Wort mehr über die Sache verloren haben.
Nun erkrankte mein Vater im Dezember vergangenen Jahres an Depressionen und es ging eine gigantische Wesensveränderung in ihm vor sich. Wir konnten es alle gar nicht fassen, aber auf einmal sah er die ganze Unordnung um sich herum und meine Mutter durfte aufräumen. Auch wurde sie von meinem Vater nicht mehr so respektlos behandelt. Da ja nun Winter war, beschränkten sich diese Aktionen erstmal aufs Haus und wir freuten uns schon auf den kommenden Frühling, um auch in Hof und Garten endlich Ordnung zu schaffen. Am allermeisten freute es mich für meine Mutter, die endlich wieder Licht am Ende des Tunnels sah. Die Krankheitssymptome waren natürlich für meinen Vater nicht so schön und ich brachte ihn dazu, einen psychiatrischen Arzt aufzusuchen. Der verschrieb eine Reihe Medikamente und die schlugen jetzt nach langer Zeit auch an, es geht ihm besser, was uns ja auch gefreut hat. Die Resonanz davon war aber, daß er in sein altes Sammlerleben zurückgekehrt ist. So schlimm es klingt, aber ich bereue es schon, daß ich ihn zum Arzt geschleift habe, denn jetzt geht der ganze Zirkus von vorne los. Die aufgeräumten Räume werden nach und nach wieder mit Dosen und Zeitungen vermüllt, vom Aufräumen im Garten wird nicht mehr geredet und meine Mutter ist jetzt total zusammengebrochen, was ich ja auch verstehen kann. Sie hat keine Kraft mehr, diese Sucht als Krankheit zu akzeptieren und reagiert mit Wut und Unverständnis.
Wir als Töchter stehen dem natürlich ziemlich hilflos gegenüber, wir wissen, daß mein Vater nicht anders kann und verstehen natürlich auch auf der anderen Seite unsere Mutter. Aber helfen können wir nicht.
Ich habe meiner Mutter zugeredet, auch einen Termin beim Psychiater zu machen ( derselbe, wo mein Vater in Behandlung ist) und ihn auch zu fragen, ob er meinem Vater in Bezug auf die Sammelsucht auch irgendwie helfen kann.
Was könnte man zusätzlich noch tun, um zu helfen und wie sollte man mit unserem Vater umgehen, der ja nun auch seine Depressionen irgendwie loswerden soll. Dafür ist ja Streß auch nicht unbedingt geeignet.
Gold
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Liebe Thea,
ich erkenne deine Hilflosigkeit und solange der Leidensdruck bei deinem Vater nicht megagross ist, wird er vermutlich nicht bereit sein, irgendeine Hilfe anzunehmen. Er wird anfangen, Hilfe anzunehmen, wenn er den Schritt macht und jemanden um Hilfe bitten wird.
Insofern denke ich, dass es wichtig ist, dass ihr für euch sorgt und auch eure Mutter sich ein Umfeld schafft, so dass es ihr gut geht.
Es mag sich sehr krass anhören, doch das was euer Vater treibt, macht er in eigener Verantwortung. Leider sieht er nicht, dass er dabei die Grenzen anderer verletzt.
Ich denke gerade an "in guten und in schlechten Zeiten....", doch dazu gehören zwei und ich habe den Eindruck, dass deine Mutter ihr Bestes gibt, um mit der Situation umzugehen, doch dein Vater beteiligt sich eher nicht daran. Ja, mir ist bekannt, dass Depressivität wenig Handlung ermöglicht, doch er gibt sein Bestes um NICHT beizutragen.
Mein Tipp an euch: schützt euch und eure Grenzen und sorgt dafür, dass eure Bedürfnisse so gut es geht erfüllt sein können.
Auch wenn sich das vielleicht auch schräg anhört, euer Vater erfüllt sich seine Bedürfnisse mit dieser Strategie - ich fürchte nur, er kann die Bedürfnisse, die er sich erfüllt, nicht selbst benennen.
Ich vermute, dass meine Tipps nicht dazu beitragen, euch von dem Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber eurem Vater zu befreien.
Ich wünsche euch viel Kraft beim Ausprobieren und viel Kraft beim ZUSEHEN ohne helfen zu können.
Liebe Grüsse
Sonja
Dein Vater hat in seiner Depression sein Sammel- und Chaosproblem erkannt, jetzt wo die Depression weg ist sammelt er wieder? Ja spreche mit dem behandelnden Psychiater und eventuell auch mit dem sozial-psychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes. Dein Vater benimmt sich während seiner Depression "normaler" als jetzt, oder? Ich glaube der sammelt nicht nur einfach zwanghaft und hatte eine depressive Phase,.
Ich bin ja normaler Weise dagegen Meschen zu pathogiesieren und kenne mich mit psychischen Problemen nicht wirklich aus, aber ich meine eine bipolare Störung geht in diese Richtung und die muss wirklich dringend dauerhaft behandelt werden.
Liebe Sonja,
danke für Deine Ausführungen.
Ich habe aus Zeitmangel heute erst wieder hier reingeschaut.
Leider ist es sehr schwierig, für meine Mutter ein Umfeld zu schaffen, damit es ihr gut geht. Für mich und für meine Schwester ist es kein Problem, da wir ja nicht in dem Chaos wohnen müssen.
Meine Mutter ist oftmals auch selbst daran schuld, wenn sie Zoff mit meinem Vater hat. Wir haben ihr schon mehrmals gesagt, sie soll keine unmöglichen Dinge von unserem Vater verlangen, z. B. alles aufräumen und am besten sofort, wenn ihr wieder mal die Galle überläuft. Das sind Sachen, die nie passieren werden und sie reibt sich damit nur unnötig auf. Sie kann diese Krankheit einfach nicht als Krankheit akzeptieren und wirft meinem Vater vor, das alles nur aus Faulheit zu tun oder um sie zu ärgern. Sie müßte einfach toleranter werden, aber das ist leicht gesagt, wenn man nicht jeden Tag in diesem Chaos leben muß.
Ich für mich selbst habe mich schon abgegrenzt, indem ich kaum noch zu Besuch gehe und mich auch von dem Gezeter meiner Mutter nicht mehr so beeindrucken lasse. Ich höre mir ihre Ausführungen an, aber ich schleppe das nicht permanent mit mir herum.
Wir hatten meiner Mutter ja vorgeschlagen, auszuziehen, wenn sie es gar nicht mehr aushält, aber das möchte sie auch nicht, da sie dann auch finanziell nicht mehr über die Runden kommen würde.
Lieber bubble,
mein Vater war der Meinung, daß er den Psychiater nicht mehr besuchen muß, weil es ihm ja wieder "gut geht".
Als wir mit dem Psychiater gesprochen haben, war er sehr zugänglich, hätte mit meinem Vater auch wegen seiner Sammelsucht weiter gearbeitet, aber wenn mein Vater sich nicht dazu bewegen läßt, kann der auch nichts machen.
Hallöchen und willkommen hier!
Ich möchte jetzt mal den advocatus diabolo spielen und das, leider, aus eigener Erfahrung. Denn ich gehöre zu den Menschen, die kaum ein psychisches Problem in den Griff bekommen haben, da taucht das nächste auf, das zwar vorher schon vorhanden, aber unter dem primären schlecht sichtbar war.
Was du über Deinen Vater schreibst, erinnert mich sehr daran. Ich bin kein Fachmann und versuchs mal wie folgt aus zu drücken. Wenn bei Deinem Vater keine akute Suizidgefahr bestand und die Depressionen nicht auf irgendeine Mangelerscheinung zurück gingen, finde ich es von seinem behandelnden Therapeuten nicht so schlau, ihm Medis zu geben. Ich hätte mit ihm dahingehend gearbeitet, dass er sein Umfeld in Ordnung bringt und abgewartet, wie sich das auf die Depris auswirkt. Unsere Psyche hat keine geschlossenen Kammern, wo das Eine hier und das Andere da lagert. Oftmals beeinflusst die Behandlung eines Problemes, richtig angesetzt, gleich andere mit.
Dieses "finanziell nicht mehr über die Runden kommen", bzw. die Befürchtung, passiert in unserem Kopf. Sie führt dazu, dass Frauen sich von ihren Männern schlagen und demütigen lassen bis zum Letzten und man sich als Aussenstehender immer fragt, warum sie sich das antun. Da Deine Mutter, schließe ich jetzt mal aus dem Alter Deines Vaters, schon älter ist, ist das natürlich doppelt schlimm.
Aber wenn sie wirklich einen Schlusstrich würde ziehen wollen und Ihr auf ihrer Seite steht, wäre, nach einer Trennung, nicht das finanzielle Problem primär, sondern erstmal das Gefühl, allein zu sein. Egal wie unmöglich oder bös ein Partner ist - er ist da. Auch eine Sache, die ich selbst erlebt habe.
Als der Leidensdruck groß genug war, war mir die Angst vor dem finanziellen Desaster egal. Wenn ich unter der psychischen Belastung in die Knie gegangen wäre und gestorben oder dauerhaft pflegebedürftig geendet, hätte es mir auch nicht geholfen, dass ich meinen Sarg selbst bezahlen kann. Zynisch, ich weiß, aber war. Tote haben nix von finanzieller Sicherheit.
Wenn Deine Mutter es tatsächlich gar nicht mehr aushält, dann sollte sie diesen Schritt, trotz ihrer Angst, ernsthaft in Erwägung ziehen. Wenn sie, gemeinsam mit Euch, alles in Ruhe plant und rechtzeitig alle Anträge stellt, wird sie weder verhungern, noch erfrieren und auch Euch nicht auf der Tasche liegen.
Wie auch immer. Viel Kraft für Euch alle
Kay
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